
So, nach den “revolutionär reaktionären” Ergebnissen der Semis steht das Line-up für die große Show am Samstag nun fest. Der Kauf einer Anstaltspackung Red Bull sei hiermit meinen Lesern ans Herz gelegt, will man das Finale ohne Tiefschlafattacken überstehen. Eigentlich sollte das für Lena ein besonders gutes Omen sein, denn ihr fröhlicher, moderner Pop sticht somit um so mehr hinaus. Nachdem ich mich aber bereits gestern wieder ins Jahr 1996 zurück versetzt fühlte, kann ich ein Gina‑G-Ergebnis für ‘Satellite’ schon förmlich schmecken: Platz acht für den kommerziell erfolgreichsten Beitrag, während es trotz katastrophaler stimmlicher Darbietung wieder heißen könnte: 12 Points to Ireland (oder Zypern oder Belgien oder Georgien oder eine der anderen gefühlt acht Millionen Schnarchballaden) – den Jurys sei Dank!
1. Aserbaidschan: Safura – Drip Drop
Die Favoritin der Buchmacher eröffnet den Abend. Man sieht der Nummer die Massen an Petrodollar an, die in ihr stecken. Ein Kleid mit eingebauten LED-Leuchten, eine steile Flugzeugtreppe, von der Safura mit händischer Unterstützung herunter geleitet werden muss, damit sie sich nicht aus Versehen auf die Fresse legt – es fehlt nur noch die Boeing 747 auf der Bühne – und eine dermaßen strikt eingedrillte Handchoreografie, dass man dem armen Mädel seine Überforderung ansieht. Ihr lustiger Stöckelschuh-Sprint vom Außenposten auf die Bühne wird wohl im Finale nicht mehr gezeigt – schade, auch der bietet noch immer Chancen auf einen Eurovisionsunfall der Extraklasse. ◊ Aufrechtgehn.de-Bewertung: 4 von 12 Punkten. Tipp: Platz 1–5.
2. Spanien: Daniel Diges – Algo Pequenito
Daniel steht in einem silbrig schimmernden Anzug (minus die Jacke) am Mikroständer, um ihn herum tanzen die bereits aus der Vorentscheidung bekannten Zirkusfiguren. Und auch, wenn ich Zirkuskrams hasse, das ist schon alles hübsch choreografiert und stimmig. Zur Rückung schmeißt er den Mikroständer um (dass da keiner von den Tänzern drüber stolpert!), dazu gibt es ein bisschen Pyrotechnik. Das Lied und die Performance haben Charme, im Gegensatz zu Safura. Übrigens hätte ich von eurovision.tv ein bisschen mehr investigativen Journalismus erwartet. Wenn es schon so zeigenswert scheint, dass Daniel Diges in der Herrentoilette verschwindet, warum ist die Kamera ihm dann nicht gefolgt? ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 10 von 12 Punkten, Tipp: Platz 14–21.
3. Norwegen: Didrik Solli-Tangen – My Heart is yours
Was für einen clevere Taktik: wenn man schon mit einer schamlosen Kopie von ‘You raise me up’ antritt, dann auch in einem zwei Nummern zu großen Konfirmationsanzug! Die ersten Fans in Oslo buchen wohl bereits für nächstes Jahr ihre Zimmer. Und leider muss man sagen, dass er es stimmlich drauf hat und sein ranziger Schwiegermuttercharme (plus seine Fähigkeit, mit der Kamera zu agieren), die Sache gefährlich machen. Die Milliarden weiterer Balladen, insbesondere das baugleiche irische Titanic-Modell könnten Didrik aber das Leben schwer machen. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 0 von 12 Punkten, Tipp: Platz 2–10.
4. Moldawien: SunStroke Project & Olia Tira – Run away
Ich liebe diese selbst gebastelte Disco-Violine! Moldawien erlöst uns mit fröhlichem Eurodance aus der Agonie und sollte alleine dafür ein paar Sympathiepunkte sammeln (wird es aber – den Jurys sei Dank, kaum). Dass Olia Tira in Strapsen auf der Bühne steht, dürfte sicher auch helfen; dass sie sich ein paar Topfuntersetzer an die Ohren gehängt hat, ist aber genau so kontraproduktiv wie der Saxophonist, dessen Darbietung ungute Erinnerungen an peinliche Erlebnisse mit sich ans Bein klammernden läufigen Kötern hochkommen lässt. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 7 von 12 Punkten. Tipp: Platz 16–20.
