Eine Runde weiter ist man beim kompliziertesten Vorentscheidungsverfahren der Welt, in der Schweiz. Dort haben die User/innen in der Internet-Vorauswahl der Deutschschweiz abgestimmt, anschließend hat die senderinterne Jury das Ergebnis nach eigenem Gusto korrigiert. Zehn Titel kamen weiter, darunter zu meinem großen Erstaunen sogar ein brauchbarer: der Aprés-Ski-Kracher ‘Holz vor dr Hütta’ des Gaudi-Kollektivs Platzhirsch rund um Rapper Gimma, meines Erachtens der einzige Song, mit dem die Eidgenossen auf internationaler Bühne für Aufsehen sorgen könnten. Ausgesiebt wurden erwartungsgemäß alle wirklich großartigen Knüller wie Inge Ginsberg und die ‘Trümmer’. In die Kategorie “nett” fällt die lieblich plätschernde Country-Banjo-Weise ‘Ooops’ von Sunada. Chancen beim Publikum dürfte zudem die kitschige Flüchtlingsballade ‘No Boundaries’ von Patric Scott mit Abdullah Alhussainy haben, bei der mir allerdings die Füße einschlafen.
Die Playlist: die sechs helvetischen Beiträge, bei denen man nicht sofort vor Langeweile stirbt, in absteigender Reihenfolge
Intern nominierten die Sendeanstalten der französisch- bzw. italienischsprachigen Schweiz. Hier kamen sechs bzw. drei Titel weiter, unter denen sich ebenfalls ein paar erträgliche Dinge finden. Ganz hübsch zum Beispiel das verspielte ‘Elephant’ von Elias Bertini, wobei die Nummer nur dann funktioniert, wenn er das Mädel dabei hat, das im Video diesen sehr, sehr lustigen Rüsseltanz aufführt. Auch eher aus optischen Gründen überzeugt der Clip von Loïc Schumacher, in dem aus unerfindlichen Gründen ein halbnackter Jüngling durchs Schweizer Unterholz stromert. Wenn das die ‘Génération Demain’ sein soll, dann gerne! Die vorausgewählten 19 Acts müssen nun in nächster Zeit zum Vorsingen in die jeweiligen Landesrundfunkanstalten, dort sieben die Senderjurys dann weiter aus, so dass am Ende noch sechs für das Finale am 13. Februar in der Bodensee-Arena in Kreuzlingen übrig bleiben. Irgendetwas sagt mir, dass wir Platzhirsch dort nicht wieder sehen werden…
Wieder verschmäht: Metal-Grandma Inge und die Breaking Bad Boys. Die Schweizer lernen es nie.
Na da hats doch ein paar gute dabei.rykka, patric scott, platzhirsch. Die werden sicher ins final kommen.
Darf man das beim schweizophoben aufrechtgehn.de sagen?
Bevor man sich als Deutscher ESC-Fan über andere Länder lustig macht, sollte man erstmal an das Deutsche Chaos denken. Wenigstens gibt es in der Schweiz ein recht gut funktionierendes VE-System, ohne das es ständig Zores gibt.
Darf man, und ich würde mich freuen, wenn’s so wäre. Dass ich schweizophob sei, muss ich allerdings rundweg bestreiten: ich würde mich ja total freuen, wenn die Eidgenossen endlich mal wieder was Gescheites ablieferten und damit beim Contest gut abschnitten. Dazu müssten sie aus meiner Sicht aber mal was wagen und nicht immer nur seichte Konsensware schicken. Ich weiß, ich lästere gerne über die Schweiz und neige manchmal zum etwas bissigen Ton, aber ich meine es nicht böse.
Und du meinst mit einem“song” wie der von inge ginsberg wäre was zu reissen?
Und das du s nicht böse meinst setz ich mal voraus. Trotzdem ist deine gelb/blaue vorliebe schon sehr nervig.