Er geht als einer der ganz großen, historischen Ereignisse in die deutsche Grand-Prix-Geschichte ein: der überraschende TV-Moment, als der Sieger eines über weite Strecken musikalisch langweiligen, wenn auch glanzvoll produzierten Vorentscheids nach seiner Akklamation die Krone zurückgab und erklärte, die Publikumswahl nicht anzunehmen. Er sei nur schließlich nur “ein kleiner Sänger” und die Zweitplatzierte Ann Sophie Dürmeyer “viel geeigneter und qualifizierter,” das Land in Wien zu vertreten, sprach der Unser-Song-für-Österreich-Gewinner Andreas Kümmert der Moderatorin Barbara Schöneberger ins Mikrofon. Womit er zweifellos Recht hatte: die 24jährige gebürtige Londonerin gewann bereits beim vorangegangenen Nachwuchswettbewerb die Wildcard für die USFÖ-Finalteilnahme aufgrund ihrer selbst attestierten Eigenschaft als “Rampensau”. Sie brannte für die Konkurrenz, während dem bodenständigen Kümmert die große Glitzermaschine Song Contest eher Angst zu machen schien. Wusste er von der unlängst aufgedeckten Verschwörung der Grand-Prix-Fans gegen hässliche mittelalte Männer? Oder erkannte der wie Catweazle aussehende Franke mit der Joe-Cocker-Röhre schlicht in letzter Sekunde, dass er einfach nicht für die große Bühne gemacht ist?
Der Notnagel zu sein: Ann Sophie kümmert’s wenig.
So spektakulär und unterhaltsam, wie der Abend endete, begann er auch: den Auftakt von Unser Song für Österreich machte uns keine Geringere als die fabelhafte Vorjahressiegerin Conchita Wurst, die in einem tief dekolletierten, weißen Abendkleid nochmals ihren Titel ‘Rise like a Phoenix’ zum Besten gab (sowie später im Pausenprogramm ihre aktuelle Single ‘You are unstoppable’) und anschließend die glänzend aufgelegte Gastgeberin Barbara Schöneberger (tief dekolletiertes, schwarzes Abendkleid) mit einem Geburtstagsständchen empfing. Frau “Fleischberger”, wie sich Babsi in Anspielung auf eine ihrer zahlreichen Jobs als Werbe-Testimonial für schlechten Fleischsalat der zur Firmengruppe des bayerischen Molkerei-Nazis Alois Müller gehörenden Feinkostfirma Homann, aber auch ihre dralle Figur selbst titulierte, und die im Gegensatz zu Conchita ihr Dekolleté nicht zu knapp füllte, unterhielt durch herrlich politisch unkorrekte Scherze (“Australien gehört nicht zu Europa. Na und? Griechenland auch nicht und die dürfen auch mitmachen!”) und führte mit Grandezza und Selbstironie durch einen Abend des musikalischen Mittelmaßes.
Der manifestierte sich bereits bei den ersten von insgesamt acht Kombattant:innen um die Fahrkarte nach Wien, den X‑Factor-Siegern von 2012: Mrs. Greenbird, ein auch im echten Leben zusammenlebendes Heteroduo aus dem Kölner Raum, die in der Castingshow mit Folkversionen internationaler Hits für Aufsehen sorgten und daraufhin ein Goldalbum landen konnten. Ihr niedlich-plonkeriges ‘Shine, Shine, Shine’ klang wie eine entkoffeinierte Die-Schlümpfe-Fassung von ‘Calm after the Storm’ (NL 2014), nur dass die Grünschnäbel nicht über den Sinn für Stil der Common Linnets verfügten, sondern in schrecklich kribbelbunten Klamotten aus der Hippie-Altkleidersammlung performten. Im Vorfeld aufgrund ihrer medialen Bekanntheit zu den Anwärter:innen für das Ticket gezählt, erreichten sie noch nicht mal die zweite Runde, wie auch die Mittelalter-Spielleute der kommerziell durchaus erfolgreichen Pagan-Kapelle Faun, zu deren Auftritt die grandiose Berliner Dragqueen Nina Queer postete: „Wenn ich eine Gruppe wie Faun im Fernsehen sehe, fängt es mich am ganzen Körper an zu jucken. #Herpeszoster“. Und damit ist eigentlich auch schon alles Essentielle zu ‚Hörst Du die Trommeln?‘ gesagt.
