Dass der Eurovision Song Contest 2013 in Schweden einige Nummern kleiner ausfallen wird als die orgiastische Selbstbeweihräuchungsshow von Baku, ist ja schon seit geraumer Zeit bekannt. Heute bestätigte Martin Österdahl, der ausführende Produzent des schwedischen Fernsehens, gegenüber eurovision.tv, dass es in Malmö keine LED-Wände und vergleichbaren Technikflitter geben werde. Der Produktionsoverkill, wie er 2009 seinen Höhepunkt gefunden habe, sei auserzählt, so Österdahl: “Selbst mit einem nie versiegenden Füllhorn voller Geld könnte man die Lightshow von Moskau nicht mehr toppen”. Den finanziell erzwungenen Verzicht auf Gigantismus verkauft er in einem seiner üblichen wolkenreichen Sprechblasendurchfälle geschickt als inhaltliche Erneuerung: “Mit den großen LED-Wänden und noch so vielen Blitzlichtern kann man nichts Neues mehr erzählen. Es bedeutet aber, dass die Kameras immer weiter wegfahren müssen, um noch alles ins Bild zu bekommen”. Dadurch erzeuge man eine große räumliche Distanz zu den Künstlern und verhindere emotionale Nähe. “Ich glaube, die Menschen spüren das unbewusst und zunehmend auch bewusst”, was auch den Sieg von showtechnisch eher zurückgenommenen Acts wie Lena und Loreen erkläre. Lachen musste ich dann allerdings doch mal kurz über Österdahls Erklärung, das Lichtabschalten bei der schwedischen Ecstasyelfe und die Fokussierung auf ihre Augen hätten dazu geführt, dass “die Worte, die sie sang, plötzlich Bedeutung” bekommen hätten. Denn dazu hätte man ihr Gemurmel ja erst mal verstehen müssen!
Wie eine richtig gute Show auch ohne LEDs geht, zeigten die Schweden schon 1966
Nun bin ich ja einerseits ein unbedingter Freund von maßlos übertriebenen Show-Inszenierungen, wie beispielsweise Svetlana Lobodas gigantischen Techno-Rhönrädern oder den beleuchteten IKEA-Schränken von Ani Lorak. Denn anders als die in den Sechzigern steckengebliebene “Es geht doch ums Lied!”-Fraktion sehe ich den Eurovision Song Contest vor allem als Show, und da gilt nun mal: mehr ist mehr! Andererseits rege ich mich auch schon seit mindestens zehn Jahren über diese sinnlosen, hektischen Kamerafahrten auf, mit denen die ESC-Produzenten ihre teuer bestückte Bühne optimal präsentieren möchten, es mir als Mensch im fortgeschrittenen Lebensalter, der mit der optischen Multitaskingfähigkeit der netznativen Generation nicht mithalten kann, aber gleichzeitig verunmöglichen, noch der Choreografie der auf eben dieser Bühne tanzenden Personen zu folgen, wenn ich diese nur noch als schemenhafte Umrisse in weiter Ferne mühsam ausmachen kann. Sollte also der Verzicht auf LED-Wände wirklich zu einer Rückkehr zur ruhigeren Kamera führen, so kann ich das nur nachhaltig begrüßen! Dessen ungeachtet kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass es sich Länder wie die Ukraine oder Aserbaidschan nehmen lassen, auch in Malmö wieder mit einer Materialschlacht von der musikalischen Dürftigkeit ihrer Beiträge abzulenken. Denn der Verzicht des Veranstalters auf Bühnen-Bling-Bling bedeutet ja nicht, dass die einzelnen Teilnehmer nicht selbst welches mitbringen können.
