Ers­te Pro­ben Fina­lis­ten 2014

Heu­te prob­ten in Kopen­ha­gen zum ers­ten Mal die sechs direkt für das Fina­le Gesetz­ten, dar­un­ter auch die deut­schen Ver­tre­te­rin­nen Elai­za, die gleich als Ers­te auf die Büh­ne durf­ten. Lei­der bewahr­hei­te­te sich hier, was – wenn mei­ne Erin­ne­rung nicht trügt – Chris­ter Björk­man vom schwe­di­schen Fern­se­hen wäh­rend der Gene­ral­pro­be zur deut­schen Vor­ent­schei­dung andeu­te­te: dass wir uns dort für die bes­te Geschich­te ent­schie­den haben und nicht für das bes­te Lied. Wur­den Elai­za in Köln als irre sym­pa­thi­sche Under­dogs auf einer Wel­le des Wel­pen­schut­zes durch den Abend getra­gen, so spie­len sie in Kopen­ha­gen in einer ande­ren Liga. Die Büh­nen­show gleicht der beim Vor­ent­scheid: die drei Mädels ste­hen im Fokus (den zusätz­li­chen Drum­mer haben sie zu Hau­se gelas­sen), dazu mar­kiert eine Kon­fet­ti-Eja­ku­la­ti­on den Refrain. Den LED-Hin­ter­grund domi­nie­ren Schach­brett­mus­ter, was den Pro­ben­be­ob­ach­ter von ESC Nati­on zu dem Kom­men­tar ver­an­lass­te, er füh­le sich an ein ame­ri­ka­ni­sches Diner erin­nert, in dem Elai­za die Musik­be­rie­se­lung im Hin­ter­grund besor­gen. Was den gene­rel­len Tenor trifft: die meis­ten sehen ‘Is it right?’ als net­ten, immer­hin unpein­li­chen Song, der nicht wei­ter stört und nie­man­den auf­regt. Aber auch nie­man­den zum Anru­fen ani­miert. Marc vom Prinz-Blog will immer­hin ein paar vor­wie­gend ost­eu­ro­päi­sche Fans des deut­schen Bei­trags aus­ge­macht haben, was ange­sichts der pol­nisch-ukrai­ni­schen Wur­zeln von Front­frau Ela und der Instru­men­tie­rung nicht wei­ter ver­wun­dert. Ein Null-Punk­te-Ergeb­nis wird es also wohl nicht geben.


Kann ihr Charme die Cho­se noch ret­ten? Die flo­ra­len Elaizas

Groß­bri­tan­ni­en setzt nach dem ver­zwei­fel­ten Aus­gra­ben bereits halb­ver­wes­ter Ex-Pop-Grö­ßen nun wie­der auf den Nach­wuchs und tritt mit gro­ßen Hoff­nun­gen für sei­ne Ver­tre­te­rin Mol­ly Smit­ten-Dow­nes an. Dies macht sich auch bei der Pyro­tech­nik bemerk­bar: der bereits bei Nell & Icki (AZ 2011) sowie Emme­lie aus dem Wald (DK 2013) sieg­brin­gen­de Gold­re­gen fei­ert bei ‘Child­ren of the Uni­ver­se’ sei­ne tri­um­pha­le Rück­kehr. Natür­lich pas­send zum gos­pe­les­ken Songfi­na­le, was tat­säch­lich einen sehr star­ken Ein­druck hin­ter­lässt und den Song effek­tiv her­aus­hebt. Zum erneu­ten Sieg wird das nicht rei­chen, aber auf jeden Fall für eine gute Platzierung.


Bes­ser gut geklaut als schlecht selbst gemacht: die Briten

Patrick Biy­ik (das ist der schwar­ze Nicht-Zwil­ling in Twin Twin) tritt mit frei­em Ober­kör­per zur Kame­ra­pro­be an. Juch­hu! Hof­fen wir, dass es auch beim Auf­tritt am Sams­tag so sein mag! Zwei Tän­zer beglei­ten das Trio, die Cho­reo­gra­fie besteht haupt­säch­lich aus ein paar syn­chro­nen Seit­wärts­schritt­chen. Ein knall­bun­ter Büh­nen­hin­ter­grund mit flie­gen­den Schnauz­bär­ten unter­streicht den Fun-Fak­tor des Songs. Das wäre alles pri­ma, gäbe es nicht das klei­ne Pro­blem der in der Stu­dio­fas­sung hef­tig vocode­ri­sier­ten Stim­men. Live klingt die Num­mer, die sich bis dato per­ma­nent mit Arme­ni­en, Öster­reich und Lett­land um den ers­ten Platz in mei­ner Con­test-Hit­lis­te stritt, ein­fach nicht gut. Ein ech­tes Dilem­ma, denn so ziem­lich jede Form aktu­el­ler Pop­mu­sik arbei­tet mit elek­tro­nisch nach­po­lier­ten Stim­men, inso­fern wirkt die Pflicht zum Live­ge­sang, eine der unver­än­der­ba­ren Kern­ele­men­te des ESC wie das Voting, mitt­ler­wei­le fast schon so anti­quiert wie das 1999 abge­schaff­te Orchester.


