San-Remo-Fes­ti­val 2022: A vol­te non so esprimermi

Ah, San­re­mo, was hast Du nur mit mir gemacht? Mit der unter Grand-Prix-Ultras weit ver­brei­te­ten PED, der Post-Euro­vi­si­on-Depres­si­on, dem tie­fen Stim­mungs­loch, in das man im Mai jeden Jah­res fällt, wenn die Sai­son mal wie­der vor­bei ist, kann­te ich mich bereits aus. Nun tritt mit der PST, der Post-San­re­mo-Trau­er, ein wei­te­res hin­zu. Denn gegen 2 Uhr in der gest­ri­gen Nacht ende­te das 72. Fes­ti­val del­la Can­zo­ne Ita­lia­na di San­re­mo. Mit sei­nen über fünf Aben­de ver­teil­ten, ins­ge­samt weit über 24 Stun­den Pro­gramm; mit sei­nen zahl­lo­sen Lie­dern und zahl­rei­chen Gast­stars; sei­nen bewe­gen­den Nach­ru­fen auf ver­stor­be­ne Stars; sei­nen hun­der­ten Wer­be­un­ter­bre­chun­gen; der von den Teil­neh­men­den vor­ge­führ­ten, täg­lich wech­seln­den und stets atem­be­rau­ben­den Cou­ture; dem üppi­gen Blü­ten­meer der an die Künstler:innen ver­teil­ten Blu­men­sträu­ße; sei­nen teils bizar­ren Come­dy-Ein­la­gen; sei­nen lan­gen und klu­gen Mono­lo­gen über gesell­schaft­lich wich­ti­ge The­men und nicht zuletzt mit der berüch­tig­ten Show­trep­pe, deren unfall­frei­es Her­un­ter­schwe­ben auf High Heels für die auf­tre­ten­den Damen stets die schwie­rigs­te Prü­fung des Abends dar­stellt, ist San­re­mo eine ans Deka­den­te gren­zen­de Fei­er der Opu­lenz, ein rau­schen­des, bac­chana­li­sches Fest, in das man als Zuschauer:in bis zur völ­li­gen Erschöp­fung ein­taucht, um es mit allen Sin­nen zu genießen.

Die regel­mä­ßig zuge­schal­te­te Schla­ger­le­gen­de Ori­et­ta Ber­ti, hier ver­klei­det als Covid-Virus, mode­rier­te eine Neben­kriegs­schau­platz­show auf einem Kreuz­fahrt­schiff und trug dabei jeden Abend eine ande­re, spek­ta­ku­lä­re Kreation.

Und aus dem man am dar­auf­fol­gen­den Sonn­tag, also heu­te, schwer ver­ka­tert wie­der auf­wacht und sich fragt, wie man nun die 51 Wochen bis zum nächs­ten San-Remo-Fes­ti­val über­ste­hen soll, die­ser Urmut­ter aller euro­päi­schen Musik­wett­be­wer­be, gegen des­sen Glanz alle ande­ren natio­na­len Vor­ent­schei­dun­gen und selbst der Euro­vi­si­on Song Con­test ver­blas­sen und bloß wie ein fah­ler Abklatsch wir­ken? Wobei das Geheim­nis des SRF auch dar­in liegt, dass es eben kei­ne gewöhn­li­che Vor­ent­schei­dung ist, son­dern eine Zele­bra­ti­on ita­lie­ni­scher Kul­tur, bei wel­cher der Wett­be­werb nur eine Art von Rand­no­tiz dar­stellt und das ins­be­son­de­re unter der Regie des nun im drit­ten Jahr agie­ren­den künst­le­ri­schen Lei­ters und Mode­ra­tors Ama­de­us, der alle sei­ne Gäs­te stets mit einem lie­be­voll-güti­gen Blick betrach­tet wie ein stol­zer Vater, von einer wohl­tu­en­den Wert­schät­zung getra­gen ist. Und da das Feld der Teil­neh­men­den hier nicht auf schma­le sechs Per­so­nen begrenzt ist (loo­king at you, NDR!), wird neben blut­jun­gen Nachwuchskünstler:innen und zahl­rei­chen eta­blier­ten Stars auch alt­ge­dien­ten San-Remo-Legen­den eine Büh­ne gebo­ten, wel­che das Saal­pu­bli­kum stets ste­hen­den Ova­tio­nen empfängt.

