Rank and File 2019: Platz 35 – Like it

Jedes Jahr aufs Neue schafft es der von Skan­da­len, Kor­rup­ti­on und offe­ner Jury-Mani­pu­la­ti­on gekenn­zeich­ne­te bela­rus­si­sche Euro­vi­si­ons­vor­ent­scheid, lei­dens­be­rei­te Con­nais­seu­re auf das Tra­shigs­te zu unter­hal­ten. Und fast immer schafft man es, am Ende einen wirk­lich furcht­ba­ren Bei­trag aus­zu­wäh­len. So auch dies­mal, wo die zwei­fa­che ehe­ma­li­ge Juni­or-ESC-Teil­neh­me­rin Zina­ida Kupri­ya­no­vich ali­as Zena bereits vor dem Start als Sie­ge­rin feststand.

Platz 35: Weiß­russ­land – Zena: Like it (Mag es)

Ken­nen Sie die­se furcht­bar anstren­gen­den, ner­vi­gen Men­schen, die abso­lut nichts Inter­es­san­tes zu berich­ten haben, sich aber selbst unglaub­lich ger­ne reden hören? Die­je­ni­gen, die Ihnen unge­fragt und in epi­scher, detail­ver­lieb­ter Brei­te ihre Krank­heits­ge­schich­te erzäh­len oder stun­den­lan­ge, hoch­ba­na­le Betrach­tun­gen zum The­ma “Wet­ter” abson­dern kön­nen? Und die dies in aller Regel ohne Punkt und Kom­ma tun, weil sie sehr genau wis­sen, dass ihr Gegen­über jede noch so kur­ze Atem- oder Gesprächs­pau­se nut­zen könn­te, um unter einem belie­bi­gen Vor­wand eilends das Wei­te zu suchen? Nun, Zenas ‘Like it’ ist das lied­ge­wor­de­ne Äqui­va­lent dazu. Die selbst­be­wuss­te Sech­zehn­jäh­ri­ge kleis­tert prak­tisch jede Sekun­de ihres Songs mit Wort­brei zu, und dass man ihr durch­fall­ar­ti­ges Ost­block-Eng­lisch vor lau­ter Nuscheln kaum ver­steht, erweist sich bei nähe­rer Lyrik­be­trach­tung als Got­tes­ge­schenk: sie habe wohl ver­ges­sen, wie man das Han­dy aus­schal­tet, teilt sie uns gleich zu Beginn mit. Offen­sicht­lich set­zen sich die rest­li­chen Zei­len denn auch aus den Wort­vor­schlä­gen des Text­ein­ga­be­as­sis­ten­ten zusam­men. Immer­hin macht Zena ihre Sache sehr strin­gent: auch die Musik klingt wie aus tau­send GEMA-frei­en Bau­stei­nen mit der Heiß­kle­be­pis­to­le zusam­men­ge­fügt und führt nir­gend­wo hin, das aber mit aller Konsequenz.

Schön tan­zen kann sie: Zena beim Vorentscheidungsauftritt.

Semi: 1. Final­chan­cen: abso­lut keine.

Bes­te Lied­zei­le: Oh, wo fängt man da an in die­sem Zita­te­schatz? “Add a Hash­tag so I’ll find you”? Schon ganz gut, aber “I’m let­ting the­se emp­ty words go” erweist sich in sei­ner Selbst­re­fe­ren­zia­li­tät natür­lich um ein Viel­fa­ches über­le­gen. Und wird nur noch getoppt von der gleich in der ers­ten Stro­phe aus­ge­spro­che­nen Kon­klu­si­on: “Nobody’s gon­na like this”. Sehe­risch, die Dame!

In wel­che Kate­go­rie fällt ‘I like’ für dich?

  • Ver­zicht­bar. (49%, 52 Votes)
  • Uner­träg­lich. (28%, 30 Votes)
  • Ganz nett. (15%, 16 Votes)
  • I like! (8%, 9 Votes)

Total Voters: 107

Wird geladen ... Wird geladen …

4 Comments

  • Um es wie bei “Din­ner for One” zu sagen: Same pro­ce­du­re as every year!!

    Über­setzt heißt das bil­ligs­ter Song, mise­ra­bles Ost­block-Eng­lisch und eine Inter­pre­tin der die Angst ins Gesicht steht bei einem Ver­sa­gen von Dika­tor Lukaschen­ko ins Ver­ließ gewor­fen zu wer­den. Aus­sich­ten aufs Fina­le oder gar auf dem Sieg hat das natür­lich kei­ne, aber das weiß die gute Dame wohl selber.

  • Ist für mich ein­deu­tig vor Zypern, Mal­ta und der Schweiz in der Kate­go­rie hirn­lo­ser Spaßnummern!
    Und der Text reißt mich zuver­läs­sig aus mei­nem Wachkoma 😀
    Könn­te im Tele­vo­te ein Bor­der­li­ner sein, aber die Jurys wer­den es als humor­lo­se lyri­sche Analpha­be­ten natür­lich killen…

  • Wenn man schon eine Text­be­trach­tung vor­nimmt, wäre es da nicht ange­bracht die Dro­hung “Auch wenn es wirk­lich schmerzt, es soll mich stär­ker wer­den las­sen.” her­vor­zu­he­ben? Und wol­len wir das? Also uns Schmer­zen ver­ur­sa­chen zu las­sen, damit eine Rotz­gö­re ihr eh schon zu gro­ßes Selbst­be­wusst­sein künst­lich aufpumpt?

    Brau­chen Weiß­rus­sen eigent­lich ein Visum für Isra­el? Ich wäre dafür, es in die­sem Fall zu verweigern.

  • Auch so ein Song, auf den ich gut ver­zich­ten kann. Dabei hat­te Weiss­russ­land in der Ver­gan­gen­heit schon recht unter­halt­sa­me Bei­trä­ge am Start. Was die Spra­che betrifft, gebe ich dem Haus­herrn unein­ge­schränkt recht. Ver­ste­he auch nicht, war­um man sich mit mäs­si­gem Eng­lisch rum­quält. Den­ke halt, in den ost­eu­ro­päi­schen Lan­des­spra­chen wür­den vie­le Bei­trä­ge um ein viel­fa­ches inter­es­san­ter klingen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert