1. Türk­vi­zyon 2013

Türkvizyon 2013Stell dir vor, du bist der Regie­rungs­chef eines bevöl­ke­rungs­rei­chen, das geo­lo­gi­sche Schar­nier zwi­schen Vor­der­asi­en und Euro­pa bil­den­den Staa­tes. Das Buh­len dei­nes Lan­des um eine Auf­nah­me in die EU stößt – auch auf­grund der pro­ble­ma­ti­schen Men­schen­rechts­la­ge bei dir zuhau­se – per­ma­nent auf tau­be Ohren. Beim jähr­li­chen Wett­sin­gen Euro­pas, dem Euro­vi­si­on Song Con­test, fei­er­te dein Land zwar für eine kur­ze Zeit (näm­lich die des rei­nen Tele­vo­tings) glor­rei­che und wohl­ver­dien­te Erfol­ge, doch nun hat die EBU extra wegen dei­ner anruf­freu­di­gen Dia­spo­ra die Jurys zurück­ge­holt, nur um dir eins rein­wür­gen zu kön­nen. Mit Erfolg: 2011 fliegt dein Land bereits in der Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­de raus – ein Schock, den du bis heu­te nicht ver­daut hast. Eigent­lich woll­test du da schon belei­digt aus­stei­gen, aber 2012 fand der ESC in dei­nem Bru­der­land Aser­bai­dschan statt, also schick­test du aus Soli­da­ri­tät einen letz­ten Ver­tre­ter zu dem dei­ner Mei­nung nach ohne­hin die fal­schen Wer­te pro­pa­gie­ren­den Spek­ta­kel. Dann aber ziehst du end­gül­tig den Ste­cker. Schließ­lich träumst du schon seit lan­gem von einem Wie­der­erwa­chen des sagen­um­wo­be­nen, his­to­ri­schen osma­ni­schen Rei­ches – natür­lich unter dei­ner star­ken Hand. Also lässt du flugs einen eige­nen Lie­der­wett­be­werb der Turk­völ­ker aus der Tau­fe heben: die Türk­vi­zyon.

Lie­be mich zurück”, fleh­te die Tür­kei 2012 ein letz­tes Mal beim ESC. Ver­geb­lich. Seit­dem macht sie ihr eige­nes Ding.

Kei­nen pas­sen­de­ren Ort hät­test du für die Pre­miè­re die­ser Ver­an­stal­tungs­rei­he bestim­men kön­nen als die sei­ner­zei­ti­ge Kul­tur­haupt­stadt der “tür­ki­schen Welt” und Part­ner­ge­mein­de mei­ner Hei­mat­stadt Frank­furt am Main, die ana­to­li­sche Pro­vinz­me­tro­po­le Eskişe­hir. Steht doch Ana­to­li­en, aus dem ein Groß­teil der heu­te in Deutsch­land leben­den tür­ki­schen Arbeits­mi­gran­ten der Sech­zi­ger­jah­re stammt, für den stark reli­gi­ös gepräg­ten, gesell­schaft­lich kon­ser­va­tiv-rück­wärts­ge­wand­ten Teil der Tür­kei, dem du als Regie­rungs­chef dei­ne Macht ver­dankst. 24 Län­der und Regio­nen Eura­si­ens folg­ten dei­ner Ein­la­dung, dar­un­ter nicht nur wel­che aus dem his­to­ri­schen Aus­deh­nungs­be­reich Osma­ni­ens, son­dern auch zahl­rei­che auto­no­me rus­si­sche Repu­bli­ken. Wie bei­spiels­wei­se das west­lich des Ural gele­ge­ne Tatar­stan; wie bereits der Name sug­ge­riert, ein Haupt­sied­lungs­ge­biet des Turk­vol­kes der Tata­ren, das dort knapp die Hälf­te der heu­ti­gen Bevöl­ke­rung stellt. Deut­lich weni­ger, nur noch ein Ach­tel, sind es auf der damals noch ukrai­ni­schen Schwarz­meer-Insel Krim. Jama­la brach­te uns beim Euro­vi­si­on Song Con­test 2016 aus aktu­el­lem Anlass in Erin­ne­rung, war­um das so ist.

