Es wird wohl langsam Zeit für die Sezession der drei Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen vom restlichen Deutschland. So stimmten beim gestrigen, hochgradig ironisch betitelten deutschen Eurovisionsvorentscheid Germany, 12 Points die Hörer:innen von sieben seitens der ARD mit der Brechstange in das Vorauswahlverfahren geholten neun Radiopopwellen in der der Sendung vorausgegangenen Internetabstimmung bundesweit einheitlich ab. Zu exakt niemandes Überraschung, denn genau so lief es bereits 2013 ab, als der NDR zum ersten Mal versuchte, sich verbundinterne Unterstützung ins Boot zu holen. Nur zwei Landesrundfunkanstalten scherten aus der innerdeutschen Gleichschaltung Harmonie aus: Bayern 3 und MDR Jump, die Sender eben dieser drei Freistaaten, die ja auch in der Politik nur all zu gerne tun, als gälten für sie andere Gesetze. Und wie schon 2013 überstimmten die erst während der Live-Sendung anrufenden ARD-Zuschauer:innen die Radiohörer:innen und führten damit die Schwachsinnigkeit dieses Verfahrens noch mal in aller Deutlichkeit vor Augen. Denn der Eurovision Song Contest findet schließlich im Fernsehen statt und nicht im Hörfunk. Auch wenn man das in Hamburg sehr hartnäckig nicht begreifen möchte.
https://youtu.be/C0FBOeTe05Y
Bud Spencer und Otto Junior sammelten im Internetvoting acht von neun möglichen 12ern ein, kackten aber im Televoting ab.
Der Einbindung eben dieser von Barbara Schöneberger herrlich spitz als “jung” betitelten Radiowellen hatten wir das grottenschlechteste Teilnehmerfeld eines deutschen Vorentscheids seit geraumer Zeit zu verdanken, denn bekanntlich durften die Musikbeauftragten der ARD-Dudelfunkstationen als Gegengeschäft für ihre Beteiligung die lediglich sechs Songs für den gestrigen Abend auswählen. Und griffen, zu exakt niemandes Erstaunen, sechs Mal in die Kiste mit dudelfunktauglicher, beiger Bügelmusik. Die Twitter-Kommentare während der Show mitzuverfolgen, kam einer Kreuzigung des NDR gleich, und da beziehe ich mich noch nicht mal auf erboste Anhänger:innen von Eskimo Callboy, der aus dem Ruhrpott stammenden Metal-Techno-Comedy-Crossover-Kapelle, die eben jenes Vorauswahlgremium als nicht radiotauglich aussortierte. Und damit den hartnäckigsten (und berechtigtsten) Shitstorm in der an Skandalen nicht armen heimischen Vorentscheidungsgeschichte auslöste. Die komplette Vergessenswürdigkeit der sechs verbliebenen Wettbewerbstitel färbte indes sogar auf die Interpret:innen ab: sowohl das vergeblich auf ein Karriere-Comeback hoffende Hip-Hop-Urgestein Nico Suave (‘Vergesslich’, 2001) als auch die Newcomerin Emily Roberts hatten Texthänger, die immerhin für die sehr wenigen unterhaltsamen Momente des extrem zähen Abends sorgten.
https://youtu.be/8MXjhmyNaio
Wäscht man das Gehirn mit Seife, zerplatzen dabei ein paar Gehirnzellen: Emily Roberts vergaß ihren Text.