I say de uh – uh – uh, de ah – ah – ah: Mrs. Greenbird (plus Playlist mit den verfügbaren Titeln in Auftrittsreihenfolge).
Die großen Fan-Favoriten Fahrenhaidt, bestehend aus einem deutschen Songschreiber-und-Produzenten-Duo, das bereits für die diabolischen Werke des Jamba-Marketinghöllen-Hasen Schnuffel verantwortlich zeichnete, und der dänischen Sängerin Amanda Petersen, schieden mit ihrem superlahmen Ambientgesülze ‚Frozen Silence‘ völlig zu Recht aus. Da halfen auch die beleuchteten Tutus der Tänzerinnen und die im UV-Licht pulsierenden Quallen nichts, mit denen die Eso-Ökos die Bühne dekoriert hatten. Auch meinen persönlichen Liebling Noize Generation mit seinem melodischen Dance-Brett ‚A Song for you‘ traf es: vielleicht keine gute Idee des ausgesprochen jung wirkenden, in der Ukraine geborenen und in Franken aufgewachsenen Jewgeni Grischbowski, wie der Mann hinter dem Musikprojekt im echten Leben heißt, im Einspieler zu erwähnen, dass er für seine Auftritte als DJ bis vor kurzem noch einen „Mutti-Schein“ brauchte. Auch sein schwedischer Frontsänger Patrik Jean (bürgerlich: Jean Patrik Olsson) wirkte etwas unbeholfen und stellenweise stimmlich unsicher. Beide ließen sich von beleuchteten Robocops umtanzen, die wohl an Daft Punk angelehnt sein sollten, tatsächlich aber eher an den tragischen Mister Fisto aus dem deutschen Vorentscheid 1986 erinnerten. Schade: eine solche Uptemponummer hätten wir in Wien dringend brauchen können. So muss Jewgeni vielleicht noch mal ein, zwei Jahre auf die Weide, darf dann aber gerne noch mal wieder kommen.
Der Tanz der glühenden Mumus: Fahrenhaidt.
In den Recall schaffte es hingegen der singende Trauerkloß Alexa Feser. Die Wiesbadener Singer-Songwriterin durfte daher neben dem textlich tatsächlich tiefsinnigen und nachdenklichen sowie musikalisch für ihre tranigen Verhältnisse beinahe schon poppigen Stück über das ‚Glück‘, das sie live gegenüber der deutlich besseren Studiofassung leider unnötig verjodelte, dort zusätzlich das nun wirklich deprimierende Befindlichkeitsgesusel ‚Gold von morgen‘ vorstellen. In der zweiten Abstimmungsrunde teilten sich die Anrufe dann mutmaßlich so gleichmäßig auf die beiden Lieder auf, dass es die Protagonistin der Neuen Deutschen Weinerlichkeit™ heraustrug. Zu meiner großen Bestürzung wurde aber auch das Damenquartett Laing Opfer des blödsinnigen Formates. Die vier Berlinerinnen präsentierten mit ‚Zeig Deine Muskeln‘ zunächst eine hochgradig amüsante und melodisch hoch infektiöse Elektronummer über den Posingwahn in Fitnessstudios, zu dem sie bei einem Besuch in einer Wiener Muckibude inspiriert worden seien. Passend zum Thema strampelten sie im bereits angeschwitzten Trainingsanzug auf Fitnessrädern und lüpften gelegentlich den Po, was insgesamt eine herrliche Choreographie ergab und ihnen in englischen Fan-Foren sofort den Beinamen „Gym Lizzies“ eintrug. Trotz der körperlichen Anstrengung schlugen sie sich stimmlich wacker.
Zeigen uns den Trizeps, Bizeps: Laing.