Im zwei­ten Welt­krieg auf­grund der Kol­la­bo­ra­ti­on mit den Nazi-Deut­schen von der Krim ver­trie­ben: die tür­kisch­stäm­mi­gen Tataren.

Türk­vi­zyon 2013: die Teilnehmerliste

1. Song Con­test des tür­ki­schen Kul­tur­rau­mes. 19. und 21.12.2013 in Eskişe­hir, Türkei.
Land / Repu­blikTeil vonInter­pretSongÜber­set­zung
AltaiRUArtur Mar­lu­jo­kovAltayım MeninMein Altai
Aser­bai­dschanAZFərid Həsə­novYaşaLeben
Bal­ka­ri­enRUEldar Zha­nikaevAdam­dı Biz­ni AtıbızSein Name ist Adam
Basch­kor­to­stanRUDia­na IshniyazovaKuray Şar­kısıDas Qurai-Lied
Bos­ni­enBAEmir & the fro­zen CamelsTers Bosan­kaZän­ki­sche Bosnierin
Cha­kas­si­enRUVla­di­mir DorjuTus çirin­deTraum
Gag­au­si­enMDLud­mi­la TukanVer­nis LubovKomm, mein Schatz
Geor­gi­enGEEynar Bal­a­kişi­yev + Afik NovruzovKal­bi­ni Saf TutHal­te dein Herz rein
IrakIQAhmed Duz­luKer­kü­k’­ten yola ÇıkakVon Kir­kuk aus
Kasach­stanKZRin’­GoBir­lik­pen AlğaGemein­sam voran
Keme­ro­woRUÇıl­dız TannakeşevaŞoriya’nın UnuDer Klang Bergschoriens
Kir­gi­si­enKGÇoroKay­gır­baSei unbe­sorgt
Koso­voKO (RS)Ergin Karaha­sanŞu Priz­renNach Priz­ren
KrimUAElvi­ra SarihalilDağların EllarıBerg­pfa­de
Maze­do­ni­enMKİlk­ay YusufDüş­ler­de YaşamakLeben in Träumen
Nord­zy­pernCYGom­ma­larHavalanıyorAuf­stei­gend
Rumä­ni­enROGenghiz Erhan CutcalaiAy Ak ShatırWei­ße Linie
Sacha (Jaku­ti­en)RUOlga Spi­ri­do­no­vaSulus Uon­na TuunFlie­gend
Tatar­stanRUAli­na ŞaripjanovaÜpkel­emimIch bin nicht nachtragend
Tür­keiTRMan­ev­raSen, Ben, BizDu, ich, wir
TuwaRUSai­lyk OmmunCavi­dakOhne Sat­tel
Ukrai­neUAFazi­le IbraimovaElmalımMein Apfel
Usbe­ki­stanUZNilü­fer UsmanovaUnut­ginVer­giss mich
Weiß­russ­landBYGunesh Aba­so­vaSon hati­ra­larLetz­te Erinnerungen

Der Sie­ger­song der Erst­aus­ga­be: Fərid Həsə­nov – Yaşa (AZ).

Um den Ein­fluss den zahl­rei­chen rus­si­schen Repu­bli­ken und ihrer Juror/innen auf das End­ergeb­nis zu dezi­mie­ren, lie­ßest du dem Fina­le der ers­ten Türk­vi­zyon am 21. Dezem­ber 2013 ein zwei Tage zuvor ver­an­stal­te­tes Semi vor­aus­ge­hen, aus dem sich 12 Teil­neh­mer­län­der qua­li­fi­zier­ten. Außer­dem schaff­test du so im Fina­le genü­gend Sen­de­zeit für die sehr aus­führ­li­chen Anspra­chen einer end­lo­sen Rei­he emi­nent wich­ti­ger tür­ki­scher Wür­den­trä­ger. Wie von dir gewünscht, ging dort Aser­bai­dschan als Gesamt­sie­ger aus der Pre­miè­re her­vor, was ange­sichts der äußerst engen Bin­dun­gen der bei­den Län­der, des Invol­viert­seins frü­he­rer aser­bai­dscha­ni­scher Eurovisionsteilnehmer/innen in die Orga­ni­sa­ti­on und Prä­sen­ta­ti­on der Sen­dung und des eher durch­schnitt­li­chen Songs von Fərid Həsə­nov, um es mal vor­sich­tig aus­zu­drü­cken, ein klei­nes Geschmäck­le auf­wies. Um die bereits erwähn­ten Tata­ren nicht zu ver­prel­len, lie­ßest du die Gast­ge­ber­schaft der Türk­vi­zyon, anders als beim ESC, jedoch nicht mit dem Vor­jah­res­sieg ver­knüp­fen, son­dern die Sen­dung offi­zi­ell als Pro­jekt­rei­he der tür­ki­schen Kul­tur­haupt­städ­te kon­zi­pie­ren. Damit ging es 2014 nicht nach Baku, son­dern in die tata­ri­sche Metro­po­le Kasan, die den Staf­fel­stab am 21. Novem­ber 2014 von Eskişe­hir übernahm.

