Block­vo­ting

Schum­mel-Grand-Prix” (Bild), “Ost­ro­vi­si­on”: seit­dem der ehe­ma­li­ge Klas­sen­feind von jen­seits des Eiser­nen Vor­han­ges in immer zahl­rei­che­rer Men­ge zum einst­mals allei­ne dem Wes­ten vor­be­hal­te­nen Euro­vi­si­on Song Con­test strömt; vor allem aber, seit er dort auch gut abschnei­det oder gar (die Dreis­tig­keit!) gele­gent­lich gewinnt, wie­der­ho­len sich Jahr für Jahr die glei­chen Kla­ge­ge­sän­ge. Bei denen die sie sin­gen­den Kla­ge­wei­ber und ‑män­ner mit der ihnen eige­nen Igno­ranz aus­blen­den, dass auch tra­di­tio­nel­le Euro­vi­si­ons­län­der wie Grie­chen­land / Zypern oder die Skandinavier:innen sich nur zu ger­ne gegen­sei­tig die Punk­te zuschan­zen, und zwar seit Anbe­ginn des Con­tests. Doch der Mensch, er kommt halt nicht gut mit Ver­än­de­run­gen klar: die Ein­füh­rung des rei­nen Tele­vo­tings im Jah­re 1999 und die Macht­ver­la­ge­rung hin zu den Zuschauer:innen sowie die damit ver­bun­de­ne stär­ke­re Hin­wen­dung zu “Spaß­bei­trä­gen” und auf­wän­di­gen Cho­reo­gra­fien ver­grätz­te zusätz­lich etli­che kon­ser­va­ti­ve Schla­ger­fans. Nach­dem der Sieg des Rus­sen Dima Bilan mit einer mil­lio­nen­teu­ren Show und einem im Wes­ten Euro­pas ein­hel­lig als gräus­lich emp­fun­de­nen Song im Jah­re 2008 für beson­ders laut­star­ke For­de­run­gen nach Ände­run­gen am Abstim­mungs­ver­fah­ren sorg­te, unter­such­te ich die wich­tigs­ten davon auf Sinn, Prak­ti­ka­bi­li­tät und Durch­setz­bar­keit.

https://www.youtube.com/watch?v=-ixcomIMvCg

Auch die offi­zi­el­le BBC-Doku­men­ta­ti­on von 2010 strickt an der Legen­de vom “rück­stän­di­gen, dunk­len” Osten.

Wie wir wis­sen, ent­schied sich die für den Wett­be­werb ver­ant­wort­li­che EBU auf­grund des hohen Drucks aus den zah­lungs­kräf­ti­gen Big-Five-Natio­nen nur kur­ze Zeit spä­ter für die untaug­lichs­te Vari­an­te, den Jury-Tele­vo­ting-Mix. Und auch, wenn es seit­her immer mal wie­der klei­ne­re oder grö­ße­re Nach­jus­tie­run­gen bei der Ergeb­nis­er­mitt­lung oder ‑prä­sen­ta­ti­on gab: bis zum heu­ti­gen Tage haben die Stim­men der fünf­köp­fi­gen Län­der­ju­rys ein genau so hohes Gewicht wie die von Mil­lio­nen von Men­schen, die euro­pa­weit – teils gegen hor­ren­de Tele­fon­ge­büh­ren – für ihren Lieb­lings­bei­trag anru­fen. Den­noch will ich mei­ne sei­ner­zei­ti­gen Über­le­gun­gen wei­ter hier ste­hen las­sen. Denn bekannt­lich stirbt die Hoff­nung zuletzt. So wie die mei­ne, dass man in Genf doch noch irgend­wann zur Ver­nunft kom­men möge. Selbst wenn es danach der­zeit beim bes­ten Wil­len nicht aus­sieht: so war ich stets der fes­ten Über­zeu­gung, dass es spä­tes­tens dann zu einem Publi­kums­auf­stand kom­men wird, wenn sich das ers­te Mal der Jury­fa­vo­rit gegen den kla­ren Zuschauer:innenwillen als Sie­ger durch­set­zen soll­te. Und dass sich die EBU spä­tes­tens dann gezwun­gen sähe, die orga­ni­sier­te Bevor­mun­dung wie­der zurück­zu­neh­men. Denn eine sol­che gro­be Miss­ach­tung wür­den sich die Europäer:innen doch sicher nicht bie­ten las­sen, oder?

