Ger­ma­ny 12 Points 2022: Afraid of being a Nobody

Es wird wohl lang­sam Zeit für die Sezes­si­on der drei Frei­staa­ten Bay­ern, Sach­sen und Thü­rin­gen vom rest­li­chen Deutsch­land. So stimm­ten beim gest­ri­gen, hoch­gra­dig iro­nisch beti­tel­ten deut­schen Euro­vi­si­ons­vor­ent­scheid Ger­ma­ny, 12 Points die Hörer:innen von sie­ben sei­tens der ARD mit der Brech­stan­ge in das Vor­auswahl­ver­fah­ren gehol­ten neun Radio­pop­wel­len in der der Sen­dung vor­aus­ge­gan­ge­nen Inter­net­ab­stim­mung bun­des­weit ein­heit­lich ab. Zu exakt nie­man­des Über­ra­schung, denn genau so lief es bereits 2013 ab, als der NDR zum ers­ten Mal ver­such­te, sich ver­bund­in­ter­ne Unter­stüt­zung ins Boot zu holen. Nur zwei Lan­des­rund­funk­an­stal­ten scher­ten aus der inner­deut­schen Gleich­schal­tung Har­mo­nie aus: Bay­ern 3 und MDR Jump, die Sen­der eben die­ser drei Frei­staa­ten, die ja auch in der Poli­tik nur all zu ger­ne tun, als gäl­ten für sie ande­re Geset­ze. Und wie schon 2013 über­stimm­ten die erst wäh­rend der Live-Sen­dung anru­fen­den ARD-Zuschauer:innen die Radiohörer:innen und führ­ten damit die Schwach­sin­nig­keit die­ses Ver­fah­rens noch mal in aller Deut­lich­keit vor Augen. Denn der Euro­vi­si­on Song Con­test fin­det schließ­lich im Fern­se­hen statt und nicht im Hör­funk. Auch wenn man das in Ham­burg sehr hart­nä­ckig nicht begrei­fen möchte.

Bud Spen­cer und Otto Juni­or sam­mel­ten im Inter­net­vo­ting acht von neun mög­li­chen 12ern ein, kack­ten aber im Tele­vo­ting ab.

Der Ein­bin­dung eben die­ser von Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger herr­lich spitz als “jung” beti­tel­ten Radio­wel­len hat­ten wir das grot­ten­schlech­tes­te Teil­neh­mer­feld eines deut­schen Vor­ent­scheids seit gerau­mer Zeit zu ver­dan­ken, denn bekannt­lich durf­ten die Musik­be­auf­trag­ten der ARD-Dudel­funk­sta­tio­nen als Gegen­ge­schäft für ihre Betei­li­gung die ledig­lich sechs Songs für den gest­ri­gen Abend aus­wäh­len. Und grif­fen, zu exakt nie­man­des Erstau­nen, sechs Mal in die Kis­te mit dudel­funkt­aug­li­cher, bei­ger Bügel­mu­sik. Die Twit­ter-Kom­men­ta­re wäh­rend der Show mit­zu­ver­fol­gen, kam einer Kreu­zi­gung des NDR gleich, und da bezie­he ich mich noch nicht mal auf erbos­te Anhänger:innen von Eski­mo Call­boy, der aus dem Ruhr­pott stam­men­den Metal-Tech­no-Come­dy-Cross­over-Kapel­le, die eben jenes Vor­auswahl­gre­mi­um als nicht radio­taug­lich aus­sor­tier­te. Und damit den hart­nä­ckigs­ten (und berech­tigts­ten) Shit­s­torm in der an Skan­da­len nicht armen hei­mi­schen Vor­ent­schei­dungs­ge­schich­te aus­lös­te. Die kom­plet­te Ver­ges­sens­wür­dig­keit der sechs ver­blie­be­nen Wett­be­werbs­ti­tel färb­te indes sogar auf die Interpret:innen ab: sowohl das ver­geb­lich auf ein Kar­rie­re-Come­back hof­fen­de Hip-Hop-Urge­stein Nico Sua­ve (‘Ver­gess­lich’, 2001) als auch die New­co­me­rin Emi­ly Roberts hat­ten Text­hän­ger, die immer­hin für die sehr weni­gen unter­halt­sa­men Momen­te des extrem zähen Abends sorgten.

Wäscht man das Gehirn mit Sei­fe, zer­plat­zen dabei ein paar Gehirn­zel­len: Emi­ly Roberts ver­gaß ihren Text.