5. Zypern: Jon Liligreen & the Islanders – Life looks better in Spring
Und ab hier ist dann Zeit für eine ausgedehnte Toilettenpause, denn jetzt folgen am Stück drei der ödesten Rockballaden aller Zeiten. Los geht es mit einem (warum auch immer) für Zypern antretenden walisischen Kneipensänger, dem man gerne mal ein paar Euro in die (nicht ausliegende) Mütze werfen würde, damit er sich endlich eine neue Gitarre kaufen kann. Die Definition von Harmlosigkeit – aber zu meinem völligen Unverständnis scheint es für Harmlosigkeit einen Markt zu geben. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 0 von 12 Punkten. Tipp: Platz 12–20.
6. Bosnien: Vukašin Brajić – Thunder and Lightning
Harmlos kommt Vuki nicht daher. Ganz im Gegenteil! Eigentlich steht er in seinem roten Sakko und begleitet von einem präsenten, aber farblosen bosnischen Block von Chorsänger/innen mit unfassbar schlimmen Frisuren, die meiste Zeit nur da und schaut in Kamera (abgesehen von dem wohl unglaubwürdigsten Gitarrensolo seit Menschengedenken). Das macht er aber so, dass man sich hinterher eine Zigarette anzünden möchte. Der ‘Teriazoume’-Moment dieses Jahrgangs, und er lenkt beinahe erfolgreich von dem langweiligen Lied ab. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 4 von 12 Punkten. Tipp: Platz 11–20.
7. Belgien: Tom Dice – Me and my Guitar
Der triefäugige James-Blunt-Imitator Tom Dice aus Belgien beschließt das kleine Singer-Songwriter-Triple. So sehr er im ersten Semi davon profitierte, der nette, natürliche Junge von Nebenan zu sein (denn direkt vor ihm startete der sinistere polnische Frauenwürger), so sehr hat er hier direkt ins Klo gegriffen, denn an dieser Stelle dürfte auch dem begeisterungsfähigsten Rockballadenfreund langsam der Geduldsfaden reißen. Alle anderen sind sicher schon längst eingeschlafen. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 0 von 12 Punkten. Tipp: Platz 18–25.
8. Serbien: Milan Stanković – Ovo je Balkan
Gerade, wenn man nach zehn Minuten der quälendsten Langeweile bereit ist, seine Seele für ein lustig choreografiertes Uptempostück zu verkaufen, beamt ein gnädiges Schicksal die serbische Transenversion von Lt. Spock auf die Bühne, wo er / sie / es, begleitet vom offiziellen aufrechtgehn.de-Preisträger “sexiester Tänzer 2010” (der bärtige) und zwei Ischen in Lakas Brautkleidern, zum fröhlichen Bukovinasound über die Bühne hüpft und irgendwas davon trötet, dass der Balkan regiert. Darf er gerne, so lange seine Herrscher dabei so lustige Mireille-Mathieu-Perücken tragen. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 7 von 12 Punkten. Tipp: Platz 1–10.
9. Weißrussland: 3+2 – Butterflies
Kennen Sie die Comedy-Version von Cliff Richards ‘Livin’ Doll’? Gemeinsam mit den Young Ones? Die Stelle am Ende, wo Cliff verzweifelt (und erfolglos) ruft: “Okay guys, harmonies now!”? Fiel mir jetzt gerade so ein, ich weiß auch nicht, warum. Das sirupartige belarussische Stück und seine disneyhafte Inszenierung dürfte so etwas wie die Quintessenz der Eurovision sein, ob man das jetzt gut findet oder schlimm. Just imaygine! ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 8 von 12 Punkten. Tipp: Platz 8–18.
10. Irland: Niamh Kavanagh – It’s for you
Teil zwei des Zuckerschock-Kitschdoppels liefert das irische Titanic-Plagiat mit der sehr offensichtlich in die Jahre gekommenen Siegerin von 1993. Sehr geschickt der Trick, sie auf eine Box zu stellen und die Südausläufer ihres üppigen lilafarbenen Kleides darüber zu drapieren, so dass sie optisch gestreckt wirkt. Leider fand sich kein Weg, ihre Stimmbänder so zu strecken, dass sie die große hohe Finalnote schafft. Ich denke, dass sich Norwegen, Weißrussland und Irland gegenseitig die Punkte wegnehmen dürften – aber nach dem Semi-Schock am Donnerstag weiß ich offen gestanden nichts mehr. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 4 von 12 Punkten. Tipp: Platz 14–22.