Die betro­ge­nen Sie­ger: Il Volo, IT 2015.

Mitt­ler­wei­le wis­sen wir es lei­der bes­ser: im Jah­re 2015 trat genau die­ser Fall zum ers­ten Mal öffent­lich sicht­bar ein. Wobei sich nicht aus­schlie­ßen lässt, dass die Dänin Emme­lie de Forest anno 2013 die ers­te Sie­ge­rin von Jurys Gna­den gewe­sen sein könn­te: in die­sem Jahr erklär­te die EBU näm­lich die Split­vo­tin­g­er­geb­nis­se zur gehei­men Ver­schluss­sa­che. Was natür­lich miss­trau­isch macht: was gab es vor der Öffent­lich­keit zu ver­ber­gen? Zwei Jah­re spä­ter jeden­falls ver­lief die Schie­bung völ­lig offen: die drei jun­gen Tumo­re aus Rom, Il Volo, gewan­nen den Wett­be­werb zu Wien mit dem Pope­ra-Schla­ger ‘Gran­de Amo­re’ – der schlei­mi­ge Schmacht­fet­zen sam­mel­te die meis­ten Punk­te im Tele­vo­ting ein. Die EBU aber erklär­te den Schwe­den­schnu­ckel Måns Zel­mer­löw zum offi­zi­el­len Sie­ger: er führ­te in der Jury-Abstim­mung, was (auch auf­grund der mathe­ma­tisch stär­ke­ren Gewich­tung der Jury­vo­ten) zum Gesamt­sieg reich­te. Doch die von mir anti­zi­pier­ten Pro­test­wel­len blie­ben aus: nor­ma­le TV-Zuschauer:innen bekam von den Sonn­tag­nacht im Netz ver­öf­fent­li­chen Split­vo­ting-Ergeb­nis­sen nichts mit; für sie war der Markt bereits ver­lau­fen. Und den sta­tis­tik­af­fi­nen Hard­core-Fans lag der pop­pi­ge schwe­di­sche Bei­trag ‘Heroes’ augen­schein­lich näher als das ver­mut­lich vor allem bei den Haus­frau­en aller Län­der ver­fan­gen­de ita­lie­ni­sche Geschmal­ze. Selbst die Rai war wohl eher froh, den teu­ren Wett­be­werb 2016 nicht aus­rich­ten zu müssen.

Auch 2016 betro­gen die Juro­ren den Lieb­lings­song der Zuschauer:innen um den Sieg: Russ­lands Sehr­gay Lazarev.

2016 dann pro­vo­zier­te der Sieg der (von mir ver­ehr­ten) ukrai­ni­schen Kom­pro­miss­kan­di­da­tin Jama­la, Zweit­plat­zier­te sowohl im Jury- wie im Zuschau­er­vo­ting, gegen den Publi­kums­fa­vo­ri­ten Ser­gey Lazarev zwar offi­zi­el­le Pro­tes­te aus Mos­kau. Publi­kum und Fans hin­ge­gen mach­ten sie­ben Kreu­ze, dass die Jury ihren Zweck erfüllt hat­te, näm­lich der Tri­umph des in den west­li­chen Medi­en heu­er wie schon zu bes­ten Rea­gan-Zei­ten mit Feu­er­ei­fer dämo­ni­sier­ten Russ­lands ver­hin­dert wur­de und man 2017 nicht erneut ins Reich der Fins­ter­nis rei­sen muss­te. Ich kämp­fe also auf ver­lo­re­nem Pos­ten. Doch ist mitt­ler­wei­le mein Alters­starr­sinn so aus­ge­prägt, dass ich stur dar­an fest­hal­te: es gibt bes­se­re Metho­den als die Jury! Soll­ten Sie also zufäl­lig gera­de das drin­gen­de Bedürf­nis ver­spü­ren, zu pro­kras­ti­nie­ren (also unan­ge­neh­me oder als läs­tig emp­fun­de­ne Auf­ga­ben, die Sie eigent­lich drin­gend erle­di­gen soll­ten, auf­zu­schie­ben und sich lie­ber durch ange­neh­me­re Beschäf­ti­gung abzu­len­ken), hät­te ich hier eine wun­der­ba­re, kurz­wei­li­ge, fünf­tei­li­ge Arti­kel­se­rie zu Ihrer Erbau­ung, mit deren Lek­tü­re Sie locker die Zeit über­brü­cken kön­nen, in der Sie eigent­lich staub­saugen woll­ten. Viel Vergnügen!