Das zumin­dest bei der put­zi­gen Deutsch­bri­tin Roberts, die ihren Aus­set­zer damit erklär­te, auf­grund ihrer ADS von den zusätz­lich in den Song ein­ge­füg­ten Sei­fen­bla­sen­ge­räu­schen so abge­lenkt gewe­sen zu sein, dass sie völ­lig raus­kam. Wäre beim San-Remo-Fes­ti­val nicht pas­siert: dort hän­gen im Saal rie­si­ge Spick­zet­tel-Bild­schir­me, auf denen nicht nur die Mode­ra­tio­nen ste­hen, son­dern wäh­rend der Auf­trit­te der Künstler:innen auch deren Lied­tex­te durch­lau­fen. Doch einen sol­chen Level an Pro­fes­sio­na­li­tät kann man von der ARD nicht erwar­ten. Im Fal­le von Atlan­tis 2022, Ver­zei­hung, Nico Sua­ve und sei­nem drei­köp­fi­gen Team Lie­be, ret­te­te uns des­sen deut­lich klei­ne­rer Hän­ger wohl vor Schlim­me­ren. Schließ­lich stand auf­grund der Ent­schei­dung der ARD, den eigent­lich in die Drit­ten ver­bann­ten Vor­ent­scheid in eine sehr kurz­fris­tig anbe­raum­te Spen­den­ga­la für die Ukrai­ne ein­zu­bet­ten und zurück ins Haupt­pro­gramm zu holen, zu befürch­ten, dass das älte­re Publi­kum des Ers­ten den ein­zi­gen deutsch­spra­chi­gen Titel bevor­zugt und nach Turin wählt. Zumal Sua­ve die Gele­gen­heit aal­glatt nutz­te und sei­nen kli­schee­trie­fen­den Hei­le-Welt-Text in letz­ter Sekun­de umschrieb, um noch ein paar berech­nen­de Frie­dens­bot­schaf­ten rein zu quet­schen und so die nost­al­gi­sche Nico­le-Vote abzu­grei­fen. Bloß, um live über genau die­se Zei­len zu stol­pern. Kar­ma is a Bitch!

Um als neue Nico­le durch­zu­ge­hen, wirk­te Sua­ve aller­dings zu bekifft.

Gegen die­se bei­den Ama­teu­re wirk­te die mitt­ler­wei­le nach Wien aus­ge­wan­der­te Feli­cia Lu Kür­biß, die bereits beim Vor­ent­scheid 2017 den Kür­ze­ren zog, um so pro­fes­sio­nel­ler. Zumal sie ihre auto­bio­gra­fi­sche Radio­pop-Num­mer ‘Anxie­ty’ mit Rock­gi­tar­ren auf­pepp­te. Ihr wur­de erneut ihre stimm­li­che Ähn­lich­keit zu Lena Mey­er-Land­rut zum Ver­häng­nis, die nicht nur auf Twit­ter mehr­fach Erwäh­nung fand, son­dern auch von­sei­ten des Sofa-Panels. Und augen­schein­lich darf es in Deutsch­land seit 2010 nur eine Euro­vi­si­ons-Lena geben. Was für ein Glück für Lena Valai­tis, dass sie uns bereits 1981 in Dub­lin ver­trat! Die Ver­knüp­fung des Vor­ent­scheids mit der Spen­den­ga­la mach­te das gan­ze Elend noch sicht­ba­rer, denn als Star­gast hat­te man die gera­de frisch vor dem Krieg aus der Ukrai­ne geflo­he­ne Jama­la gela­den, die sicht­lich gerührt noch­mal ihren Sie­ger­song von 2016 per­form­te, das hoch­gra­dig poli­ti­sche und nun um so aktu­el­le­re ‘1944’. Ein emo­tio­nal extrem bewe­gen­der Moment, der aller­dings den qua­li­ta­ti­ven Unter­schied zwi­schen die­sem Aus­nah­me­lied und der von der deut­schen Radio­ju­ry zusam­men­ge­karr­ten Seicht­sül­ze um so bru­ta­ler zuta­ge tre­ten ließ.

Könn­te den Song mitt­ler­wei­le auch ‘2022’ nen­nen: Jamala.