Das mit der rich­ti­gen Beleuch­tung üben wir aber noch mal, ja, lie­be Tür­ken? Ali­na Şarip­ja­no­vas Auf­tritt führ­te zu Schnee­blind­heit (Tatar­stan). 

Einig­keit ohne Recht auf Freiheit

Eine frag­wür­di­ge Ver­an­stal­tung also, die­se Türk­vi­zyon? Aus west­li­cher Sicht ganz sicher. Den­noch nicht unbe­dingt eine unge­schick­te: natür­lich kann und muss man den äußerst durch­sich­ti­gen (und erfolg­lo­sen) Ver­such Erdoğans kri­ti­sie­ren, an die glor­rei­chen Zei­ten des osma­ni­schen Reichs anzu­knüp­fen und zur füh­ren­den Instanz in der selbst so pos­tu­lier­ten “tür­ki­schen Welt” auf­zu­stei­gen. Und obgleich sowohl die Tür­kei selbst als auch die EBU sich in offi­zi­el­len Stel­lung­nah­men beeil­ten, die kul­tu­rel­le Bedeu­tung der Türk­vi­zyon als (von moder­nen west­li­chen Zumu­tun­gen wie sich küs­sen­den Frau­en oder bär­ti­gen Drag­queens frei­en) Gegen­ent­wurf zum Grand Prix her­un­ter­zu­spie­len, so ist ihr Bei­trag zur wei­te­ren Abwen­dung des Lan­des von Euro­pa unver­kenn­bar. Genau­so aller­dings auch die Par­al­le­len: Turk­völ­ker wie die Aser­bai­dscha­ner oder tür­kisch­spra­chi­ge Min­der­hei­ten wie die Gag­au­sen in Mol­da­wi­en exis­tie­ren im gesam­ten eura­si­schen Raum, Wiki­pe­dia zählt an die 200 Mil­lio­nen Sprecher/innen von eng mit­ein­an­der ver­wand­ten Turk­spra­chen. Die­se stär­ker anein­an­der zu bin­den, dazu bie­tet sich ein sol­cher Gesangs­wett­streit an: schließ­lich wur­de auch der Grand Prix Euro­vi­si­on einst erfun­den, um das kriegs­ge­schüt­tel­te Euro­pa im fried­li­chen Wett­streit ein­an­der näher zu bringen.

Altai: Artur Mar­lu­jo­kov – Altayım Menin (Vor­schau­vi­deo).