11: Griechenland: Giorgos Alkaios & Friends – Opa
Macho, Macho Man - die Village People sind wieder zurück! Sugardaddy Schorsch Al Kaida und seine vier jugendlichen Stricher Tänzer bringen das Kunststück fertig, mit ihrem perfekt choreografierten Gestampfe und “Uh!”-Gegrunze gleichzeitig camp und butch zu wirken. Auch wenn die unfähige Bildregie die Leuchttrommeleinlage komplett in den Sand setzt – hier dürfte das im kollektiven Tiefschlaf dämmernde Europa aufwachen, sich verwundert die Augen reiben und anrufen! Einer der wenigen ernsthaften Siegesaspiranten. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 12 von 12 Punkten. Tipp: Platz 1–5.
12. Großbritannien: Josh Dubovie – That sounds good to me
Gute Güte! Die Briten haben sich als Gimmick eine IKEA-Spar-Variante von Ani Loraks beleuchteten Kleiderschränken (UA 2008) auf die Bühne gestellt. Hier sind es aber nur ein paar halb hohe Billy-Regale, auf denen sich die drei Chorsängerinnen tummeln (vor denen Josh Angst zu haben scheint) und stimmlich mehr kaputt machen als zum Song beitragen. Zwei kernige Tänzer wirbeln hektisch wie auf schlechtem Speed herum – aber nicht zu dem lahmen Song, der gerade läuft. Eine Katastrophe von vorne bis hinten und ein heißer Anwärter auf die Nachfolge von Jemini (UK 2003). ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 2 von 12 Punkten, Tipp: Platz 21–25.
13. Georgien: Sophia Nizaharade – Shine
Einerseits bin ich den Georgiern dankbar für das dreiminütige Tanzspektakel, das sie da abziehen, denn es gibt wenigstens dem Auge etwas zu tun und lenkt von der grottenlangweiligen Ballade ab, zu der die gute Sopho sich die Lungen wund schreit. Was das permanente Herumschubsen und Herumheben von rot gekleideten Frauen durch weiß gekleidete Tänzer allerdings mit dem Song zu tun haben soll, bleibt mir schleierhaft. Die Botschaft, die es sendet, lautet “seht her, wir geben uns richtig Mühe” – und das scheint bei den Juroren anzukommen. Lustig indes der Moment, als Sopho kurz einen Anfall von Augenzucken erleidet: kein Wunder bei all dem unnötigen Stress! Sollte das indes als Zwinkern im Sinne von Chiara gemeint gewesen sein, dann war es allerdings ein epischer Fail. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 0 von 12 Punkten, Tipp: Platz 2–10.
14. Türkei: maNga – We could be the same
Schöner Kontrast zu der Nummer davor, und auch wenn ich mit Rock dieser Sorte persönlich Null anfangen kann, so ist es doch wenigstens ein realer Popact aus den echten Charts. Davon gibt es beim Grand Prix nicht all zu viele. Weswegen da eine Roboterfrau steht und versucht, sich den Arm abzusägen, erschließt sich mir immer noch nicht – irgendjemand eine Idee? ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 1 von 12 Punkten, Tipp: Platz 1–5.
15. Albanien: Juliana Pasha – It’s all about you
Und ab in die Eurovisionsdisco! Die blonde Juliana hatte sich für das Semi für eine ihrer weniger schlimmen Frisuren entschieden, mal sehen, wie sie am Samstag antritt. Weh im Auge tut allerdings der Anblick ihres Klaus-Nomi-Gedächtnis-Outfits und des hässlichen alten Geigers. Fabelhaft hingegen die drei Albanettes im Background, die den Song tragen. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 7 von 12 Punkten, Tipp: Platz 8–18.
16. Island: Hera Björk – Je ne sais quoi
Und wir bleiben gleich noch eine Runde auf der Tanzfläche für Heras fantastische Eurodancenummer, den offiziellen schwulen Beitrag des Abends. Camp und futtig und mit einer fabelhaften dicken Frau als Sängerin ist das genau die Art von Grand-Prix-Song, für die der Wettbewerb erfunden wurde und aus der er, wenn schon nicht zu 100%, dann aber wenigstens zu zwei Dritteln bestehen sollte. Wetten, dass die verschnarchten Juroren das wieder anders sehen? ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 12 von 12 Punkten, Tipp: Platz 17–23.
17. Ukraine: Alyosha – Sweet People
Die favorisieren nämlich eher den ukrainischen Zombie Alyosha. Die sieht im fleischfarbenen Morgenrock mit roten Stofffetzen und in der schwarzen Rettungsweste aus wie ein frisch gerissenes Opfer aus der Nacht der lebenden Leichen. Und hält uns zu einer Kaskade von Fahrstuhlmusik-Soundbrei ohne erkennbaren Refrain mit sauertöpfischer Miene einen belehrenden Vortrag über Umweltverschmutzung. Oder so was. Aufgrund ihrer katastrophalen Aussprache versteht man davon allerdings nur, dass sie abgefüllt ist (“All those Fillings take me down”). Von den Juroren? Das würde ihr Weiterkommen im Semi zumindest erklären! ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 0 von 12 Punkten, Tipp: Platz 2–16.