Noch nie haben wir den Schnell­durch­lauf so drin­gend gebraucht wie jetzt,” sag­te die offen­bar stark erkäl­te­te Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger, die als Mode­ra­to­rin für eine sol­che Sen­dung schlicht­weg nicht funk­tio­niert, wenn sie aus aktu­el­lem Anlass nicht zotig sein kann, im Anschluss: ein wirk­lich fie­ser Burn, denn natür­lich hat­te Jama­la an die­ser Stel­le jeg­li­che Erin­ne­run­gen an die blas­sen Sechs kom­plett aus­ge­löscht. Kör­per­lich weh taten die abso­lut debi­len Green-Room-Inter­views, die Bab­si mit den Teilnehmer:innen direkt nach ihren jewei­li­gen Auf­trit­ten füh­ren muss­te und gegen wel­che die berüch­tig­ten Befra­gun­gen völ­lig aus­ge­pump­ter Fuß­bal­ler direkt am Spiel­feld­rand als inhalt­lich ertrag­rei­che jour­na­lis­ti­sche Meis­ter­leis­tun­gen gel­ten müs­sen. Als audio­vi­su­el­les Erklär­bei­spiel für den Begriff “Fremd­scham­mo­ment” könn­te man zudem den Ver­such archi­vie­ren, die Couch­gäs­te (dar­un­ter Ex-Vor­ent­scheid-Host Tho­mas Her­manns, die von Bab­si flugs als Deut­sche ein­ge­mein­de­te Euro­vi­si­ons­le­gen­de Con­chi­ta Wurst, Ex-Grand-Prix-Reprä­sen­tan­tin Git­te und – aus völ­lig uner­find­li­chen Grün­den – “Come­di­an” Bülent Cey­lan) zu zwin­gen, sich Lob­hu­de­lei­en zu den poten­ti­el­len deut­schen Vertreter:innen aus dem Arsch zu zie­hen. Wor­auf­hin sie alle­samt sehr ange­strengt her­umei­er­ten, um irgend­was Net­tes heu­cheln zu kön­nen und den Ele­fan­ten im Raum nicht the­ma­ti­sie­ren zu müssen.

Zwar ließ Eros die Haa­re im Wind­ma­schi­nen­sturm wehen. Den­noch hat­te sein Auf­tritt den Unter­hal­tungs­wert von wei­ßer Raufasertapete.

Am Ende sieg­te mit einem gar nicht mal so gro­ßen Vor­sprung im Tele­vo­ting mein, nun­ja, per­sön­li­cher Favo­rit, der Sohn des eins­ti­gen Nach­mit­tags-Kra­wall­talk-Show­mas­ters und Dschun­gel­cam­pinsas­sen Ricky, Malik Har­ris. Erstaun­li­cher­wei­se, wie ich sagen muss, denn bei sei­nem Erst­auf­tritt ver­san­de­te sein arg gene­ri­scher Radio­pop­song ‘Rock­stars’ noch ziem­lich. Erst bei der Sie­ger­re­pri­se drück­te der sehr nied­lich anzu­schau­en­de Ober­bay­er vor allem in dem Rap-Part sei­nes Bei­trags ordent­lich aufs Gas und ließ längst ver­gan­ge­ne Emi­nem-Zei­ten kurz wie­der auf­le­ben. Kein Wun­der, gab er nach sei­ner Sie­ges­ak­kla­ma­ti­on der ihn den­noch gna­den­los auf die Büh­ne schie­ben­den Bab­si zu ver­ste­hen, dass er eigent­lich noch mal drin­gend für klei­ne Jungs müs­se. Viel­leicht soll­te er in Turin vor dem Fina­le also noch einen Liter Apfel­schor­le exen, damit die Per­for­mance die nöti­ge Inten­si­tät erhält. Bleibt uns als klei­ner Trost: selbst wenn es erwart­bar erneut den vor­letz­ten Platz geben soll­te, dürf­te Malik zumin­dest in den par­al­lel im Netz durch­ge­führ­ten Fan-Abstim­mun­gen über den hei­ßes­ten ESC-Teil­neh­mer in die Top Ten vor­sto­ßen. Natür­lich hin­ter Mah­mood, Bian­co und Achil­le Lau­ro.

Bei der Ein­blen­dung von Maliks Baby­fo­tos schoss mir die Milch ein: wie kann man nur so unfass­bar nied­lich sein?

Vor­ent­scheid DE 2022

Ger­ma­ny 12 Points! Frei­tag, 4. März 2022, aus dem Stu­dio Adlers­hof in Ber­lin. Sechs Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger. Inter­net- und Tele­vo­ting (je 50%).
#Inter­pre­tenSong­ti­telTele­vo­teRadioPlatzCharts
01Malik Har­risRock­stars11809001-
02Maël & JonasI swear to God07910602-
03Eros Ato­musAli­ve07005305-
04Emi­ly RobertsSoap00704606-
05Feli­cia Lu KürbißAnxie­ty06507404-
06Nico Sua­ve + Team LiebeHal­lo Welt09406303-

Und? Zäh­len wir mit die­sem Lied in Turin zu den ‘Rock­stars’?