Homo­pho­bie kann nicht nur Russ­land, son­dern auch die Euro­vi­si­ons-Jurys: 2019 ver­hin­der­ten sie den Sieg des quee­ren nor­we­gi­schen Tri­os Keiino.

Stand: 20.06.2020

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16 Comments

  • Rich­tig: ab in die Semis! Erst mal vie­len Dank für die poin­tier­ten, gut durch­dach­ten Arti­kel: das ist selbst bei den gro­ßen offi­zi­el­len ESC-Sei­ten kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit :grin Ich bin auch dafür: Deutsch­land ab ins Semi! Es gibt für die­se Big 4 Plät­ze kei­ne Berech­ti­gung, über­haupt kei­ne. Es ist – trotz der deut­schen Platz­kauf­mil­lio­nen- eine Unver­schämt­heit, dass deut­sche Teil­neh­mer trotz grot­ti­ger Songs, lieb­lo­ser Per­for­mance und lei­ern­der Stimm­bän­der (No Angels) im Fina­le ste­hen, nur um Euro­pa pein­li­che 3 Minu­ten lang zu quä­len und die rote Later­ne ein­zu­sam­meln, wäh­rend die- unab­hän­gig des eige­nen Geschmacks und der mög­li­chen Dia­spora­punk­te immer enga­gier­ten, moti­vier­ten, krea­ti­ven und dau­er­z­weit­plat­zier­ten Ukrai­ner sich bestän­dig durch die Vor­run­de quä­len müs­sen. Wenn man über die Dia­spora­punk­tie­rung wet­tert, muss man beden­ken, dass es bei den Big 4 Plät­zen zu offen­sicht­lich auch nicht um Leis­tung geht. Wenn wir also erwar­ten, dass ‘der Osten’ gerech­ter punk­ten möge, soll­ten mir auf so viel Gerech­tig­keit wert legen und uns artig in die Semis bege­ben. Die Argu­men­ta­ti­on die kurz nach dem ESC in einem Bild­in­ter­view zu tra­gen kam (ich weiß nur nicht mehr wer das sag­te), Deutsch­land wür­de ohne den garan­tier­ten Final­platz gar nicht mehr ins Fina­le kom­men, wes­halb wir ihn behal­ten soll­ten, ist eben­so arm­se­lig wie trau­rig. Und Geld ist auch kei­ne Begrün­dung für alles: wie­so nicht die Finan­zen auf meh­re­re Schul­tern ver­tei­len? Wenn Russ­land in eine künst­li­che Eis­flä­che inves­tie­ren kann, dann kann auch was in den all­ge­mei­nen Topf wan­dern. A pro­pos Geld: wenn Deutsch­land zwecks Repre­sen­ta­ti­ons­pfle­ge unsag­bar viel Geld in den Spit­zen­sport ste­cken kann, soll­te es mög­lich sein, auch mal Geld Zeit und ja, Lie­be für eine gute ESC- Plat­zie­rung zu inves­tie­ren. Wenn nicht, dann gehö­ren wir halt nicht ins Fina­le. Ja, das müs­sen wir dann ertra­gen. Die­ses selbst­mit­leid­durch­tränk­te Gelei­er in Eng­land und Deutsch­land (egal ob zur Pla­zie­rung oder zum Erhalt der Big4 Plät­ze) hat für mich fer­ner den Anklang einer Großmachtmegalomanie(‘wir sind die Groß­mäch­te Euro­pas über das pope­lig­klein­staa­ti­ge Rest­west­eu­ro­pa und den hin­ter­wäld­le­ri­schen Osten. Wir sind toll, selbst wenn allen bei San­dys Power­jod­lern der Gehör­gang raus­fliegt. War­um hul­digt uns keiner?’)und hängt mir mäch­tig zum Hals raus. Und allen nicht- Big4-Tele­vo­tern auch. Die Schlag­zei­len, die die­se Hal­tung immer wie­der offen­bar­ten, wur­den in ganz Euro­pa wahr­ge­nom­men, und ganz ehr­lich, wenn ich mich als ‘Ost­ma­fio­si’ bezeich­net wüss­te, wür­de ich erst recht mei­ne Nach­barn wäh­len. Ich sage da nur: run­ter vom hohen Ross- kon­kret: ab in die Semis. Beim ESC kön­nen wir über­haupt nur noch was rei­ßen, indem wir uns zu die­sem Sympha­tie erzeu­gen­den Schritt ent­schlie­ßen und gleich­zei­tig zei­gen, dass es uns auch ernst ist mit der Gerech­tig­keit. Wenn der Song dann auch noch stimmt, ist das Fina­le greifbar.