Sonnenklar, dass wir mit dieser außergewöhnlichen und witzigen Uptemponummer im Meer der drögen Balladen des Wiener Wettbewerbs einen Top-Ten-Platz abgeräumt hätten. Doch so, wie die Österreicher:innen in ihrem eigenen Vorentscheid die thematisch verwandte und ähnlich lustige Nummer ‚Fitnesstraining‘ der grandiosen Mizgebonez verschmähten, verzichteten auch die Deutschen auf erfolgversprechenden Spaß, was aber eben auch dem Abstimmungsverfahren geschuldet sein mag. Denn auch der zweite Beitrag der Fitnessstudiolesben, ‚Wechselt die Beleuchtung‘, dem ich im Vorfeld keinerlei Bedeutung beimaß, erwies sich live als weiterer Knaller: zwar musikalisch deutlich ruhiger, aber auch hochwertiger wirkend und mit Laings Markenzeichen, dem Mikrofonständer mit kombinierter Schreibtischlampe (britischer Spott: „der beste Einsatz der Verhörlampe seit der Gestapo“) und Trickkleidern optisch eindrucksvoll dargeboten. Schwer, hier ein Urteil zu fällen, welcher der beiden Beiträge der bessere war, und so dürften sich die Zuschauerstimmen auch hier aufgesplittet haben (die genauen Ergebnisse blieb uns der nur auf dem Papier “öffentlich”-rechtliche NDR skandalöserweise mal wieder schuldig).
Doppelte Chance – kein Sieg: den Deutschen ist nicht zu helfen.
So standen sich im Superfinale also Lena Mayer-Landrut und Max Mutzke gegenüber, bzw. ihre diesjährigen Wiedergänger:innen Ann Sophie Dürmeyer und Andreas Kümmert. Wobei der auch in der Presse gerne bemühte Vergleich von Lena mit Ann Sophie ein bisschen unfair anmutet – nämlich der Eurovisionssiegerin von 2010 gegenüber, denn zwar verfügte die Hamburger Soulstimme über mindestens so viel Ehrgeiz und Siegeswillen wie die Hannoveraner Gymnasiastin, dafür ging ihr aber der elfenhafte Zauber Lenas und deren (damalige) jugendliche Unbekümmertheit und Frische vollständig ab. Sie kam nicht mit ihrem Clubkonzert-Titel ‚Jump the Gun‘ – den mit dem markanten Rülpser zum Auftakt – in die Endrunde, sondern mit dem von ihr selbst bevorzugten rockig-souligen Allerweltssong ‚Black Smoke‘, den sie nach eigener Erzählung auf der Pressekonferenz bereits beim Vor-Vorentscheid singen wollte, dafür aber keine Freigabe von den Songautoren bekam, weil diese den Titel keiner Newcomerin anvertrauen wollten. Nach ihrem Wildcard-Sieg durfte sie – und wurde in der Endabstimmung mit 21,3% der Stimmen klare Zweite.
Leider nur noch in der kastrierten Fassung erhältlich: ‘Jump the Gun’ bei einer Pre-ESC-Party.
Andreas Kümmert, der seine beiden Auftritte mit vierzig Grad Fieber und in einem Outfit absolvierte, als käme er gerade von der Gartenarbeit, schien trotz der schluffigen Erscheinung bei der Präsentation seiner zwei (musikalisch gleichermaßen vollkommen belanglosen) Beiträge völlig bei sich zu sein: seine Stimme war wirklich beeindruckend, der Gesang fehlerfrei. Mit ‚Heart of Stone‘, einer zumindest nicht ganz so lahmen Soul-Rock-Nummer, zog er ins Superfinale (schon da schien er eher entsetzt als erfreut) und gewann locker mit beeindruckenden 78,7% der Anrufe. Barbara Schöneberger schien zu wissen, dass er ein Wackelkandidat sein könnte, und wandte sich an den bereits von einem aufs andere Bein hüpfenden Barden: „Wir sind gespannt, was jetzt passiert. Bist Du bereit, Deinen Song nochmal für uns zu performen?“ War er nicht – und überließ der sichtlich verdutzten Dürmeyer freiwillig das Ticket nach Wien. Die von Schöneberger daraufhin eilig zur Repräsentantin Deutschlands beim 60. Contest ausgerufene Sängerin wusste kaum, wie ihr geschah, und fragte das (für Kümmert) buhende Saalpublikum: „wollt ihr das überhaupt“? Woraufhin der bis dahin sehr souverän agierenden Babsi kurzzeitig die Felle wegzuschwimmen schienen: „das wollen sie!“ bestimmte sie brüsk.