  • Kann jetzt bit­te end­lich irgend­je­mand dem NDR die Zustän­dig­keit ent­zie­hen? Zur Not orga­ni­sie­re ich den Vor­ent­scheid allei­ne! (50%, 112 Votes)
  • Wenn er sich für Turin eine ande­re Büh­nen­show ein­fal­len lässt als die­ses semi­pro­fes­sio­nel­le Han­tie­ren mit aller­lei Instru­men­ten, könnt’s viel­leicht ober­halb von Platz 20 lan­den. (34%, 76 Votes)
  • So süß ich Malik ja fin­de, aber damit bat­teln wir uns wie­der mit dem UK um den letz­ten Platz. (9%, 21 Votes)
  • Aber klar! Malik ist super sweet, der Song ist ver­dammt gut. Damit lan­den wir dies­mal in der lin­ken Tabel­len­hälf­te! (7%, 15 Votes)

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19 Comments

  • Da hat sich ne Blü­te ein­ge­schli­chen: Emi­ly Harris.

    Und war­um nur Sach­sen? Thü­rin­gen ist auch ein Frei­staat im MDR-Gebiet.

    So, jetzt Mal mein Senf zum Abend: 

    Wirk­lich unter­halt­sam war eigent­lich nur das Radio­vo­ting. Ja was war da denn los? Deutsch­land einig Radio­land? Scha­de um Bud Spen­cer und Otto Juni­or (geni­al, ich dach­te bei Jonas eigent­lich zuerst an den HdR Lego­las, aber dein Spitz­na­me trifft es da eher). Mit dem Tele­vo­te-Sie­ger kann man aber leben. Es hät­te viel schlim­mer aus­ge­hen kön­nen (ich sage nur Nico Sua­ve). Dazu ist der Jahr­gang momen­tan noch nicht all­zu stark, wes­halb ich mir vor­stel­len könn­te, dass wir damit leich­te Chan­cen auf ein Ergeb­nis mit ner 1 vor­ne dran haben. Und ob wir uns wirk­lich den Wett­streit mit dem UK lie­fern? Schwie­rig! Könn­te ja sein, dass die ein hei­ßes Eisen im Feu­er haben, von dem wir bis­her noch nichts wissen!

    Ins­ge­samt erfreu­lich, dass wir wie­der einen Vor­ent­scheid haben, aber das Radio­vo­te gehört in die Ton­ne geknüp­pelt. Und um Him­mels Wil­len! Bit­te mal an die opti­schen Pro­duk­ti­ons­qua­li­tä­ten den­ken! Da sah ja der san­ma­ri­ne­si­sche VE bes­ser aus als das, was der NDR da ges­tern abge­lie­fert hatte.

  • Ich glau­be die­se Show war das Schlimms­te, was der NDR je zusam­men­ge­klöp­pelt hat.
    Von der “Qua­li­tät” der sechs Bei­trä­ge mal abge­se­hen, waren auch Kame­ra­füh­rung und Sound­tech­nik für’n Arsch – und das obwohl die ARD zu den reichs­ten Staats­sen­dern Euro­pas gehört. Es ist wirk­lich zum Schämen.
    Ledig­lich Jama­las Auf­tritt war der ein­zi­ge Moment in die­ser Sen­dung, der zum Ein­schal­ten einlud.
    Und neben­bei, dass die jun­ge Sän­ge­rin ihren Text ver­ges­sen hat, nun ja, bei so einem belang­lo­sen Lied­chen wäre das wohl jedem von uns passiert.

    Ich hof­fe nun auf eines der fol­gen­den Szenarios:
    1. Wolfs­last wird acht­kan­tig raus­ge­wor­fen und mit ihr die­se beknack­te Idee, die Staats­ra­di­os mit ein­zu­bin­den. Dann lässt man ein­fach alle Bewer­ber (selbst wenn es über 1000 sein soll­ten) in einer Online­ab­stim­mung gegen­ein­an­der antre­ten und die zehn, 20 oder wie vie­le auch immer mit den meis­ten Stim­men kom­men dann in den Vorentscheid.
    2. Die Wolfs­last bleibt, man kehrt nächs­tes Jahr zum Sys­tem 2018–2021 zurück bzw. nutzt nur die Euro­vi­si­ons-Jury und wählt die Sül­ze dann wahl­wei­se in ’ner VE oder doch wie­der intern.
    3. Deutsch­land macht nur noch bei der Abstim­mung mit, ent­sen­det aber selbst kei­nen Bei­trag, statt­des­sen gibt’s ’ne Wild­card für einen Semifinalbeitrag.

    So, und jetzt geh ich mich betrin­ken – schö­nes Wochenende!

