Korruption, Sabotage, anti-kosovarischer Rassismus, gegenseitige Vorwürfe und Beschimpfungen in Pressestatements, Krisensitzungen und Rückzüge: es war mal wieder die ganz, ganz große italienische Oper, die sich Mitte Dezember 2007 rund um die 46. Ausgabe des Festivali i Këngës entspann. So sorgte der junge RnB-Künstler Blerim Muharremi alias Blero für Aufsehen, der just in diesem Jahr sein viertes Hit-Album am Start hatte und öffentlich behauptete, von einem anonymen Anrufer gegen eine großzügige Geldspende den Sieg beim Wettbewerb versprochen bekommen zu haben. Die Festivalleitung konterte, vielmehr sei es Blero gewesen, der in einer SMS seine Teilnahme an die Garantie geknüpft habe, dass er das FiK gewinne. So oder so: das wie immer dreitägige Festival fand ohne ihn statt. Manjola Nallbani wiederum, die das FiK-Finale mit einem irgendwo zwischen Rockoper und Popera changierenden Jurybait-Riemen eröffnete, bezichtigte den Sender der “Sabotage”, da ihr Gejodel zwar an den TV-Geräten zu hören gewesen sei, nicht jedoch im Palastkongress zu Turin, wo die Veranstaltung stattfand und auch die Juroren saßen. Sie bezeichnete die Organisatoren als “Mafioso” und drohte an, nie wieder beim FiK mitzumachen. Was sie dann auch immerhin für eine ganze Dekade durchhielt.
Platz 2 im Lena-Valaitis-Dragwettbewerb: Manjola Nallbani (plus Playlist mit allen verfügbaren FiK-Finaltiteln).
Für die größte Aufregung sorgte jedoch das mit Verve und Aplomb vorgetragene Turbofolk-Brett ‘Jeta kërkon Dashuri’ (‘Das Leben braucht Liebe’) von Flaka Krelani und Doruntina Disha, ein druckstarker Sommerhit, der in Belgrad sicherlich die Halle in Brand gesetzt hätte. Er erhielt von den insgesamt sieben Juror:innen auch gleich vier Mal die absolut berechtigte Höchstwertung und kam einmal auf Rang zwei. Gjergj Xhuvani und Alban Skënderaj, im Vorjahr selbst noch FiK-Mitbewerber, ließen die Nummer jedoch komplett links liegen, woraufhin das dynamische Duo mit zehn Punkten Abstand auf dem Silbermedaillenplatz verendete. Lag es am umstrittenen Musikgenre, an einer einzigen ganz leicht verkrächzten Note kurz vor dem Songfinale oder doch, wie von einigen Menschen behauptet, an der kosovarischen Herkunft der beiden Damen? Sie seien “Gangster und Rassisten”, mussten sich die beiden obstinaten Jurymitglieder jedenfalls daraufhin vorwerfen lassen: in Südosteuropa debattiert man halt gerne etwas leidenschaftlicher. Edmond Zhulali, der Komponist des fraglichen Beitrags und künstlerischer Direktor des FiK (was aus meiner Sicht ein noch viel fragwürdigeres Geschmäckle innehat), forderte gar, die umstrittene Jurywertung komplett zu stornieren, was ein eigens einberufenes RTSH-Komittee nach zweistündiger Debatte jedoch ablehnte. Man möchte sich gar nicht ausmalen, welche Verbalinjurien dabei hinter verschlossenen Türen so fielen…
Jurys sind Wichser™: die ausgebooteten Flaka und Doruntina.
Und so setzte sich, auffälligerweise bereits zum dritten Mal innerhalb von nur vier Jahren, eine ziemlich zähe Ballade aus der Klangwerkstatt von Adrian Hila und Pandi Laço durch, gewissermaßen den albanischen Ralph Siegel und Bernd Meinunger. Auch im Falle von ‘Zemrën e lamë peng’ handelte es sich um den hundertprozentigen kulturellen Gegenentwurf zu ‘Jeta kërkon Dashuri’ und weiteren bollerigen Uptemponummern, wie sie unterem anderen auch die im Vorjahr durch ihre rabiate Mutter bekannt gewordene Greta Koçi erneut darbot. Die für ihre zarten sechzehn Lenze erschreckend gouvernantenhaft wirkende Interpretin Olta Boka enthielt sich im Gegensatz zur meist sehr stark aufgebrezelten Konkurrenz sämtlichen Make-ups, aufreizender Klamotten oder anderen Formen des Glamours. Mit straff zurückgekämmtem Haar, beängstigend grimmigem Blick und schmerzensreicher Miene verlieh sie ihrem Auftritt die Aura der Austerität: das Leben, es ist ein einziges leidvolles Jammertal, so ihre Aussage, da ist absolut kein Platz für Flitter und Fröhlichkeit. Wobei ich als des Albanischen nicht mächtiger, ignoranter Westeuropäer nicht eine Sekunde gezögert hätte, zu glauben, der Titel übersetze sich als ‘Wir schießen auf zerzauste Lahme’, bilde also gewissermaßen das Leitmotiv neoliberaler Politik. Denn wieso sonst sollte der Begriff “Peng” darin vorkommen?