Mehr Anti-Glamour geht nicht: der Herr Kümmert.
Was im Nachhinein zu den unvermeidlichen Verschwörungstheorien führte, dieser spektakuläre Ausgang und das Ergebnis seien bereits im Vorfeld abgesprochen gewesen und Barbara habe ihre Vorgaben durch einen Funkempfänger in ihrer sensationellen Marge-Simpson-Frisur erhalten. Ist natürlich Quatsch: dass Frau Schöneberger nunmehr machtvoll auf ein verbindliches Ergebnis drängen musste, um am Ende der Sendung eine/n deutsche/n Eurovisions-Vertreter/in präsentieren zu können, versteht sich von selbst. Daher mussten auch alle Forderungen, die Abstimmung zu wiederholen und Alexa Feser und Laing mit einzubeziehen, fehl gehen: bei der Entsendung des Zweiplatzierten bei Ausfall des Siegers handelt es sich um ein vollkommen übliches und von der ARD bereits bei den nachträglichen Disqualifikationen im Zuge der Vorentscheidungen von 1976 und 1999 praktiziertes Verfahren. Man kann Kümmerts anschließend in den Medien breit kritisierte Verweigerungshaltung übrigens auch so interpretieren wie z.B. Julia Friese in der Welt: “Pop, erinnert sich der Zuschauer, das gab es ja auch mal ohne Casting-Challenge-Gehorsam. Statt das Publikum um Gunst anzubetteln, kann man es ja auch einfach mal beleidigen. Ihr habt für mich angerufen. Wie rührend. Glaubt nicht, dass ich deswegen jetzt das mache, was ihr wollt”. Das sei, so die Journalistin, “ein bisschen Kinski” und “sehr sexy”.
Der legendäre Moment: Andreas Kümmert sein Sieg nicht.
Ihr Kollege Stefan Kuzmany stilisierte beim Spiegel Kümmert für seinen unerwarteten Verzicht gar zum neuen Helden der Männlichkeit, zumal der Eurovision Song Contest einer “der wenigen Orte im Mainstream-Fernsehen” sei, “wo queere Kultur massentauglich gemacht” werde. “Beim ESC werden Geschlechterrollen aufgehoben und vor einem Millionenpublikum neu verhandelt. Kümmerts Absage ist Teil dieses massenmedialen Aushandlungsprozesses. Dem Rollenmodell des Mannes in der Krise verschafft seine Verweigerung gesellschaftliche Akzeptanz. Wurde der Zweifler bisher gern als Verlierer beschrieben, kann das von jetzt an nicht mehr umfassend gelten: Andreas Kümmert hat ihn im ersten deutschen Fernsehen ganz nebenbei zum Siegertypen umdefiniert.” Das mag nun wiederum zwei Nummern zu dick aufgetragen sein, erscheint mir jedoch als deutlich sympathischere Lesart gegenüber den empörten Äußerungen in den Kommentarspalten der heimischen Grand-Prix-Blogs, aus denen teils eine völlig überzogene Anspruchshaltung durchschimmerte, nach welcher Kümmert spätestens mit seiner Anmeldung zum Eurovisions-Vorentscheid jegliches Selbstbestimmungsrecht verwirkt und nun um jeden Preis seiner patriotischen Pflicht nachzukommen habe. Was natürlich Quatsch ist, denn kein Mensch muss irgendetwas. Das einzige, das jede:r von uns muss, ist irgendwann mal sterben. Ansonsten müssen wir gar nichts.
Die armen Zuschauer, die jetzt 14 Cent in den Sand gesetzt haben! Ein Skandal!
