Nach dem (verdienten) letzten Platz für die Niederlande beim Eurovision Song Contest 1958 nahm der verantwortliche Sender einige Veränderungen vor am heimischen Vorentscheid, dem Nationaal Songfestival (NSF). Dem Vorbild Italiens folgend, präsentierte man die acht Wettbewerbsbeiträge daher in jeweils zwei unterschiedlichen Versionen, davon eine mit großem Orchester und eine in einer etwas zurückgenommeneren Variante. Die bisher übliche, für Manipulationen durch Fanclubs anfällige Abstimmung per Postkarte ersetzte der Sender durch eine frühe Art des Televotings: in zwölf Gemeinden der Tulpennation stimmten jeweils zehn handverlesene Zuschauer:innen telefonisch ab, deren Ergebnisse man als regionale Jurys zusammenfasste. Bei den am NSF teilnehmenden Künstler:innen hingegen griff man auf Bewährtes zurück: von Greetje Kauffeld über Bruce Low bis hin zur bisherigen holländischen Dauerrepräsentantin Corry Brokken fanden sich lauter Wiederkehrer:innen im Bewerb. Der Eurovisionssiegerin von 1957 nahm das Publikum jedoch die schlechte Grand-Prix-Platzierung vom Vorjahr übel: sie kam im Vorentscheid über einen dritten Rang nicht hinaus.
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Corrys kleiner Silberstern, ihr zweiter Song, musste sich gar mit dem letzten Platz begnügen. Kein Wunder, wenn man das Publikum ins Wachkoma singt (Playlist).
Die beiden ersten Plätze belegte die bereits seit den Vierzigerjahren als Sängerin tätige, heuer jedoch erstmals beim Nationaal Songfestival in Erscheinung getretene Teddy Scholten (†2010). Dabei erzielte sie für das harmlos-heitere ‘N beetje’ (gemeint war damit keine schmale Anbaufläche für Gemüse oder Blumen im heimischen Garten) nicht nur ‘ein bisschen’ mehr Stimmen als für ihren zweiten Beitrag, das thematisch deprimierende, wenngleich musikalisch unangemessen fröhliche ‘De Regen’, sondern gleich anderthalb mal so viele. Die geringfügig peppigere Version des Gewinner-Liedchens trug John de Mol vor; eine sendereigene Jury entschied sich jedoch, Teddy mit der bräsigeren Breitwandvariante nach Cannes zu schicken. Und bewies mit dieser Entscheidung letztlich ein gutes Händchen: Frau Scholten siegte auch beim Hauptwettbewerb. Von ihrem Titel spielte sie daraufhin unter anderem eine sehr fluide deutsche Version ein (‘Sei ehrlich’), sowie eine italienische (‘Un poco’), die erstaunlicherweise auf der Halbinsel tatsächlich chartete (Rang #17 IT).
Wenigstens ist nicht vom Rotzgör, dem “Rozengeur”, die Rede wie in der holländischen Originalfassung: Teddy Scholten mit der deutschen Fassung ihres Grand-Prix-Siegerliedes.
Vorentscheid NL 1959
Nationaal Songfestival. Dienstag, 17. Februar 1959, aus dem AVRO-Studio in Hilversum. Sieben Teilnehmer:innen. Moderation: Karin Kraaykamp.# | Interpret:in | Interpret:in | Titel | Punkte | Platz |
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01 | Corry Brokken + Bruce Low | Greetje Kauffeld + John de Mol | Mijn Hart en ik | 110 | 03 |
02 | Greetje Kauffeld | Dick Doorn | Als ik denk aan Geluk | 038 | 07 |
03 | Tonny van Hulst | Corry Brokken | Kleine zilv’ren Ster | 035 | 08 |
04 | John de Mol | Greetje Kauffeld | Op het Plein | 048 | 05 |
05 | Corry Brokken | Bruce Low | Iedere Dag met jou | 043 | 06 |
06 | Dick Doorn | Teddy Scholten | De Regen | 148 | 02 |
07 | Bruce Low | Tonny van Hulst | Angelina | 053 | 04 |
08 | Teddy Scholten | John de Mol | Een beetje | 235 | 01 |
Letzte Überarbeitung: 06.06.2021