Ein Bart schmückt jeden. Fragt Con­chi­ta Wurst!

Basim und sei­ne Jungs tre­ten alle­samt im Anzug an, ansons­ten unter­schei­det sich der Auf­tritt der Gast­ge­ber­na­ti­on nicht maß­geb­lich vom dor­ti­gen Vor­ent­scheid. Nur die gigan­ti­sche däni­sche Fah­ne zum Schluss tausch­te man gegen ein über­le­bens­gro­ßes Kon­ter­fei des Sän­gers aus – ange­sichts des­sen etwas unvor­teil­haf­ter Scham­haar­fri­sur viel­leicht nicht die bes­te Idee. Der Song ist seit dem MGP von mei­ner “Ja, kann man hören”-Liste in die Abso­lu­te-Hass­ti­tel-Abtei­lung gewech­selt – und bevor mir jemand Däno­pho­bie unter­stellt: das liegt schlicht­weg dar­an, dass der ‘Cli­ché Love Song’ eben­so wie ‘Don’t worry, be hap­py’ zu der Sor­te Lie­der gehört, die man maxi­mal ein­mal alle fünf Jah­re hören kann, ohne dass sie einem auf den Keks gehen. Für die meis­ten TV-Zuschau­er wird die­se Schwel­le am Sams­tag in einer Woche aber noch nicht über­schrit­ten sein, so dass eine gute Plat­zie­rung unver­meid­lich erscheint. 


Beim ers­ten Mal war’s okay, beim zwei­ten Mal nicht mehr so sehr: Basim

Emma Mar­ro­ne ist ganz offen­sicht­lich ein Rock-Chick. Nicht nur, dass sie eine Vier­tel­stun­de zu spät zur Pro­be kam (böse Zun­gen sagen, sie habe auf­grund nicht vor­han­de­ner Eng­lisch­kennt­nis­se nicht nach dem Weg fra­gen kön­nen) – es fällt ihr auch schwer, sich auf einen vor­ge­ge­be­nen, für die Kame­ras plan­ba­ren Ablauf ein­zu­las­sen. Immer wie­der impro­vi­sier­te sie, kroch wäh­rend des Instru­men­tal­parts über den Büh­nen­bo­den und ging den Kame­ras so gut aus dem Weg wie nur mög­lich. Ein Ver­hal­ten, das wir auch schon von ande­ren ita­lie­ni­schen Ver­tre­tern ken­nen. Stimm­lich klang sie um Län­gen bes­ser als beim ver­pat­zen Pau­sen­auf­tritt bei USFD, den­noch scheint sie am Ende des Songs etwas außer Pus­te zu sein. Ihre Begleit­mu­si­ker tra­gen als eine Art iro­ni­sches State­ment gefloch­te­ne Lor­beer­krän­ze im Haar – die dürf­te Emma ver­mut­lich nicht erringen.


Auf der Suche nach den Punk­ten: Emma

Ruth steht wäh­rend ihrer gan­zen drei Minu­ten im Regen – vir­tu­ell natür­lich nur, ech­tes Was­ser unter­sag­te die EBU dem spa­ni­schen Team – und schreit sich dazu die Lun­gen wund, wie wir es schon von ihr gewohnt sind. Die Fra­ge ist, ob sie am Sams­tag noch Stim­me übrig hat, wenn sie sich wei­ter­hin so ver­aus­gabt. Vier Chor­sän­ger beglei­ten Frau Loren­zo, aller­dings fehlt der Tän­zer aus dem Video. Eine ins­ge­samt also eher sta­ti­sche und leicht harn­trei­ben­de Per­for­mance. Wer schrei­en­de Frau­en mag und sei­ne Bla­se kon­trol­lie­ren kann, für den wer­den das sicher­lich unter­halt­sa­me drei Minuten.


The Rain! The Rain! Dancing!