Unser Song für Österreich
Deutsche Vorentscheidung 2015. Donnerstag, 05.03.2015, aus der Arena in Hannover. 8 Teilnehmer:innen, Moderation: Barbara Schöneberger. Televoting mit Superfinale.# | Interpreten | Songtitel | 1. Runde | 2. Runde | Televote | Charts |
---|---|---|---|---|---|---|
01 | Mrs. Greenbird | Shine, Shine, Shine | x | – | – | – |
02 | Alexa Feser | Glück | Q | x | – | 63 |
03 | Faun | Hörst Du die Trommeln? | x | – | – | – |
04 | Noize Generation + Patrik Jean | Song for you | x | – | – | – |
05 | Ann Sophie Dürmeyer | Jump the Gun | Q | x | – | – |
06 | Fahrenhaidt | Frozen Silence | x | – | – | – |
07 | Laing | Zeig Deine Muskeln | Q | x | – | – |
08 | Andreas Kümmert | Home is in my Hands | Q | x | – | 51 |
09 | Alexa Feser | Das Gold von morgen | - | x | – | – |
10 | Ann Sophie Dürmeyer | Black Smoke | - | Q | 21,3% | 29 |
11 | Laing | Wechselt die Beleuchtung | - | x | – | – |
12 | Andreas Kümmert | Heart of Stone | - | Q | 78,7% | 12 |
Letzte Aktualisierung: 01.02.2022
Sehr schön formuliert, Oliver 🙂 Ganz im Gegensatz dazu die gequirlte Scheiße der so genannten Journaille…
Hoffentlich ist die gestrige Entscheidung nicht nur ein Notnagel, sondern auch der sprichwörtliche Sargnagel für das unsägliche USFÖ-Format.
“Sonnenklar, dass wir mit dieser außergewöhnlichen Uptemponummer in Wien einen Top-Ten-Platz abgeräumt hätten.”
Ach ja? So wie Twin Twin letztes Jahr? Oder Sébastien Tellier 2008? Wann genau hat bitte eine außergewöhnliche Uptemponummer das letzte Mal den Wettbewerb gewonnen? (Nein, “Euphoria” zählt nicht, und “Satellite” ebensowenig. Das sind beides bestenfalls Midtemponummern.) Sorry, aber du hast dich bisher von Kaffeesatzleserei dieser Art ferngehalten, und ehrlich gesagt – wem bringt das irgendwas? Genau das ist der Grund, weshalb ich mich von Vorentscheiden so gut ich kann fernhalte – in der Frustration, dass “das falsche Lied” ausgeschieden ist, sagt man manchmal Dinge, die nicht unbedingt allzu viel Sinn ergeben.
Lieber Oliver, ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich hätte jetzt tatsächlich auch eine wilde Verschwörungstheorie erwartet. 😉
Scherz beiseite. Das ist so auch mehr oder weniger meine Sicht des gestrigen Abends. Man muss das nicht unbedingt gut finden, aber so gab es zumindest auch bei uns mal ein bisschen Drama und nicht nur in Weißrussland und Aserbaimenien.
Irgendwie Glück gehabt! Eine Augenweide sind die Auftritte von Herrn K. ja nicht gerade. Und seine Lieder waren vielleicht vorvorgestern modern. Mit dem “schwarzen Rauch” kann ich leben, auch wenn die Performance von Ann Sophie noch optimiert werden muss. Wenigstens schicken wir keine Ballade nach Wien.
Fein fein geschrieben – so hätte ich es auch formulieren mögen, denn die Gedanken sind ähnlich. Seit gestern übrigens hat Laing einen Fan mehr – ich hasse Spinning, seit dem ich mal in so einem Fitness-Center den Spiegel durch meinen Schweiß zum Beschlagen brachte, dass das Wasser aufgesammelt werden musste, aber seit gestern abend ist dank Laing (ich glaube übrigens auch, dass es ein guter Griff für uns in Wien gewesen wäre) ist diese Spinnen-phobie überstanden. Und Trickkleider wie bei der “light-show” liebe ich eh… Schön auch immer Deine Hinweise auf Kommentare anderer “Experten” (z.B. der von Nina Queer). Liest sich wieder prima. 🙂
Aber zurück zu Herrn Kümmert, dessen Name sich heute morgen im Büro zu allerlei Scherzchen (B.Kümmert ist verkümmert, weil er sich nicht G.Kümmert hat) eignete, dieses Nesteln an seinem Pulli schon bei der Schalte in den Greenroom vor der Finalistenverkündigung, wenn er sich so schon in den Probetagen zuvor präsentierte, konnte Babsi Fleischberger schon ahnen, was passieren könnte. Es ist passiert und lassen wir Ann-Sophie doch ihren Job – sie war nämlich gestern tatsächlich die mit dem meisten Biss auf den ESC-Job – in Wien gut machen. Das wird schon, blamieren werden wir uns nicht.