Das zumindest bei der putzigen Deutschbritin Roberts, die ihren Aussetzer damit erklärte, aufgrund ihrer ADS von den zusätzlich in den Song eingefügten Seifenblasengeräuschen so abgelenkt gewesen zu sein, dass sie völlig rauskam. Wäre beim San-Remo-Festival nicht passiert: dort hängen im Saal riesige Spickzettel-Bildschirme, auf denen nicht nur die Moderationen stehen, sondern während der Auftritte der Künstler:innen auch deren Liedtexte durchlaufen. Doch einen solchen Level an Professionalität kann man von der ARD nicht erwarten. Im Falle von Atlantis 2022, Verzeihung, Nico Suave und seinem dreiköpfigen Team Liebe, rettete uns dessen deutlich kleinerer Hänger wohl vor Schlimmeren. Schließlich stand aufgrund der Entscheidung der ARD, den eigentlich in die Dritten verbannten Vorentscheid in eine sehr kurzfristig anberaumte Spendengala für die Ukraine einzubetten und zurück ins Hauptprogramm zu holen, zu befürchten, dass das ältere Publikum des Ersten den einzigen deutschsprachigen Titel bevorzugt und nach Turin wählt. Zumal Suave die Gelegenheit aalglatt nutzte und seinen klischeetriefenden Heile-Welt-Text in letzter Sekunde umschrieb, um noch ein paar berechnende Friedensbotschaften rein zu quetschen und so die nostalgische Nicole-Vote abzugreifen. Bloß, um live über genau diese Zeilen zu stolpern. Karma is a Bitch!
https://youtu.be/8Q78ZmaHusg
Um als neue Nicole durchzugehen, wirkte Suave allerdings zu bekifft.
Gegen diese beiden Amateure wirkte die mittlerweile nach Wien ausgewanderte Felicia Lu Kürbiß, die bereits beim Vorentscheid 2017 den Kürzeren zog, um so professioneller. Zumal sie ihre autobiografische Radiopop-Nummer ‘Anxiety’ mit Rockgitarren aufpeppte. Ihr wurde erneut ihre stimmliche Ähnlichkeit zu Lena Meyer-Landrut zum Verhängnis, die nicht nur auf Twitter mehrfach Erwähnung fand, sondern auch vonseiten des Sofa-Panels. Und augenscheinlich darf es in Deutschland seit 2010 nur eine Eurovisions-Lena geben. Was für ein Glück für Lena Valaitis, dass sie uns bereits 1981 in Dublin vertrat! Die Verknüpfung des Vorentscheids mit der Spendengala machte das ganze Elend noch sichtbarer, denn als Stargast hatte man die gerade frisch vor dem Krieg aus der Ukraine geflohene Jamala geladen, die sichtlich gerührt nochmal ihren Siegersong von 2016 performte, das hochgradig politische und nun um so aktuellere ‘1944’. Ein emotional extrem bewegender Moment, der allerdings den qualitativen Unterschied zwischen diesem Ausnahmelied und der von der deutschen Radiojury zusammengekarrten Seichtsülze um so brutaler zutage treten ließ.
Könnte den Song mittlerweile auch ‘2022’ nennen: Jamala.
“Noch nie haben wir den Schnelldurchlauf so dringend gebraucht wie jetzt,” sagte die offenbar stark erkältete Barbara Schöneberger, die als Moderatorin für eine solche Sendung schlichtweg nicht funktioniert, wenn sie aus aktuellem Anlass nicht zotig sein kann, im Anschluss: ein wirklich fieser Burn, denn natürlich hatte Jamala an dieser Stelle jegliche Erinnerungen an die blassen Sechs komplett ausgelöscht. Körperlich weh taten die absolut debilen Green-Room-Interviews, die Babsi mit den Teilnehmer:innen direkt nach ihren jeweiligen Auftritten führen musste und gegen welche die berüchtigten Befragungen völlig ausgepumpter Fußballer direkt am Spielfeldrand als inhaltlich ertragreiche journalistische Meisterleistungen gelten müssen. Als audiovisuelles Erklärbeispiel für den Begriff “Fremdschammoment” könnte man zudem den Versuch archivieren, die Couchgäste (darunter Ex-Vorentscheid-Host Thomas Hermanns, die von Babsi flugs als Deutsche eingemeindete Eurovisionslegende Conchita Wurst, Ex-Grand-Prix-Repräsentantin Gitte und – aus völlig unerfindlichen Gründen – “Comedian” Bülent Ceylan) zu zwingen, sich Lobhudeleien zu den potentiellen deutschen Vertreter:innen aus dem Arsch zu ziehen. Woraufhin sie allesamt sehr angestrengt herumeierten, um irgendwas Nettes heucheln zu können und den Elefanten im Raum nicht thematisieren zu müssen.
https://youtu.be/hk48L8-d_0M
Zwar ließ Eros die Haare im Windmaschinensturm wehen. Dennoch hatte sein Auftritt den Unterhaltungswert von weißer Raufasertapete.
Am Ende siegte mit einem gar nicht mal so großen Vorsprung im Televoting mein, nunja, persönlicher Favorit, der Sohn des einstigen Nachmittags-Krawalltalk-Showmasters und Dschungelcampinsassen Ricky, Malik Harris. Erstaunlicherweise, wie ich sagen muss, denn bei seinem Erstauftritt versandete sein arg generischer Radiopopsong ‘Rockstars’ noch ziemlich. Erst bei der Siegerreprise drückte der sehr niedlich anzuschauende Oberbayer vor allem in dem Rap-Part seines Beitrags ordentlich aufs Gas und ließ längst vergangene Eminem-Zeiten kurz wieder aufleben. Kein Wunder, gab er nach seiner Siegesakklamation der ihn dennoch gnadenlos auf die Bühne schiebenden Babsi zu verstehen, dass er eigentlich noch mal dringend für kleine Jungs müsse. Vielleicht sollte er in Turin vor dem Finale also noch einen Liter Apfelschorle exen, damit die Performance die nötige Intensität erhält. Bleibt uns als kleiner Trost: selbst wenn es erwartbar erneut den vorletzten Platz geben sollte, dürfte Malik zumindest in den parallel im Netz durchgeführten Fan-Abstimmungen über den heißesten ESC-Teilnehmer in die Top Ten vorstoßen. Natürlich hinter Mahmood, Bianco und Achille Lauro.
Bei der Einblendung von Maliks Babyfotos schoss mir die Milch ein: wie kann man nur so unfassbar niedlich sein?
Vorentscheid DE 2022
Germany 12 Points! Freitag, 4. März 2022, aus dem Studio Adlershof in Berlin. Sechs Teilnehmer:innen. Moderation: Barbara Schöneberger. Internet- und Televoting (je 50%).# | Interpreten | Songtitel | Televote | Radio | Platz | Charts |
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01 | Malik Harris | Rockstars | 118 | 090 | 01 | - |
02 | Maël & Jonas | I swear to God | 079 | 106 | 02 | - |
03 | Eros Atomus | Alive | 070 | 053 | 05 | - |
04 | Emily Roberts | Soap | 007 | 046 | 06 | - |
05 | Felicia Lu Kürbiß | Anxiety | 065 | 074 | 04 | - |
06 | Nico Suave + Team Liebe | Hallo Welt | 094 | 063 | 03 | - |
Und? Zählen wir mit diesem Lied in Turin zu den ‘Rockstars’?
- Kann jetzt bitte endlich irgendjemand dem NDR die Zuständigkeit entziehen? Zur Not organisiere ich den Vorentscheid alleine! (50%, 112 Votes)
- Wenn er sich für Turin eine andere Bühnenshow einfallen lässt als dieses semiprofessionelle Hantieren mit allerlei Instrumenten, könnt’s vielleicht oberhalb von Platz 20 landen. (34%, 76 Votes)
- So süß ich Malik ja finde, aber damit batteln wir uns wieder mit dem UK um den letzten Platz. (9%, 21 Votes)
- Aber klar! Malik ist super sweet, der Song ist verdammt gut. Damit landen wir diesmal in der linken Tabellenhälfte! (7%, 15 Votes)
Total Voters: 224
Deutschland 2023 >
Da hat sich ne Blüte eingeschlichen: Emily Harris.
Und warum nur Sachsen? Thüringen ist auch ein Freistaat im MDR-Gebiet.
So, jetzt Mal mein Senf zum Abend:
Wirklich unterhaltsam war eigentlich nur das Radiovoting. Ja was war da denn los? Deutschland einig Radioland? Schade um Bud Spencer und Otto Junior (genial, ich dachte bei Jonas eigentlich zuerst an den HdR Legolas, aber dein Spitzname trifft es da eher). Mit dem Televote-Sieger kann man aber leben. Es hätte viel schlimmer ausgehen können (ich sage nur Nico Suave). Dazu ist der Jahrgang momentan noch nicht allzu stark, weshalb ich mir vorstellen könnte, dass wir damit leichte Chancen auf ein Ergebnis mit ner 1 vorne dran haben. Und ob wir uns wirklich den Wettstreit mit dem UK liefern? Schwierig! Könnte ja sein, dass die ein heißes Eisen im Feuer haben, von dem wir bisher noch nichts wissen!
Insgesamt erfreulich, dass wir wieder einen Vorentscheid haben, aber das Radiovote gehört in die Tonne geknüppelt. Und um Himmels Willen! Bitte mal an die optischen Produktionsqualitäten denken! Da sah ja der sanmarinesische VE besser aus als das, was der NDR da gestern abgeliefert hatte.
Ich glaube diese Show war das Schlimmste, was der NDR je zusammengeklöppelt hat.
Von der “Qualität” der sechs Beiträge mal abgesehen, waren auch Kameraführung und Soundtechnik für’n Arsch – und das obwohl die ARD zu den reichsten Staatssendern Europas gehört. Es ist wirklich zum Schämen.
Lediglich Jamalas Auftritt war der einzige Moment in dieser Sendung, der zum Einschalten einlud.
Und nebenbei, dass die junge Sängerin ihren Text vergessen hat, nun ja, bei so einem belanglosen Liedchen wäre das wohl jedem von uns passiert.
Ich hoffe nun auf eines der folgenden Szenarios:
1. Wolfslast wird achtkantig rausgeworfen und mit ihr diese beknackte Idee, die Staatsradios mit einzubinden. Dann lässt man einfach alle Bewerber (selbst wenn es über 1000 sein sollten) in einer Onlineabstimmung gegeneinander antreten und die zehn, 20 oder wie viele auch immer mit den meisten Stimmen kommen dann in den Vorentscheid.
2. Die Wolfslast bleibt, man kehrt nächstes Jahr zum System 2018–2021 zurück bzw. nutzt nur die Eurovisions-Jury und wählt die Sülze dann wahlweise in ’ner VE oder doch wieder intern.
3. Deutschland macht nur noch bei der Abstimmung mit, entsendet aber selbst keinen Beitrag, stattdessen gibt’s ’ne Wildcard für einen Semifinalbeitrag.
So, und jetzt geh ich mich betrinken – schönes Wochenende!
Die schlimmste VE gab es bislang 2017 und ich habe mir die Show bewußt nicht angeschaut und nur zur Siegerperformance zugeschaltet. Es wurde bereits alles erwähnt – Moderatorin war unsäglich und das Songangebot äußerst dürftig. “Rockstars” tut nicht weiter weh und könnte sogar diesmal im unteren Mittelfeld landen. Hat zumindest kein Fremdschämpotential.
Diese ganze Show war wie ein Autounfall, man musste irgendwie hingucken obwohl man es nicht sollte. Mit dem Sieger kann ich leben, denke aber auch dass es schwer werden wird. Zumindest ist uns der Sieg von Team Hass erspart geblieben.
Ach ja, es war nicht MDR Sputnik sondern MDR Jump. 😉
Alles wieder mal vorzüglich beschrieben! Und was man übrigens bei San Remo auch nicht sieht, sondern aber hier gestern Abend: Das Handwerker-Dekolleté eines Bühnenarbeiters im Bild kurz vor der Sieger-Reprise. Mit dem Malik kann ich leben, mit dem NDR möchte ich nicht mehr leben müssen.
Was für eine grauenhafte, unprofessionelle Show von vorne bis hinten (den Auftritt von Jamala deutlich ausgenommen). Normalerweise dresche ich nicht so drauf, aber das gestern war ein Carcrash vom Allerhärtesten. Mit Ansage. Ich hab in meinem aktuellen Blogbeitrag alles dazu gesagt, wenn ich auch viel zu zahm gewesen bin und sich das alles viel positiver liest, als ich eigentlich wollte. Aber ich hab gestern Abend nach der Show etwa drei Stunden hier vor der Kiste gesessen und mich gefragt, wie das adäquat in Worte zu fassen ist, ohne dass ich da gleich wieder als typisch deutsche Obermeckerliese gelte.
Sorry, NDR, das war nix. Das war GAR NIX. Das war der schlechteste Vorentscheid, den ich je gesehen habe, and that is saying something – und das von jemandem, der üblicherweise leicht zu begeistern ist.
