Der erste Beitrag für den Eurovision Song Contest 2022 in Turin steht fest! Er nährt meine Befürchtung, dass wir nach dem Sieg der grandiosen, progressiv-queeren italienischen Glamrockband Måneskin in Rotterdam in diesem Jahr in einer Flut von heteronormativem Gitarrengeschrummel ersaufen könnten. Das vom bulgarischen Fernsehen BNT intern ausgewählte Intelligent Music Project, eine Versammlung überwiegend alter weißer Männer, präsentiert mit ‘Intention’ einen sehr straighten, sehr mainstreamig-melodischen Hardrocksong, so eine Art Rentnerversion von Bon Jovi. Zwar lässt das recht profunde Gitarrensolo zum Songeinstieg zunächst aufhorchen, doch leider verspricht es deutlich mehr, als das dann folgende, insgesamt arg seichte Stück halten kann. Die Leadvocals des chilenischen Gast-Frontmanns Ronnie Romero von der Michael Schenker Group irritieren stellenweise, weil sie beim Ersthören gelegentlich eher deutsch als englisch klingen. Auch der als Drummer beschäftigte Grand-Prix-Rückkehrer Stoyan Yankoulov (‘Voda’, ‘Samo Shampioni’) trägt mit seinem ziemlich lahmen Beat zur Plodderigkeit der Dadrocknummer bei. Da waren wir, beispielsweise mit AWS oder Hatari, schon einmal deutlich weiter. Schade!
Tut niemandem weh und lässt sich schmerzfrei weghören, rockt aber auch nicht wirklich: das für des Wettbewerb doch nicht so ganz intelligente bulgarische Musikprojekt.
Der erste ESC-Beitrag 2022 steht fest! Und, wie findest Du ihn?
- Gähn. Wie erwartbar. Tut nicht weh, bleibt nicht hängen. Semifinal-Futter. (70%, 39 Votes)
- Altherrenrock bei meinem Grand Prix? Bekämpft es mit Feuer! (21%, 12 Votes)
- Endlich mal nicht nur Schwuppenschlager. Finde ich gut! (9%, 5 Votes)
Total Voters: 56
Perfekt! Mit “heteronormativem Gitarrengeschrummel” und dem “doch nicht so ganz intelligenten bulgarischen Musikprojekt” habe ich meine ersten Highlight-Zitate von diesem Blog für die Saison 2022 gefunden.
Ja, man sollte noch nicht allzu viel befürchten bei einem veröffentlichten Beitrag, aber ich finde, dass es schon deutlich schlechter hätte anfangen können. Aber ja, bitte keine Überflutung mit solchen Beiträgen. 3–5 Stück würden mein Pensum vollkommen erfüllen.
Bin dann schon mal eher gespannt auf Circus Mircus aus Georgien. Von den bisherigen Vorstellfilmen her könnte ich mir da echt eine georgische Version von Winny Puhh (Eesti Laul 2013) vorstellen. Hoffe, dass ich nicht enttäuscht werde!
Relativ unspektakuläre Rocknummer, Herr Romero ist sicherlich ein Hingucker und hat eine passende Röhre. Aber insgesamt tut sich da musikalisch ziemlich wenig, ich werte mal mit 4 von 10 Punkten. Schwer einzuschätzen, ob sich dieses Projekt lohnen wird,
Ich stimme dem Hausherrn in seinen Ausführungen gerne zu.
Grüße aus Offenbach.
Wie so häufig trifft Oliver genau den Punkt.
Da finde ich dann sogar Eskimo Callboy deutlich besser (vor allem mit „Pump it“. Bin ein wenig enttäuscht und hoffe, dass sich Deine Befürchtungen nicht bewahrheiten.
Ich bin ja grundzipiell großer Fan von heteronormativem Gitarrengeschrammel … *duck und weg*
Seit den 70ern genauso schon tausendmal gehört.
Die heterosexuelle Schwester von “nett”.
Leider ist ja dieses Jahr zu erwarten, dass sowas pro Halbfinale mindestens drei- bis fünfmal vorkommt; Vorteil: keins davon kommt weiter, Nachteil, da haben wir dann schon den Langweilsalat.
Meine angedachte Bemerkung zum Bandnamen hat Oliver selbst schon rausgehauen…
Nix gegen mehr Rock beim ESC, aber diese müde Nummer würde bei den meisten öffentlichen Vorentscheiden in Europa schon hängenbleiben.
Vielleicht kann ein Revamp mit etwas schwedischer G‑Son Politur das Stück noch retten.