  • Die schlimms­te VE gab es bis­lang 2017 und ich habe mir die Show bewußt nicht ange­schaut und nur zur Sie­ger­per­for­mance zuge­schal­tet. Es wur­de bereits alles erwähnt – Mode­ra­to­rin war unsäg­lich und das Song­an­ge­bot äußerst dürf­tig. “Rock­stars” tut nicht wei­ter weh und könn­te sogar dies­mal im unte­ren Mit­tel­feld lan­den. Hat zumin­dest kein Fremdschämpotential.

  • Die­se gan­ze Show war wie ein Auto­un­fall, man muss­te irgend­wie hin­gu­cken obwohl man es nicht soll­te. Mit dem Sie­ger kann ich leben, den­ke aber auch dass es schwer wer­den wird. Zumin­dest ist uns der Sieg von Team Hass erspart geblieben.

    Ach ja, es war nicht MDR Sput­nik son­dern MDR Jump. 😉

  • Alles wie­der mal vor­züg­lich beschrie­ben! Und was man übri­gens bei San Remo auch nicht sieht, son­dern aber hier ges­tern Abend: Das Hand­wer­ker-Dekol­le­té eines Büh­nen­ar­bei­ters im Bild kurz vor der Sie­ger-Repri­se. Mit dem Malik kann ich leben, mit dem NDR möch­te ich nicht mehr leben müssen.

  • Was für eine grau­en­haf­te, unpro­fes­sio­nel­le Show von vor­ne bis hin­ten (den Auf­tritt von Jama­la deut­lich aus­ge­nom­men). Nor­ma­ler­wei­se dre­sche ich nicht so drauf, aber das ges­tern war ein Car­crash vom Aller­här­tes­ten. Mit Ansa­ge. Ich hab in mei­nem aktu­el­len Blog­bei­trag alles dazu gesagt, wenn ich auch viel zu zahm gewe­sen bin und sich das alles viel posi­ti­ver liest, als ich eigent­lich woll­te. Aber ich hab ges­tern Abend nach der Show etwa drei Stun­den hier vor der Kis­te geses­sen und mich gefragt, wie das adäquat in Wor­te zu fas­sen ist, ohne dass ich da gleich wie­der als typisch deut­sche Ober­m­ecker­lie­se gelte. 

    Sor­ry, NDR, das war nix. Das war GAR NIX. Das war der schlech­tes­te Vor­ent­scheid, den ich je gese­hen habe, and that is say­ing some­thing – und das von jeman­dem, der übli­cher­wei­se leicht zu begeis­tern ist. 

    Damit eine Sache Spaß macht, muss man sie ernst neh­men. Das ist hier so gut wie nir­gend­wo pas­siert. Wir hät­ten am liebs­ten schon bei Bab­sis und Bülents Eröff­nungs­num­mer wie­der aus­ge­macht, aber wir haben tap­fer durch­ge­hal­ten. War­um auch immer. 

    Sechs abso­lut chan­cen­lo­se Bei­trä­ge, von denen in der der­zei­ti­gen Form nie­mand auch nur ansatz­wei­se inter­na­tio­na­les For­mat hat, ein lieb­los run­ter­ge­stop­pel­tes Begleit­pro­gramm , an sich zu min­des­tens 50 % tol­le Gäs­te, die sich aber sicht­bar unwohl fühl­ten, und eine Mode­ra­to­rin, die hier schlicht und ein­fach völ­lig fehl am Platz war. Viel weni­ger geht nicht.

  • Ach ja: Text ver­ges­sen geht GAR NICHT. Wenn man dann nicht pro­fes­sio­nell genug ist, das zu über­spie­len (dann sing halt die ers­te Stro­phe, Herr­gott!) und das am Ende auch noch im Gespräch mit der Mode­ra­to­rin the­ma­ti­siert, dann hat man in die­ser Sen­dung schlicht­weg nichts zu suchen, ADS hin oder her. Das hier ist kein Nachwuchswettbewerb.

  • Ich hat­te ja Eski­mo Call­boy über­haupt nicht gemocht, aber sie wären immer­hin unter “den sechs Schat­tie­run­gen von Beige” (Zitat Haus­herr) das Glit­ter­bei­ge gewesen…

    Ansons­ten stell ich frech mei­nen Kom­men­tat aus einem ande­ren Blog hier rein:
    Hab die Sen­dung jetzt nach­träg­lich ange­schaut und mich sehr bestä­tigt gefühlt, sie nicht live gese­hen zu haben.