Iva Zanic­chi ver­trat Ita­li­en 1969 (!) beim ESC in Madrid und fiel danach anschei­nend in einen Jungbrunnen.

Und das mit Recht: wer Augen­zeu­ge sein durf­te, wie die mitt­ler­wei­le 82jährige, drei­fa­che San-Remo-Sie­ge­rin Iva Zanic­chi sich mit fan­tas­ti­scher Reib­ei­sen­stim­me schein­bar anstren­gungs­los durch die opu­len­te Schmacht­bal­la­de ‘Voglio amar­ti’ (‘Ich möch­te dich lie­ben’) ras­pel­te, woll­te sich vor Ehr­furcht in den Staub wer­fen. Mit dem 77jährigen Gian­ni Moran­di, der das Land ein Jahr nach Iva beim Euro­vi­si­on Song Con­test in Ams­ter­dam mit dem fabel­haf­ten ‘Occhi di Rag­ga­zi’ ver­trat und San­re­mo bereits zwei Mal selbst mode­rier­te, gelang­te einer der Alt­stars bei sei­ner mitt­ler­wei­le sieb­ten Wett­be­werbs­teil­nah­me sogar ins Super­fi­na­le. Und auch das zu Recht: mit dem von Jova­not­ti geschrie­be­nen Opti­mis­mus­schla­ger ‘Apri tut­te le Por­te’ (‘Öff­ne alle Türen’) sorg­te er ver­läss­lich für Stim­mung in der Hüt­te. Wie sich auf Twit­ter mit­ver­fol­gen ließ, frag­ten sich nicht nur die hei­mi­schen Zuschauer:innen, woher der Mann in die­sem Alter noch die Ener­gie her­nimmt! Für Momen­te der Fabel­haf­tig­keit sorg­te zudem die 66jährige, sehr auf­ge­kratz­te und Ama­de­us bei sei­ner Anmo­de­ra­ti­on ger­ne ins Wort fal­len­de Donatel­la Ret­to­re, die gemein­sam mit der vier­zig Jah­re jün­ge­ren Sän­ge­rin Dito­nell­a­pia­ga den lei­der durch ein unnö­ti­ges, ver­träum­tes Zwi­schen­spiel aus­ge­brems­ten High-NRG-Dis­co­knal­ler ‘Chi­mi­ca’ (‘Che­mie’) prä­sen­tier­te. Gegen die­se Abge­sand­ten der ewi­gen Jugend und Schön­heit wirk­te der 70jährige, zwei­fa­che ita­lie­ni­sche ESC-Ver­tre­ter Mas­si­mo Rani­e­ri ver­gleichs­wei­se leicht ramponiert.

Die Che­mie zwi­schen der ita­lie­ni­schen Cher und ihrer Enke­lin stimm­te: Donatel­la und Ditonella.