Doch auch für das geneig­te west­eu­ro­päi­sche Auge und Ohr erweist sich die Türk­vi­zyon als Gewinn, bie­tet sie doch in homöo­pa­thi­scher Dosie­rung Ein­blick in eine (jeden­falls mir) bis­lang wei­test­ge­hend uner­schlos­se­ne musi­ka­li­sche Welt. Da gab es bei der Pre­miè­re herr­lich bizar­ren mon­go­li­schen Kehl­ge­sang zu ent­de­cken, end­lo­se ori­en­ta­li­sche Kla­ge­lie­der zu erdul­den (das ist kei­ne Über­trei­bung: die beim ESC gel­ten­de Drei-Minu­ten-Regel kam hier nicht zur Anwen­dung) und sich an schein­bar unpas­sen­den Instru­men­ten wie der Flö­te in Hard­rock­songs zu erfreu­en. All das natür­lich neben klas­sisch tra­shi­ger Ori­ent-Dis­co, hoch­dra­ma­ti­schen Bal­la­den, pit­to­res­ken Kos­tü­mie­run­gen und völ­lig ernst gemein­ten, in ihrem pop­kul­tu­rel­len Schei­tern dadurch nur um so lus­ti­ge­ren Lob­lie­dern auf die teu­re Hei­mat, wie zum Bei­spiel dem Bei­trag ‘Mein Altai’ aus, Sie erra­ten es, der gleich­na­mi­gen rus­si­schen Hoch­ge­birgs­re­pu­blik, vom Ver­dien­ten Sän­ger des Vol­kes Artur Mar­lu­jo­kov vol­ler Pathos vor­ge­tra­gen. Trotz eines erstaun­lich guten fünf­ten Plat­zes im Fina­le blie­ben die Altai­er mit der faden­schei­ni­gen Aus­re­de, kei­ne Ein­la­dung erhal­ten zu haben, wei­te­ren Aus­ga­ben der Türk­vi­zyon übri­gens seit­her fern.

Kam direkt von ihrer Tag­schicht als Saft­schub­se bei Air Sewas­to­pol und hat­te etwas War­te­lounge-Musik mit­ge­bracht: Elvi­ra Sarıha­lil (Krim).

Feu­er brennt nicht nur im Kamin

Schon die Vor­ent­schei­dun­gen zur Erst­auf­la­ge der Türk­vi­zyon boten High­lights in Hül­le und Fül­le: so muss­te das natio­na­le Fina­le in Ufa, der Haupt­stadt von Basch­kor­to­stan, wegen eines Bran­des im Ver­an­stal­tungs­ge­bäu­de abge­bro­chen wer­den, an die tau­send Men­schen wur­den eva­ku­iert. Glück­li­cher­wei­se kam es zu kei­ner­lei Per­so­nen­schä­den und auch die Sie­ge­rin und basch­ki­ri­sche Reprä­sen­tan­tin Dia­na İşn­iy­az­ova über­stand der Vor­fall unver­sehrt. Im tür­ki­schen Teil Zyperns trat eine Teil­neh­me­rin mit einer Cover­ver­si­on von ‘I will sur­vi­ve’ an: anschei­nend hat­te ihr nie­mand gesagt, dass sie einen eige­nen Titel braucht. Ein ande­rer dor­ti­ger Fina­list zeig­te sich über die Kri­tik der Jury an sei­ner Dar­bie­tung über die Maßen erbost und debat­tier­te eine Vier­tel­stun­de lang erhitzt mit dem Punk­te­gre­mi­um, vor lau­fen­den Kame­ras! Das wür­de ich mir mal bei deut­schen Cas­ting­shows wün­schen! In der bereits erwähn­ten Repu­blik Altai dau­er­te es elf Stun­den, bis sich die Jury für den bereits erwähn­ten Hei­mat­lob­ge­sang ent­schied. Und das erst spät hin­zu­ge­kom­me­ne Kabar­di­no-Bal­ka­ri­en (doch, das gibt’s wirk­lich!) wähl­te die Haupt­stadt der Nach­bar­re­pu­blik Karat­schai-Tscher­kes­si­en (auch… das auch) als Aus­tra­gungs­ort sei­ner natio­na­len Vor­ent­schei­dung – die bei­den rus­si­schen Kau­ka­sus­re­pu­bli­ken mit dem gemein­sa­men Fai­ble für Bin­de­strich-Namen tra­ten als eine Regi­on an.

Dank groß­zü­gi­ger Botox-Gaben ist ihr der Schre­cken über die Feu­ers­brunst beim natio­na­len Vor­ent­scheid nicht mehr anzu­se­hen: Dia­na İşn­iy­az­ova aus Baschkortostan.