    Immer­hin: der mit dem grau­en Star unter den Blin­den hat gewonnen.
    Ansons­ten hab ich mich könig­lich durch die Sen­dung amü­siert gefühlt, so vie­le Car­crashs am lau­fen­den Band hat das Fern­se­hen sel­ten zu bie­ten – ich kann sowas (auch) genie­ßen. Aus­nah­me: der Auf­tritt von Jama­la, der Text hat mir aktu­ell tat­säch­lich Trä­nen in die Augen getrie­ben. Aber sogar ihren Auf­tritt hat es die ARD geschafft zu ver­sem­meln, indem die Über­set­zung unhör­bar lei­se war.

    Mein Höhe­punkt:

    Schö­ne­ber­ger: „Isses es ein star­ker Jahrgang?“
    Her­manns: „Es ist vor allem ein wahn­sin­nig sym­pa­thi­scher Jahr­gang, die sind alle so nett!“ (schön spon­tan gekon­tert, Tho­mas weiß ja wie wir alle: Nett ist die klei­ne Schwes­ter von Scheiße)

    Das war noch bes­ser als der gran­dio­se Sei­fen­bla­sen­mo­ment, wo das Zer­drü­cken einer sel­bi­gen zum inne­rem Lach­an­fall anstatt zum Wei­ter­sin­gen geführt hat.

    Also wider Erwar­ten bzw. genau des­halb ein gro­ßer und unver­gess­li­cher Abend der Fernsehgeschichte.
    Man glaubt ja immer, sowas lässt sich nicht wie­der­ho­len, und man glaubt auch jedes Jahr, das lässt sich nicht mehr stei­gern, aaaber:

    NDR, ich glaub an dich!!! Bis März 2023!

  • @Zwelfbungt und Toto: Dan­ke für die Kor­rek­tu­ren, ist ein­ge­ar­bei­tet. Dass Thü­rin­gen auch ein Frei­staat ist, war mir igno­ran­tem Wes­si gar nicht bewusst.
    @Tamara: Bei der Eröff­nungs­num­mer von Bab­si und Bülent ging es mir wie dir: ich habe lan­ge über­legt, die zu kom­men­tie­ren, aber alles, was mir dazu ein­ge­fal­len wäre, fand ich selbst zu harsch, um es hier rein­zu­schrei­ben. Ich will nur (mit Hil­fe von Goog­le Trans­la­te) so viel sagen: Cari con­cit­ta­di­ni di ori­gi­ne ita­lia­na, chie­do scu­sa per ques­ta esi­bi­zio­ne. Sono incre­di­bilm­en­te imbarazzato.
    Ein biss­chen muss ich Emi­ly aber in Schutz neh­men: nach mei­ner Erin­ne­rung hat­te Bab­si ihren Text­hän­ger als Ers­te the­ma­ti­siert, Emi­ly hat­te so ja gar kei­ne Chan­ce, ihn totzuschweigen.

  • @ Tama­ra

    Du kannst ger­ne in die­sem Fall “drauf­hau­en”, denn das ist mehr als berechtigt. 

    Ich bin auch schon seit Jah­ren gro­ßer NDR-Kri­ti­ker und bin über jede Kri­tik dank­bar. Es reicht !

  • Mal wie­der alles von vorn bis hin­ten tref­fendst dar­ge­stellt – was für eine bla­ma­ble Show (gibt es eigent­lich in Deutsch­land nur Bab­si S. als Weg­mo­de­ra­to­rin?), in der man sich eigent­lich gern bei Jama­la ent­schul­digt hät­te, ihr ein der­ar­ti­ges Umfeld zuzu­mu­ten. Ich habe mich vor allem für alle nicht-musi­ka­li­schen Ele­men­te (die ja etwa 85% der Sen­dung aus­mach­ten) fremd­ge­schämt. Jama­la war sehr bewe­gend (und lei­der ist ihr Song, den ich 2016 gefei­ert habe, auch text­lich kei­nen Deut weni­ger aktu­ell). Für Deutsch­land wird´s wohl wie­der rechts unten werden…

  • Füh­le mich 100% dar­in bestä­tigt, die Sen­dung nicht geguckt zu haben, klingt so schlimm wie gedacht. Habe mir die Clips von Jama­la (bewe­gend) und Emi­ly Roberts ange­guckt. Bei letz­te­rer hof­fe ich, dass ich sie nie im DM an der Kas­se haben wer­de; sie wür­de ver­mut­lich alles falsch machen und ich stün­de 10 Minu­ten da. Das Schö­ne­ber­ger-Bild im Arti­kel sagt alles aus; jede Drag Queen in der bay­ri­schen Pro­vinz wür­de sich schä­men, so auf­zu­tre­ten. Der Sie­ger­ti­tel tut nicht weh, bleibt mir aber null im Gedächt­nis. Immer­hin sieht er ganz sexy aus, eine Art Asi-Ver­si­on von Luca Hänni.

