Neben dem gefühlt achtzehnstündigen Vorentscheidungsfinale in Malta und der unterhaltsamen zweiten Runde des Mello traten beim gestrigen Supersamstag auch in Ungarn und Island erneut eine Handvoll Acts um die Chance auf eine Fahrkarte nach Kopenhagen an. Beginnen wir diesmal mit dem Söngvakeppnin, das mit drei von fünf zwar die gleiche Finalistenquote vorweisen kann wie A Dal, dafür aber die interessanteren Titel. Dazu gehört zweifelsohne das einfach gestrickte und dank der Hookline “Ralla lalalala” problemlos mitgrölbare ‘Enga fordóma’ (doch nicht etwa ein Song über Phimose?) von Pollapönk. Die vier Herren, dem Vernehmen nach im Hauptberuf Grundschullehrer, tragen nicht nur einen lustigen Namen und äußerst schmucke Gesichtsbehaarung, sondern auch einheitliche Trainingsanzüge in RTL-Farben (plus, interessanterweise, rosa) und geben so gewissermaßen das kanadische Viererbob-Team dieses Eurovisionsjahrganges. Und Synchrontanz beherrschen sie auch! Die Nummer macht unvermeidlich gute Laune und könnte im Söngvakeppnin-Finale eine ernsthafte Konkurrenz zur blonden Meerjungfrau vom letzten Samstag werden.
Ich könnte wetten, dass ich die Melodie schon mal gehört habe: Pollapönk
A propos blond: per Wildcard zog außerdem Sigríður Eyrún Friðriksdóttir ins Finale, die in ‘Lífið kviknar á ný’ ebenfalls auf eingängige Lautmalerei (hier mal wieder das von Marianne Rosenberg [DVE 1975] erfundene “Na na na”) setzt und sich streckenweise großzügig an der Melodie des britschen AchtzigerNeunzigerjahrehits ‘I’ve got a little something for you’ von MN8 bedient. Ansonsten gibt uns die blonde Elfe mit ihrem basslastigen Swing-Stück gewissermaßen die Tante von Christina Aguliera während derer ‘Back to Basics’-Phase. Gemeinsam mit fünf im Cabaret-Schick bekleideten Backings steht sie im Luftstrom der Windmaschine und bietet ihren Song feil. Gefällt mir – können wir sie und Pollapönk nicht schnell noch in einem guter Beiträge bedürftigeren Land unterbringen, sagen wir: Irland? Ist doch nur ein abweichender Buchstabe, merkt doch keiner!
Siggi weiß, was Grand-Prix-Fans wünschen: eine Rückung!
Sechs von zehn Beiträgen (und damit nominal mehr, prozentual aber gleich viel) passierten in Ungarn. Berechtigter Juryfavorit war Pál Dénes, der in ‘Brave new World’ gemeinsam mit seinen gebärdenden Backings einen melancholischen Ausflug ins Weltall unternimmt. Sein Auftritt (jedenfalls der knapp einmütige Ausschnitt, den das ungarische Fernsehen gnädigerweise ins Netz zu stellen bereit ist) verströmt einen gewissen elegant-morbiden 2001-Flair (der Filmklassiker, nicht das Jahr), obwohl auch Dénes an einem “Dam da dam da da” nicht vorübergehen kann. Ohne Lautmalereien schaffte es die fünfköpfige Acapella-Band Fool Moon, die ihre leider recht mittelmäßige Nummer ‘It cant’ be over’ im Sitzen absolvierte – und zwar auf IKEA-Beistelltischen (Lack, das Stück je 9,99 €). Erwähnung verdient noch die Ausgeschiedene Király Linda: nicht für ihr verwaschen vorgetragenes, völlig überflüssiges Poprockliedchen ‘Everyday’, sondern für die drei äußerst ansehnlichen und sehr agilen männlichen Tänzer, die sie begleiteten.
Das niedliche Glatzenbärchen ganz rechts bitte für mich! Dénes & Friends
Hier bitte alle drei: Linda & Tänzer
Wie oft muss Acapella beim ESC noch scheitern, damit es endlich alle kapieren? Fool Moon
Oh, oh, oh, ganz böser Einordnungsfehler. MN8 waren in den Neunzigern – und nicht mal am Anfang, eher um 95–96. (Das war meine MTV-Zeit, deswegen kenne ich eine Menge Lieder aus der Zeit, die ich lieber vergessen würde…)
Die Ugarischen beiträge kann man sehr wohl vollständig anschauen einzelt auch als komplette sendung unter der adresse
http://www.adal2014.hu, also ordentlich nachschauen und nicht immer rummeckern.-))
Kann man tatsächlich (unter dem Menüpunkt “Adás”). Das ist fein, danke für den guten Hinweis!
Nur verlinken kann ich die Auftritte hier leider nicht in voller Länge, weil es die eben nicht auf Youtube gibt. Und darüber meckere ich, soviel ich will. 😉