Ein wei­te­res Erfolgs­ge­heim­nis des San-Remo-Fes­ti­val besteht in der Wie­der­ho­lung: wer, wie ich, die Fest­spie­le vom ers­ten bis zum letz­ten Abend ver­folg­te, bekam jedes der 25 Lie­der drei Mal zu Ohren. Natür­lich hört man sich dadurch selbst Bei­trä­ge, die zunächst nur ein Schul­ter­zu­cken her­vor­rie­fen, bis zum Fina­le schön und emp­fin­det das kom­plet­te Feld als eine Schwem­me von Meis­ter­wer­ken, unter denen es fast unmög­lich erscheint, das Bes­te her­aus­zu­su­chen. Selbst der aus dem Nach­wuchs­wett­be­werb San­re­mo Gio­va­ni her­vor­ge­gan­ge­ne Teil­neh­mer Tana­nai, des­sen Gesangs­dar­bie­tun­gen bei sei­nem ‘Ses­so occa­sio­na­le’ (‘Gele­gen­heits­sex’) bes­ten­falls mit “betrun­ke­ner Grand-Prix-Fan im Euro­club” umschrie­ben wer­den kön­nen, spiel­te sich mit sei­nem tap­si­gen Enthu­si­as­mus und sei­ner von Auf­tritt zu Auf­tritt stär­ker wer­den Selbst­si­cher­heit (bei gleich­blei­bend schlech­ter stimm­li­cher Leis­tung) unwei­ger­lich in mein Herz. Eben­so wie der glatz­köp­fi­ge und stets schlecht­ge­launt wir­ken­de Sin­ger-Song­wri­ter Gio­van­ni Trup­pi, der sich als Ein­zi­ger dem Mode­dik­tat ver­wei­ger­te und Abend für Abend im schlich­ten Tank­top auf­spiel­te. Das mach­te sei­ne düs­te­re Lie­bes­er­klä­rung ‘Tuo Pad­re, mia Mad­re, Lucia’ (Text­pro­be: “All die wort­lo­se Dun­kel­heit und Dei­ne nack­te Wut”) zwar nicht leich­ter ver­dau­lich, nötig­te aber doch Respekt ab.

Gut, dass der auch nach Eigen­zu­schrei­bung “ein­zi­ge DILF Ita­li­ens”, Fabri­zio Moro, so gut wie nie direkt in die Kame­ra schau­te: ich wäre sonst vor dem Bild­schirm für immer zerflossen.

Und, oh, die schö­nen Ker­le! Sowohl der lei­der trans­pho­be Ira­ma, der an einem der Aben­de eine Art Häkel­deck­chen als Ober­teil trug, als auch der Rap­per Rko­mi (oder, wie Ama­de­us ihn anmo­de­rier­te: “Rrrrrrrr-Komi!”), der zwi­schen­drin sei­ne Motor­rad­le­der­ja­cke nicht zu fin­den schien, lenk­ten mit durch­trai­nier­ten Ober­kör­pern erfolg­reich von ihren Songs ab. Als abso­lut hin­rei­ßend anzu­schau­en­de Models für ita­lie­ni­sche Män­ner­mo­de fun­gier­ten die Her­ren San­gio­van­ni, Fabri­zio Moro, die auch mensch­lich leuch­ten­de Sti­li­ko­ne Miche­le Bra­vi sowie Luca Mar­z­a­na ali­as Aka 7even, an deren Lip­pen ich auch gehan­gen hät­te, wenn sie ledig­lich das Tele­fon­buch ver­le­sen hät­ten. Zumal in Ita­lie­nisch, der nun mal unzwei­fel­haft schöns­ten und ele­gan­tes­ten Spra­che der Welt, deren purer Klang die See­le umschmei­chelt wie ein war­mer Som­mer­wind und der man stun­den­lang lau­schen möch­te, selbst wenn man kein ein­zi­ges Wort ver­steht. Doch kei­ner von ihnen ver­ström­te so viel auf­rei­zend läs­si­gen Sex wie Achil­le Lau­ro, der Mann, der so aus­sieht, als hol­te man sich bei ihm auf jeden Fall eine Geschlechts­krank­heit – und mit dem man trotz­dem in die Kis­te möch­te. Der als Lau­ro De Mari­nis gebo­re­ne Vero­ne­se hat­te sich wie immer für jeden sei­ner Auf­trit­te eine ande­re Insze­nie­rung ausgedacht.

Gehör­te zu den zahl­rei­chen Ver­tre­tern des Trends zur Gesichts­be­schrif­tung: Achil­le Lauro.

