Rund 40 Interpret/innen balgen sich jedes Jahr um die Gesangskrone des Grand Prix Eurovision, der am schwierigsten zu gewinnenden Trophäe des Kontinents. Doch nur jeweils eine Königin des Abends kann es geben, nur einen Sieger. Mit einem guten Song und etwas Glück landet er mit seinem Beitrag einen nationalen Hit, in seltenen Fällen und mit sehr viel Glück plus einer reaktionsschnellen Plattenfirma im Rücken sogar einen europaweiten. Doch dafür gibt es keine Garantie. Der eigentliche Lohn der Mühen besteht in der Aussicht auf virtuelle Unsterblichkeit: der Sieg beim Eurovision Song Contest bietet die Chance, später in einem launigen TV-Rückblick wieder aufzutauchen, in einem der vielen Bücher oder Internetblogs über den Wettbewerb Erwähnung zu finden, bei entsprechender Fantauglichkeit und moderater Gagenforderung als Stargast zu einer den immer zahlreicheren ESC-Galas eingeladen zu werden, vielleicht sogar als Punkteansager/in für das eigene Land weitere 15 Sekunden Ruhm zu genießen oder als Juror/in fungieren zu dürfen. Und, am wichtigsten von allem, für alle Ewigkeit in der Liste der Siegertitel – der eurovisionären Hall of Fame – zu stehen. Für den großen Rest der mit großen Hoffnungen angetretenen Künstler/innen sieht es hingegen finster aus: er fällt in aller Regel rasch dem kollektiven Vergessen anheim.
The Looser’s standing small? Nicht hier!
Außer, man vermag mit einer anderen, ganz besonderen Leistung aufzutrumpfen. Nämlich, wenn schon nicht mit der bestmöglichen Ausbeute, dann eben mit der schlechtesten: mit null Punkten, den gefürchteten Nul Points. Auch den völlig Glücklosen, den Verstoßenen der Eurovisionsgeschichte kommt nämlich eine gewisse Aufmerksamkeit zuteil, wenn vielleicht auch nicht immer die erwünschte: eigene Webseiten und museale Ausstellungen wie beispielsweise die exzellente Sammlung von Tex Rubinowitz widmen sich ihnen. Ein besonders lesenswertes, sehr amüsantes Buch von Tim Moore befasst sich mit dem teils tragischen, teils amüsanten Schicksal derjenigen, die auszogen, die Chansonkrone zu erringen und mit leeren Taschen wieder nach Hause kamen. Und auch ich will ihnen hier das ihnen zustehende Denkmal setzen und sie Revue passieren lassen, die bis zum heutigen Tage 38 Don Quichottes des Grand Prix, die sympathischen Verlierer/innen, die mit besonderer Grandezza heldenhaft Gescheiterten, für die mein Herz natürlich besonders stark schlägt.
Die vielleicht ungerechtesten null Punkte in der ESC-Geschichte gingen 1987 an die hyperaktive Seyyal Taner und ihre Lokomotiven.
Folgen Sie mir also, wenn Sie möchten, auf den nächsten Seiten auf einen virtuellen Rundgang durch die prallgefüllte…
Hall of Shame des ESC!
Lust mitzukommen? Prima! Folgen Sie mir in den ersten von 22 Ausstellungsräumen. Doch obacht: hier hängt an jeder Wand etwas!
Stand: 30.05.2019