18. Frankreich: Jessy Matador – Allez ola olé
Die Franzosen haben den Grand Prix ja längst aufgegeben und wollten hier nur einen potenziellen Sommerhit europaweit bewerben. Mit der Dancehall-Nummer ‘Allez ola olé’, dem französischen Erkennungslied der Fußball-WM, liefern sie quasi nebenbei einen der wenigen zeitgemäßen Stücke des Abends ab. Damit der Beitrag nicht aus Versehen noch gewinnt – was angesichts der schwachen Konkurrenz durchaus drin ist – tanzen Jessy und seine Mannen nach einer sexy Performance mit viel Arschgewackel und dem muskulösesten freien Oberkörper des Abends daher am Ende, als die Musik schon aus ist, sicherheitshalber noch einen Haka (einen rituellen maorischen Kampftanz), um potenzielle Wähler einzuschüchtern und abzuschrecken. Könnte trotzdem eng werden. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 8 von 12 Punkten, Tipp: Platz 1–18.
19: Rumänien: Paula Seling + Ovi Cernăuţeanu: Playing with Fire
Rumänien liefert das Update zum britischen ‘Rock Bottom’ von 1977. Nicht, dass es eins gebraucht hätte. Aber die Zwei machen das nicht schlecht, und auch wenn man an eine Romanze zwischen dem glubschäugigen Ovi und der in der Berufskleidung einer Domina auftretenden, deutlich besser aussehenden und stimmgewaltigeren Paula nicht glauben mag – wenigstens scheinen sich die Beiden zu mögen, anders als das dänische Pärchen. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 3 von 12 Punkten, Tipp: Platz 2–15.
20. Russland: Peter Nalitch & Friends – Lost & forgotten
Ja, ich gebe es gerne zu: die Genialität des russischen Klagegesangs, vorgetragen vom Petersburger Bettelstudentenchor, erschließt sich nur den Wenigsten. Ich musste es auch erst mehrfach hören, um mich in das ironisch gemeinte Lamento zu verlieben. ‘Lost & forgotten’ ist das diesjährige ‘Pokusaj’ und wer immer dieses Lied auch so sehr mag wie ich, ist mein Freund. 😉 ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 12 von 12 Punkten. Tipp: Platz 11–25.
21. Armenien: Eva Rivas – Apricot Stone
Dachte ich bis gestern, Miros Motorradlesbenfrisur sei an Scheußlichkeit nicht zu überbieten, muss ich mit mit einem Blick auf Evas Vasentänzer korrigieren. Bei seinem Anblick wünschte ich die Vase neben mir, um mich hinein übergeben zu können. Das aber würde ich ihm und vor allem Eva niemals ins Gesicht sagen: die Frau ist 1 Meter 95 groß und hat gelegentlich einen Blick drauf, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. ‘Apricot Stone’ hat übrigens alles, was ein Gewinnertitel braucht: er ist eingängig und tanzbar, verfügt über folkloristische Beimischungen und absurde Requisiten – und würde im Falle seines Sieges eine hoch unterhaltsame politische Kontroverse ob seiner subtil nationalistischen Untertöne auslösen! Also, stimmt für Eva! ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 10 von 12 Punkten, Tipp: Platz 1–5.
22. Deutschland: Lena Meyer-Landrut – Satellite
Keith Mills von AKOE, der den deutschen Beitrag hasst, schrieb: “auf der Bühne wirkt sie wie jemand, der ganz schnell eine Toilette finden muss, bevor noch ein peinliches Unglück passiert” – und hat damit nicht ganz Unrecht! Beruhigenderweise war in den deutschen Oslo-Blogs zu lesen, dass die Kameras mittlerweile stärker auf Lena fokussieren und sich ihr natürlicher Charme deutlicher überträgt. Eigentlich geht hier alles Gedeutel fehl: Lena wird machen, wofür wir sie ausgewählt und nach Oslo geschickt haben: nämlich sie selbst sein! Und alles wird gut werden. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 10 von 12 Punkten. Tipp: Platz 8.
