65 Jahre Grand-Prix-Geschichte, von 1956 bis 2021. Alle Eurovisionsfinale, alle Semifinals und viele, viele nationale Vorentscheidungen. Immer liebevoll bösartig kommentiert. Viel Spaß beim Stöbern!
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie viele von Ihnen wissen, hatte ich mich aus persönlichen Gründen im Frühjahr 2022 entschlossen, meinen bis dahin tagesaktuellen Eurovisionsblog nicht mehr in dieser Form weiter zu führen.
aufrechtgehn.de entstand mehr oder minder aus einer Laune heraus in den früher Nuller Jahren (mehr zur Namensgebung hier) und entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einem immer breiter ausgebauten Blog zum tollsten Musikevent der Welt, dem Eurovision Song Contest, und über die noch viel faszinierendere Welt der internationalen Vorauswahlverfahren. Über mein Lieblingsthema zu schreiben und Sie mit hoffentlich einigermaßen amüsanten, liebevoll bösartigen Lästereien zu Europas bestem und langlebigstem TV-Projekt zu unterhalten, hat mir unglaublich viel Freude bereitet.
In den letzten Jahren mischte sich unter diese Freude gelegentlich ein leises Gefühl der Übersättigung und Müdigkeit, wurde aus einem Hobby manchmal so etwas wie Verpflichtung. Die Supersamstage mit ihren gefühlt bis zu zehn parallel laufenden Vorentscheidungen und der Fakt, dass in Zeiten von Social Media jede noch so profane Nichtigkeit in Sekundenschnelle einer breiten Diskussion zugeführt wird, sorgten einerseits für so viel Eurovisionsvergnügen wie noch niemals zuvor. Und verursachten mir doch gleichzeitig Stress.
Hinzu kommt, dass ich mit zunehmendem Lebensalter mit dem meisten aktuellen Pop, sei es beim Song Contest oder im richtigen Leben, kaum noch etwas anfangen kann und er mir selten mehr als ein schulterzuckendes “Meh” entlockt. Der ESC richtet sich – richtigerweise – an eine jüngere Zielgruppe mit anderen geschmacklichen Präferenzen. Mich hat in der dunklen Phase des Grand Prix, in den Achtzigern und Neunzigern, der dort gezeigte Trash und Camp zum ESC geführt. Ich habe die goldene Zeit der Nuller Jahre gefeiert, als im Zeichen des reinen Televotings (Jurys sind Wichser™!) die so genannten “Spaßbeiträge” und die von mir heißgeliebte Musikgattung der Ethno-Disco regierten. Ich habe die Hochphase der Rückungen und Trickkleider miterleben dürfen, die für mich nach wie vor die Quintessenz dieser Show ausmachen.
Die Zeiten sind andere geworden. Düsterer, ernster. Das ist angesichts der Weltlage und der sich immer weiter auftürmenden Krisen nicht verwunderlich. Der von mir nie für möglich gehaltene, erstmalige Ausfall des Wettbewerbs im Zeichen der Pandemie im Jahre 2020 hatte sich bereits wie ein Abschied angefühlt, den ich aber immer wieder hinausgeschoben habe, weil ich noch nicht soweit war, loszulassen. Jetzt bin ich das, und es fühlt sich richtig an.
Zumindest, was die weitere Begleitung des aktuellen Geschehen angeht, für das ich Sie gerne auf den stets gut informierten Eurofire Blog oder die multimedial gut aufgestellten Kollegen von ESC kompakt verweisen möchte. Daneben gibt es jedoch noch die Vergangenheit zu entdecken: 65 Jahrgänge voller nationaler Vorentscheidungen mit hunderten noch nicht gehobener Schätzchen und noch nicht erzählter Geschichten. Denen will ich mich hier künftig in sehr loser, sehr unregelmäßiger und sehr unchronologischer Reihenfolge widmen, wann immer mich die Lust dazu überfällt und die Muse küsst. Ein erster historischer Teil, beginnend mit dem San-Remo-Festival 1956, steht bereits seit Längerem, wie fleißige Leser:innen wissen. Der weitaus größere Part harrt nun seiner sukzessiven Ergänzung bzw. Überarbeitung.
Über das Menü im Fußbereich dieses Blogs, dem schwarzen Kasten unten, finden Sie gleich mehrere Zugangswege zum aufrechtgehn.de-Archiv: nämlich über die verschiedenen Jahrgänge, die teilnehmenden Länder oder diverse Stichworte. Oder Sie nutzen die folgenden Dekadenübersichten zum Einstieg ins Lesevergnügen. Wenn Sie sich denn für die Geschichten von Damals interessieren. Probieren Sie’s gerne mal aus und schauen Sie ruhig hin und wieder mal herein, wenn Sie mögen. Ich würde mich freuen!
Ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen für die Treue und Verbundenheit in den vergangenen zwei Jahrzehnten, für die fundierte Kritik, die vielen guten Hinweise und Fehlermeldungen, die fantastischen und anregenden Diskussionen in den Kommentaren. Ich hatte und habe die besten Leserinnen und Leser der Welt. Die werde ich vermissen! Wir werden uns hoffentlich noch weiter begegnen, bei Fan-Events (sobald Innenräume wieder sicher sind) oder in den Kommentarspalten anderer Blogs oder auf Twitter. Denn ESC-Fan werde ich natürlich bleiben.
Danke für alles,
Oliver Rau
Frankfurt am Main, den 07.09.2022