Zwei­tes Semi­fi­na­le 2021: When you know the Lips to sync

Wenn wir aus der gest­ri­gen zwei­ten Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­de für den Euro­vi­si­on Song Con­test 2021 eine ein­zi­ge zen­tra­le Erkennt­nis ablei­ten kön­nen, dann die, was für eine von Anfang an hirn­ris­si­ge Idee der EBU es doch war, erst­ma­lig in der Grand-Prix-Geschich­te das Teil­play­back zuzu­las­sen, also Chor­stim­men vom Band. Von­sei­ten der Schwe­den, die das beim Melo­di­fes­ti­valen schon seit gerau­mer Zeit prak­ti­zie­ren, seit Jah­ren beharr­lich gepusht, muss­te nun Coro­na und die Mög­lich­keit für die Dele­ga­tio­nen, die Anzahl der Per­so­nen auf der Büh­ne und damit das Anste­ckungs­ri­si­ko zu ver­rin­gern, als lang­ersehn­te Aus­re­de her­hal­ten, die­sen Unfug “pro­be­wei­se” auch beim euro­päi­schen Wett­be­werb durch­zu­set­zen. Gera­de am gest­ri­gen, musi­ka­lisch im Ver­gleich zum ers­ten Semi deut­lich schwä­che­ren Abend, ließ sich über wei­te Stre­cken ärger­li­cher­wei­se mit anhö­ren, wie vie­le der ange­tre­te­nen “Sänger:innen” sich mas­siv hin­ter dem Back­ing Track ver­steck­ten, was der Ver­an­stal­tung doch sehr viel von ihrem eins­ti­gen Beson­de­ren nahm und mir den Spaß dar­an ziem­lich ver­gäll­te. Lie­be EBU: bit­te streicht das umge­hend wieder!

Über­zeug­te dies­mal eher durch das wirk­lich her­aus­ra­gend gute Rah­men­pro­gramm als durch die Bei­trä­ge: das zwei­te Semi­fi­na­le 2021.

Am kras­ses­ten oder viel­leicht auch nur am unge­schick­tes­ten betrieb dies mit dem pol­ni­schen Ver­tre­ter Rafał Brzo­zow­ski pas­sen­der­wei­se der auf­grund sei­ner kol­por­tier­ten Nähe zum rechts­ge­rich­te­ten hei­mi­schen Régime ohne­hin unsym­pa­thischs­te Teil­neh­mer die­ser Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­de. Der brach­te sich zwar gar noch einen im Halb­dun­kel der Büh­ne halb­of­fen pos­tier­ten Chor­kna­ben mit, nebst vier männ­li­chen Tän­zern mit De-Top­pers-Gedächt­nis-Hand­lam­pen (soviel zum The­ma Redu­zie­rung der Per­so­nen­zahl!). Da sich des­sen auch nicht immer ganz sau­be­re Gesän­ge und Rafałs Parts stän­dig über­kreuz­ten und damit offen­sicht­lich wur­de, dass der chor­stim­men­star­ke Refrain aus­schließ­lich und voll­stän­dig aus der Kon­ser­ve stam­men muss­te, ließ dies nur noch deut­li­cher zuta­ge tre­ten, was für eine abso­lut unge­nü­gen­de Vokal­leis­tung der haupt­be­ruf­li­che TV-Mode­ra­tor sich erdreis­te­te, hier abzu­lie­fern. Immer­hin hat­te ihm vor sei­nem Auf­tritt wohl noch recht­zei­tig jemand gesteckt, dass das Tra­gen von Son­nen­bril­len in dunk­len Innen­räu­men seit weit über drei Jahr­zehn­ten nicht mehr cool ist, so dass er sich zumin­dest die­ses pein­li­chen Acces­soires rela­tiv zügig ent­le­dig­te. Für den recht­zei­ti­gen Aus­tausch des in sei­nem ran­zi­gen Sexis­mus eben­falls tief im ver­gan­ge­nen Jahr­tau­send ste­cken­ge­blie­be­nen Song­tex­tes von ‘The Ride’ reich­te es hin­ge­gen nicht mehr.

Soll­te sich sein Frau­en­bild mal von der mal­te­si­schen Kol­le­gin Desti­ny upda­ten las­sen: Rafał Brzo­zow­ski (PL).

Eine ähn­lich cre­epi­ge Aura umgab den est­ni­schen Ver­tre­ter Uku Suvis­te, bei dem sich irgend­wie der nagen­de Ver­dacht nicht abschüt­teln ließ, es han­de­le sich bei sei­nen Zei­len “The Chan­ge to come will hurt someone” und “This Time it isn’t me” um die ver­steck­te Andro­hung eines Femi­zids, auch wenn er bei einer etwas wohl­wol­len­de­ren Text­aus­le­gung sei­ner blut­lee­ren Tren­nungs­schmerz­bal­la­de sei­ner Lebens­ab­schnitts­part­ne­rin wohl ledig­lich dadurch zuvor­kom­men woll­te, dass er mit ihr Schluss macht, bevor sie es tut. Er stand (bezie­hungs­wei­se knie­te, eine abso­lut ange­mes­se­ne Ges­te ange­sichts sei­nes musi­ka­lisch abso­lut inad­äqua­ten Lan­ge­wei­le­lied­chens) zwar völ­lig allei­ne auf der Büh­ne, war dabei jedoch über wei­tes­te Stre­cken in gleich viel­fa­cher stimm­li­cher Aus­fer­ti­gung zu hören, so als befän­den sich noch min­des­tens fünf bis acht Klo­ne von ihm hin­ter der Pro­jek­ti­ons­wand. Und ja, natür­lich arbei­te­te man auch zu frü­he­ren Zei­ten, als aller Gesang noch live sein muss­te, mit inten­si­vem Hall und ande­ren elek­tro­ni­schen Stimm­ver­stär­kungs­ef­fek­ten. Aber es ist eben doch ein Unter­schied, ob man im Zwei­fel das schie­fe Live-Gekräch­ze des Inter­pre­ten ver­viel­fäl­tigt und damit des­sen voka­lis­ti­sche Unzu­läng­lich­kei­ten noch offen­sicht­li­cher macht oder ob man es mit im Stu­dio dampf­strahl­ge­bü­gel­ten Cho­rä­len gnä­dig über­deckt. Da füh­le ich mich ein wenig verarscht.