23. Portugal: Filipa Azevedo – Há Dias assim
Auch bei dieser Startreihenfolge (DE-PT) haben wir quasi eine Doppelung: zwei gut aussehende junge Frauen, die beide nicht wirklich singen können. Nur, dass das bei Lena Konzept ist und bei Filipa Unfall. Und dass Lena einen flotten, eingängigen Popsong hat und Filipa eine einschläfernde,dröge Ballade. Vorteil für uns: auch die heterosexuellen Männer, die im ersten Semi noch mit den Augen hörten und abstimmten, werden diesmal ihre Vote an das attraktivere Angebot von beiden geben – und das ist eindeutig das deutsche! ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 0 von 12 Punkten. Tipp: Platz 21–25.
24. Israel: Harel Ska’at – Millim
Und der zweite Sargnagel in Filipas, nun ja, Sarg, kommt in Form des israelischen Milchbubis. Auch er hat eine einschläfernde, dröge Ballade am Start: ohne Refrain, ohne Mitsingmöglichkeit, in einer unharmonischen Sprache und mit einer beachtlichen Anzahl schiefer Töne. Aber die Töne, die er trifft, klingen eindringlich – und 85% aller schwulen und weiblichen Zuschauer wollen mit ihm in die Kiste. Und deswegen sahnt er die Stimmen ab in diesem Duell. (Denke ich. Dank der Jurys kann es natürlich auch sein, dass alles, was BPM hat, hinten landet und alles, wozu man sich die Pulsadern aufschneiden möchte, vorne. Was weiß denn ich schon?) ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 0 von 12 Punkten. Tipp: Platz 2–12.
25. Dänemark: Chanée & N’Evergreen – In a Moment like this
Das Schlimmste zum Schluss. Die Musikzombies Schantall und Nevergreen (wie passend!), zwei sich offensichtlich hassende Figuren mit der Ausstrahlung einer abgelaufenen Tüte H‑Milch, haben sich der alten Police-Nummer ‘Every Breath you take’ bemächtigt, ihr jedes noch vorhandene Leben ausgesaugt und präsentieren die Leiche nun mit toten Augen vor der Herzblatt-Trennwand. Wer so etwas gut findet, kann selbst nicht mehr am Leben sein – dass die Nummer ins Finale kam, macht mir dementsprechend Angst! Ich hoffe nur, dass sie als letzter Teil des Depressions-Triples aus PT, IL und DK diesmal abkacken. ◊ Aufrechtgehn.de-Wertung: 0 von 12 Punkten, Tipp: Platz 21–25.
Es gibt zwei gute Gründe, warum Spanien gewinnen sollte. Erstens: Ich rufe dafür an. Zweitens: Farblich passt das alles sehr gut zum diesjährigen Logo. 😉 Noregen ist leider wirklich besser als von mir gewollt. Oder ich hab es mir mittlerweile auch schön gehört – irgendwie finde ich seit die Proben begonnen haben, irgendwie keinen Beitrag mehr grottenschlecht. Selbst Großbritannien finde ich nicht mehr so schlecht wie bisher gefürchtet. Trotzdem braucht es da noch irre viel Arbeit am Auftritt. Einen moderneren Song werden sie jetzt wohl kaum noch bekommen. Frankreich bietet nichts wirklich überraschendes. Bei dem Lied erwartet man, dass die da irgendwie herumtanzen und sie tun es auch. That’s it. Lena und Satellite wirken für mich in Oslo irgendwie out of place. Wie von einem fremden Stern eingebrochen. So gar nicht wie Eurovision. Ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen!
Lena: Bitte entferne sofort den Chor, oder Ihr gefährdet die ganze Mission! Der Sound erscheint sehr schlecht abgemischt
Es gibt sehr wohl einen Grund, warum Spanien dieses Jahr gewinnen sollte: Weils nämlich mein diesjähriger Lieblingsbeitrag ist! (Ohne den blöden Zirkus noch ein bisschen lieber.) Und wie ich an Little Imp sehe, stehe ich mit dieser Meinung ja auch nicht völlig alleine da… 😀
Von dieser Aufnahme lässt sich überhaupt kein Schluss über die tatsächliche Tonabmischung schließen. Im TV wird sich das schon alles ‘richtig’ anhören. Ich plädiere aber stark dafür, dass Lena sich im Finale immer noch nicht für eins von den beiden Paar Schuhen entschieden hat. So mit den beiden verschiedenen Tretern aufzu äh… treten, das wäre doch typisch Lena 😉
… Bin ich der einzigste der den Chor zu laut fand? Man hörte im Refrain ja fast nix von lena…
Was haben eigentlich alle mit Norwegen? Das rangiert doch zusammen mit Weißrussland im Bereich der unerträglich schmalztriefenden Disney/Musical-Schmachtfetzen. Und dem Herrn Solli-Tangen wachsen noch nicht mal Schmetterlingsflügel…
Spanien=#1? Von den Finalisten war Spanien am besten – würde auch auf Sieg tippen, wenn es eine bessere Startnummer hätte. Aber da man ja jetzt schon früher anrufen kann, muss der Startplatz kein Nachteil mehr sein, oder? Zumal die Jury ja eh alles unberechenbar macht. Norwegen, UK und auch Frankreich waren grottig. Zu Deutschland nur so viel.…ein Sieg wird es zu 90% nicht. Der Hype lässt sich nicht auf Europa übertragen, nicht nach einem einzigen Auftritt, der viele wohl ehr irritiert und ratlos zurücklassen wird.