Von den fixen Fina­lis­ten könn­te dies­mal Spa­ni­en am bes­ten abschnei­den: die Juro­ren lie­ben auf Effekt gebürs­te­tes Hoch­leis­tungs­sin­gen, wie es Ruth prä­sen­tiert, und bei dem durch Cas­ting­shows geschul­ten Publi­kum kom­men solch whit­ney­es­ken Num­mern eben­falls gut an – falls Frau Loren­zo es nicht über­treibt oder ihre Stimm­bän­der schon wäh­rend der Pro­ben zer­franst. Gast­ge­ber Däne­mark, von vie­len bereits als Wie­der­ho­lungs­sie­ger getippt, dürf­te mit sei­ner auf­ge­trie­del­ten Fröh­lich­keit eben­falls vor­ne lan­den, kei­nes­falls aber bes­ser als Rang 5. Für das Ver­ei­nig­te König­reich sehe ich, abhän­gig vom Start­platz, ein Mit­tel­feld­ergeb­nis: die Dar­bie­tung ist klas­se, erin­nert aber ein wenig an ‘Love shi­ne a Light’, und das war als Kon­zept 1997 schon ver­staubt und eher ein Ver­le­gen­heits­sie­ger. Die bekannt­lich italo­phi­len Jurys dürf­ten Emma vor einem Ergeb­nis im unte­ren Drit­tel des Score­boards ret­ten, wäh­rend ich für Elai­za lei­der schwarz sehe: es könn­te exakt der Bei­trag wer­den, den jeder ganz nett fin­det, für den aber kei­ner anruft. Aber viel­leicht täu­sche ich mich ja auch – es wür­de mich für die Mädels freuen.

Was glaubst Du: wer von den Fina­lis­ten lan­det in den Top Ten? (Max. 6 Antworten)

  • DK: Basim – Cli­ché Love Song (28%, 55 Votes)
  • UK: Mol­ly Smit­ten-Dow­nes – Child­ren of the Uni­ver­se (23%, 45 Votes)
  • ES: Ruth Loren­zo – Dancing in the Rain (18%, 36 Votes)
  • IT: Emma Mar­ro­ne – La mia Cit­tà (15%, 29 Votes)
  • DE: Elai­za – Is it right? (13%, 26 Votes)
  • FR: Twin Twin – Mousta­che (3%, 6 Votes)
  • Kei­ner von denen. (1%, 2 Votes)

Total Voters: 96

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2 Comments

  • Gin­ge es nach mir (was sel­ten der Fall ist), wür­den Spa­ni­en (Platz 3), Deutsch­land (Platz 4) und Ita­li­en (Platz 7) die Top 10 erreichen.

  • Na, wer hät­te das gedacht, dass wir bei­de mal einen gemein­sa­men Hass-Titel haben. Basim mag ja per­sön­lich ganz nett sein, aber so ein auf­ge­setzt fröh­li­cher Träl­ler­song geht mir eigent­lich immer sofort auf die Sen­kel. Ursprüng­lich hat­te ich Twin Twin in der glei­chen Kate­go­rie ver­bucht, bis ich die Iro­nie ent­deck­te. Nun gefällt mir das schon ein wenig bes­ser, aber trotz­dem sind Frank­reich und Däne­mark unter den gesetz­ten Titeln die, die mir am wenigs­ten gefal­len und die mei­ner Mei­nung nach auch ruhig aus dem Fina­le drau­ßen­blei­ben könnten.

    Bei Deutsch­land geht es mir wie vie­len ande­ren. Ich bin froh, dass wir mit die­sem Titel star­ten, der eigen­stän­dig, wohl­tu­end anders und nicht beschä­mend ist, aber selbst kann ich mich für sdie­sen Stil nicht so erwärmen.
    Groß­bri­tan­ni­en, Spa­ni­en und ins­be­son­de­re Ita­li­en fin­de ich wirk­lich gut. Ich moch­te auch “Love shi­ne a light”, fin­de auch, dass “Welt­ver­bes­se­rungs­ti­tel” und Gemein­schaft aus­drü­cken­de Bei­trä­ge bei­om ESC abso­lut rich­tig am Platz sind (ich sage nur: Insie­me!). Ita­li­en ist mein Platz‑2 Titel, durch das Aus­schei­den von Alba­ni­en inzwi­schen auf platz 1 gelan­det. Ein biss­chen Sor­ge habe ich noch wegen des Live-Gesangs. Emma kann das zwar, aber wie bei USFD gese­hen, kann das auch in die Hose gehen.
    Wie es wirk­lich wird? Ich den­ke tat­säch­lich, dass GB, E und I in den Top Ten lan­den könn­ten, habe aber kei­ne Ahnung, wo dort genau und in wel­cher Rei­hen­fol­ge. Mit F und DK kann alles pas­sie­ren, von Top Ten bis Schluss­licht. D sehe ich eher in der rech­ten Tabel­len­hälf­te, wenn auch dort eher wei­ter oben.

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