Wenn die Teilnehmernationen des Eurovision Song Contest eine große, bunte Grand-Prix-Familie bilden, dann ist Lettland so etwas wie der durch die hormonellen Schübe geistig verwirrte Pubertierende, dem man ungefähr zehnmal am Tag ein seufzendes “Was hast du dir denn dabei bloß wieder gedacht?” zurufen möchte.
Platz 26: Lettland – Carousel: That Night (Diese Nacht)
So auch bei der diesjährigen Supernova, bei welcher der legendäre Riga Biber erstmals nicht als mit Fell kostümierter Pausenfüller zugegen war, sondern als mit einem Schottenrock kostümierter musikalischer Teilnehmer. Doch man entschied sich statt seiner für das Duo Carousel, ein ausgesprochen ausgezehrt aussehendes Pärchen, und sein harmlos plinkerndes, watteweiches und sensationell sedierendes Country-Folk-Liedchen ‘That Night’. Ein Lied, das ganz gewiss seine Daseinsberechtigung hat: wenn man als völlig übermüdeter Gastgeber seinen mit zähem Sitzfleisch gesegneten Freunden (und ich muss es gestehen, ich gehöre zu diesem gefürchteten Personenkreis) dezent bedeuten möchte, dass die Party ihren Zenit schon vor Stunden überschritten hat und ihr weiteres Bleiben die Minuten zu quälenden Stunden werden lässt, beispielsweise. Oder wenn man die Hintergrundmusik für ein Schnellrestaurant aussuchen soll, in welchem sich die Gäste zwar willkommen fühlen sollen, aber auch nicht all zu wohl, auf dass sie die Tische bald wieder frei machen für die Nächsten. Mit anderen Worten: wenn man den Frohsinn dämpfen möchte und den Schwung herausnehmen, ohne dass die Stimmung ins Aggressive kippt, dann ist dieser liedgewordene Downer genau das Richtige.
Geben dem Burnout eine Bühne: das lettische Duo Carousel bei der Supernova.
Semi: 2. Finalchancen: ein paar Mitleidszähler von der Jury mag es vielleicht geben. Aber für den Finaleinzug reicht es auf keinen Fall.
Beste Liedzeile / bester Verhörer: “I travelled trough Town” (eigentlich “trough Time”). Nannte sich früher “Dorfmatratze”.
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Danach hätte ich ja jetzt die Uhr stellen können. Ich wundere mich nur, dass es bei Dir so weit oben gelandet ist 🙂
Also, fürs Protokoll: Ei leik sis song. Er wird natürlich nicht ins Finale kommen (siehe oben), die Blase wird ihn auch nicht goutieren, aber ich mag ihn. Und nur darauf kommts an. So!
Das Lied ist für mich so vergessenswert, daß ich verblüfft auf das Publikationsdatum schaute; war mir sicher, daß der Titel hier schon besprochen worden ist. Genauso langweilig wie letztes Jahr; Lettland schickt sich an, eine Art Dänemark auf Valium zu werden.
Sie singt so schön und melancholisch, ich könnte Stundenlang zuhören auch wenn sie irgendwann nur noch das Telefonbuch vorsingen würde.
Zu nett, um es zu zerreißen, zu unauffällig, um eine Viertelstunde später noch zu wissen, dass man es überhaupt gehört hat. Wenn es denn solange dauert. Schade eigentlich, denn die Stimme der Dame finde ich ziemlich angenehm.
Also wenn es nur nach der Stimme geht dann gefällt mir der Beitrag sehr gut, nur leider gehört zu einem guten ESC-Song noch etwas mehr. Der Song ist leider sehr unaufdringlich, könnte perfekt im Hintergrund in einer gemütlichen Cocktailbar laufen, dort wäre er perfekt aufgehoben. Da es aber beim ESC darauf ankommt möglichst aufzufallen stehen die Chancen eher mau.
Ich würde mich persönlich freuen diesen Song im Finale zu sehen, bin aber mehr als skeptisch.
Der Anfang ist eigentlich sogar ganz schön. Aber nach hinten raus passiert leider nicht mehr viel, so dass es mich schon nach ca. 1:30 min. anfängt furchtbar zu langweilen.
… habe noch einmal darüber geschlafen nach dem ersten Anhören am Dienstag.
Eigentlich ein flockig lockerer und auch ein wenig zurückhaltender Song, der sich positiv von dem oft aufwendig schwülstigem Einerlei beim ESC abhebt. Ich habe beim Zuhören einmal auf das Ansehen des Videos verzichtet… mit einem positiven Effekt. Tatsächlich wäre hierin noch mal’ eine Aufgabe für die Sängerin zu sehen. Am besten einmal ordentlich ausschlafen und durch einen sonnendurchflutenden Tag gehen.
Ich hätte den Song GERNE im Finale.
Leider sind die “alternativen” Beiträge wie Lettland und Österreich bei weitem nicht so auffällig wie die im ersten Semi, aber ich habe zumindest Sympathie für dieses leicht jazzige Stück. Wäre mir im Finale deutlich lieber als das Geschrei aus Armenien.