Er tes­te­te dabei die Tole­ranz­gren­zen der Rai jedes Mal mit einer neu­er­li­chen cle­ve­ren Pro­vo­ka­ti­on, sei es eine sich selbst erteil­te Tau­fe, den bei­läu­fi­gen Genuss eines Cock­tails oder das ange­te­as­te, aber recht­zei­tig abge­bro­che­ne Auf­knöp­fen sei­ner haut­engen Hose. Dazu blick­te er mit einem eige­niro­nisch-super­coo­len Rock­star-Grin­sen in die Kame­ras, wel­ches die lyri­sche Ver­spielt­heit sei­nes Songs ‘Dome­ni­ca’ (‘Sonn­tag’) per­fekt unter­strich. Im Fina­le am Sams­tag nahm er sich ver­hält­nis­mä­ßig zurück und über­ließ die Büh­ne sei­nem fan­tas­ti­schen Begleit­chor, dem Har­lem Gos­pel Choir. Dass es für ihn nur zu einem Mit­tel­feld­ergeb­nis reich­te, fes­tig­te sei­nen Sta­tus als in der Hei­mat ver­kann­tes Genie. Unge­recht eben­falls die schlech­ten Plat­zie­run­gen für den herr­lich bil­li­gen Strand­schla­ger ‘Due­cen­to­mi­la ore’ der spa­ni­schen Sän­ge­rin und Schau­spie­le­rin Ana Mena Rojas; für das stim­mungs­vol­le ‘Mie­le’ (‘Honig’), das vor allem dafür in Erin­ne­rung blieb, dass die Inter­pre­tin Giu­sy Fer­re­ri Tei­le davon durch ein Mega­fon trö­te­te; sowie für die tief­schwar­ze und ster­bens­schö­ne Tren­nungs­schmerz­bal­la­de ‘Abbi cura di te’ (‘Gib auf dich Acht’) des Duos High­snob & Hu (laut Ama­de­us: “Eis­nopp i U”).

Ein biss­chen wie Madon­na, nur mit Stim­me und guten Tex­ten: die Reprä­sen­tan­ten der Partei.

Ein Platz auf dem Trepp­chen wäre zudem dem ohr­wurm­star­ken, sozi­al­kri­tisch-fata­lis­ti­schen End­zeit-Bop ‘Ciao ciao’ der For­ma­ti­on La Rappre­sen­tan­te di Lis­ta zu wün­schen gewe­sen. Einen zwei­fel­haf­ten Geschmack bewie­sen die im Fina­le abstim­mungs­be­rech­tig­ten Zuschauer:innen beim Drei­kampf der Bal­la­dessen: wäh­rend sie die abso­lut hin­rei­ßen­de Noe­mi und das vom Kon­kur­ren­ten Mah­mood mit geschrie­be­ne ‘Ti amo non lo so dire’ (‘Ich lie­be dich und kann es dir nicht sagen’) eben­so ver­schmäh­ten wie das von der ehe­ma­li­gen Euro­vi­si­ons­ver­tre­te­rin Emma Mar­ro­ne mit Unter­stüt­zung der Kol­le­gin Fran­ce­s­ca Michie­lin am Takt­stock mit Ver­ve und sehr star­ken sap­p­hi­schen Schwin­gun­gen prä­sen­tier­te ‘Ogni vol­ta è così’ (‘Es ist jedes Mal so’), hiev­ten sie mit ‘O for­se sei tu’ (‘Oder viel­leicht bist du es’) der frü­he­ren San-Remo-Sie­ge­rin Eli­sa Tof­fo­li aus­ge­rech­net den lang­wei­ligs­ten Wett­be­werbs­bei­trag auf den Sil­ber­me­dail­len­platz. Immer­hin erfolg­te die sofor­ti­ge Wie­der­gut­ma­chung für die­sen Faux­pas, in dem sie mit über 50% der Stim­men den bereits erwähn­ten Ales­san­dro Mah­moud gemein­sam mit sei­nem Duett­part­ner Ric­car­do Fabbrico­ni ali­as Blan­co zum Sie­ger kür­ten. Und dem schö­nen Mai­län­der damit nach 2019 bereits die zwei­te Euro­vi­si­ons­teil­nah­me ermöglichen.