Nur, um das klar zu stellen… Ich mag den spanischen Beitrag sehr und hätte nicht das Geringste dagegen, wenn er gewönne! Im Gegensatz zu dem norwegischen Geseire, wo ich inständig hoffe und bete, dass das abschmiert, weil ich es nämlich hasse wie die Pest! Leider sagt mir mein Bauchgefühl, dass es andersrum ausgehen könnte. 😥 Aber dieses Jahr ist das Rennen nun wirklich so offen wie seit Langem nicht mehr. Ganz schwer, Vorhersagen zu machen. Was die bisherigen Favoriten angeht, lässt sich mit einiger Sicherheit nur sagen, dass Dänemark draußen ist (die werden es nicht ins Finale schaffen, darauf wette ich) und Aserbaidschan etwas wackliger geworden ist (wobei ein Sieg von ‘Drip Drop’ immer noch drin ist, solange Safura nicht die Treppe runter fliegt). Spanien, fürchte ich, könnte im Finale von anderen Beiträgen überstrahlt werden (leider auch gerade von Norwegen) und von daher unerwartet (und ungerecht) schlecht abschneiden. Außerdem glaube ich, dass angesichts der Flut von Retro-Beiträgen und lahmen Balladen dieses Jahr ein zeitgemäßes Uptempostück gewinnen könnte, als da wären: FR, AZ, DE. Aber, wie gesagt, es ist alles offen.
Bei Spanien hoffe ich auf eine gute Platzierung, hätte auch gegen einen Sieg nichts einzuwenden. Song und Auftritt gefallen mir einfach. Frankreich ist Schrott, Norwegen zu durchgestylt und daher langweilig, bei Josh gefallen mir nur die drei optischen Leckerbissen im Hintergrund. Bei den Uptempostücken hoffe ich eher auf Albanien, so wie 2009 schon. Einen Sieg von Lena halte ich nicht für möglich. Da müßte schon die Mehrzahl der Anrufer aus Heteros bestehen. Aber etwas ähnliches hat ja bei Lordi und den Hardrockfans auch funktioniert, also abwarten.
Ratlos Ich war vor kaum einem ESC so ratlos, wenn es um die Vorhersage des möglichen Gewinners geht. Azerbaijan ist der offizielle Favorit, wenn es nach den Buchmachern geht. Aber so ganz sicher kann man sich wegen der Jury eben nicht sein. Letztes Jahr hat sie Azerbaijan nicht wirklich unterstützt. Die vielen Balladen werden sich hoffentlich gegenseitig Punkte wegnehmen, dann bliebe wirklich der Sieg einer Up-Tempo Nummer: und das sind ja nicht so viele. Ob es Albanien schaffen kann? Oder doch Rumänien? Moldau und Litauen schließe ich mal aus, fürs Fianle könnte es reichen aber es fehlt doch die Substanz für einen Sieg. Gilt auch für GR. An Lena’s Sieg glaube ich ehrlich gesagt nicht, weil Sound und Performance doch sehr speziell sind, um nach einmaligen sehen/hören verstanden zu werden. Dt. hatte Wochen, um sich an Lena zu gewöhnen – das lässt sich nicht so einfach auf Europa übertragen.
