Endlich! Nach zweitägigen, intensiven Beratungen hat sich der ORF nach einer Meldung des Kuriers für die Wiener Stadthalle als Austragungsort des 60. Eurovision Song Contest am 23. Mai 2015 entschieden. Die EBU bestätigte die Wahl bereits. “Wien ist die Stadt der Musik und der Künste im Herzen Europas,” zitiert eurovision.tv den Generaldirektor des ORF, Alexander Wrabetz. Nicht ganz so glücklich dürfte der Finanzchef des Senders, Richard Grasl, sein, der nach Informationen des Kuriers Graz oder das auch in einer senderinternen Vergleichsmatrix vorne liegende Innsbruck bevorzugt habe, da diese beiden Städte, anders als das nun siegreiche Wien, eine Übernahme ungeplanter Mehrkosten zugesagt hätten – nach dem Finanzdebakel von Kopenhagen ein gewichtiges Argument. Letzten Endes hätten jedoch die besseren technischen Möglichkeiten den Ausschlag für die Wiener Stadthalle gegeben. Und ich bin sicher, Sie werden in das europaweit kollektive, erleicherte Aufatmen einstimmen, das hunderttausende Eurovisionsfans gerade seufzen. Hurra!
Wien, die Welt-Musik-Hauptstadt, wie man schon 1959 wusste.
Graz ist vergrätzt
[Nachtrag 07.08.2014]: Seine Empörung darüber, dass sich “nicht Graz mit der technisch besten Halle oder Innsbruck mit dem wohl besten finanziellen Angebot durchgesetzt hat,” gab der Bürgermeister von Graz, Siegfried Nagl (ÖVP) heute gegenüber der Nachrichtenagentur APA zu Protokoll, wie die Kleine Zeitung berichtet. “Diese Konzentration auf Wien, wenn es um internationale Veranstaltungen geht, hat zwar leider bereits Tradition und kommt daher wenig überraschend, verärgert aber dennoch immer wieder aufs Neue,” sekundierte seine Vertreterin Martina Schröck (SPÖ). Die Grazer ÖVP verlange nun Einblick in die Vergabeunterlagen, um den Verdacht einer politischen Kungelei zwischen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und dem Wiener Oberbürgermeister Michael Häupl (beide SPÖ) beim Plazet des Senders zur Durchführung des Eurovision Song Contest 2015 in der Wiener Stadthalle zu entkräften (oder zu belegen). “Wenn man sagt, Wien war eine strategische Entscheidung, hätte man sich die ganze Ausschreibung ersparen können,” so der steirische Tourismuslandesrat Hermann Schützenhöfer (ÖVP) laut APA. Man erwarte nun, mit in das Umfeldprogramm einbezogen zu werden oder vom ORF Ersatzveranstaltungen zu erhalten, um die Ausschreibungskosten und den entgangenen Tourismusgewinn zu kompensieren.
Rainhard Fendrich wusste schon 1985, was für die Hauptstadt spricht.
Das exakte Budget für den Jubliäumsjahrgang solle laut ORF im Oktober feststehen. Unterdessen gab der Wiener Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) bekannt, die Hauptstadt übernehme Kosten in Höhe von 11,71 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Durchführung des Song Contests. Der Löwenanteil von knapp 9 Millionen hiervon entfalle auf die knapp zweimonatige Anmietung und den bedarfsgerechten Umbau der voraussichtlich 13.500 Zuschauer fassenden Wiener Stadthalle, in der auch das Pressezentrum für die rund 1.500 zu akkreditierenden Schwurnalisten (die während der Eurovisionswochen kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen) untergebracht wird. Das Eurovision Village (die Fanmeile) möchte die Stadt gerne auf der Kaiserwiese beim Riesenrad im Prater stationieren. Auch der Termin für den feierlichen Eröffnungsempfang steht schon: der findet am 17. Mai 2015 im Festsaal des Wiener Rathauses statt. Über Ticketpreise und Vorverkaufsstart ist noch nichts bekannt, dafür gibt es erste Details zum österreichischen Vorentscheid 2015: trotz des Erfolgs der Direktnominierung von Conchita Wurst soll nach einem gestern veröffentlichten “Fahrplan” zwischen Januar und März 2015 ein wie auch immer geartetes Auswahlverfahren stattfinden, was auf eine mehrteilige, großangelegte Vorentscheidung mit mehreren Teilnehmer:innen schließen lässt.
Und bereits drei Jahre zuvor setzte der große Falco der Hauptstadt ein musikalisches Denkmal.
[Nachtrag 13.08.2014]: Wie der ORF stolz verkündet, besichtigte Jan Ola Sand, Grand-Prix-Chef der EBU, gestern die Wiener Stadthalle, in welcher der Eurovision Song Contest 2015 stattfinden wird, und zeigte sich zufrieden: “So weit ich das jetzt sehe, sind die Halle und die Lage perfekt,“ zitiert der Sender den norwegischen Oberaufseher. Insbesondere die zentrale Innenstadtlage und gute Erreichbarkeit der Stadthalle habe es Sand angetan, weil man sich so die Shuttlebusse sparen könne. Er sei “sehr froh, dass wir in Wien sind – eine europäische Metropole als Eurovisionsstadt”, und verknüpfte die Anziehungskraft der Weltmusikmetropole mit der Hoffnung auf wieder ansteigende Teilnehmerzahlen, zumal bereits einige Länder ihre Rückkehr angekündigt hätten. In Wien überlegt man derweil, während der Eurovisionswoche die Läden auch sonntags offen zu lassen. Man könne es sich nicht leisten, die internationalen Gäste vor verschlossenen Türen stehen zu lassen, findet die oppositionelle ÖVP. Aber auch die Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) betonte am Mittwoch, dies gehöre zur professionellen Vorbereitung eines derartigen Großereignisses. Voraussetzung sei allerdings, dass sich „die Sozialpartner der Idee anschließen”, so Brauner. Da bissen die Stadtoberen bei den deutschen Gewerkschaften mit ihrer geradezu religiösen Ablehnung der Sonntagsöffnung auf Granit – in Wien habe man sich aber bereits 2008 anlässlich der Fußball-WM auf eine Ausnahme einigen können.
Sonntags shoppen oder doch lieber tanzen? Mess haben darauf eine Antwort.
Zuletzt aktualisiert am 15.10.2021
Mir wäre Innsbruck lieber gewesen (kein Hotel nötig, da nur 1 1/2 Stunden von zu Hause weg), aber Wien ist halt einfach besser für den ESC geeignet.