Sprich nicht mit mir oder mei­ner Frau”: Fran­ce­s­ca Michie­lin diri­giert das Orches­ter für Emma Marrone.

Was ins­be­son­de­re bemer­kens­wert erscheint, da die von den Bei­den gemein­sam mit dem Pro­du­zen­ten Miche­le Zoc­ca ali­as Michel­an­ge­lo geschrie­be­ne Bal­la­de ‘Bri­vi­di’ (‘Schüt­tel­frost’) von der schwie­ri­gen Annä­he­rung zwei­er inein­an­der ver­lieb­ter Men­schen erzählt. Der Text trifft dabei kei­ne Aus­sa­gen zum Geschlecht der han­deln­den Per­so­nen, und frag­los kön­nen sich in den dort ein­drucks­voll beschrie­be­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­ble­men (“Ich kann dir nicht sagen, was ich füh­le, das geht an mei­ne Gren­ze”) und dem Nähe-Abstands-Dilem­ma der bei­den Prot­ago­nis­ten (“Ich möch­te dich lie­ben, doch ich mach das immer falsch”) Hete­ros genau so gut wie­der­erken­nen wie gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re. Und dass der offen schwu­le Mah­mood und der hete­ro­se­xu­el­le, erst neun­zehn­jäh­ri­ge Blan­co das ergrei­fen­de Stück völ­lig selbst­ver­ständ­lich als Duett vor­tra­gen kön­nen, ohne dass sich irgend­wo noch eine Augen­braue hebt, weil es im Jah­re 2022 ein­fach kei­ne Rol­le mehr spielt, gibt mir wie­der ein Stück Ver­trau­en in die Mensch­heit zurück. Zumal es durch die­se Kon­stel­la­ti­on den Raum für wei­te­re Deu­tungs­ebe­nen eröff­net, wie bei­spiels­wei­se das heim­li­che Ver­liebt­sein in den bes­ten Hete­ro-Kum­pel oder die toxi­sche Bezie­hung mit einer nicht geoute­ten Per­son (“Ich wür­de sogar eine Lüge akzep­tie­ren”).

Hach. Mah­mood & Blanco.

Der explo­si­ven Wucht der im Text ange­spro­che­nen Gefüh­le ent­spra­chen die bei­den Män­ner auf der Büh­ne mit einer zwi­schen ver­spiel­ter Annä­he­rung und fast schon gewalt­vol­lem Zurück­sto­ßen pen­deln­den und dabei völ­lig bei­läu­fi­gen Insze­nie­rung. Und spreng­ten neben­bei mit der Aus­wahl ihrer Büh­nen­gar­de­ro­be, die bei Mah­mood einen boden­lan­gen schwar­zen Rock mit einem wei­ßen Her­ren­hemd und Kra­wat­te sowie bei Blan­co eine durch­sich­ti­ge wei­ße Spit­zen­blu­se mit Her­ren­ho­sen kom­bi­nier­te, so selbst­ver­ständ­lich wie wir­kungs­voll gesell­schaft­lich kon­stru­ier­te Gen­der­gren­zen. Womit sie auch dem Bei­spiel ihrer Vor­gän­ger Månes­kin folg­ten, wel­che übri­gens am ers­ten San-Remo-Abend ver­gan­ge­nen Diens­tag als Star­gäs­te auf­tra­ten, nach­dem Ama­de­us sie in der lau­fen­den Sen­dung mit einer Golf­kar­re vom Hotel abhol­te und ins Aris­ton-Thea­ter kut­schier­te, wofür allei­ne locker zehn Minu­ten Sen­de­zeit drauf­gin­gen. Und es sind genau die­se gran­dio­sen TV-Momen­te, von denen die Rai an einem ein­zi­gen San-Remo-Abend mehr pro­du­ziert als die ARD in über sech­zig Jah­ren Deut­scher Vor­ent­scheid, die das ligu­ri­sche Fes­ti­val so ein­zig­ar­tig machen, dass ich mir auch 2023 wie­der eine Woche Urlaub neh­men wer­de, um die Show vor dem Rech­ner minu­ti­ös zu ver­fol­gen. Alle 26 Stunden.