Vor­aus ging ein nicht enden wol­len­des Hick­hack um die Fra­ge, wer denn jetzt eigent­lich mit­macht: von ursprüng­lich ange­kün­dig­ten 20 Teil­neh­mer­län­dern erhöh­te sich die Zahl im Lau­fe der Wochen scheib­chen­wei­se auf 24, in einem Wer­be­spot war sogar mal von 28 Kom­bat­tan­ten die Rede. Dass man bei der ers­ten Ver­an­stal­tung die­ser Art orga­ni­sa­to­risch noch übte, zeig­te sich auch an wei­te­ren, nur man­gel­haft kom­mu­ni­zier­ten Ände­run­gen im Vor­feld: soll­ten es ursprüng­lich zwei Vor­run­den (zu je zehn Län­dern) und ein Fina­le sein, die zunächst am 19., 21. und 23. Dezem­ber statt­fin­den soll­ten, so ver­leg­te man die­se Ter­mi­ne zuerst um zwei Tage nach vor­ne auf den 17., 19. und 21., was von den Wochen­ta­gen her (Diens­tag, Don­ners­tag und Sams­tag) deut­lich mehr Sinn mach­te. Schließ­lich strich man – zehn Tage vor der Ver­an­stal­tung! – das ers­te Semi und warf – zwei Tage vor­her! – noch schnell drei Län­der raus, die nicht recht­zei­tig mit ihren Bei­trä­gen zu Pot­te kamen. Dafür nahm man in letz­ter Sekun­de vier wei­te­re hin­zu, dar­un­ter das völ­ker­recht­lich umstrit­te­ne Koso­vo und den Irak, genau­er gesagt das dor­ti­ge Sied­lungs­ge­biet der Turk­me­nen um Kirkuk.

Nur der Scheich ist rich­tig reich: Ahmed Duz­lu aus dem erd­öl­rei­chen Türk­men­e­li im Nordirak.

Türk­vi­zyon 2013, Semifinale

Song Con­test des tür­ki­schen Kul­tur­rau­mes. 19.12.2013 in Eskişe­hir, Türkei.
#Land / Repu­blikInter­pretSongFina­le?
01Altai (RU)Artur Mar­lu­jo­kovAltayım Meninja
02Aser­bai­dschanFərid Həsə­novYaşaja
03Basch­kor­to­stan (RU)Dia­na IshniyazovaKuray Şar­kısınein
04Weiß­russ­landGunesh Aba­so­vaSon hati­ra­larja
05Bos­ni­enEmir & the fro­zen CamelsTers Bosan­kaja
06Gag­au­si­en (MD)Lud­mi­la TukanVer­nis Lubovnein
07Geor­gi­enEynar Bal­a­kişi­yevKal­bi­ni Saf Tutnein
08Cha­kas­si­en (RU)Vla­di­mir DorjuTus çirin­denein
09Türk­men­e­li (Irak)Ahmed Duz­luKer­kü­k’­ten yola Çıkaknein
10Kaba­di­no-Bal­ka­ri­en (RU)Eldar Zha­nikaevAdam­dı Biz­ni Atıbıznein
11Kasach­stanRin’­GoBir­lik­pen Alğaja
12Keme­ro­wo (RU)Çıl­dız TannakeşevaŞoriya’nın Ununein
13Kir­gi­si­enÇoroKay­gır­baja
14Krim (UA)Elvi­ra SarihalilDağların Ellarınein
15Koso­voErgin Karaha­sanŞu Pri­zenja
16Nord­zy­pernGom­ma­larHavalanıyorja
17Maze­do­ni­enİlk­ay YusufDüş­ler­de Yaşamaknein
18Usbe­ki­stanNilü­fer UsmanovaUnut­ginja
19Rumä­ni­enGenghiz Erhan CutcalaiAy Ak Shatırnein
20Sacha (Jaku­ti­en) (RU)Olga Spi­ri­do­no­vaSulus Uon­na Tuunnein
21Tatar­stan (RU)Ali­na ŞaripjanovaÜpkel­emimja
22Tuwa (RU)Sai­lyk OmmunCavi­daknein
23Tür­keiMan­ev­raSen, Ben, Bizja
24Ukrai­neFazi­le IbraimovaElmalımja

Nein, die Brumm- und Fiep­ge­räu­sche sind kei­ne tech­ni­schen Stö­run­gen oder Sound­ef­fek­te aus der Maschi­ne, die macht Frau Ommun selbst. Das ist tuwa­ri­scher Kehlengesang.