Gestern konnte man im Livejournal von OnEurope das hier lesen: […]‘Late on Thursday night, early on Friday morning, we’ll finally get to hear the final contest playlist. And it’ll tell us everything. Running the final 25 through, back to back, in the correct order something is going to just suddenly sound RIGHT. And I’ve a funny feeling that the identity of that something is going to surprise us all.’[…] Ich glaub, genau das wird passieren. Vielleicht gewinnt ja doch… öhm.…au weia. Keine Ahnung. Die Live-Berichte helfen da auch nur teilweise weiter. So offen war das Rennen seit 2005 nicht mehr, obwohl wir da glaub ich doch alle irgendwie schon ahnten, dass es auf Griechenland rausläuft. Wenn man das auf dieses Jahr überträgt dann.…. … dann wird es Baku 2011. Obwohl das nun wirklich das Allerletzte ist, was ich mir wünsche – nicht wegen Safura, aber wegen ihres Landes. Aserbaidschan wäre wahrscheinlich als Gastgeber noch gruseliger als Russland. Aber gut – warten wirs ab. Vielleicht können wir ja nächstes Jahr doch nach Amsterdam fahren 🙂
[quote=Tamara]Aber gut – warten wirs ab. Vielleicht können wir ja nächstes Jahr doch nach Amsterdam fahren :-)[/quote] Ja klar. Warum nicht gleich nach Ljubljana? 😀
Ljubljana? Wenn sie vorher einen Knebelvertrag unterschreiben, dass dann ausschließlich the one and only Peter Poles die Shows moderieren darf, bin ich sofort dabei 😀
Nur, dass Safura keine Überraschung wäre, da massig PR dafür getrieben wurde und sie auch bei den Buchmachern vorn liegt. Ich bin immer noch schwer für Madrid oder Barcelona 2011. Alternativen wären höchsten Berlin oder Jerusalem. Danach könnte meine persönliche Rangliste eigentlich nicht näher bestimmen. Da gibt es dann echt viele, bei denen mich ein Sieg auch nicht stören würde (z.B. Türkei, Griechenland, Serbien, Frankreich). Aber total freuen würde ich mich bei den dreien. Ich glaube Algo pequenito hat auch beste Chancen mein neues ESC-Lieblingslied ever zu werden. Das wäre mit einem Sieg dann schon extrem geil. 😈 Erwarten tue ich aber eigentlich nichts. Zumindest ein spannendes Voting wäre aber mal wieder fällig.
revolutionär reaktionär [quote=aufrechgehn]die arme Lena, die sich bei ihrer ersten Pressekonferenz weitere Coolnesspunkte dadurch erwarb, dass sie den holländischen Beitrag treffend ‘revolutionär reaktionär’ nannte[/quote] Das Zitat stammt von Stefan Raab.
wie oben bereits von onlime angemerkt, ist der Ton der Videos nicht die Saalabmischung.
Ich möchte gar nicht wissen, was hier zu lesen sein wird, wenn zum Beispiel Belgien (Tipp sowohl von Jan Feddrsen als auch vom Prinz-Grandprix-Blog, aber was wissen die denn schon?) oder etwas ähnliches gewinnen sollte. Ich kann schon förmlich sehen, wie dann alles hier explodiert. 😆 Zur Türkei: Also wir haben da einen Sänger, der augenscheinlich menschlich ist und auf der anderen Seite die Frau in Roboterkluft. Roboter gleich nicht menschlich. Die beiden sind anders. Dann schält sie sich aus ihrer Verpackung und offenbart sich ebenfalls als Mensch. Das Sägen hat keinen Sinn und Zweck, außer ein paar hübsche (?) Funken. Jedenfalls sind sie am Ende des Liedes gleich. Natürlich wäre das alles viel lustiger gewesen, wenn man visuell den anderen Weg gegangen wäre, die Frau nicht verpackt hätte und der Leadsänger sich auf der Bühne in einen osteuropäischen Nuttenfummel wirft, damit sie gleich sind. Aber die türkische Delegation hat da offenbar anders entschieden. 😉 Und 2/3 traditionelle Eurodisco? Ne, ich glaube, das würde ich nicht aushalten. Ich mag den ESC wegen seiner Vielfalt. Wer heute Abend gewinnt bleibt die große Frage. Ich weiß es absolut nicht. Wenn man dem AKOE Blog Glauben schenken darf, so haben in der Juryprobe mindestens die Hälfte aller Acts so gut gesungen und performt, dass sie Siegchancen haben. Wahrscheinlich kommt es dann wirklich auf den heutigen Auftritt an. Wer kann vor dem Millionenpublikum strahlen? Wer zeigt (erneut) Nerven? Wer konnte seine Stimme am Besten vor Erkältungen schützen? Von den weitergekommenen Semifinalisten hat mich die Türkei am meisten überzeugt, gefolgt von Belgien und Israel (hat leider Nerven gezeigt). Armenien und Griechenland gefallen mir auch sehr gut. Von den Finalisten sind meine Favoriten Deutschland und Frankreich, sowie immer noch als Topfavorit Spanien. Auch wenn ich ebenfalls befürchte, dass meine Anrufe für Algo pequenito umsonst sein werden, das sieht eher nach einem Patricia Kaas Ergebnis aus – allerdings mit weniger rettenden Juryvoten. Aber man weiß ja nie. Ich befürchte ohnehin, dass dieses Jahr Televoting- und 50/50-Sieger unterschiedlich sein könnten und dann am Ende der große Krach los geht. Einen Alexander Rybak, der überall abräumen kann, sehe ich dieses Jahr jedenfalls nicht.