Blan­co genoss rund um das San-Remo-Fes­ti­val die wun­der­ba­re Frei­heit, auch als Hete­ro spie­le­risch ande­re Män­ner küs­sen zu kön­nen. Etwas, das bis vor Kur­zem eben­falls undenk­bar schien. Für euch von uns erkämpft.

Vor­ent­scheid IT 2022

Fes­ti­val del­la Can­zo­ne ita­lia­na di San­re­mo. Sams­tag, 5. Febru­ar 2021, aus dem Tea­t­ro Aris­ton in San Remo. 25 Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Ama­de­us. Tele­vo­ting (46%), Pres­se­ju­ry (33%) und demo­sko­pi­sche Jury (21%) – Ergeb­nis­se aus allen fünf Aben­den – mit Super­fi­na­le (je 33%). 
#Inter­pre­tenSong­ti­telTele­vo­teSuper­fi­na­lePlatz
01Matteo Roma­noVira­le00,34%11
02Gui­sy FerreriMie­le00,43%23
03Rko­miInsu­pera­bi­le01,62%17
04Iva Zanic­chiVoglio amar­ti01,18%18
05Aka 7evenPer­fetta cosi02,15%13
06Mas­si­mo RanieriLet­te­ra al di là del mare 03,45%08
07Noe­miTi amo non lo so dire01,25%15
08Fabri­zio MoroSei tu02,55%12
09Dar­gen D’AmicoDove si balla03,72%09
10Eli­sa ToffoliO for­se sei tu10,69%21,95%02
11Ira­maOvun­que sarai12,04%04
12Miche­le BraviInver­no dei fiori03,11%10
13La Rappre­sen­tan­te di ListaCiao Ciao03,99%07
14Emma Mar­ro­neOgni vol­ta è così03,70%06
15Mah­mood + BlancoBri­vi­di21,18%54,26%01
16High­snob + HuAbbi cura di te00,77%20
17San­gio­van­niFar­fal­le05,88%05
18Gian­ni MorandiApri tut­te le porti12,65%23,79%03
19Dito­nell­a­pia­ga + Donatel­la RettoreChi­mi­ca01,19%16
20YumanOra e qui00,66%21
21Achil­le Lau­ro + Har­lem Gos­pel ChoirDome­ni­ca01,73%14
22Ana MenaDue­cen­to­mi­la ore00,89%24
23Tana­naiSes­sio occasionale00,48%25
24Gio­van­ni TruppiTuo pad­re, mia mad­re, Lucia00,83%19
25Le Vibra­zio­niTan­tis­si­mo00,41%22

Zuletzt aktua­li­siert: 14.02.2022

Und? Schafft Ita­li­en mit Mah­mood und Blan­co in Turin den Doppelsieg?

  • Auf jeden Fall! Etwas bes­se­res als ‘Bri­vi­di’ kann nicht mehr kom­men. Bas­ta! (41%, 29 Votes)
  • Bri­vi­di’ ist schon sehr, sehr gut. Aber zwei Mal hin­ter­ein­an­der gönnt kein:e Zuschauer:in und kein:e Juror:in dem­sel­ben Land den Sieg. (27%, 19 Votes)
  • So sehr ich es mag, das Lied ist zu kom­pli­ziert, um von der brei­ten Mas­se ver­stan­den zu wer­den. Top Ten ja, Sieg nein. (20%, 14 Votes)
  • Ich ver­ste­he den gan­zen Hype nicht. Da gab es Bes­se­res in San Remo.. (11%, 8 Votes)

