Alles andere als eine Platzierung noch innerhalb des Hassliederblocks gliche einem Wunder, wenn es um den dänischen Beitrag geht. Produziert mein eurovisionäres Oh-I-love-to-hate-you-Land doch verlässlich Jahr um Jahr einen unerträglich seichten, sterilen Grand-Prix-Song. Dass es unsere norddeutschen Nachbarn diesmal verhältnismäßig hoch schafften, liegt vor allem daran, dass der Melodi Grand Prix 2019 nichts wirklich Erträglicheres anzubieten hatte außer dem Siegerlied. Und dass dieser Jahrgang geradezu birst vor noch viel furchtbarerer Konkurrenz.
Platz 34: Dänemark – Leonora Jepsen: Love is forever (Liebe ist für immer)
Erfolge feierte Leonara bereits als Eiskunstläuferin, also in einer Sportart, die sehr viel Disziplin erfordert. Und das merkt man der Zwanzigjährigen an: ein bisschen verbissen wirkt ihr Grinsen, wenn sie sehr präsent, sehr zielstrebig in die Kamera blickt. So, wie das Menschen oft zueigen ist, die glauben, etwas weltbewegend Wichtiges mitzuteilen zu haben. Doch Leonoras La-la-Liedchen verfügt über eine solche Botschaft nicht: tausend Mal gehörte, hohle Klischees über die Liebe trägt sie vor, von denen die titelgebende Lüge das schlimmste ist. Dazu plinkert im Hintergrund die Schorlenversion des entsetzlichsten Höllenschlagers aller Zeiten, von Fools Gardens ‘Lemon Tree’ nämlich. Dass man sich bei diesem Panoptikum des Grauens nicht augenblicklich entleibt, liegt vor allem an der sehr effektiven visuellen Ablenkung durch die anderthalb Minuten durchgehaltene, schnittfreie Kamerafahrt und die putzige Kinderstuhl-Präsentation. Und der spannenden Frage, ob es Leonora bis zum Ende doch noch mal gelingt, für eine Sekunde ein ungekünsteltes Gesicht zu ziehen. Achtung, Spoiler:
Es gelingt ihr nicht. Leonora beim Vorentscheidungsauftritt.
Semifinale: 2. Finalchancen: ‘Lemon Tree’ war ein Millionenseller. Und nicht nur beim NDR steht man auf Seichtes nach dänischer Art. Leonoras Chancen stehen einigermaßen gut, wenn auch nicht sicher.
Beste Liedzeile: “Don’t get too political” in der ersten Strophe. Ich kann förmlich erahnen, wie Jan Ola Sand dabei jedes mal einer abgeht.
In welche Kategorie fällt ‘Love is forever’ für dich?
- Ganz nett. (47%, 55 Votes)
- Verzichtbar. (26%, 31 Votes)
- Unerträglich. (15%, 18 Votes)
- Absolut geil. (12%, 14 Votes)
Total Voters: 118
Ach komm, so schlimm ist es doch gar nicht. Für dänische Verhältnisse geradezu gut (okay, an Rasmussen letztes Jahr kommt sie nicht ran, der war nämlich WIRKLICH gut). Da gibt es dieses Jahr bedeutend Schlimmeres.
Na ja, da hat Dänemark in der Vergangenheit schon schlimmeres geschickt, man denke da nur an Anti Social Media!! *würg*
Der Song selbst ist natürlich keine Weltneuheit, aber irgendwie doch ganz niedliches Easy Listening, und für den kleinen Einsprengsel Dänisch gibt es schonmal einen Pluspunkt von meiner Seite.
Kann ruhig ins Finale kommen, wenn nicht wäre es aber auch in Ordnung.
Dieses Lied liebe ich!!!Ein richtig geiler Ohrwurm. Fast so gut wie Rasmussen.Aber nur fast.
Rasmussen fand ich schlimm; das hier hingegen ist doch lieb.
Also dass 3/4 der Voter hier das Ding “ganz nett” finden, sollte dem Hausherrn doch mal klar machen, dass sein Geschmack auch nicht der Weisheit letzter Schluß ist, obwohlich ja meistens mit ihm einer Meinung bin.
Wie schon gesagt – es gibt dieses Jahr wesentlich übleres. Auch unter den Beiträgen, die hier noch nicht besprochen wurden (GE, AM, UK, HR um nur die Spitze des Eisbergs zu beleuchten)
Ich gebe dem Hausherrn hier vollkommen recht. Das ist richtig bananige Versicherungsbranche-Jingle Musik. Auf der Verzichtbar/Unerträglich Skala zeigt der Zeiger stark in Richtung des Un-Worts…
Joy im Himmel ist meine Zeugin: Ich habe schon drei, vier Mal versucht, mir das dänische Lied bis zum Ende anzuhören und es ist mir noch kein einziges Mal gelungen. Aber es wird wohl ins Finale kommen…was soll man machen 🙂
Keine Ahnung warum, aber schon bei den ersten Takten bekomme ich von dem Lied Herzrythmus-Störungen. Ich kann es daher schon aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum Schluß anhören.
Ich kann aber alle verstehen, die das furchtbar finden. Für mich funktioniert es durch die Überaffirmation des Love-Love-Peace-Peace-Klischees. (Die strebsame Sängerin ist dabei das I‑Tüpfelchen.)
Jede Wette, Christer Björkman würde diesen Song im Finale nach Hatari platzieren.
Och Olli… das ist doch dieses Jahr wirklich nicht so schlimm mit den Dänen… Und im letzten Jahr war es das ja wohl auch nicht. Eher im Gegenteil.
Ich finde “Love ist forever” richtig schön. Das hat schon ohne die französischen Textsprenkler für mich so was Monmatre-Mässiges und da ich im Alter wohl auf den francophilen Trip zu kommen scheinne, liebe ich es. Das muss weiterkommen, wird weiterkommen und hoffentlich im Finalen einen angenehmen Top10 Platz machen neben all dem überkünstlerischen, überchoreografierten oder überpolitischen Krams drumrum.
In der Kürze hätte hier die Würze gelegen. Maximal zwei Minuten, eher weniger, hätte der Song sein sollen. Drei Minuten nervt der Takt einfach nur.
#stefan, ich habe auch nett gewählt. Aber wie du weisst, ist nett der kleine bruder von..
Ich finde, Dänemark darf so was. Das ist halt ein kleines, entspanntes Märchenland. Eine Metal-Band fände ich viel unechter.
“hohle Klischees über die Liebe trägt sie vor, von denen die titelgebende Lüge das schlimmste ist”. Keine Lüge, ein Irrtum. In dem Alter glaubt man noch daran.