Soll angeb­lich zum sexies­ten Mann des ESC 2021 gewählt wor­den sein: Uku Suvis­te (EE). Was stimmt mit Euch nicht, Mitmenschen?

Auch der abso­lut zucker­sü­ße und im Gegen­satz zu Herrn Suvis­te nun tat­säch­lich extrem sexy aus­se­hen­de Tsche­che Ben Cris­to­vao ali­as Ben­ny Cris­to ver­ließ sich in wei­ten Tei­len aufs Play­back, was immer dann beson­ders schmerz­haft zu Tage trat, wenn er in sei­nem grund­sym­pa­thi­schen, spür­ba­ren Lam­pen­fie­ber den Text sei­nes Coro­na-ist-rum-lass-uns-wie­der-vögeln-Par­ty­knal­lers ‘Oma­ga’ ver­gaß oder in Fol­ge sei­nes sport­li­chen Her­um­ge­hop­ses ein wenig aus der Pus­te kam und kurz auf­hör­te, mit­zu­sin­gen, wäh­rend sei­ne Lead­stim­me wei­ter­hin vom Band zu hören war. Immer­hin, anders als bei den bei­den erst­ge­nann­ten Her­ren, deut­lich in den Hin­ter­grund gemischt, so dass man ihm zumin­dest Kar­ma­punk­te für Trans­pa­renz anrech­nen muss. Dass ihn Ehr­lich­keit allei­ne den­noch nicht vor dem Aus­schei­den in die­ser Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­de ret­tet, dürf­te auch Ben­ny noch wäh­rend des Auf­trit­tes klar­ge­wor­den sein, und mit einer dem­entspre­chend hun­de­wel­pen­nied­li­chen Mischung aus Nie­der­ge­schla­gen­heit und Akzep­tanz des Unver­meid­li­chen ließ er sich am Ende sei­ner drei Minu­ten in die trös­ten­den Arme sei­ner vier Begleittänzer:innen her­nie­der­sin­ken. Und wes­sen Herz an die­ser Stel­le nicht vor Mit­ge­fühl dahin­schmolz wie But­ter in der Son­ne, der kann nie eines beses­sen haben.

Kann “es” jeder­zeit haben, solan­ge er dabei nicht singt: Ben­ny Cris­to (CZ).

Für einen Über­ra­schungs­mo­ment in gleich mehr­fa­cher Hin­sicht sorg­te der Öster­rei­cher Vin­cent Bue­no. Des­sen musi­ka­lisch kom­plett unauf­fäl­li­ge Mid­tem­po-Tren­nungs­schmerz­bal­la­de ran­gier­te in der Stu­dio­fas­sung in mei­nem per­sön­li­chen ESC-Ran­king 2021 ziem­lich abge­schla­gen im obe­ren Schluss­drit­tel und war für mich im Vor­feld einer der sichers­ten Nicht­qua­li­fi­kan­ten in die­ser Run­de. Live jedoch erstaun­te der Stei­rer mit einer völ­lig uner­war­te­ten emo­tio­na­len Wucht, die mich für einen Moment zwei­feln ließ, ob es in ‘Amen’ tat­säch­lich nur um das Ende einer Bezie­hung geht oder ob er nicht doch einen gelieb­ten Men­schen zu Gra­be tra­gen muss­te. Jeden­falls stand Vin­cent mehr­fach das Was­ser in den Augen und auch in der Stim­me mani­fes­tier­te sich ein merk­li­ches Zit­tern kurz vor dem Ran­de zum Ner­ven­zu­sam­men­bruch. Auf mich wirk­te die hier zur Schau gestell­te Ver­letz­lich­keit voll­kom­men authen­tisch und abso­lut ent­waff­nend, und ich ertapp­te mich dabei, selbst ein klei­nes Trän­chen zu ver­drü­cken, weil mich das irgend­wie ergriff. So sehr, dass ich Bue­no nach die­sem Auf­tritt plötz­lich doch im Fina­le sah. Der Mehr­heit der Zuschauer:innen und / oder Juror:innen muss die Dis­kre­panz zwi­schen mit­tel­mä­ßi­gem Song und Gefühls­aus­bruch anschei­nend jedoch als so immens erlebt haben, dass sie das Gan­ze wohl eher als thea­tra­lisch wer­te­te denn als genu­in. Oder es gilt immer noch das gesell­schaft­li­che Dik­tum der toxi­schen Mas­ku­li­ni­tät, das Män­ner umge­hend abstraft, sobald sie auch nur kurz ihren emo­tio­na­len Pan­zer öff­nen. Das wäre entmutigend.

Für reli­gi­ös kon­no­tier­te Song­ti­tel ist beim gott­lo­sen ESC kein Raum, und das ist wie­der­um beru­hi­gend: Vin­cent Bue­no (AT).

Auf eine noch grö­ße­re emo­tio­na­le Ach­ter­bahn­fahrt schick­te mich der geor­gi­sche Ver­tre­ter Tor­ni­ke Kipia­ni schon wäh­rend der letz­ten bei­den Jah­re, aber ins­be­son­de­re ges­tern Abend. In den bild­schö­nen Kau­ka­si­er hat­te ich mich bereits 2017 im Rah­men sei­nes dama­li­gen Vor­ent­schei­dungs­auf­tritts ver­liebt, wo er eine hei­ser geg­röhl­te, düs­ter-dre­cki­ge Tech­no­num­mer prä­sen­tier­te. Sei­nen im Vor­jahr aus­ge­wähl­ten, dann aber wegen Coro­na nicht zum Zuge gekom­me­nen Euro­vi­si­ons­bei­trag ‘Take me as I am’, in dem er sich die tief ent­täusch­te Lie­be der Georgier:innen zu Euro­pa von der See­le schrie, schloss ich nach anfäng­li­chen Vor­be­hal­ten tief in mein Herz. Und auch zu sei­ner dies­jäh­ri­gen, sowohl musi­ka­lisch wie lyrisch erneut extrem spar­sam möblier­ten Bal­la­de ‘You’ hat­te ich von Anfang an ein ambi­va­len­tes Ver­hält­nis zwi­schen ver­zwei­fel­tem Mögen­wol­len, töd­li­chem Gelang­weilt­sein und Respekt vor der zugrun­de­lie­gen­den Fickt-Euch-Atti­tü­de und der lan­des­ty­pi­schen Chuz­pe, immer wie­der Songs zu Euro­pas größ­tem Trash-und-Pail­let­ten-Wett­be­werb ein­zu­rei­chen, die den Zuhörer:innen Geduld und Lei­dens­be­reit­schaft abver­lan­gen. So dach­te ich ges­tern wäh­rend des extrem ver­hal­te­nen Songauf­tak­tes stän­dig dar­an, dass ich von dem auf so anre­gen­de Art düs­ter dreinstar­ren­den Inter­pre­ten doch bit­te­schön nicht ange­säu­selt, son­dern ange­brüllt wer­den möch­te. Als hät­te er mei­nen Wunsch gehört, dreh­te Tor­ni­ke dann im letz­ten Song­drit­tel mas­siv auf und röhr­te mit letz­ter Kraft­an­stren­gung ins Mikro, auf dass die Adern auf sei­ner Schlä­fe fast zu plat­zen droh­ten. Da war sie, mei­ne hart ver­dien­te Beloh­nung für das Durch­hal­ten der qual­voll drö­gen ers­ten zwei Minu­ten, und der hier­durch getrig­ger­te Dopa­min­rausch ent­schä­dig­te für alles.

Ihm möch­te ich für mein Leben ger­ne nachts in einer dunk­len Gas­se begeg­nen: Tor­ni­ke Kipia­ni (GE).

Man­geln­de Schrei­be­reit­schaft konn­te man der nach gefühlt vier­hun­dert ver­geb­li­chen Vor­ent­schei­dungs­teil­nah­men nun end­lich für Lett­land ent­sand­ten Saman­ta Tīna nun gewiss nicht vor­wer­fen. Von der ers­ten Sekun­de an brüll­te sich die Blon­di­ne mit der Bügel­fri­sur durch ihre Mens­trua­ti­ons­hym­ne ‘The Moon is rising’, an der mal wie­der die bal­ti­sche Elek­tro­kö­ni­gin Ami­na­ta mit­schrieb. An ihrem Auf­tritt irri­tier­ten jedoch zwei Din­ge: zum einen, dass ihre Chor­sän­ge­rin­nen zwar immer noch die vor anste­cken­den Aero­so­len nur unge­nü­gend schüt­zen­den Gesichts­vi­so­ren aus dem ein­drück­li­chen Video­clip ihres Vor­jah­res­bei­trags ‘Still breathing’ tru­gen, jedoch die Sprüh­fla­schen mit rosa­far­be­ner Des­in­fek­ti­ons­flüs­sig­keit ver­ges­sen hat­ten. Und zum ande­ren, dass neben die­sem unver­zicht­ba­ren Acces­soire noch etwas ande­res Wich­ti­ges ver­ges­sen wur­de, näm­lich die Musik auf dem Back­ing Track. Außer einem durch­ge­hen­den “Möp möp möp möp” und lau­ten elek­tro­ni­schen Beats fehl­te jede erkenn­ba­re Spur einer Instru­men­tie­rung oder Melo­die. Spiel­te man ver­se­hent­lich den Dub-Remix ein statt die Radio­ver­si­on? Oder war das wirk­lich schon immer so?

Wer hat mein Lied so zer­stört, Ma? Saman­tha Tīna (LV).

Lässt sich das Aus­schei­den aller bis­lang Erwähn­ten unter dem Rubrum “ver­dient” oder zumin­dest “nach­voll­zieh­bar” sub­su­mie­ren, so erfüllt mich das Semi­fi­nal-Aus des däni­schen Modern-Tal­king-Gedächt­nis­du­os Fyr og Flam­me mit äußers­tem Miss­fal­len und völ­li­gem Unver­ständ­nis. Da schi­cken unse­re sonst stets nur für uner­träg­lich seich­te Sül­ze berüch­tig­ten nörd­li­chen Nach­barn seit Men­schen­ge­den­ken end­lich ein­mal wie­der etwas Unter­halt­sa­mes und Spaß­brin­gen­des, und dann straft Euro­pa das ab? Ich fal­le wirk­lich vom Glau­ben an die Mensch­heit ab! Wobei sich mein schwä­ren­der Ver­dacht auch hier wie­der gegen die ver­trock­ne­ten Spaß­brem­sen von der Jury rich­tet. Soll­te sich Sams­tag­nacht tat­säch­lich her­aus­stel­len, dass die Her­ren und Damen Juror:innen das her­zi­ge Zwei-geschie­de­ne-Väter-bei-der-Club­ka­rao­ke-Duett auf dem Gewis­sen haben, wird mein Zorn kei­ne Gren­zen ken­nen! Dabei fuh­ren die Dänen alles auf, was geht: Lan­des­spra­che, einen herr­lich neon­bun­ten Acht­zi­ger­jah­re-Hin­ter­grund, einen enga­giert huhen­den, drei­köp­fi­gen Back­ground­chor, einen weit über die Gren­ze zur Selbst­par­odie hin­aus tuckig tan­zen­den Lead­sän­ger und sogar dop­pel­te Hand­klat­scher! Ich wie­der­ho­le: dop­pel­te! Hand­klat­scher! Um wie­viel bes­ser kann es denn noch wer­den? Selbst Tor­ni­ke ent­lock­te die Per­for­mance ein Lächeln! Ganz ernst­haft: wenn eine sol­che Num­mer nicht mehr ins Fina­le kommt, ist das nicht mehr mein Wettbewerb.

Der wohl größ­te Wer­tungs­skan­dal seit dem Kuun­kuis­ka­jaat-Gate: das Aus für Feu­er & Flam­me (DK).

Zumal an ihrer Stel­le aus­ge­rech­net die grau­en­haf­ten Por­tu­gie­sen wei­ter­zo­gen, die nicht nur das unfass­ba­re Sakri­leg begin­gen, das ers­te Mal seit 1964 auf eng­lisch zu sin­gen, son­dern die auch noch einen mit näseln­dem Zie­gen­tim­bre into­nier­ten RTL-Zwei-Sozi­al­por­no über das ach so furcht­ba­re Schick­sal einer Ams­ter­da­mer Sex­ar­bei­te­rin prä­sen­tier­ten, zu deren Kun­den­kreis der Front­mann der Black Mam­bas zähl­te. Ich kann nur hof­fen, die Band ent­schä­digt die Dame für das erzäh­le­ri­sche Aus­beu­ten ihrer Lebens­ge­schich­te wenigs­tens mit einer trans­ak­ti­ons­lo­sen Son­der­zah­lung. Die unver­hoh­le­ne Begeis­te­rung des deut­schen Kom­men­ta­tors Peter Urban für die­se Num­mer ließ ja bereits das Schlimms­te befürch­ten: anschei­nend gibt es unter Män­nern, die für Lie­be bezah­len müs­sen, nur um ein­mal zärt­lich zu sein, einen Markt für der­ar­tig pater­na­lis­ti­schen Sozi­al­kitsch. Ich möch­te bre­chen. Noch scho­ckie­ren­der erscheint mir indes der Final­ein­zug der für Grie­chen­land gestar­te­ten, ehe­ma­li­gen nie­der­län­di­schen JESC-Ver­tre­te­rin Ste­fa­nia Libe­ri­ka­kis, deren ‘Last Dance’ (oder, wie sie es sang: “Let’s dance”) sich trotz lila-sil­berg­lit­zern­den Cat­suits durch völ­li­ge Farb­lo­sig­keit aus­zeich­ne­te, von der noch nicht ein­mal die visu­el­len trick­tech­ni­schen Spie­le­rei­en mit frei­schwe­ben­den Tän­zern abzu­len­ken ver­moch­ten. Augen­schein­lich schau­en in die­sen Zei­ten auch in den Semis deut­lich mehr hete­ro­se­xu­el­le Her­ren als sonst zu und stim­men per Han­dy-App für die Loli­tas ab, ohne des­we­gen Ärger mit der Ehe­frau zu ris­kie­ren. Anders ver­mag ich mir das Ergeb­nis nicht erklären.

Ser­gey Lazarev hat ange­ru­fen und will sei­nen Unsicht­ba­re-Trep­pe-Trick zurück: Ste­fa­nia (GR).

Ihnen könn­te auch die für das von den Rus­sen gehi­jack­te Mol­da­wi­en ange­tre­te­ne Nata­lia Gor­dien­co, ihres Zei­chens Ent­füh­rungs­op­fer von Phil­lip Kirk­o­rov und Trä­ge­rin der Alyo­na-Lans­ka­ya-Medail­le für das gru­se­ligs­te Läch­le-sonst-wirst-du-erschos­sen-Gefrier­grin­sen, den Final­ein­zug zu ver­dan­ken haben. Obschon ich zu mei­ner Schan­de geste­hen muss, dass es sich bei ihrem nähr­wert­frei­en und bis auf Nata­li­as asth­ma­ti­sche Atem­ge­räu­sche zu 100% im Voll­play­back­ver­fah­ren into­nier­ten ‘Sugar’, sei­nes Zei­chens ein stark ver­wäs­ser­ter Abklatsch von Maruvs zurück­ge­zo­ge­nem 2019er ESC-Bei­trag ‘Siren Song’, um mein Guil­ty Plea­su­re der Sai­son han­delt. Musi­ka­lisch wie insze­na­to­risch von vor­ne bis hin­ten total bil­lig, aber lei­der geil. Nicht ganz so ein­deu­tig hin­ge­gen, wer in Mas­sen für die fabel­haf­te Sen­hit anrief. Über die san­ma­ri­ne­si­sche Grand-Prix-Köni­gin war ja bei den Pro­ben­be­richt­erstat­tun­gen in diver­sen Blogs bereits zu lesen, dass sie von ihren Tönen maxi­mal die Hälf­te trifft, und auch dann nicht in der rich­ti­gen Rei­hen­fol­ge. Spiel­te bei ihrem Trash-Epos ‘Adre­na­lina’ jedoch augen­schein­lich kei­ne Rol­le, auch dank der Ablen­kung durch ihren gigan­ti­schen Mari­en-Kopf­putz, mit dem sie sich zur Hei­li­gen der Euro­vi­si­ons­schwup­pen sti­li­sier­te. Jeden­falls reich­te das für den Final­ein­zug, trotz der sonst zwangs­läu­fig zur sofor­ti­gen Straf­ab­wer­tung durch die Jurys füh­ren­den Hip-Hop-Ein­la­ge durch den US-ame­ri­ka­ni­schen Rap­per Flo Rida, um des­sen (Nicht-)Teilnahme im Vor­feld ein rie­si­ges öffent­lich­keits­wirk­sa­mes Gewe­se bis zur letz­ten Minu­te ver­an­stal­tet wurde.

Das zwi­schen­drin in höchs­ter Schrill­stimm­la­ge gekri­schene “Euro­pe!” war wohl nichts ande­re als ein ver­zwei­fel­ter Hil­fe­ruf an den Kon­ti­nent um Ret­tung aus den Klau­en der sla­wi­schen Kom­po­nis­ten­tran­se: Nata­lia Gor­dien­ko (MD).

Bizarr: flo­gen im ers­ten Semi noch alle teil­neh­men­den Bal­kan­na­tio­nen geschlos­sen raus, so kamen sie im zwei­ten geschlos­sen wei­ter. Und das, obwohl man Anx­he­la Peris­te­ris wun­der­schö­ne alba­ni­sche Bal­kan­bal­la­de ‘Kar­ma’ um den noch beim FiK prä­sen­tier­ten, bom­bas­ti­schen Auf­takt und damit den bes­ten Part beraub­te. Zum bul­ga­ri­schen Bei­trag ‘Gro­wing up is get­ting old’ ver­moch­te ich trotz inhalt­li­cher Zustim­mung zu sei­ner Kern­aus­sa­ge kei­nen emo­tio­na­len Zugang zu fin­den. Was viel­leicht dar­an lie­gen mag, dass ich mich als Teil der Gene­ra­ti­on 50+ ein wenig ver­al­bert vor­kom­me, mir so ein lar­moy­an­tes Gewin­sel von einer blut­jun­gen Göre wie Vic­to­ria Geor­gie­va anhö­ren zu müs­sen. Kom­plett abge­holt fühl­te ich mich hin­ge­gen von den drei hin­rei­ßen­den ser­bi­schen Dis­co­göt­tin­nen von Hur­ri­ca­ne. Deren in der Stu­dio­fas­sung eher ent­täu­schen­des ‘Loco loco’ erfand nun zwar auch nicht gera­de das Gen­re neu. Live aber bewie­sen die drei zu Recht sehr selbst­be­wuss­ten Regen­tin­nen mit knie­lan­gen schwar­zen Lack­stie­feln, stra­te­gisch glit­zern­den Kos­tü­men und Ton­nen von unab­läs­sig geschüt­tel­tem und im Sturm der Wind­ma­schi­ne wehen­dem Wun­der­haar, dass es viel Geld kos­tet, bil­lig aus­zu­se­hen, sich die Aus­ga­ben aber lohnen.

Werft Euch vor ihnen in den Staub, ihr unwür­di­ges Geschnetz: Ser­bi­en ließ einen Hur­ri­ca­ne über Euro­pa hinwegbrausen.

Gleich dop­pelt gefickt hat das Virus den islän­di­schen Elek­tro-Alter­na­ti­ve-König Daði Freyr: erst brach­te die coro­nabe­ding­te Absa­ge des Euro­vi­si­on Song Con­test 2020 die Polar­in­sel um ihren ers­ten siche­ren Grand-Prix-Sieg. Und nun durf­te Dad­dy Fire zwar anrei­sen, muss­te aber ges­tern im Hotel blei­ben, weil jemand aus sei­nem Team posi­tiv getes­tet wur­de. Statt­des­sen gab es die Auf­zeich­nung vom Jury­fi­na­le. Und das reich­te, anders als bei sei­ner aus­tra­li­schen Kol­le­gin Mon­tai­gne im ers­ten Semi, zum Final­ein­zug, denn so gut ist er nun mal. Chan­cen, den Pott nach Reykja­vik zu holen, braucht er sich mit dem char­man­ten ’10 Years’ aber kei­ne aus­zu­rech­nen, denn gegen ‘Think about Things’ fällt das lei­der ab. Zur Erhö­hung der Span­nung erst an letz­ter Stel­le bekannt gab man den voll­kom­men erwart­ba­ren Ein­zug der fin­ni­schen Ado­les­zenz-Metal-Buben Blind Chan­nel, qua­si die Hur­ri­ca­ne des Hard Rock, mit ihrer eben­falls nicht sehr ori­gi­nel­len, aber Spaß machen­den Lin­kin-Park-Hom­mage ‘Dark Side’. Der Schwei­zer Gjon Muhar­re­maj (Gjon’s Tears) schließ­lich zählt ohne­hin zu den Favo­ri­ten in die­sem Jahr, und nach sei­nem Live­auf­tritt ges­tern kann ich es nach­voll­zie­hen. Auch wenn mich Fal­sett­ge­sang sonst eher nervt, bil­de­te die­ser gera­de in Ver­bin­dung mit Gjons leicht bizar­rer Ein-Mann-Insze­nie­rung und dem phi­lo­so­phi­schen Sujet sei­nes Songs über die Ver­gäng­lich­keit des Seins und das Eins­sein mit dem Uni­ver­sum eine schö­ne, stim­mi­ge Einheit.

Der jun­ge Jens Rie­wa in einer Blu­se von Kate­ri­na Valen­te und mit einer stil­ech­ten Pao­la-Fön­wel­le: Gjon’s Tears (CH).

Einen kur­zen Crin­ge-Moment gab es dies­mal bei der Prä­sen­ta­ti­on der rest­li­chen Big-Five-Natio­nen, als der Spa­ni­er Blas Can­tó in typi­scher Poli­ti­ker-Manier eine eigent­lich gar nicht dar­auf abzie­len­de Fra­ge zu sei­ner sturz­lang­wei­li­gen Bal­la­de igno­rier­te und statt­des­sen eilends die mit­leid­hei­schen­de Geschich­te sei­ner im Dezem­ber an Coro­na ver­stor­be­nen Oma erzähl­te, die ihn zu ‘Voy a quer­da­me’ inspi­riert habe. Und man konn­te sich irgend­wie des Ein­drucks nicht erweh­ren, dass da gera­de jemand sprich­wört­lich sei­ne Groß­mutter ver­kauft, um für sein Land nicht wie­der den letz­ten Platz zu holen. Gro­ßes Lob hin­ge­gen erneut für das hoch­klas­si­ge und inspi­rier­te Rah­men­pro­gramm der Nie­der­län­der, mit wel­chem der Sen­der wie­der­um ein gelun­ge­nes Zei­chen für Inklu­si­on und Viel­falt setz­te: die bei­den Bal­lett­ein­la­gen des gehan­di­cap­ten Break­dan­cers Ait Chitt ali­as Redo als Eröff­nungs­act und des aus Syri­en geflo­he­nen Ahmad Jou­deh wäh­rend der Wer­tungs­pau­se waren von atem­be­rau­ben­der Schön­heit und Ele­ganz und lohn­ten für sich genom­men bereits das Ein­schal­ten. Dan­ke dafür!

Coo­le BMX-Stunts und bewe­gen­des moder­nes Tanz­thea­ter gehen nicht zusam­men? Oh, und ob!

ESC 2021, 2. Semi

2. Semi­fi­na­le des Euro­vi­si­on Song Con­test 2019. Don­ners­tag, der 20. Mai 2021, 21 Uhr, aus der Ahoi-Are­na in Rot­ter­dam, Nie­der­lan­de. 17 Teil­neh­mer­län­der. Mode­ra­ti­on: Chan­tal Jan­zen, Edsilia Rom­bley, Jan Smit und Nik­kie de Jager.
#LandInter­pre­tenSong­ti­telTele­vo­tingJurySum­mePlatz
01SMSen­hitAdre­na­lina04207611809
02EEUku Suvis­teThe lucky One02902905813
03CZBen­ny CristoOma­ga00002302315
04GRSte­fa­nia LiberakakisLast Dance08010418406
05ATVin­cent BuenoAmen01305306612
06PORafał Brzo­zow­skiThe Ride01701803514
07MDNata­lia GordienkoSugar12305617907
08ISDaði Freyr + Gagnamagnið10 Years14814028802
09RSHur­ri­ca­neLoco Loco06805612408
10GETor­ni­ke KipianiYou01500101616
11ALAnx­he­la PeristeriKar­ma03807411210
12PTThe Black MambaLove is on my Side11112823904
13BGVic­to­ria GeorgievaGro­wing up is get­ting old10114925003
14FIBlind Chan­nelDark Side15008423405
15LVSaman­ta TīnaThe Moon is rising01000401417
16CHGjon’s TearsTout l’Uni­vers13515629101
17DKFyr og FlammeØve os på hinanden08000908911

Chor­stim­men vom Band sind beim ESC wei­ter­hin erlaubt. Das ist…

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20 Comments

  • https://www.escdaily.com/ebu-backing-vocals-on-tape-could-remain-evaluation-after-the-contest/

    Ich fürch­te lei­der (anhand des zuerst ver­link­ten Arti­kels), dass die­se Rege­lung bei­be­hal­ten wird. Mei­ne ein­zi­ge Hoff­nung ist, dass die natio­na­len Sen­de­an­stal­ten Druck auf die Refe­rence Group aus­üben. Für mich wäre das 3/4‑Playback zwar kein K.o.-Kriterium, aber es stört vie­le ande­re. Daher mein Appell an die EBU: Sofort wie­der abschaffen!