Damit eine Sache Spaß macht, muss man sie ernst nehmen. Das ist hier so gut wie nirgendwo passiert. Wir hätten am liebsten schon bei Babsis und Bülents Eröffnungsnummer wieder ausgemacht, aber wir haben tapfer durchgehalten. Warum auch immer.
Sechs absolut chancenlose Beiträge, von denen in der derzeitigen Form niemand auch nur ansatzweise internationales Format hat, ein lieblos runtergestoppeltes Begleitprogramm , an sich zu mindestens 50 % tolle Gäste, die sich aber sichtbar unwohl fühlten, und eine Moderatorin, die hier schlicht und einfach völlig fehl am Platz war. Viel weniger geht nicht.
Ach ja: Text vergessen geht GAR NICHT. Wenn man dann nicht professionell genug ist, das zu überspielen (dann sing halt die erste Strophe, Herrgott!) und das am Ende auch noch im Gespräch mit der Moderatorin thematisiert, dann hat man in dieser Sendung schlichtweg nichts zu suchen, ADS hin oder her. Das hier ist kein Nachwuchswettbewerb.
Ich hatte ja Eskimo Callboy überhaupt nicht gemocht, aber sie wären immerhin unter “den sechs Schattierungen von Beige” (Zitat Hausherr) das Glitterbeige gewesen…
Ansonsten stell ich frech meinen Kommentat aus einem anderen Blog hier rein:
Hab die Sendung jetzt nachträglich angeschaut und mich sehr bestätigt gefühlt, sie nicht live gesehen zu haben.
Immerhin: der mit dem grauen Star unter den Blinden hat gewonnen.
Ansonsten hab ich mich königlich durch die Sendung amüsiert gefühlt, so viele Carcrashs am laufenden Band hat das Fernsehen selten zu bieten – ich kann sowas (auch) genießen. Ausnahme: der Auftritt von Jamala, der Text hat mir aktuell tatsächlich Tränen in die Augen getrieben. Aber sogar ihren Auftritt hat es die ARD geschafft zu versemmeln, indem die Übersetzung unhörbar leise war.
Mein Höhepunkt:
Schöneberger: „Isses es ein starker Jahrgang?“
Hermanns: „Es ist vor allem ein wahnsinnig sympathischer Jahrgang, die sind alle so nett!“ (schön spontan gekontert, Thomas weiß ja wie wir alle: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße)
Das war noch besser als der grandiose Seifenblasenmoment, wo das Zerdrücken einer selbigen zum innerem Lachanfall anstatt zum Weitersingen geführt hat.
Also wider Erwarten bzw. genau deshalb ein großer und unvergesslicher Abend der Fernsehgeschichte.
Man glaubt ja immer, sowas lässt sich nicht wiederholen, und man glaubt auch jedes Jahr, das lässt sich nicht mehr steigern, aaaber:
NDR, ich glaub an dich!!! Bis März 2023!
@Zwelfbungt und Toto: Danke für die Korrekturen, ist eingearbeitet. Dass Thüringen auch ein Freistaat ist, war mir ignorantem Wessi gar nicht bewusst.
@Tamara: Bei der Eröffnungsnummer von Babsi und Bülent ging es mir wie dir: ich habe lange überlegt, die zu kommentieren, aber alles, was mir dazu eingefallen wäre, fand ich selbst zu harsch, um es hier reinzuschreiben. Ich will nur (mit Hilfe von Google Translate) so viel sagen: Cari concittadini di origine italiana, chiedo scusa per questa esibizione. Sono incredibilmente imbarazzato.
Ein bisschen muss ich Emily aber in Schutz nehmen: nach meiner Erinnerung hatte Babsi ihren Texthänger als Erste thematisiert, Emily hatte so ja gar keine Chance, ihn totzuschweigen.
@ Tamara
Du kannst gerne in diesem Fall “draufhauen”, denn das ist mehr als berechtigt.
Ich bin auch schon seit Jahren großer NDR-Kritiker und bin über jede Kritik dankbar. Es reicht !