  • Ich habe in den letz­ten Wochen die Kan­di­da­ten vor über­trie­be­ner Kri­tik der EC-Fans ver­tei­digt. Und dazu ste­he ich wei­ter­hin. Was aber in der gest­ri­gen Stüm­per­show teil­wei­se von den Kan­di­da­ten abge­lie­fert wor­den ist, ist an Unpro­fes­sio­na­li­tät und Frech­heit kaum zu über­bie­ten. Ins­be­son­de­re ist es eine Schan­de, wie da augetre­ten wor­den ist, wenn man sich den Wahn­sinns­auf­tritt von Jama­la ansieht. Einer Frau, die weni­ge Tage zuvor, vom Krieg geflo­hen ist und sich Sor­gen um ihren Mann machen muss, gelang ein Welt­klas­se­auf­tritt ohne Feh­ler. Dar­an kön­nen sich Emi­ly Roberts und auch der Sua­ve mal ein Bei­spiel neh­men. Am pein­lichs­ten war Emi­ly Roberts. Nicht nur das das Lied bes­ten­falls Füll­ma­te­ri­al war, das man dann aber nicht in der Lage ist, sich den Text sei­nes eige­nen Lie­des zu mer­ken, geht gar nicht. Es stellt sich mir die Fra­ge, nach wel­chen Kri­te­ri­en die soge­nann­ten Musik exper­ten aus­ge­sucht haben. Nach Pro­fes­sio­na­li­tät und Kön­nen kann es nicht gewe­sen sein. Auch uner­klär­lich wie ihr Auf­tritt noch 7 Punk­te wert gewe­sen sein soll. Gro­ße Fami­lie? Unfass­bar natür­lich auch die stän­dig schnat­tern­de Schö­ne­ber­ger. Sie pass­te zum mick­ri­gen Niveau wirk­lich wie die Faust aufs Auge. Das Ope­ning war ja so pein­lich und zum Fremd­schä­men, das das noch von Emi­ly Roberts unter­bo­ten wur­de, spot­tet nun wirk­li­cher Beschrei­bung. Die Jubel­per­ser auf der Couch waren genau­so pein­lich. Was der Bülent Cey­lan mit dem ESC zu tun hat, wuss­te der selbst nicht. Das ges­tern war ein ein­zi­ges Trau­er­spiel, und das hat­te nix mit dem Kon­flikt in der Ukrai­ne zu tun. 

    Malik Har­ris war noch mit das bes­te an die­sem Trau­er­spiel. Das Lied kommt in den ers­ten inter­na­tio­na­len Reak­tio­nen bes­ser an, als ich vor­her dach­te. Viel­leicht gelingt ja ein Micha­el Schul­te-Moment. Aber lie­ber NDR, wenn ihr nicht mehr wollt, dann gibt das Gan­ze ab oder heu­ert Ste­fan Raab an. Es ist eine Schan­de und eine Frech­heit das ein gebüh­ren­fi­nan­zier­ter Sen­der sei­nen Zuschau­er so ein Dreck zumutet.

  • Ver­dien­ter Sie­ger, der Song ist zwar extrem öde hat aber zumin­dest im Rap-Part einen kur­zen Gän­se­haut Moment der viel­leicht ein paar Punk­te abgrei­fen kann.
    Und er kann im Gegen­satz zu den meis­ten ande­ren Teil­neh­mern echt gut singen.
    Die Insze­nie­rung des Auf­tritts war aber wie bei allen ande­ren das nack­te Grauen.
    Das fake Instru­ment-Spie­len, die Kin­der­bil­der (würg) der heu­len­de Papi (würg)
    Bit­te das alles in Turin weg­las­sen und einen Pro­fi GELD für einen pro­fes­sio­nel­len Auf­tritt geben , ihr Knau­ser vom NDR!!!
    Denn alles um die Auf­trit­te aus die­sem Vor­ent­scheid hat­te das Bud­get und Qua­li­tät von der Betriebs­fei­er der Fir­ma Kunst­stoff Maier…
    OK, im nächs­ten Jahr hab ich auch einen Twit­ter Account um den VE via tweets-lesen zu überleben.
    Mich hat heu­er der Kom­men­tar-Shit­s­torm zur Sen­dung auf esc-kom­pakt vor schwe­ren gesund­heit­li­chen Schä­den wäh­rend der Sen­dung bewahrt