Style over Substance: krächzende Boyband vor LED-Wänden vor LED-Wand
Keine LED-Wände in Malmö. Das ist…
- … weder gut noch schlecht per se. Mal sehen, was SVT draus macht. (44%, 25 Votes)
- … armselig! Die Schweden sind einfach knauserige Sparbrötchen! (21%, 12 Votes)
- … richtig. In den letzten Jahren war’s zu viel, Reduktion ist angesagt. (16%, 9 Votes)
- … verständlich, lässt aber doch eine glanzlose Show befürchten. (11%, 6 Votes)
- … sehr gut! Endlich steht der Song wieder im Mittelpunkt, nicht die Show! (9%, 5 Votes)
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diese lächerlichen lichtchen haben mich schon in oslo genervt. LEDs gehören eben zum esc wie das wasser zum meer.
In Baku haben sich die Künstler zeitweise in dem Bühnenlicht aufgelöst. Das war viel “to much” und die Distanz war oft viel zu groß! Gut das es reduziert wird!
Tja, dann hoffen wir mal, dass Griechenland gewinnt, denn Geld für großes Bling-Bling ist in Athen bekanntlich nicht vorhanden.
Mit diesem Umschalten in den Sparmodus, wie er in Schweden abläuft, kann ich mich nicht anfreunden. Den ESC verkleinern, aber vorher noch das Melodifestivalen-Finale in einem Monster-Fußballstadion abhalten?
Und ich frage mich immer noch warum für Loreen die Halle verdunkelt wurde, während der Antrag der Österreicher auf die Verdunkelung der Halle aus Sicherheitsgründen nicht stattgegeben wurde (war doch so, oder?).
Loreen hat auch keine “verdunklung” bekommen, und die Ö reicher wollten so weit ich weiß die Lichter komplett abschalten, sodass man die Leuchtfarbe sehen könnte.
Im übrigen ist heute das Debutalbum von Loreen (Heal) erschienen und richtig toll geworden 🙂
Spitze! Immer weg damit! Dann kann man bei den vielen Schnarchnasenbeiträgen nämlich viel besser wegratzen, wenn die nicht aufmerksamkeitsheischend aufgepimpt werden. Die meisten haben doch garnix zu erzählen, wovon redet der Österdahl da überhaupt? Sowas in die gleiche Kerbe Hauendes war übrigens bei uns auch schon zu vernehmen. Hauptsache Newcomer und nen Popsong sind vorhanden, das würden die Zuschauer sehen wollen, alles andere wäre nur Firlefanz von untergeordneter Bedeutung. Jawoll ja! Bloß nicht übertreiben mit der Show. Vielleicht wieder auf s/w umstellen, weil das bunte Geflacker doch so ablenkt und die Interpreten am besten hinterm Mikrofonständer am Bühnenboden fixieren, damit die wie früher nicht mehr so rumzappeln können. Kostet nur’n paar Tackernägel und schafft mit 100en von Nahaufnahmen in 3 Stunden die nötige Tuchfühlung selbst zur strahlungsärmsten Sangestrulla. Außerdem will verkaufen auch gelernt sein, erst recht in Zeiten der Krise. ‘Back to the roots’ klingt da zugegeben irgendwie viel schöner als ‘wir haben keine Asche mehr’.
Man muss ja keine Monster-LED-Wände von der Größe dreier Fußballfelder (oder eines halben Saarlands) verwenden, aber irgendwas, auf dem ein bisschen animierte Action zu sehen ist, wäre schon fein. Sonst steht wirklich zu befürchten, dass sich die Delegationen alle irgendwelche Spielzeuge zum dran rumturnen auf die Bühne stellen.
Und das wäre schlecht, weil…? Wer LED-Wände will, soll sie halt selber mitbringen. Hatte Estland in Düsseldorf nicht genau das Problem, dass die mitgebrachte Bühnendeko nicht zum Hintergrund passte? Wenn mit einer Blankobühne angefangen wird, hat wenigstens jedes einzelne Land die Möglichkeit, sein Maß an Show einzuregeln. Wäre mir jedenfalls lieber als LED-Shows, die offenkundig nur gemacht werden, weil die Wände halt da sind.