Mal wieder alles von vorn bis hinten treffendst dargestellt – was für eine blamable Show (gibt es eigentlich in Deutschland nur Babsi S. als Wegmoderatorin?), in der man sich eigentlich gern bei Jamala entschuldigt hätte, ihr ein derartiges Umfeld zuzumuten. Ich habe mich vor allem für alle nicht-musikalischen Elemente (die ja etwa 85% der Sendung ausmachten) fremdgeschämt. Jamala war sehr bewegend (und leider ist ihr Song, den ich 2016 gefeiert habe, auch textlich keinen Deut weniger aktuell). Für Deutschland wird´s wohl wieder rechts unten werden…
Fühle mich 100% darin bestätigt, die Sendung nicht geguckt zu haben, klingt so schlimm wie gedacht. Habe mir die Clips von Jamala (bewegend) und Emily Roberts angeguckt. Bei letzterer hoffe ich, dass ich sie nie im DM an der Kasse haben werde; sie würde vermutlich alles falsch machen und ich stünde 10 Minuten da. Das Schöneberger-Bild im Artikel sagt alles aus; jede Drag Queen in der bayrischen Provinz würde sich schämen, so aufzutreten. Der Siegertitel tut nicht weh, bleibt mir aber null im Gedächtnis. Immerhin sieht er ganz sexy aus, eine Art Asi-Version von Luca Hänni.
Ich habe in den letzten Wochen die Kandidaten vor übertriebener Kritik der EC-Fans verteidigt. Und dazu stehe ich weiterhin. Was aber in der gestrigen Stümpershow teilweise von den Kandidaten abgeliefert worden ist, ist an Unprofessionalität und Frechheit kaum zu überbieten. Insbesondere ist es eine Schande, wie da augetreten worden ist, wenn man sich den Wahnsinnsauftritt von Jamala ansieht. Einer Frau, die wenige Tage zuvor, vom Krieg geflohen ist und sich Sorgen um ihren Mann machen muss, gelang ein Weltklasseauftritt ohne Fehler. Daran können sich Emily Roberts und auch der Suave mal ein Beispiel nehmen. Am peinlichsten war Emily Roberts. Nicht nur das das Lied bestenfalls Füllmaterial war, das man dann aber nicht in der Lage ist, sich den Text seines eigenen Liedes zu merken, geht gar nicht. Es stellt sich mir die Frage, nach welchen Kriterien die sogenannten Musik experten ausgesucht haben. Nach Professionalität und Können kann es nicht gewesen sein. Auch unerklärlich wie ihr Auftritt noch 7 Punkte wert gewesen sein soll. Große Familie? Unfassbar natürlich auch die ständig schnatternde Schöneberger. Sie passte zum mickrigen Niveau wirklich wie die Faust aufs Auge. Das Opening war ja so peinlich und zum Fremdschämen, das das noch von Emily Roberts unterboten wurde, spottet nun wirklicher Beschreibung. Die Jubelperser auf der Couch waren genauso peinlich. Was der Bülent Ceylan mit dem ESC zu tun hat, wusste der selbst nicht. Das gestern war ein einziges Trauerspiel, und das hatte nix mit dem Konflikt in der Ukraine zu tun.
Malik Harris war noch mit das beste an diesem Trauerspiel. Das Lied kommt in den ersten internationalen Reaktionen besser an, als ich vorher dachte. Vielleicht gelingt ja ein Michael Schulte-Moment. Aber lieber NDR, wenn ihr nicht mehr wollt, dann gibt das Ganze ab oder heuert Stefan Raab an. Es ist eine Schande und eine Frechheit das ein gebührenfinanzierter Sender seinen Zuschauer so ein Dreck zumutet.
Der MDR ist auch für Sachsen-Anhalt zuständig.
Verdienter Sieger, der Song ist zwar extrem öde hat aber zumindest im Rap-Part einen kurzen Gänsehaut Moment der vielleicht ein paar Punkte abgreifen kann.
Und er kann im Gegensatz zu den meisten anderen Teilnehmern echt gut singen.
Die Inszenierung des Auftritts war aber wie bei allen anderen das nackte Grauen.
Das fake Instrument-Spielen, die Kinderbilder (würg) der heulende Papi (würg)
Bitte das alles in Turin weglassen und einen Profi GELD für einen professionellen Auftritt geben , ihr Knauser vom NDR!!!