  • Das die Schö­ne­ber­ger die Künst­ler mit den Wor­ten “du hast es geschafft” von der Büh­ne holt, ist sowas von bezeich­nend für den gesam­ten Show­ver­such, der weni­ger Anmut hat­te als eine Linus Talent­pro­be. Hat nur gefehlt, das sie uns mit den Wor­ten “Sie haben es geschafft, lie­be Zuschau­er.” verabschiedet.
    Wei­te­re Peinlichkeiten:
    Die State­ments der Gäs­te: “Alle Teil­neh­mer sind wirk­lich sehr sym­pa­tisch” / “Der sieht aus wie Otto Waal­kes und der wie Klaus und Klaus.”
    Das schlech­te Play­back der Gäste.
    Der Ope­ner. Ein Text vol­ler alter Kli­schees, in 20 Minu­ten zusam­men­ge­schrie­ben, ein bil­ligs­ter Ver­such die Schwe­den zu kopieren.
    Die Sta­ti­schen Bewe­gun­gen der Nachwuchskünstler.
    Sehen sie NDR Exper­ten eigent­lich VEs der ande­ren Natio­nen an? Was den­ken sie sich dabei. Sie Zer­stö­ren das Anse­hen des ESC in Deutsch­land suk­zes­si­ve weiter.

  • Das schlim­me ist für mich nicht die unter­durch­schnitt­li­che Show, son­dern die Resi­gna­ti­on, die sich so lang­sam bei mir breit macht, dass der deut­sche Main­stream-Michel letzt­lich doch gewon­nen hat und unser Land ein­fach unfä­hig ist, in die­sem Leben noch einen wirk­lich guten Bei­trag (jen­seits von Schlager/Disco) zum ESC zu schicken.

    Es scheint als hät­te man sich hier immer noch nicht von der kul­tu­rel­len Zäsur des drit­ten Reichs erholt. Auch die dar­aus resul­tie­ren­de Ambi­va­lenz zur deut­schen Iden­ti­tät lässt sicher­lich vie­le der brauch­ba­ren deut­schen Künst­ler von einer Teil­nah­me abse­hen. Jene, die viel­leicht trotz­dem dazu bereit sind, müss­ten dann erst­mal auch einen pas­sen­den Song parat haben. Dann müss­ten sie mit die­sem Song auch noch das Aus­wahl­ver­fah­ren durch irgend­ein Exper­ten-Gemi­um über­ste­hen und beson­ders hei­kel: den Abstim­mungs­mo­dus der Sai­son packen – spä­tes­tens hier ist eig­net­lich immer irgend­was schief gelau­fen. Ob es nun das dus­se­li­ge ARD-Publi­kum, die beläm­mer­te Jury oder ganz all­ge­mein die deut­sche Bie­der­keit ist, dar­über kann man sicher strei­ten, aber letzt­lich wur­den Alter­na­ti­ven wie Lil­ly Among Clouds, Ryk, Laing, LaBrass­Ban­da oder mei­net­we­gen auch Blitz­kids Mvmt stets zuguns­ten der ver­meint­li­chen Num­mer sicher aus­sor­tiert (dass das wie im Fall von Micha­el Schul­te auch mal funk­tio­nie­ren kann, ist ja gera­de das Problem).

    Des­halb bin ich gera­de rela­tiv frei von Hoff­nung, dass sich in naher Zeit mal irgend­was ändert und ein deut­scher Bei­trag ernst­haft zu mei­nen Favo­ri­ten zählt.

  • Ich möch­te noch mal sagen, das die­se VE eine abso­lut Kata­stro­fe war. Die Songs waren ja schon nicht abso­lu­te Sie­ger­songs. Das die Künst­ler teil­wei­se aber nicht in der Lage waren, sie ohne Text­hän­ger vor­zu­tra­gen, ist ein abso­lu­tes NO-GO: Da gibts auch kei­ne Ent­schul­di­gung dafür. Die­se gan­ze VE war mehr oder weni­ger hin­ge­rotzt. Eines öffent­lich-recht­li­chen Sen­ders abso­lut unwürdig.

  • Was lei­der nir­gends wirk­lich the­ma­ti­siert wur­de, aus­ßer auf ESC Kom­pakt, der Live-Ton und damit der Gesang wur­de schlecht zum TV über­tra­gen. Bab­si und Bülent, sowie Jama­la san­gen Play­back. Das klang am TV natür­lich perfekt.
    Im Saal selbst hör­te man auch, dass der Gesang der Kan­di­da­ten gut bis sehr gut war. Unab­hän­gig von den ver­schie­de­nen Tönen von Beige, den Text­hän­gern und der Show selbst.

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