Total Voters: 70

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10 Comments

  • @Oliver:
    Ja, was soll ich Dei­nen Aus­füh­run­gen noch hinzufügen?
    Viel­leicht nur, dass mich seit Sal­vo­dor Sobrals „Amar pelos dois“ kein ESC-Bei­trag so geflasht hat wie die­ses Meis­ter­werk der bei­den San­re­mo-Gewin­ner. Und das aus den glei­chen Grün­den, die Du beschrie­ben hast. Die­ser Song und die­se Auf­trit­te nebst Video las­sen jed­we­de Inter­pre­ta­ti­on des Tex­tes zu. Die bei­den schaf­fen das Gan­ze so authen­tisch rüber zu brin­gen, dass man ihnen das auch abkauft. Dabei war jeder Auf­tritt ein biss­chen anders, dazu noch das nicht min­der tol­le Musik­vi­deo. Ein­fach toll und das wird nur schwer zu top­pen sein, trotz­dem es kom­men ja noch 32 Songs, aber der ers­te Dop­pel­sieg seit 28 Jah­ren ist nicht auszuschließen.
    Mei­ne wei­te­ren Favo­ri­ten, wenn auch mit etwas Abstand, in abstei­gen­der Rei­hen­fol­ge: La Rappre­sen­tan­te di Lis­ta, Gian­ni Moran­di, Emma, Miche­le Bra­vi, Noe­mi, Matteo Roma­no und Iva Zanic­chi, die ja wirk­lich immer noch fabel­haft aus­sieht. Vom Niveau war das San­re­mo Fes­ti­val in die­sem Jahr ins­ge­samt bes­ser als im Vorjahr.

  • Wie immer toll geschrieben!
    ich mag das Gewin­ner­lied sehr – nicht nur, weil ich ein gro­ßer Mah­mood Fan bin, son­dern weils ein­fach berührt und nahe geht – selbst wenn man den Text nicht versteht.
    Ich fürch­te mich ein wenig vom 3‑Minuten Edit (der wur­de bei Fran­ces­co Gab­ba­ni damals auch schon ver­hunzt…)… Obs noch­mal für einen Sieg reicht? Wir wer­den sehen…es kom­men ja noch sehr vie­le Songs und der Vor­jah­res­ge­win­ner hats immer ein biss­chen schwerer

  • Das gabs noch nie: hat­te bis­her noch nichts vom ESC 2022 mitbekommen,dann hör­te und sah ich “Brividi”,und schon stand fest:das ist mein Favo­rit für die­ses Jahr.Wird kaum zu top­pen sein.Machs noch einmal,Italien!

  • @Manuel kann mir nicht vor­stel­len, dass der so schlimm aus­fal­len wird. Man darf nicht ver­ges­sen: Bei Fran­ces­co muss­ten 40 Sekun­den gekürzt wer­den, hier bei den bei­den nur 20 Sekunden.

    So, mein Senf dazu: Ja, ver­dien­te Sie­ger. War mir eigent­lich schon nach Mitt­woch klar, dass die das Teil holen wer­den. Habe bis auf den Cover­abend alles gese­hen und gehört und bin gut unter­hal­ten wor­den. 25 soli­de Bei­trä­ge, eini­ge davon sogar sehr gut. Ein rich­ti­ger San­re­mo-Ultra bin ich jetzt aber über die ver­gan­ge­ne Woche nicht gewor­den. Es mag etli­che Leu­te geben, denen die­se Sen­del­än­ge über fünf Tage gefällt, ich gehö­re nicht dazu. Aber Haupt­sa­che es hat ande­ren Leu­ten rie­sen Freu­de gemacht 🙂