Denn alles um die Auftritte aus diesem Vorentscheid hatte das Budget und Qualität von der Betriebsfeier der Firma Kunststoff Maier…
OK, im nächsten Jahr hab ich auch einen Twitter Account um den VE via tweets-lesen zu überleben.
Mich hat heuer der Kommentar-Shitstorm zur Sendung auf esc-kompakt vor schweren gesundheitlichen Schäden während der Sendung bewahrt
Das die Schöneberger die Künstler mit den Worten “du hast es geschafft” von der Bühne holt, ist sowas von bezeichnend für den gesamten Showversuch, der weniger Anmut hatte als eine Linus Talentprobe. Hat nur gefehlt, das sie uns mit den Worten “Sie haben es geschafft, liebe Zuschauer.” verabschiedet.
Weitere Peinlichkeiten:
Die Statements der Gäste: “Alle Teilnehmer sind wirklich sehr sympatisch” / “Der sieht aus wie Otto Waalkes und der wie Klaus und Klaus.”
Das schlechte Playback der Gäste.
Der Opener. Ein Text voller alter Klischees, in 20 Minuten zusammengeschrieben, ein billigster Versuch die Schweden zu kopieren.
Die Statischen Bewegungen der Nachwuchskünstler.
Sehen sie NDR Experten eigentlich VEs der anderen Nationen an? Was denken sie sich dabei. Sie Zerstören das Ansehen des ESC in Deutschland sukzessive weiter.
Das schlimme ist für mich nicht die unterdurchschnittliche Show, sondern die Resignation, die sich so langsam bei mir breit macht, dass der deutsche Mainstream-Michel letztlich doch gewonnen hat und unser Land einfach unfähig ist, in diesem Leben noch einen wirklich guten Beitrag (jenseits von Schlager/Disco) zum ESC zu schicken.
Es scheint als hätte man sich hier immer noch nicht von der kulturellen Zäsur des dritten Reichs erholt. Auch die daraus resultierende Ambivalenz zur deutschen Identität lässt sicherlich viele der brauchbaren deutschen Künstler von einer Teilnahme absehen. Jene, die vielleicht trotzdem dazu bereit sind, müssten dann erstmal auch einen passenden Song parat haben. Dann müssten sie mit diesem Song auch noch das Auswahlverfahren durch irgendein Experten-Gemium überstehen und besonders heikel: den Abstimmungsmodus der Saison packen – spätestens hier ist eignetlich immer irgendwas schief gelaufen. Ob es nun das dusselige ARD-Publikum, die belämmerte Jury oder ganz allgemein die deutsche Biederkeit ist, darüber kann man sicher streiten, aber letztlich wurden Alternativen wie Lilly Among Clouds, Ryk, Laing, LaBrassBanda oder meinetwegen auch Blitzkids Mvmt stets zugunsten der vermeintlichen Nummer sicher aussortiert (dass das wie im Fall von Michael Schulte auch mal funktionieren kann, ist ja gerade das Problem).
Deshalb bin ich gerade relativ frei von Hoffnung, dass sich in naher Zeit mal irgendwas ändert und ein deutscher Beitrag ernsthaft zu meinen Favoriten zählt.
Ich möchte noch mal sagen, das diese VE eine absolut Katastrofe war. Die Songs waren ja schon nicht absolute Siegersongs. Das die Künstler teilweise aber nicht in der Lage waren, sie ohne Texthänger vorzutragen, ist ein absolutes NO-GO: Da gibts auch keine Entschuldigung dafür. Diese ganze VE war mehr oder weniger hingerotzt. Eines öffentlich-rechtlichen Senders absolut unwürdig.
Was leider nirgends wirklich thematisiert wurde, ausßer auf ESC Kompakt, der Live-Ton und damit der Gesang wurde schlecht zum TV übertragen. Babsi und Bülent, sowie Jamala sangen Playback. Das klang am TV natürlich perfekt.
Im Saal selbst hörte man auch, dass der Gesang der Kandidaten gut bis sehr gut war. Unabhängig von den verschiedenen Tönen von Beige, den Texthängern und der Show selbst.