Nachdem ein paar religiös fehlgeleitete Schweizer:innen DJ Bobos Eurovisionsbeitrag ‘Vampires are alive’ wegen satanischer Botschaften verbieten lassen wollen, macht das Boulevardblatt 20 Minuten die Probe aufs Exempel und stellt den Song zum Rückwartsanhören ins Netz. Das schockierende Ergebnis: Bobo huldigt dem Terrorismus! Zur Vorgeschichte: fast fünfzigtausend Unterschriften konnte die Eidgenössische Demokratische Union (EDU), eine fundamentalistische Splittergruppe, für eine Petition sammeln, mit welcher sie den Schweizer Bundesrat aufforderte, für eine Absetzung des designierten helvetischen ESC-Beitrags 2007 zu sorgen, da er religiöse Gefühle verletze, die Jugend gefährde und darin enthaltene Textzeilen wie “From Heaven to Hell, enjoy the Ride” den Teufel verniedlichen würden. Dieses ebenso alberne wie selbstverständlich erfolglose Unterfangen der religiös Verblendeten inspirierte nun das schweizerische Boulevardblatt 20 Minuten, eine umgedrehte Version von ‘Vampires are alive’ zum Anhören ins Netz zu stellen. Denn eine der ältesten und liebsten Verschwörungstherorien von durchgeknallten Extremkonservativen lautet ja schon seit eher, dass sich in vielen Popsongs, wenn man sie rückwärts abspielt, satanische Botschaften versteckten.
Fürchtet Euch: der Schweizer Fürst der Finsternis.
So natürlich auch hier: lausche man nur angestrengt genug, so könne man folgende Satzfetzen heraushören: “Hello People” – “we are” – “worshipping” – “Devil” (das Wort singt er allerdings auch vorwärts) und – Atem angehalten – “Ahmed”. Oha! Da hat die EDU wohl doch Recht: hier wird eindeutig dem Teufel gehuldigt! “Worshipping Devil Ahmed”, damit kann nur die Unterstützung islamistischer Terroristen gemeint sein! Pfui, Bobo! Doch auch der ukrainische Vertreter Andrej Danilko alias Verka Serduchka hat Ärger im eigenen Land. Ähnlich wie bei Bobo gab es zunächst, wollen wir mal sagen, Missverständnisse hinsichtlich seines Songtextes. “I want you to sing: Russia goodbye” wollen da einige herausgehört haben (und ehrlich gesagt, ich gehöre dazu). Was zu Irritationen im ohnehin belasteten ukrainisch-russischen Verhältnis führte. Stimme natürlich nicht, entgegnete Verka. Er singe “I want you to see: Lascha Tumbai”. Das sei mongolisch und bedeute “geschlagene Butter”. Macht zwar wenig Sinn, aber der geht dem Beitrag ohnehin ab. Wenig Sinn haben aber auch einige Ukrainer:innen – für Humor nämlich. Konservative Kräfte sehen in der auch über sein Heimatland hinaus überaus erfolgreichen und vielfach verehrten Drag Queen sowie dem Umstand, dass er das Land der schadhaften Atomkraftwerke beim Eurovision Song Contest vertritt, eine nationale Schande. Wie die Süddeutsche berichtet, seien sogar schon Serduchka-Puppen verbrannt worden. Und wir lernen: Idioten gibt es nicht nur in der Schweiz.
Russland raus oder geschlagene Butter? Noch nicht mal seiner Mutter verrät Verka es.