    Ich fand die­ses Halb­fi­na­le auch schwä­cher als das vom Diens­tag, aber zumin­dest konn­te ich mit dem Ergeb­nis wei­tes gehend leben. Mein Herz blu­tet ein­zig ein wenig wegen Däne­mark. Und ja, es ist ziem­lich sicher, dass die Jurys hier ihre Fin­ger im Spiel hat­ten. Der Bei­trag hät­te ent­ge­gen dem mol­daui­schen Bei­trag das recht viel­fäl­ti­ge Star­ter­feld schön abge­run­det. Ein biss­chen 80er Jah­re Dis­co darf doch immer sein!

    Zudem ist der Final­ein­zug von Por­tu­gal (gegen den ich musi­ka­lisch nicht aus­zu­set­zen habe) und das Aus­schei­den von Däne­mark das völ­lig fal­sche Signal an bei­de Län­der. Däne­mark wird wohl in den kom­men­den Jah­ren wie­der zu Eng­lisch zurück­keh­ren. Bei Por­tu­gal hof­fe ich zwar, dass die­ser Bei­trag die Aus­nah­me bleibt, aber die Por­tu­gie­sen könn­ten mit dem Final­ein­zug nun auf den Geschmack gekom­men sein. 

    Und zu Sams­tag: Abso­lut kei­ne Ahnung. Ich habe das Gefühl, dass in die­sem Jahr um die 5–10 Lie­der Sie­ges­chan­cen habe. Ich stel­le mich schon mal dar­auf ein, dass Frank­reich bei den Jurys gewinnt, Ita­li­en bei den Zuschau­ern und mit Mal­ta oder Bul­ga­ri­en sich mal wie­der zwei­te Wahl durch­setzt. Span­nend bleibt’s!

  • Sor­ry, zum The­ma “Backings vom Band” muss ich zumin­dest in die­sem Jahr aus per­sön­li­chen Grün­den ent­schie­den widersprechen. 

    Ach ja, mei­ne wun­der­ba­ren Islän­der. Das war so, so hart, und ich hof­fe, dass sie am Sams­tag super abschnei­den wer­den, und auch hier Wider­spruch: Ich den­ke, dass sie sehr wohl Chan­cen auf den Pott haben! 

    Ich hab aber abso­lut kei­ne Ahnung, wer die Kro­ne am Sams­tag holen könn­te. Es wird bestimmt wie­der irgend­ein blö­der Kom­pro­miss, mit dem am Ende kein Mensch leben kann. Auf jeden Fall: Alles, aber bit­te, bit­te nicht Malta!

    Das Semi-Ergeb­nis geht bis auf das Wei­ter­kom­men von Mol­da­wi­en und das Raus­flie­gen der Dänen in Ord­nung, auch wenn es mir für Öster­reich sehr leid tut. Ja, ich weiß, ich hab die Dänen nicht wei­ter­ge­tippt, aber Ihr hät­tet mal sehen sol­len, was ges­tern Abend hier los war, als das kam!

  • Ach ja, und zu Uku: Das war auf esck­om­pakt. Zu die­ser Wahl nur so viel: Greif mal nem nack­ten Mann inne Tasche! War ja nix dabei die­ses Jahr für mei­ne Töch­ter ihre Mutter!

  • Ach Dänemark.…musikalisch auf einem Niveau wie Jen­drik aber genau so knuffig-sympathisch!
    Scha­de und natür­lich haben die Juries sie gekillt, viel­leicht noch feh­len­de Gegen­lie­be aus Euro­pa süd­lich der Alpen.
    Ben­nys Song war kein “kema­ma”, und vor allem irgend­wie selt­sam abwe­send vor­ge­tra­gen, schade.…
    Ansons­ten bin ich mit den Fina­lis­ten ein­ver­stan­den wie sel­ten in den letz­ten Jahren.
    Vin­cent hat mich lei­der null gekriegt, das hat Paen­da trotz letz­tem Platz 2019 bes­ser geschafft.
    Die kommt ja wie ich auch tat­säch­lich aus der Steiermark 😉

  • Bis auf Mol­dau und mit Abstri­chen Por­tu­gal gehen alle Fina­lis­ten in Ord­nung, am meis­ten freut es mich für Alba­ni­en und Island. 

    Bei “Sugar” hat anschei­nend Kirk­o­rov gan­ze Arbeit geleis­tet und im Gegen­satz zum Haus­herrn fin­de ich da über­haupt nichts “geil” und die­ses Mach­werk hat inzwi­schen Zypern von mei­nem letz­ten Platz abgelöst.

    Lei­der war spä­tes­tens nach der Bekannt­ga­be von San Mari­no klar, daß die sym­pa­thi­schen Dänen drau­ßen sind, denn GR, CH und Fi gal­ten defi­ni­tiv als gesetzt.

  • Zustim­mung: (Fast) alles außer Mal­ta ! Zypern ist eh nicht zu befürch­ten, konn­te da dem Hype nichts abgewinnen.