Dieser unbedingte Siegeswille (nein, es wird schon nicht zum Stockerl reichen^^) zeichnete ja schon Severine, Vicky und einige andere aus, die einfache Melodeien zu Erfolg verholfen. Neben den vielen Balladen tut so ein flottes Ding ja auch ganz gut – Jan Ola Sand wird sich beim Einsortieren darüber freuen.
Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, was gestern abgegangen ist! Jetzt werden wir also von einer Frau vertreten, die mit 21,3 : 78,7 verloren hat und das Lied mehr schreit als singt. Schon wieder ein ESC mit geringen Erwartungen an den deutschen Beitrag! Wenigstens kann mich Ann-Sophie dann nicht enttäuschen.
Dann lieber Laing, auch wenn ich “Zeig deine Muskeln” im ersten Moment grausig fand. Aber das ist nicht halb so schlimm, wie der Mist, der da jetzt als deutscher Beitrag in Wien dargeboten wird. Mal abgesehen davon, dass ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, dass Frau Schöneberger für Ann-Sophie Partei ergriffen hat, weil sie ja schon durch das Clubkonzert bekannt war.
Und es wäre so gut geworden mit Andreas Kümmert. Aber Andreas kümmert ja der ESC nicht und deswegen lässt er dann eine Minute nach seiner Wahl die Bombe platzen. Hoffentlich bemerkt er wenigstens, was er angerichtet hat!
Bzw. nach einer Minute und vierzig Sekunden! Doch so lange!
Grand-Prix-Rücktritt nach nur einhundert Sekunden. Ich habe Andreas’ dumme Aktion noch einmal zu Gemüte gefühlt. Das war ja fast schon südländisch, dieses Drama! Ausgerechnet in Hannover, an der medialen Grabstätte von Zlatko.
Auf Oikotimes hat sich übrigens einer der dortigen Autoren (ein Grieche, natch) über den im Text erwähnten Griechenland-Witz fürchterlich echauffiert. Jaja, die bösen Deutschen mal wieder…
Das ist halt unsere Antwort auf deren Angela-Merkel-Nazi-Karikaturen. 😉 Danke, Barbara Fleischberger!
Danke für den wunderbar geschriebenen Bericht !!!
Für mich war das eigentliche Drama des Abends nicht die kümmer(t)liche Absage, sondern – und das kennt man ja von internationalen VEs – dass es mal wieder nur gute Songs mit schwachen Performances und schwache Songs mit guten Performances gab, also unterm Strich nur Mittelmaß. So sind meine Favoriten im Vorfeld an ihrer Schlaftablettenausstrahlung (Shine Shine Shine) bzw. gesanglicher Unfähigkeit (Song for you) gescheitert. Der arme Patrick Jean. Wenn man ihn beobachtet hat, litt er wohl vor Aufregung an einer dauerhaften Mundwüste, die ihm komplett die Stimme versagen ließ. Tja, Anfängerpech …
Wird wohl grad nix mit den guten Songs in der VE, nachdem schon letztes Jahr der beste (Error) gar nicht stattfand …
Gratulation an die beiden Megaauftriite von Laing. Nächstes mal noch richtige Lieder, dann klappts.
Unterm Strich dann wohl noch das kleinste Übel für Wien …
Also ich habe mich an dem VE-Abend (abgesehen vom tragischen Ende) ausgezeichnet unterhalten gefühlt. Auch das Niveau fand ich wirklich nicht so schlecht wie hier dauernd behauptet. Es gab diesmal keine Totalversager à la Ben Ivory, und selbst der in meinen Augen schrottigste Beitrag des Abends (Noize Generation) fing überraschend angenehm an, bis auf den furchtbaren “Refrain” (wenn man das Elektrogeschrammel so nennen kann).
Dass meinem persönlichen Geschmack vor allem Mrs. Greenbird, Fahrenhaidt und Faun entsprachen, daraus brauche ich keinen Hehl zu machen. Von den beiden Letztgenannten würde ich mir wahrscheinlich keine Platte kaufen, bei den Grünvögeln habe ich das schon getan.