  • Voting Ich hät­te eine Idee: Also das Voting in die Stim­men umzu­wan­deln also wie oft für denn bei­trag ange­ri­ufen wur­de fän­de ich gar nicht schlecht nuir das wird dann halt so gesagt wie bei denn Punk­ten also z.b. Ger­ma­ny 1000stimmen also auf eng­lish und das geht dann halt immer höher wie halt mit denn Punk­ten und so w#äre es auch gut mit denn klei­en staa­temn der euro­pä­er:) Das wäre Fair:)

  • alles schei­ße Also mir wür­de ja Ramm­stein extrem gut gefal­len die Stim­me istz ein­fach geil z.b. bei­om Song ich habe kei­en lust boah das ist sooo geil und auch Tk mag ich zwar nicht ab er die sind ein­fach in euro­pa beliebt naja sagen wir mal bei der jälf­te euro­pas. Und wenn einer der bei­den für d sin­gen wür­de das wäre ein­fach nur geil:) Für D:) Und ich bin auch dafür das deutsch­land ins Sem­ki muss weil war­um sol­len die umns auch stim­men gebenm wenn sie sel­ber ins Fina­le wol­len und wir dann z.b. auf denn 10 und das ander land auf denn 11 käme hät­ten sie sich nicht für das fina­le qua­li­fi­ziert aber wenn sie uns z.b. kei­ne opunk­te gege­ben häöt­ten wenn sie jetz ein punkt oder so abstand haben dann wären sie wie­der im fian­le naja jetzz kommt ja eh kei­ner mehr ins fina­le dir­ket aus­ser die Top 4:( Und der sie­ger. Abner war­um sol­len die auch frür uns anru­fen wenn wir ja eh nächs­tes jahr wie­der im Fiu­na­le sind und wir dann sie­ger wer­den wür­de alle andern län­der in die semis müss­ten aus­ser die top 4 und aus­ser­dem fin­de ich das scjön blöd die big 4 weil ich fin­de für was soll.en wir geinne wenn wir eh nächs­tes jahr wie­der im Fian­le sind ohz­ne zu gewin­ne ich fin­de das ein­fach nur kacke. mfg Pasi