  • Ich mag den Sie­ger­song – auch wenn ich die­se gera­de­zu hys­te­ri­sche Bei­geis­te­rung nicht wirk­lich nach­voll­zie­hen kann. Und, ja ich hät­te lie­ber Ira­ma des­sen Can­zo­ne mich mehr berührt. Ansons­ten bin ich nicht mit soviel Lang­mut geseg­net, mir das von der ers­ten bis zur letz­ten Minu­te zu geben. Manch­mal ist dann weni­ger doch mehr.
    Aber eins ist unbe­strit­ten : Iva Zanic­chi war zum nie­der­knien, die Ener­gie von Gian­ni Moran­di war beein­dru­ckend und ich dach­te so wür­de wahr­schein­lich heu­te Rex Gil­do aus­se­hen, und sowas wür­de er dann sin­gen. Und ich moch­te auch das Lied von Mas­si­mo Rani­e­ri – auch wenn er aus­sah wie der Hun­dert­jäh­ri­ge der aus dem Fens­ter sprang.
    Ich bin auch sehr begeis­tert von Achil­le Lau­ro. Ich mag sowohl sei­ne Insze­nie­run­gen als auch die­sen Song . Ansons­ten ist er mir zu schön, das fin­de ich in der Rea­li­tät eher uninteressant.

  • Respekt Ita­li­en, da habt Ihr dem Haus­her­ren in den 5 Tagen so viel Honig ums Maul geschmiert, dass sich selbst der kleins­te bös­ar­ti­ge Gedan­ke zum Fes­ti­val sofort beim nie­der­schrei­ben in rosa Zucker­wat­te ver­wan­delt hat!
    Aber das dies­jäh­ri­ge San­re­mo hat es einem auch wirk­lich schwer gemacht, irgend­et­was an ihm nicht zu mögen.
    Denn Bri­vi­di-Momen­te gab es wirk­lich genug:
    – Die Trä­nen von Dami­a­no in sei­nem wohl intims­ten Song Cora­li­ne und einem Ende, das wohl nicht zufäl­lig an ein Begräb­nis erinnerte:
    https://www.raiplay.it/video/2022/02/Sanremo-2022-prima-serata-I-Maneskin-cantano-Coraline-75d3d9aa-7e64-468a-960b-13d869041538.html
    – Die vie­len Momen­te in um um das Fes­ti­val, die Oli­ver so toll ein­ge­fan­gen hat.
    – Einen Sie­ger, bei dem auch alle Hörer Bri­vi­di spü­ren wer­den die des ita­lie­ni­schen nicht mäch­tig sind und deren Can­zo­ne auch in Deutsch­land schon vor dem ESC im Mai in den Charts ganz weit oben sein wird

  • Kurz­um: Der bis­her bes­te Bei­trag in die­sem Jahr, die Per­for­mance ist noch ein Stück stär­ker als nur in Audio. Wird viel­leicht nicht gewin­nen, aber Top 10 ist auf alle Fäl­le drin für den Gastgeber.

    Ich wer­te jeden­falls mit 11 von 12 Punk­ten. Das Ren­nen ist eröff­net, mil­le grazie !

  • Eine erstaun­li­che Per­for­mance von Mah­mood und Blan­co; man merkt, dass die bei­den sich wirk­lich mögen und ech­te Bros sind – 12 punti.

  • So, die Vide­os wur­den depubliziert. 

    Mei­ne Emp­feh­lung für die kom­men­den Jah­re: Musik­vi­de­os von Anfang an im San­re­mo-Arti­kel ver­lin­ken. Dann muss der Arti­kel nicht bear­bei­tet werden.

  • @Zwelfbungt: Das hat­te ich auch erst über­legt. Aber ich fin­de die Live-Auf­trit­te halt viel, viel, viel schö­ner und will die wenigs­tens für die eine Woche auf mei­nen Blog haben, bis die Rai die wie­der run­ter­nimmt. Zu mei­nem nie­mals enden­den Unwil­len natürlich.

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