Da ich wusste, dass sowohl Ann Sophie als auch Andreas noch einen in meinen Ohren besseren zweiten Song am Start hatten, die ich natürlich hören wollte, habe ich neben den Grünvögeln noch für diese beiden angerufen (weil ich mich für Fahrenhaidt und Faun wirklich nicht verkämpfen wollte, und auch weil ich davon ausging, dass die eh eine große Fanbase haben).
Obwohl in der zweiten Runde dann alle drei meiner Topacts nicht mehr dabei waren, hat mich das in keiner Weise deprimiert, denn die in der zweiten Runde präsentierten Lieder fand ich durchweg besser als die ersten. Laing ist zwar wirklich nicht mein Ding, aber das zweite Stück hat mich wesentlich mehr überzeugt als das erste (natürlich ist die Performance in beiden Fällen sehr gut, aber als Song finde ich den “Bizeps Trizeps” genauso öde wie seinerzeit “Morgens immer müde”). Und Alexa Feser ist sicher als Liedermacherin gut, aber da auch Grönemeyer (dem sie echt in vielem ähnelt, natürlich nicht von der Physiognomie) musikalisch nicht so meins ist, und das wirklich ESC-untauglich ist, habe ich dann natürlich meine Anrufe Ann Sophie und vor allem dem echt wunderbaren Andreas gewidmet.
Und war überglücklich, und vor allem total überrascht, denn sonst entspricht meine Weltsicht ja nie dem Mainstream, dass ich dann mein Traumfinale serviert bekam. Dann waren meine Präferenzen klar. Ann Sophie ist wirkich eine gute Performerin und auch der Song nicht übel, aber für meinen Geschmack schreit sie dann doch noch etwas zu viel, und Andreas war einfach überragend.
Nun, der Ausgang ist bekannt,und ich will das hier auch nicht weiter thematisieren. Aber eins ist für mich klar: Ann Sophie hat als Zweitplatzierte ihre Fahrkarte völlig verdient, auch wenn die Distanz zu Andreas natürlich groß ist. Allem albernen Geschrei, dass Laing oder Alexa jetzt ihre Anwälte einschalten sollten, muss man klar die Fakten entgegenhalten: Sie hat bereits im Halbfinale gegen diese beiden gesiegt und muss definitiv mehr Anrufe bekommen haben. Natürlich könnte sie theoretisch im Halbfinale Drittplatzierte gewesen sein, aber nur, falls Andreas mit BEIDEN Liedern vor ihr gelegen haben sollte. Da eine Neuabstimmung oder ähnliches zu fordern ist nicht nur unrealistisch, sondern auch völlig unangemessen.
Also: Go, Ann Sophie! Und übe noch ein bisschen weniger zu schreien.
Ich hoffe, Du lässt Dich nicht davon runterziehen, nur “Zweite Wahl” zu sein. Und Deine Bühnenpräsenz und Professionalität, gepaart mit dem wirklich menschlich guten Umgang mit Andreas (vor allem in den Aussagen in der Pressekonferenz) machen Dich erst recht zu einem würdigen Vertreter für Deutschland, dessen man sich wirklich nicht schämen muss.
Um die “Falkten” noch etwas zu untermauern, habe ich mir beispielhaft mal einen Snapshot der Verkaufszahlen bei Amazon gemacht. Natürlich ist das nicht 100%ig akkurat, da die Verkäufe ja auch durch die Sendung beeinflusst wurden, aber eigentlich macht das recht klar, dass die Abstimmungen so ausgehen mussten, wie sie es taten, und dass Andreas und Ann Sophie das im wesentlichen unter sich ausgetragenb haben.
Nach den Verkaufszahlen wäre die erste Runde wie folgt ausgegangen:
1. Home is in my hands
2. Jump the gun
3. Glück
4. Zeig deine Muskeln
———
5. Frozen silence
6. A song for you
7. Shine shine shine
8. Hörst du die Trommeln
und die zweite:
1. Heart of stone
2. Black smoke
———
3. Home is in my hands
4. Jump the gun
5. Glück
6. Zeig deine Muskeln
7. Wechselt die Beleuchtung
8. Das Gold von morgen.
völlig konsistent!