Der NDR zieht Konsequenzen aus dem Null-Punkte-Ergebnis für Ann Sophie Dürmeyer in Wien: wie die neu inthronisierte deutsche Delegationsleiterin Carola Conze heute in einem Interview auf eurovision.de sagte, wird es das Clubkonzert – die in den beiden letzten Jahren genutzte Bühne für jeweils zehn handverlesene Bewerber/innen aus dem für Amateure offenen Internet-Vor-Vorentscheid, aus dem sowohl Elaiza (2014) als auch Ann Sophie hervorgingen – “so nicht mehr geben”. Ob der NDR das Kapitel Nachwuchsförderung damit komplett aufgibt, war der Ankündigung nicht zu entnehmen. Conze und der deutsche ESC-Verantwortliche Thomas Schreiber bereiteten derzeit mehrere Optionen vor. Erfreulich: im Interview lässt Frau Conze erkennen, dass sie weiß, worauf es beim Song Contest ankommt: “Song, Künstler und Inszenierung müssen als glaubwürdige Einheit die Zuschauer berühren”. Sie betont die Bedeutung der Bühnenshow für den Erfolg eines Beitrags (“man darf nicht vergessen, das Ganze ist eine TV-Veranstaltung”) und analysiert im Hinblick auf den Misserfolg von ‘Black Smoke’, dass der Titel auch kommerziell kein all zu großer Hit wurde (#26 DE) und weder das Lied noch die Interpretin international mit dem Publikum “connected” habe. Dann sind wir mal gespannt auf die Neuerungen beim Vorentscheid 2016!
Als märchenhafte Underdogs sympathisch, als ESC-Act nur mittelinteressant: Elaiza
Das Clubkonzert an sich war schon ein guter Gedanke. Aber wie so oft, bestenfalls halbherzig umgesetzt. Der Rahmen glich eher einer Provinzveranstaltung als einer Selektionsshow für das größte europäische Musikereignis. Ich bin generell für einen offenen Vorentscheid, bei dem nicht Manager und Labels entscheiden, wer mal gerade eine große Bühne für sein neues Werk braucht. Oftmals wird dadurch die Vorentscheidung dann nur mit dem Augenmerk auf den deutschen Markt bestückt. Genauso oft kommen dann Acts zu Ehren, die musikalisch nur auf den deutschen Markt abzielen. Wie sich das international in Platzierungen ausdrückt haben wir ja in den letzten Jahren gesehen. Aber um einen großen, offenen Vorentscheid (wie z.B. in Schweden) zu veranstalten, fehlt es am deutschen Markt an der Akzeptanz. Sowohl der des Publikums, als auch der der singenden und letztlich produzierenden Gilde.
@Michael, dem kann ich mich nur anschließen. Grundsätzlich ist die Idee mit den Clubkonzert gar nicht schlecht gewesen, nur war die Auswahl der Nachwuchskünstler in beiden Jahren doch ein wenig fragwürdig. Da hat irgendjemand (es können unmöglich mehrere gewesen sein) streng nach dem eigenen Geschmack entschieden, und alles klang gleich. Da hat man eine große Chance verpasst.
Eine noch größere Chance hat man mit dem aus drei Runden bestehenden VE-Konzept versemmelt. Das Superhalbfinale und vor allem das Superfinale gehören ersatzlos gestrichen, weil so sichergestellt ist, dass der Act gewinnt, den die meisten wollen – und nicht der Act verliert, den die meisten nicht wollen. In diesem Jahr hat ja noch nicht mal das geklappt Also,ganz einfach: Ein Haufen Acts, jeder nur ein Kreuz, äh, einen Song, dann wird abgestimmt, und wer die meisten Stimmen hat, fährt nach Stockholm. Ende, aus.
Oha, ich ahne schlimmes. Wird wohl wieder so eine interne Nominierung eines total unbekannten Acts werden. Ich kann mich noch an die letzte interne Nominierung erinnern. Alex Swings, Oscar stinks oder so ähnlich. Grauenhaft. Mit das Peinlichste was Deutschland je zum ESC geschickt, nur Lou war noch peinlicher.
Lou, Stoned & Stoned, die Gärtners, Kovac & Kempers, Wind, Atlantis 2000… die Liste an deutschen Peinlichkeiten ist lang und unabhängig vom Auswahlverfahren. Ich glaub auch nicht, dass es eine interne Auswahl geben wird. Solange der NDR aber keine professionellen Talentscouts hat, welche die Nachwuchstalente unter ihre Fittiche nehmen und mit wettbewerbsfähigen Titeln und Shows versorgen (weil die beteiligten Plattenfirmen natürlich lieber ihre etablierten Künstler/innen stützen und die Wildcard-Gewinner bestenfalls halbherzig auf Vordermann trimmen), nützt das Nebeneinander nichts.