  • hi Ganz genau ich hät­te mir das auch per­fekt vor­stel­len kön­nen:) mit dem klein hai auf­tritt zuerst ist ein klei­ner hai mit auf der bügh­ne und es kom­men immer grö­ße­rer und ein­nklei­nes mäd­chen ist auch dabei das dann auf­ge­fres­sen wird ja das hät­te uns bestimmt vie­le punk­te gebracht:) Aber auch schna­pi wäre sehr gut gewe­sen ein­fach ein lied so in kin­der­spra­che ist beim esc sher beliebt fin­de ich z.b. ver­ka ser­duch­ka in baby spa­che ein­fach so was totlk komi­sches was aber auch leischt im kopf bleib und aus­wen­dig schnell geht und nichtg so wie spa­ni­en dies jahr das war ein­fach nach ner zeit lang­wei­lig und ein­fach ein scheiß text es müss­te so auf ein höhe­punkt hin gehen wie beim klein hai:) so was bräuch­te deutcsh­land um beim esc wie­der wie­ter vor­ne zu sein:) Aber was man auch mach­ne könn­te der sie­ger von raabs con­test fährt dann zum esc für deutschlanbd das hät­te ich mir 2007 sehr sehr gut vor­stel­len kön­nen mit oom­phh und mar­ta träumst du war ein­fcah so geil und die per­for­mance wäre ein biss­chen zu vie­le leu­te gewe­sen was nicht schlimm gewe­sen wäre nimmt man vier mäd­chen und die zwei sän­ge­ri­nen:) undd as wars und schon ein per­fek­ten song oder auch vvon nu paga­di dying worsd ist ein super song oder auch ramm­stein kei­ne lust wäre super gewe­sen für denn con­test es gibt so viel nur kom­men die rich­ti­gen fast nie zum esc vor­ent­scheid zeit­punkt raus oder kurz davor:(

  • Nicht dein Ernst. Ich kann fast allem zustim­men was du in dei­nem Bei­trag geschrie­ben hast. Aber es kann doch wohl nicht dein Ernst sein, so ein Mist wie ‘Klei­ner Hai’ beim ESC zu wol­len? Damit bla­mie­ren wir uns bis auf die Kno­chen und bekom­men dann gar kei­ne Punk­te mehr. Ich bin echt gespannt was die ARD sich ein­fal­len lässt um den Song zu suchen. Ich fürch­te nur, das uns viel­leicht der Sie­gel wie­der blüht.

  • Nicht dein Ernst Eins muß dir mal erklä­ren, war­um soll so ein Mist wie ‘klei­ner Hai’ inter­na­tio­nal erfolgs­ver­spre­chen­der sein, wie ein Lied von Seed oder Annet­te Loui­san? So ein Knal­ler wie ‘Ding’ von Seed, könn­te auch nicht viel schlech­ter abschnei­den wie die No Angels. Lie­ber mit Qua­li­tät unter­ge­hen, als mit so einem Dreck wie die­sem Hai­lied sich bis auf die Kno­chen zu bla­mie­ren. Fet­tes Brot oder die Söh­ne Mann­heims, Ärz­te oder Toten Hosen wür­den mir auch ein­fal­len. Die Ser­ben sin­gen ja auch in der Lan­des­spra­che und sind erfolg­reich. Ansons­ten aber zustim­mung das die ARD so ne Art Bun­des­vi­si­ons­ongcon­test machen soll­te und alle Radio­sta­tio­nen die sie hat ins Boot neh­men sollte.

  • Dar­um der Hai War­um der ‘klei­ne Hai’ erfolg­ver­spre­chend gewe­sen wäre, habe ich im Arti­kel schon ver­sucht zu erklä­ren: Ohr­wurm­me­lo­die, lus­ti­ge Cho­reo­gra­fie, bleibt im Gedächt­nis. Die ‘Wol­ves of the Sea’ haben ja auch bes­ser abge­schnit­ten als die No Angels. ‘Ding’ von See­ed fand ich auch toll, aber mit nur sechs Mann auf der Büh­ne hät­ten die kei­ne dem Song­ti­tel gerecht wer­den­de spe­kat­ku­lä­re Cho­reo­gra­fie hin­be­kom­men. Fet­tes Brot und die Ärz­te find ich per­sön­lich eben­falls sehr geil, deren text­ba­sier­ter Humor trifft aber außer­halb des deut­schen Sprach­raums auf tau­be Ohren. (Im Gegen­satz zum ‘Klei­nen Hai’, wo der Witz visua­li­siert wird und inter­na­tio­nal ver­ständ­lich ist). Die Toten Hosen und die Söh­ne Mann­heims has­se ich per­sön­lich wie die Pest und möch­te sie nicht beim Con­test sehen. Für die Hosen gilt im Übri­gen das­sel­be wie für die Ärz­te: die funk­tio­nie­ren über die Tex­te, nicht über die Musik, das ver­steht inter­na­tio­nal kei­ner. Und den Xaver wür­de man außer­halb Deutsch­lands, wo die Men­schen Geschmack haben, als das emp­fin­den, was er ist: lang­wei­lig. Aller­dings: bes­ser als die No Angels schnit­te er sicher ab. 🙂