24 Kom­bat­tan­ten tra­ten also in der Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­de am Don­ners­tag an, streng alpha­be­tisch nach Her­kunfts­land sor­tiert, von denen nur Hälf­te ins Fina­le am Sams­tag wei­ter­ka­men, aus­ge­siebt durch eine über­wie­gend mit Men­schen im fort­ge­schrit­te­nen Lebens­al­ter besetz­te Jury aus mit­an­ge­reis­ten Offi­zi­el­len der Teil­neh­mer­län­der. Was die ein­gangs erwähn­te Begrün­dung des ver­an­stal­ten­den tür­ki­schen Sen­ders TRT für sein Fern­blei­ben vom Euro­vi­si­on Song Con­test, näm­lich wegen der dia­bo­li­schen Exper­ten­gre­mi­en, aufs Herr­lichs­te ad absur­dum führ­te. Nun muss man fai­rer­wei­se kon­ze­die­ren, dass sich ein Tele­vo­ting bei der Türk­vi­zyon schon rein tech­nisch nicht orga­ni­sie­ren lässt: ein erheb­li­cher Teil der teil­neh­men­den Län­der ver­fügt über kei­ne aus­rei­chen­de Netz­ab­de­ckung, und schon gar nicht las­sen sich Teil­re­gio­nen wie z.B. die Krim sau­ber erfas­sen. In die­sem spe­zi­el­len Fall kam noch hin­zu: wenn ich am Abend der Sen­dung erst ver­bind­lich weiß, wer nun dabei ist, wie soll da noch eine umfas­sen­de Publi­kums­be­tei­li­gung sicher­ge­stellt wer­den? Also stimm­ten, wie in den Anfangs­ta­gen des Euro­vi­si­on Song Con­test, aus­schließ­lich Juro­ren ab. Und wie man das von die­sen so kennt, sor­tier­ten sie im Semi natür­lich gna­den­los sämt­li­che musi­ka­lisch anspruchs­vol­le­ren bzw. inter­es­san­te­ren Titel aus.

Ein Star in ihrer Hei­mat und dar­über hin­aus: die legen­dä­re Tschyl­tys oder Çıl­dız Tanna­keşe­va (Keme­ro­wo).

So fiel auch der sen­sa­tio­nells­te Bei­trag des gesam­ten Jahr­gangs, für den allei­ne sich das Ein­schal­ten schon lohn­te, dem musi­ka­li­schen Unver­ständ­nis der Wer­tungs­grei­se zum Opfer: die Keme­ro­wa­ne­rin Çıl­dız Tanna­keşe­va annon­cier­te in ‘Şoriya’nın Unu’ den ‘Klang Berg­scho­ri­ens’, ihrer Hei­mat. Und sie hielt ihr Ver­spre­chen: zu einem sphä­risch ein­lul­len­den, mit Maul­trom­meln apart ange­rei­cher­ten Ambi­ent-Sound­tep­pich lie­fer­te die berühm­te “scho­ri­sche Diva”, die als Inspi­ra­ti­on für den im Jah­re 2012 unter dem Titel ‘Aus­ge­rech­net Sibi­ri­en’ mit Joa­chim Król ver­film­ten Roman ‘Der Neu­ling’ von Micha­el Ebmey­er dien­te, für das unge­üb­te west­li­che Ohr irgend­wie india­nisch klin­gen­de Scha­ma­nen­ge­sän­ge. Und mach­te uns neben­bei Kraft ihrer frap­pie­ren­den Stimm­tech­nik mit der kom­plet­ten orni­tho­lo­gi­schen Fau­na ihrer male­ri­schen Berg­re­gi­on bekannt. Schließ­lich über­rasch­te sie uns nach fünf­ein­halb Minu­ten mit einem gesun­ge­nen Fade-Out – zu mei­nem gro­ßen Bedau­ern, ich hät­te dem Stück, das in jedem Chill-Out-Zelt auf Goa-Par­tys lau­fen könn­te, ger­ne noch eine wei­te­re hal­be Stun­de gelauscht. Mindestens.