[quote=Little Imp]Ich möchte gar nicht wissen, was hier zu lesen sein wird, wenn zum Beispiel Belgien (Tipp sowohl von Jan Feddrsen als auch vom Prinz-Grandprix-Blog, aber was wissen die denn schon?) oder etwas ähnliches gewinnen sollte. Ich kann schon förmlich sehen, wie dann alles hier explodiert. 😆 Und 2/3 traditionelle Eurodisco? Ne, ich glaube, das würde ich nicht aushalten. Ich mag den ESC wegen seiner Vielfalt. [/quote] Da kann ich mich völlig anschließen. Gerade die Vielfalt, die eben durch unterschiedliche Geschmäcker zustandekommt, macht’s. Ich habe nichts gegen gutgemachten Eurodisco oder ‑techno (beispielsweise fand ich Island 2008 mit This is my life spitze), aber das ist doch nicht alles. Ich finde es schon sehr einseitig, dass von den meisten Komnmentatoren hier wohl die Meinung vertreten wird, dass alle Songs tanzbar und fröhlich sein müssen. Umd dass nur die stets verdächtigen Juries Balladen schön finden könnten. Auch wenn mein privater Musikgeschmack eher Hardrock ist, dreue ich mich total, dass es Portugal und vor allem Georgien ins Finale geschafft haben. Bei letzterem ist mir die Tanzerei zwar etwas zu übertrieben, aber dröge oder gar langweilig sind beide Beiträge keineswegs. Und nachdem meine geliebten Finninnen und Kroatinnen ausgeschieden sind, sind meine Topfavoriten, für die ich auch anrufen werde, wenn sie nicht die Performance versemmeln, ganz eindeutig Albanien (weiterhin) und die Ukraine (mochte ich anfangs weniger, finde ich inzwischen Spitze). Und ich bin keine Jury, sondern stinknormaler Televoter und ESC-Fan.
ach, Belgien geht doch durchaus (aehnlich wie bei Schweden) – selbst, wenn man den Song nicht mag, ist es zumindest etwas mit Herzblut. Einer der Gruende, warum ich sowohl Ukraine als auch Israel dieses Jahr mittlerweile sehr mag. Grund fuer eine schwere Krise waere wohl allein Daenemark, auch wenn sie mittlerweile besser geworden sein sollen. Aber vielleicht ist diese Offenheit auch genau das, was der ESC mal wieder gebraucht hat – idealerweise ein Abstimmungsergebnis, das erst mit den allerletzten Douze Points entschieden wird. Das hatten wir wirklich schon lange nicht mehr. Und da, wenn ich mich recht entsinne, Armenien als letztes abstimmt, und die wohl kaum das letzte Votum nach Baku gehen lassen.… *grins
Ich habe nicht den Eindruck, daß die meisten hier nur fröhliche Songs mögen. Auch Balladen können toll sein, nur dieses Jahr sind die meisten langsamen Titel (nach meiner persönlichen Meinung) einfach langweilig. Ausnahme war Kroatien, aber die sind nun raus. Die Ukraine finde ich immer noch furchtbar, dagegen ist Georgien ein wahres Highlight. Sofia’s Song reißt mich zwar auch nicht vom Hocker, aber sie hat für mich die beste Stimme des Wettbewerbs. Meine Lieblinge heute sind Albanien, Spanien und Armenien. Dabei hoffe ich wenigstens auf eine spannende Wertung, denn ein Favorit wie letztes Jahr ist nicht in Sicht. Lasse mich überraschen und halte alles für möglich. Brüssel 2011 würde mich auch nicht mehr wundern.
Wow – ich bin der Erster, der hier Lena gratuliert! 😀 Als Deutsch-Jugoslawe geht es mir die letzten Jahre verdammt gut! 2007 siegt serbien, jetzt Deutschland – WOW. Einfach geil!!! Es ist so geil ESC-Fan zu sein :D!
SHE DID IT!!! Ich kann’s noch gar nicht fassen 😀 Herzlichste Gratulationen an Lena, Stefan, den Heavytones, den Komponisten und Textern natürlich nicht zu vergessen und alle, die damit zu tun gehabt haben. Alles richtig gemacht!!! * * * Und mit dem Mythos ‘die mögen uns ja eh nicht’ ist damit auch aufgeräumt – es gibt von nun an keine billigen Entschuldigungen mehr für schlechte Beiträge und schlechte Platzierungen.