Die Letzte, die du siehst, bevor du wegen einer zwanzigsekündigen Verspätung einen Eintrag ins Klassenbuch erhältst: Olta Boka.
Tatsächlich bedeutet er sinngemäß so viel wie ‘Wir verspielten unser Herz’, eine schlichte Aneinanderreihung der üblichen Textklischees über unerfüllte Liebe. Sich vermutlich der Gefahr nicht bewusst, dass das alberne internationale Publikum beim Eurovision Song Contest über das kindische Giggeln wegen des lautmalerischen Wortes “Peng” nicht hinauskommt (es klingt halt leider nun mal auch lustig!), beließ das Team um Olta den Song für Belgrad komplett in der Landessprache und kürzte ihn lediglich um die erforderlichen dreißig Sekunden, um die Drei-Minuten-Regel erfüllen zu können. Die strenge Ästhetik des FiK-Auftrittes überzuckerte man allerdings mit einem grand-prix-konform glitzernden Bühnenbild, weichem Make-up, einer völlig unpassend-überflüssigen Pseudo-Begleitband und frisch gelockten, offen getragenen Haaren, die im Sturm der Windmaschinen anmutig wogten. Ein Umfeld, in dem sich die junge Künstlerin nicht nur wegen des netzhautaustrocknenden Bühnenorkans nicht so recht wohl zu fühlen schien. Dennoch: nach zwei Nichtqualifikationen in Folge gelang den Skipetaren mit diesem Beitrag erstmals wieder der Finaleinzug.
Eine Bühne wie ein Wimmelbild: wo versteckt sich die Interpretin?
Vorentscheid AL 2008
Festivali i Këngës 46. Sonntag, 16. Dezember 2007, aus dem Kongresspalast in Tirana, Albanien. 17 Teilnehmer:innen. Moderation: Elsa Lila, Pirro Cako.# | Interpreten | Songtitel | Jury | Platz |
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01 | Samanta Karavello | Pse u harrua Dashuria | 23 | 07 |
02 | Produkt 28 | 30 Sekonda | 03 | 15 |
03 | Enada Tarifa | E para Letër | 11 | 10 |
04 | Mariza Ikonomi | Mall i tretur | 20 | 09 |
05 | Mira Konçi + Redon Makashi | Nën një Qiell | 35 | 05 |
06 | Flaka Krelani + Doruntina Disha | Jeta kërkon Dashuri | 57 | 02 |
07 | Manjola Nallbani | Kjo Botë merr frymë nga Dashuria | 27 | 06 |
08 | Kthjellu | Dhoma | 09 | 11 |
09 | Kozma Dhusi | Tatuazh në Kujtesë | 01 | 16 |
10 | Devis Xherahu | Endacaku | 00 | 17 |
11 | Teuta Kurti | Qyteti i Dashurisë | 05 | 14 |
12 | Greta Koci | Natën të kërkova | 22 | 08 |
13 | Juliana Pasha | Qielli i ri | 54 | 03 |
14 | Agim Poshka | Kujt t’i them të dua | 08 | 12 |
15 | Jonida Maliqi | S’ka fajtor në Dashuri | 36 | 04 |
16 | Olta Boka | Zemrën e lamë peng | 67 | 01 |
17 | Rosela Gjylbegu | Po lind një Yll | 08 | 12 |
Letzte Aktualisierung: 25.08.2022
Ähnlichkeit Hihi, die guckt und hat die Haare wie Corinne Hermes. Wenn das mal nicht der sichere Sieg für Albanien ist *ggggg*
answer Ähm hallo? Könntest du auch mit 16 (!!!) so gut singen??? ich denke mal nicht.und gewinn dann auch noch beim vorentscheid für eurovision. außerdem sieht sie gut aus ich wette dass sie einen besseren platz erreichen wird als deutschland. und auf deine ‘professionellen’ kommentare kann ja auch jeder verzichten.
Go,Olta !! Natürlich werden für den ESC sowohl der Song, als auch die Performance überarbeitet. Ich halte Olta für eine gute Wahl, sie sieht gut aus ( über die Frisur lässt sich streiten ), kann seht gut singen und bringt die gefühlvolle Ballade gut rüber. Sie kann so einen Song schließlich nicht emotionslos präsentieren – mit ’ schmerzverzerrt ’ hat das nicht zu tun, sondern schlicht mit der Stimmung des Songs. PS : Eine englische Version muss nicht schlecht sein.
vrote for Bosnia! oooo this is gooood very nice albania i like it bosnia is with you ALBANIJA! POZZZZ 🙂 🙂 🙂 🙂
Ganz nett! Hübsche Ballade, vielleicht ein bisschen zu sehr im Stil von Bosnien & Herzegowina 2007. Nach Finale sieht das aber nicht aus, egal wie viel am Lied und an der Performance noch gefeilt wird.