Als Film­ko­mö­die lei­der ein biss­chen kli­schee­haft, aber die Lie­be des deut­schen Spie­ßers zur scho­ri­schen Scha­ma­nin ist nach­voll­zieh­bar. Neben­bei: von sei­nem “Frem­den­füh­rer” wür­de ich mich auch jeder­zeit in der Sau­na aus­peit­schen lassen…

Türk­vi­zyon 2013, Finale

Song Con­test des tür­ki­schen Kul­tur­rau­mes. 21.12.2013 in Eskişe­hir, Türkei.
#Land / Repu­blikInter­pretSongPkt.Platz
01Tür­keiMan­ev­raSen, Ben, Biz18707
02Weiß­russ­landGunesh Aba­so­vaSon hati­ra­lar19503
03Koso­voErgin Karaha­sanŞu Pri­zen15112
04Kasach­stanRin’­GoBir­lik­pen Alğa17809
05Bos­ni­enEmir & the fro­zen CamelsTers Bosan­ka18706
06Tatar­stan (RU)Ali­na ŞaripjanovaÜpkel­emim19204
07Ukrai­neFazi­le IbraimovaElmalım20002
08Altai (RU)Artur Mar­lu­jo­kovAltayım Menin18905
09Aser­bai­dschanFərid Həsə­novYaşa21001
10Nord­zy­pernGom­ma­larHavalanıyor17510
11Kir­gi­si­enÇoroKay­gır­ba18308
12Usbe­ki­stanNilü­fer UsmanovaUnut­gin17311

Immer­hin bewies die Jury ein Händ­chen für fut­ti­gen Dance-Trash und wink­te die usbe­ki­sche Dis­co-Queen Nilü­fer Usmo­no­va ins Fina­le durch.

Dafür blieb der Heim­bei­trag von Man­ev­ra, von den Fans bezie­hungs­wei­se von den bus­la­dungs­wei­se her­an­ge­karr­ten Stu­den­ten, die im Auf­trag des Ver­an­stal­ters die leer geblie­be­nen Stuhl­rei­hen auf­füll­ten, im Uni­ver­si­täts-Sport­zen­trum von Eskişe­hir fre­ne­tisch beju­belt und vom Mode­ra­tor der Show auch völ­lig hem­mungs­los mit natio­na­lem Pathos in der Stim­me ange­sagt, natür­lich im Ren­nen, eben­so wie das Kla­ge­lied aus dem tür­kisch besetz­ten Teil Zyperns. Am Sams­tag kämpf­ten dann ab 17:30 Uhr (!) deut­scher Zeit im Fina­le die ver­blie­be­nen Zwölf um Ruhm und Reich­tum: der Sie­ger bekam 20.000 Euro und eine 150 Gramm schwe­re Gold­skulp­tur; die Sil­ber- und Bron­ze­plät­ze, die an zwei Kla­ge­wei­ber aus Weiß­russ­land und der Ukrai­ne gin­gen, erhiel­ten noch jeweils 10.000 Euro. Die tür­ki­sche Rock­num­mer erreich­te einen mode­ra­ten Mit­tel­feld­platz – alles ande­re wäre wohl zu auf­fäl­lig gewe­sen. Wie mir von einem ange­reis­ten deut­schen Fan zuge­tra­gen wur­de, wuss­ten die meis­ten Einwohner/innen von Eskişe­hir noch am Tag der Ver­an­stal­tung wohl nichts von dem Event, den man haupt­säch­lich auf quo­ten­schwa­chen Regio­nal- und Musik-TV-Sta­tio­nen ver­sen­de­te und von dem – außer ein paar ein­ge­fleisch­ten Euro­vi­sio­nis­tas – wohl selbst in der Tür­kei nur die Wenigs­ten Notiz nah­men. Den­noch soll­te es im Fol­ge­jahr erst­mal weitergehen.

Das Fina­le der Erst­aus­ga­be der Türkvizyon.

Stand: 05.08.2018

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