Nach dem gestrigen explosiven Auftakt unseres Leser/innen-Spiels Eurovision Deathmatch begeben wir uns in der heutigen, zweiten Runde in ruhigere Gefilde. Zwei sanftmütige, unschuldig anmutende Knäblein schicken wir heuer in den Abstimmungskampf um Leben und Tod. Sie kommen aus zwei Grand-Prix-Nationen, die im Englischen aufgrund ihrer namentlichen Ähnlichkeit gerne schon mal miteinander verwechselt werden, und so könnten wir diese Ausgabe auch unter die Überschrift “AustriAlien” stellen. Für unsere Nachbarn Österreich geht dabei der knapp fünfundzwanzigjährige Tiroler Nathanele Koll alias Nathan Trent an den Start, den ein ESC Nation-Forenuser unlängst mit den schönen Worten “Nathan hat diese ‘Nimm mich an der Hand und bring mir Dinge bei’-Ausstrahlung, zu der ich einfach nicht nein sagen kann” lobpreiste. Eben die Aura der unverdorbenen, arglosen Jugend, die auch im touristisch anmutenden Begleitvideo zu seinem Beitrag ‘Running on Air’ zum Ausdruck kommt, wo er auf seinem Weg zu einem verschneiten Alpen-Berggipfel zu einem völlig fremden Mann ins Auto steigt und ohne die selbstlose Hilfe wie zufällig alleine im Wald herumspazierender Herren noch nicht mal in der Lage wäre, die Landkarte richtig herum zu halten. Oder die Himmelsrichtung “oben” zu finden. Hat er in der Schule denn gar nichts gelernt? Verständlich also, dass eher mütterlich geprägten Zuschauer/innen bei seinem Anblick unwillkürlich die Milch einschießt, wobei ich gleichzeitig gewisse Zweifel hege, welche “Dinge” der oben zitierte ESCN-User unserem Grand-Prix-Joey-Heindle denn so beizubringen gedächte…
The only Way is up: Nathan würde ich auch im Auto mitnehmen – solange er nicht singt! (AT)
Nathaneles Gegner ist kein Geringerer als der Australier Isaiah Firebrace, mit süßen siebzehn Lenzen der zweitjüngste Teilnehmer der diesjährigen Festspiele. Trotz seiner Jugend stilisiert sich der rehäugige, wuschelhaarige Ephebe im Text seines Beitrags ‘Don’t come easy’, musikalisch in der selben Dudelfunk-Preisklasse angesiedelt wie sein Gegenspieler, zum von der Liebe bereits mehrfach schwer gebrannten Kind, der nun Vorsicht walten lasse und nicht mehr leicht zu haben sei. Ein im Hinblick auf seinen Marktwert im Zweikampf mit dem leicht zu übertölpelnden Nathan äußerst geschickter Schachzug, denn bekanntlich begehren wir nichts so sehr wie die Dinge (oder Menschen), die wir nicht haben können. Und der wie die Wiedergeburt von Farrah Fawcett im Körper eines unterernährten Aborigine-Jungen aussehende Isaiah durchschaut uns nur zu genau: “I can tell by your eyes you want more than this,” beginnt er seinen Vortrag, um dann wenig subtil zum Thema überzuleiten: “But can we be much more beyond these sheets”? Alles nur eine Frage des Preises, denn “It don’t come cheap,” wie er uns in grammatikalisch nicht ganz korrektem Englisch wissen lässt. Aber wir bekommen auch Leistung für unser Geld, denn “It don’t come easy” lässt sich natürlich als großspuriges Versprechen hinsichtlich der Dauer des annoncierten Liebesspiels interpretieren. Wer würde da nicht gerne tief in die Tasche greifen?
Augenbrauen, Wuschelhaar, dunkler Teint, Magersucht: Isaiah liegt voll im Trend auf dem Fleischmarkt (AT)
Nun ist es an Euch, liebe Leser/innen: wem schenkt Ihr Euer Herz? Wer erweckt in Euch das stärkere Begehren, wer löst die umfassendere mütterliche Fürsorge aus? Denn nur einer kann unser Eurovision Deathmatch überleben. Wie immer sind 24 Stunden Zeit zur Abstimmung, die also bis Montag, 15 Uhr, läuft.
EDM #2: Er war gerade 18 Jahr. Wer soll diese Runde gewinnen?
- AT: Nathan Trent – Running on Air (52%, 79 Votes)
- AU: Isaiah Firebrace – Don’t come easy (48%, 72 Votes)
Total Voters: 151
Ergebnis: Das war knapp – mit 52% lag im Kopf-an-Kopf-Rennen der AustriAlier am Ende der Österreicher Nathan Trent die entscheidende Nasenlänge vorn. Wir verabschieden uns also von Isaiah ausTralien und widmen uns gleich dem nächsten Zweikampf, in dem es um alten Wein in neuen Schläuchen geht.
Arglos ist ja ganz schön, aber wenigstens ein bisschen verdorben darf schon sein. Da haben wir, aufgrund seines Alters, die Hoffnung auf eine entsprechende Entwicklung irgendwann eher beim Australier. Deshalb.…
Deine Denkweise gefällt mir! 🙂
Bei dem Duell fehlt mir die Option “Können beide weg”.
Mit Absicht. Sonst kriegt die jeweils die absolute Mehrheit. In diesen Duellen ist kein Platz für Ambivalenz, hier gibt es nur Leben oder Tod, schwarz oder weiß. Genau wie im richtigen Leben. 😉
Knapp war’s – tolle Idee, werter Blogger – das macht Spaß und verkürzt die Wartezeit. 🙂
Mist… Voting verpasst. Aber ich hätte auch für den Ösi gestimmt! Glück gehabt!
Ich finde das Ergebnis gut den Nathan ist ein super Sänger und super sympathisch