Gleich die ersten Interpreten des zweiten Probentages sorgten heute früh für die größte Überraschung: im weißen 2001-Weltraumanzug als Montenauten verkleidet, lieferten die beiden Jungs von Who see? eine astreine Performance ab, getoppt von ihrer ebenfalls kompetenten Sängerin Nina Žižić, die pünktlich zum Beginn ihres Vokalparts per transparentem Lift aus den Bühnenboden geschossen kommt. Der antizipierte Car-Crash bleibt also aus; ganz im Gegenteil räumen die Blogger in Malmö den ursprünglich als sichere Sitzenbleiber gehandelten Schwarzberglern mittlerweile große Chancen auf einen Finaleinzug ein. Den umgekehrten Weg gingen die drei Serbinnen, die ihren fabelhaften Faschingsschlampenlook aus der Vorentscheidung gegen augenwehbunte Zuckerbäckerkostüme austauschten. In denen sehen sie aus, als bewürben sie sich um einen Job im Disneyland Beograd: als Figuren im Fahrgeschäft “it’s a small world”. Das passt zwar zur Alle-meine-Entchen-Haftigkeit ihres Songs, aber wir sind hier schließlich nicht beim Junior Eurovision Song Contest. Total unsexy und lächerlich! Gebt mir meine Schlampen wieder!
Immerhin: die Chorsängerinnen machen einen guten Job
Aus einer gigantischen Discokugel entsteigt Alyona Lanskaya zum Auftakt von ‘Solayoh’, begleitet von zwei äußerst augengefälligen Tänzern. Großes Kino! Und natürlich folgt eine entzückende Choreografie, die fabelhaften Überkreuz-Handklatscher zu “Cha Cha!” und Pyrotechnik an den richtigen Stellen. Eine traumhafte Darbietung wie aus dem Lehrbuch also, wäre da nicht dieser gehetzte Gesichtsausdruck Alyonas, der vermuten lässt, die weißrussische Geheimpolizei habe ihr eine Bombe mit Zeitzünder in den Podex geschoben und mache ihren Finaleinzug zur Bedingung für die Entschärfung derselben. Den Finaleinzug schließe ich übrigens für ihren belgischen Kollegen Roberto Bellarosa weiterhin aus. Bobby schaut ebenfalls verzweifelt drein, scheinbar fühlt er sich auf einer Bühne vor Menschen einfach nicht wohl (das Josh-Dubovie-Syndrom). Wenig hilfreich auch die Idee, den Songtext auf dem Bühnenhintergrund einzublenden: fällt seine schlechte Aussprache so doch nur noch mehr auf.
Cha Cha!
Eine hoch willkommenes neues Kapitel fügt Aliona Moon dem Lehrbuch der schönsten Trickkleider beim ESC bei: ihr als Projektionsfläche für diverse unterhaltsame Lichteffekte dienendes Textil verlängert sich nach unten ins Endlose, während ein fahrbares Podest sie zur Rückung von ‘O Mie’ gen Hallendecke emporhebt. Das sorgt für einen ebenso eindrücklichen Effekt wie die hinreißend gut aussehenden Tänzer, die sich zum Songauftakt um den nicht minder hinreißenden Pasha Parfeny gruppieren und anschließend noch allerlei anmutige Girlanden um Aliona herum tanzen. Lenkt sehr erfolgreich von der Sperrigkeit des Beitrags ab. Hinreißend gut aussehende Tänzer beschäftigt übrigens auch die irische Ledermaid Ryan Dolan – halbnackte noch dazu! Allerdings sehen deren ganz offensichtlich aufgemalten keltischen Tattoos wirklich peinlich aus. Und wo das Budget schon für die Eiweißshakes der Tänzer draufging, reichte es wohl nicht mehr für stimmstarke Chorsänger. Schade!
Hi Pasha!
Zwei Länder entschieden sich für das ganz puristische Konzept: Sänger/in steht auf der Bühne und singt das Lied. Und so langweilig das klingt, sind die Darbietungen aus Zypern und Litauen auch. Die in einem fleischfarbenen Abendkleid antretende Despina Olympiou lässt sich ab der Rückung von einer auf Windstärke Carola eingestellten Windmaschine anpusten, die das zierliche Geschöpf fast von der Bühne weht und ihr bis Semidienstag garantiert noch eine ausgewachsene Erkältung einträgt. Andrius Pojavis trägt eine deutlich authentischere Lederjacke als sein irischer Kollege und zuckt nicht mehr ganz so viel mit den Augenbrauen wie noch im litauischen Finale, das rettet die Chose aber auch nicht mehr vor dem Ausscheiden.
Nichts gegen Andruis Backings, aber: “Beatles”? Wirklich?
Freu mich schon auf den Moment, wenn Montenegro weiterkommt und Litauen nicht. Wobei die sich über die letzten beiden Erfolge ja nicht beschweren können, da kann auch mal was anderes ins Finale einziehen.
Serbien ist ja Zucker – ach Disneyland ist nichts dagegen 🙁