  • Anschei­nend bin ich der Ein­zi­ge, der das zwei­te Semi musi­ka­lisch deut­lich bes­ser fand als das ers­te. Von Rock über typi­sche und unty­pi­sche Bal­la­den, Eth­no­dance, klas­si­schen Soul bis hin zum Dänen­schla­ger war alles dabei und damit die Band­brei­te deut­lich grö­ßer als beim eher ein­tö­ni­gen ers­ten Semi. Aber gut, auch hier gilt…Geschmäcker sind bekannt­lich verschieden. ?
    Ich hät­te auch ger­ne 11 Final­plät­ze gehabt, denn auch ich fand Öster­reich und Däne­mark so stark, dass ich bei­den den Final­ein­zug gegönnt hätte.
    Bei den knuf­fi­gen Dänen, deren Lied ich am Anfang so gehasst habe hat­te ich sofort das Gefühl wie­der 16 zu sein oder das nie­der­län­di­sche Fern­se­hen prä­sen­tiert hier ein­fach aus Kos­ten­grün­den einen Aus­schnitt aus dem ESC 1985 in Göteborg.
    Den Nicht­Fi­nal­ein­zug der bei­den Bei­trä­ge las­te ich aller­dings nicht den in mei­nen Augen (da sind wir wirk­lich ganz ent­ge­gen gesetz­ter Mei­nung) ful­mi­nant auf­tre­ten­den Por­tu­gie­sen, die nun zu mei­nen Mit­fa­vo­ri­ten gehö­ren. Und das, obwohl ich Lan­des­spra­chen Purist bin. Den­noch fin­de ich Pedros Stim­me, neben der von Dami­a­no David und Gjon die inter­es­san­tes­te des dies­jäh­ri­gen Wettbewerbs.
    Da fand ich den Auf­tritt der Gor­dien­ko weit­aus gru­se­li­ger und eben nicht Final­wür­dig. Die­ses mas­ken­haf­te Dau­er­lä­cheln, unori­gi­nel­le Cho­reo­gra­fie, schau­der­haf­tes Eng­lisch und kaum einen Ton getrof­fen. Das Lied war zuge­ge­be­ner­ma­ßen cat­chy, aber das macht es eher noch schlimmer.
    Ansons­ten, alles was Du sagst ??.
    Und Ich sehe nun tat­säch­lich die Islän­der beim Titel­kampf mit dabei. Allei­ne die herz­zer­rei­ßen­de Bot­schaft des Covid infi­zier­ten Band­mit­glieds krie­ge ich nicht aus dem Kopf und der Kon­ser­ven­auf­tritt ist alle­mal gut genug für eine gute Plat­zie­rung und wer weiß, viel­leicht klappt es doch noch mit Islands ers­ten ESC-Sieg, dann wäre der Schick­sal­si­ro­nie Genü­ge getan.
    Ach ja, Gjon bleibt natür­lich auch bei mei­nen Favo­ri­ten und ich fin­de es toll, dass Du mit die­sem Song nun auch Dei­nen Frie­den gemacht hast.
    Ich freue mich tie­risch auf heu­te Abend, den ich fin­de die­sen Jahr­gang echt toll.

  • Zu Island: In der Tat klingt das auch in die­ser Vari­an­te viel authen­ti­scher als sämt­li­che Songs vom Reiß­brett, die wenigs­tens lang­wei­len und im schlimms­ten Fall extrem auf die Ner­ven gehen (Zypern, Moldau)

  • Dä-ne-mark! Hat das Publi­kum vor der Ver­kün­dung des zehn­ten Fina­lis­ten “Dä-ne-mark” oder – wie ich in einem ande­ren Blog gele­sen habe – “Fin­land” geru­fen? Vor­hin noch­mal auf You­tube ange­se­hen, ich höre es nicht raus, ver­mut­lich bei­des? Ich bil­de mir ein, drei Sil­ben zu hören, wobei es auf Nie­der­län­disch aber “Dene­mar­ken” heißt (bei nur nie­der­län­di­schem Publi­kum wird man wohl kaum auf Eng­lisch rufen). Der Blick von Jes­per ins Publi­kum wür­de mich bestä­ti­gen. Naja, es hat nicht geklappt, echt scha­de! Natür­lich, die Num­mer gehört ein­deu­tig in die Kate­go­rie “so schlecht, dass es schon wie­der gut ist”, aber des­we­gen gefällt sie mir ja! Gute Lau­ne, däni­sche Spra­che, ein ech­ter Chor, echt sehr sehr scha­de dass es nicht geklappt hat. 

    Ansons­ten: ich fürch­te zwar, Öster­dahl wird sich mit der Schwe­di­sie­rung durch­set­zen, aber der Dosen­chor muss drin­gend wie­der weg (genau­so wie der Dosen­ap­plaus, der aber wohl Don­ners­tag etwas spar­sa­mer ein­ge­setzt wur­de als noch am Diens­tag). Der geneig­te Fern­seh­zu­schau­er wird es aber ver­mut­lich gar nicht bemer­ken, denn auch in den letz­ten Jah­ren durf­ten Chor­sän­ger ja schon hin­ter der Büh­ne ver­steckt wer­den statt sicht­bar zu sein. Ich habe da mal ein inter­es­san­tes Back­stage­vi­deo von Net­tas Auf­tritt in Lis­sa­bon gese­hen: Zweit­stim­me steht unten am Büh­nen­auf­gang und starrt auf ihr Smart­phone (oder so), um den Ein­satz nicht zu ver­pas­sen. Nee, das ist nicht mehr live, das ist nicht mehr ESC.

  • Inzwi­schen, nach­dem ich mir ges­tern Abend fünf­mal den Fina­lis­ten­schnell­durch­lauf gege­ben und diver­se Berich­te zum Jury­fi­na­le gele­sen habe, bin ich sicher, wie es aus­ge­hen wird: Die Ukrai­ne wird gewin­nen, Zwei­ter Schweiz, Drit­ter Ita­li­en, Vier­ter Frank­reich. Und Fünf­ter bit­te, bit­te Island. Darf auch gern gewin­nen. Letz­ter … puh … I just feel sorry.

  • @ Tama­ra: Lie­be Gag­na­ma­gni­da 1243: Ich glaub zwar nicht, dass wir gewin­nen, son­dern Frank­reich (oder Litau­en), aber wenn wir es schaf­fen soll­ten: du hast ja ver­spro­chen: Kan­te geben in Reykja­vik, zumin­dest in einer Zukunft.

    Und an alle; vor allem Oli­ver (wie­der mal Dan­ke für dei­ne mich immer sehr amü­sie­ren­den Artikel):
    Wenn die Gor­dien­ko wie­der genau­so über­zeu­gend “singt” wie im Halb­fi­na­le, ist ihr hof­fent­lich der letz­te Platz gewiss. Und möge ihr wäh­rend des Auf­tritts eine däni­sche Möwe auf den Kopf kacken.

    Da Jen­drik wohl beim Jury­fi­na­le etwas gebrems­ter rum­ge­der­wischt ist und nicht ganz so außer Pus­te war, könn­te es viel­leicht sogar knapp für eine 1 an ers­ter Stel­le reichen.