  • Ich bin ent­setzt! Scho­ckie­rend! Ich kann allem, was in dem Arti­kel gesagt wird, zu 100 Pro­zent zustim­men! 😉 Ernst­haft, war­um die EBU nicht die nahe­lie­gends­te Lösung gewählt hat (es dür­fen nur die mit­stim­men, die auch im Fina­le sind), weiß ich auch nicht. Auf hal­bem Weg ste­hen­zu­blei­ben ist jeden­falls kei­ne sinn­vol­le Lösung. Natür­lich gehen die Ein­nah­men dadurch zurück, aber der ESC lief auch Mit­te bis Ende der 90er ganz gut, als jedes­mal nur ~25 Län­der über­haupt mit­ma­chen durf­ten. Die Ein­nah­men aus dem Voting dürf­ten jeden­falls nicht klei­ner sein als damals – rech­net man die Halb­fi­nals ein, eher im Gegen­teil. Also: Mei­ne Unter­stüt­zung für die­sen sinn­vol­len Vor­schlag! Eben­so wie für die zwei­te Idee, von jedem Anschluss nur einen Anruf zu wer­ten. Sol­len die Emi­gran­ten sich doch bei Grand-Prix-Par­tys tref­fen und abspre­chen, dass jeder für die Hei­mat stimmt! 😀 Das wür­de zwar die Tele­fon­ein­nah­men der EBU in den Kel­ler gehen las­sen, aber noch­mals: bis 1997 hat das auch ohne die­se Ein­nah­men geklappt. Mehr ist nicht immer bes­ser, was die­ses Jahr ein­drucks­voll bewie­sen wurde.

  • Gast Auch ich kann nur hef­tig nickend zustim­men. War­um die­ser Stress mit über 40 abstim­men­den Län­dern im Fina­le, Kür­zung des span­nends­ten Teil des Abends auf hek­tisch her­un­ter­ge­ratsch­te 10, 12 Punk­te und ja lei­der doch, Punk­te­schie­be­rei, wenn es doch ein­fach damit getan wäre, nur die abstim­men zu las­sen, die auch dabei sind. Die Idee eines gemein­sa­men Rest-Euro­pa-Votings aller nicht im Fina­le betei­lig­ten Län­der wür­de auch die so gefürch­te­ten Ein­schalt­quo­ten-Ein­brü­che auf­fan­gen. Deutsch­land bzw. die Big Four müss­ten mei­ner Mei­nung nach eben­falls ins Semi, damit sie sich end­lich mal Mühe geben und nicht wie­der den letz­ten Mist schi­cken, wie die letz­ten Jah­re auch. So ent­setzt man viel­leicht von Scoo­ter sein mag, mehr Punk­te als Lang­wei­ler-Max, den alle ja so ver­ehr­ten, hät­ten sie mit Sicher­heit eingefahren.

  • Bla­mie­ren? Es ent­lockt mir doch ein leich­tes Schmun­zeln, wenn hier Leu­te der Mei­nung sind, Deutsch­land habe beim ESC noch die Mög­lich­keit, sich zu bla­mie­ren. Mal sehen: wir haben drei oder vier der aner­kannt schlech­tes­ten Lie­der aller Zei­ten da hin­ge­schickt (dan­ke an Öster­reich, dass uns zumin­dest der Pokal für DAS schlech­tes­te Lied erspart bleibt, aber Atlan­tis 2000, Stoned & Stoned, Gra­cia und die No Angels spre­chen für sich). Wir haben ganz Euro­pa gezeigt, dass wir die Ver­an­stal­tung und ihre Regeln nicht mehr so rich­tig ernst neh­men (Guil­do Horn, Ste­fan Raab). Und da machen sich Leu­te Sor­gen, wir könn­ten unse­ren Ruf gefähr­den, wenn wir ein Inter­net-Stern­chen hin­schi­cken?! Zuge­ge­ben, das fie­le ver­mut­lich in die Kate­go­rie ‘ein­mal pro­biert und dann ganz schnell blei­ben­las­sen’, aber in den letz­ten Jah­ren ist doch wohl ganz klar deut­lich gewor­den, dass die Big Four nur mit musi­ka­li­scher Qua­li­tät nicht wei­ter­kom­men (nicht, dass da in den letz­ten Jah­ren von uns und unse­ren Mit­gro­ßen was gekom­men wäre, abge­se­hen von den nicht uni­ver­sell anspre­chen­den Texas Light­ning und Sebas­tien Tel­lier). Mut zum Risi­ko, Herr­schaf­ten! Wenn man ganz unten ist, kann es nur berg­auf gehen. Und wenn ich ehr­lich bin, mir ist es ziem­lich schnup­pe, ob Deutsch­land mit­macht oder nicht. Ich wür­de mir den ESC so oder so anse­hen und mich über jedes gute Lied, jede gelun­ge­ne Per­for­mance und jede lus­ti­ge Num­mer freu­en (was, zuge­ge­ben, die­ses Jahr eher sel­ten der Fall war). Und wenn die ARD ihn wie­der wie anno 1996 im drit­ten Pro­gramm ver­sen­det. Natür­lich ist es scha­de, wenn Deutsch­land Letz­ter wird, aber mit unse­ren fünf letz­ten Plät­zen über die Jah­re sind wir gegen Nor­we­gen noch gut dran. Und die haben sich IMMER wie­der berap­pelt, auch nach sol­chen Kata­stro­phen wie Jahn Tei­gen, Finn Kal­vik, Ketil Stok­kan, Tor End­re­sen oder Hal­dor Laeg­reid. Wenn Skan­di­na­vi­en uns schon im Bil­dungs­we­sen als leuch­ten­des Vor­bild dient, dann soll uns auch ihr Euro­vi­si­ons-Enthu­si­as­mus Bei­spiel sein. (/Predigermodus aus)

  • Von Inter­punk­ti­on hältst Du nicht so viel, gell? 😉 Also, ich für mei­nen Teil hab’ nicht ver­stan­den, was Du sagen willst. ❓

  • Sel­ber schuld! Viel­leicht soll­ten sich die Migran­ten sel­ber am Rie­men reis­sen und für den BES­TEN Song abstim­men. Dann bräuch­ten wir auch kei­ne Jurys mehr. Grüs­se von einem Ex-Yugoslawen!

  • Hast Du mal auf das hek­ti­sche Arm­ru­dern und die Gesichts­gym­nas­tik geach­tet, die er da abzieht, wäh­rend alle Ande­ren um ihn her­um kon­zen­triert und rou­ti­niert ihre Zah­len prä­sen­tie­ren? Ich frag mich, ob der gekifft hat, was ich ins­be­son­de­re, da es sich um einen eher bie­der wir­ken­den älte­ren Schwei­zer han­delt, beson­ders drol­lig finde. 🙂

  • Ich bin auch dafür, dass alle teil­neh­men­den Län­der sich qua­li­fi­zie­ren müs­sen und dass alle teil­neh­men­den Län­der den­sel­ben antei­li­gen Geld­be­trag an die EBU zu zah­len haben. Dann haben wir in weni­gen Jah­ren einen Wett­be­werb, an dem nur noch ein knap­pes Dut­zend Natio­nen teil­nimmt, weil die klei­ne­ren Län­der auf­grund finan­zi­el­ler Eng­päs­se nicht mehr (regel­mä­ßig) mit­ma­chen kön­nen. Somit steigt auch wie­der die Chan­ce Deutsch­lands, einen Sieg ein­zu­fah­ren. Geld regiert die Welt; leider.

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