    Ich wün­sche uns allen einen äußerst ver­gnüg­li­chen Abend, aber die Nie­der­län­der krie­gen das schon hin.

    Ciao

    Euer Gag­na­ma­gnid Nr. 1306

  • Mei­ne Mei­nung kann ich bei der Umfra­ge nicht wiederfinden:
    ‑Ich höre kei­nen Unter­scheid raus, daher ist es mir egal

  • @ag9: Lie­ber Gag­na­ma­gnid Nr. 1306 (ich glaub, ich hab mich ver­zählt, oder mir fehlt da irgend­wie was – eja­aaal!): VIER­TER!!! VIER­TER!!! Drei Plät­ze bes­ser, und ich hät­te vor drei Stun­den das Crowd­fun­ding für unse­re Knei­pen­tou­ren in Reykja­vik gestar­tet 🙂 Das holen wir nach! Pro­mi­se! Also, nicht das Crowd­fun­ding, das auch, son­dern die Kneipentouren.
    Aber: VIER­TER! Til haming­ju Ísland!
    (und natür­lich: Con­gra­tu­la­zio­ni Italia!)

  • Auweia…heute gibt es Kra­wall. Wenn Oli­ver sieht, dass die Dänen tat­säch­lich von den Jurys raus­ge­kickt wur­den und beim Tele­vo­te auf einen beacht­li­chen 8. Platz mit guten 80 Punk­ten kamen……eieieiei.
    Aber…ärgern tut es mich auch. Aller­dings wäre dann nicht etwa Mol­dau raus­ge­flo­gen, son­dern Alba­ni­en, die tat­säch­lich die­ses Jahr mehr Jury­punk­te als Tele­vo­te-Punk­te ein­heim­sen konnten.

  • @ag9 und Tamara
    Wollt ihr damit etwa sagen, dass ihr bei die­ser Chor-Akti­on von Dadi mit­ge­macht habt? Ist ja cool!

  • @ Tama­ra: Ach schau, die Lis­te kann­te ich gar nicht, ich hab uns bei­den die Num­mern ein­fach per Ein­ge­bung zugeteilt…

    An alle:
    Ich bin lei­der mit dem Sieg der – wie unser Gast sie wegen ihrer Kos­tü­me nann­te – 4 Sala­mis so gar nicht zufrie­den. Ich fand sie jetzt nicht wirk­lich schlecht, aber so gar nicht wür­dig als Sie­ger, wo es doch so vie­le ande­re und für mich bes­se­re gege­ben hät­te. Aber ’ne Kata­stro­phe (wie z.B. vor 10 Jah­ren) isses nun auch nicht. Ich hof­fe nur, die Ita­lie­ner lie­fern nicht wie­der so eine grot­ti­ge Show ab wie vor 30 Jah­ren, viel­leicht krie­gen sie es ja dies­mal bes­ser hin (zumin­dest wenn nicht wie­der der Cutug­no moderiert). 

    Aber die Nie­der­län­der haben die­se Woche schon see­ehr hohe Stan­dards für zukünf­ti­ge Shows gesetzt: Teu­er und wer­tig, aber trotz­dem nicht prot­zig. Gro­ßes Kompliment!

    Jetzt wünsch ich uns allen eine fröh­li­che PED

  • Zu den Dänen fällt mir nur eins ein: Gute Arbeit, Jurys. Und das ist im Gegen­satz zum Haus­herrn bei mir abso­lut nicht iro­nisch gemeint. 80er-Nost­al­gie ist etwas Groß­ar­ti­ges, wenn dabei “Blin­ding Lights” raus­kommt – wenn man hin­ge­gen wie Fyr og Flam­me alles mit rein­nimmt, was wir aus guten Grün­den mit dem Ende der 80er raus­ge­wor­fen haben, darf man sich nicht wun­dern, wenn Leu­te, die kei­ne Nost­al­gie für die­se grau­si­gen Syn­the­si­zer­tö­ne haben, sich davon viel­leicht nicht ange­spro­chen füh­len. Sind wir tat­säch­lich so weit, dass wir posi­ti­ve Nost­al­gie für Modern fuck­ing Tal­king emp­fin­den? Bit­te hier das Futura­ma-Bild mit “I don’t want to live on this pla­net any­mo­re” ein­set­zen, wenn das tat­säch­lich so sein soll­te. Würg.

    Davon ab: Die Dänen hät­ten es nur des­halb ins Fina­le geschafft, weil sie mas­si­ve Nach­bar­schafts­hil­fe hat­ten. Wenn 35 Pro­zent der Punk­te (28 von 80) auf drei Wer­tun­gen aus Finn­land, Est­land und Island zurück­ge­hen, ist aus­nahms­wei­se mal genau das pas­siert, wofür die Jurys ursprüng­lich zurück­ge­holt wur­den: bei einem (ich bin mal nett) mit­tel­mä­ßi­gen Bei­trag wur­de ver­hin­dert, dass er aus­schließ­lich durch Nach­bar­schafts­hil­fe weiterkommt.

  • Was mir am meis­ten bei Saman­ta Tina fehl­te, war nicht die Melo­die, son­dern den insze­na­to­risch auf­ge­hen­de Mond (Text-Bild-Sche­re!). Aber da hat­ten die bösen Spa­ni­er die­ses Jahr den größ­ten und anschei­nend das Copy­right drauf. 🙁

  • @ Ospe­ro: Hm, nun gut, Nach­bar­schafts­hil­fe. Aber Däne­mark hät­te es bei rei­nem Tele­vo­ting auch ohne die­se 28 Punk­te geschafft.

    Davon ab: Die Dänen hät­ten es nur des­halb ins Fina­le geschafft, weil sie mas­si­ve Nach­bar­schafts­hil­fe hat­ten. Wenn 35 Pro­zent der Punk­te (28 von 80) auf drei Wer­tun­gen aus Finn­land, Est­land und Island zurück­ge­hen, ist aus­nahms­wei­se mal genau das pas­siert, wofür die Jurys ursprüng­lich zurück­ge­holt wur­den: bei einem (ich bin mal nett) mit­tel­mä­ßi­gen Bei­trag wur­de ver­hin­dert, dass er aus­schließ­lich durch Nach­bar­schafts­hil­fe weiterkommt.”

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