USFÖ-Per­len: die ers­te Ernte

Vor einer Woche öff­ne­ten die Pfor­ten zur Video­platt­form von Unser Song für Öster­reich – oder, wie bös­ar­ti­ge Men­schen sagen wür­den, die Pfor­ten zum Hades. Das Inter­es­se scheint im Ver­gleich zum Vor­jahr noch etwas ver­hal­ten: gera­de mal 68 musi­ka­li­sche Bewer­bun­gen hoff­nungs­fro­her Nach­wuchs­kräf­te gin­gen bis­lang ein. Aller­dings sind noch 22 Wochen Zeit: erst am 9. Janu­ar 2015 endet die Frist. Könn­te also noch was zusam­men­kom­men! Das eine oder ande­re ist aber schon jetzt dabei für die Freun­de des Trashs. So zum Bei­spiel ‘I love to live’ von Ute Schön­herr (klas­se Künst­le­rin­nen­na­me!), die mit dem Clip zu ihrem Dis­co­fox­schla­ger auf den Pfa­den unse­rer Schwei­zer Nach­barn wan­delt. Bei deren seit 2011 lau­fen­dem Inter­net-Vor-Vor­ent­scheid (der wohl das Vor­bild für die deut­sche Wild­card-Run­de gab) gehö­ren sie näm­lich gewis­ser­ma­ßen zur Grund­aus­stat­tung und tre­ten gleich rudel­wei­se an: Hob­by-Sän­ge­rin­nen mitt­le­ren Alters in spät­som­mer­lich blü­hen­der Blu­men­wie­se (oder vor ähn­li­cher Natur­ku­lis­se). So auch unse­re Ute, die zu einer musi­ka­li­schen Mélan­ge aus zwei Tei­len Modern Tal­king und sie­ben Tei­len Flip­pers auf ihrem Elek­tro­roll­stuhl durch das Raps­feld saust und dabei ein biss­chen aus­sieht (und dank Auto­tu­ne auch ein wenig klingt) wie Po von den Tele­tub­bies, wofür man sie natür­lich sofort ins Herz schließt.

http://youtu.be/98t5pOE5n94

Gemein: am Schluß schlägt die Natur zurück!

Utes “all­seits belieb­ter Gute-Lau­ne-Song” (Eigen­wer­bung) ist auf jeden Fall dem schmerz­haft kru­den, text­lich als Beweis für die furcht­ba­ren Fol­gen fort­ge­setz­ten Trin­kens gel­ten kön­nen­den Ela­bo­rat ‘Kei­ne hal­ben Sachen’ des Bier­zelt­sän­gers und ehe­ma­li­gen Vor­ent­schei­dungs­teil­neh­mers Gott­lieb Wen­de­hals (ali­as Wer­ner Böhm) vor­zu­zie­hen, der wohl so eine Art Final-Curtain-Œuvre schrei­ben woll­te. Der Vor­hang ist für ihn aller­dings schon lan­ge gefal­len! Eine text­lich nicht wesent­lich weni­ger wir­re, den­noch hoch­gra­dig lus­ti­ge Fun-Punk-Num­mer lie­fern die Escan­da­los mit ihrer Ode an den Inter­net­ver­sen­der ‘Zalan­do’ ab, stil­echt beglei­tet von einem Clip, der das Herz jedes Schuh- und / oder Fuß­fe­ti­schis­ten höher schla­gen (bzw. stel­len­wei­se blu­ten) lässt.

Hat der ‘Face­book Uh ah’-Regel fol­gend kei­ne Chan­ce: der Zalando-Song

Wem das zuwe­nig Tief­gang hat, für den bie­tet Anja Mei­ert mit ihrem Betrof­fen­heits­lied ‘Wir sind die Welt’ eine Alter­na­ti­ve – nein, kein deut­sches Cover des USA-for-Afri­ca-Bene­fiz-Hits aus den Acht­zi­gern, son­dern die poli­tisch kor­rek­te, hand­ge­mach­te, links­al­ter­na­ti­ve, ziem­lich unge­len­ke Vari­an­te der euro­vi­si­ons­ty­pi­schen ‘Hand in Hand’-Welt­frie­dens­sül­ze aus dem Hau­se Sie­gel & Mei­nun­ger. Und natür­lich ist kein Inter­net-Vor-Vor­ent­scheid voll­stän­dig ohne die tra­gi­sche Trüm­mer­tran­se, heuer[ref]Bzw. erneut: wie ich im Prinz-Blog gera­de lese, bewarb sich die Gute bereits letz­tes Jahr – mit exakt dem sel­ben Bei­trag. Das nen­ne ich mal dreist![/ref] in Per­son der rund­weg fabel­haf­ten Ilon­ka Petrusch­ka, die für die ohr­wurm­ge­eig­ne­te Pet-Shop-Boys-trifft-Alca­zar-im-Dark­room-Dis­co-Num­mer ‘Love Machi­ne’ eben­falls nach Schwei­zer Vor­bild ger­ne die Natur heim­sucht und im vor­teil­haf­ten Bade­an­zug posiert, freund­li­cher­wei­se aber auch nicht ver­gisst, ein paar pracht­vol­le männ­li­che Strip­per als Augen­gold ein­zu­streu­en. Checkt auch den You­tube-Kanal des “rus­si­schen All­round-Talen­tes aus Udat­sch­ny” und die dor­ti­gen Tele­fon­strei­che. Sehr geil!

I love Udat­sch­ny, got it in my Mind: Ilon­ka Petruschka

Die schö­ne, seit Ende der Acht­zi­ger­jah­re jedoch ziem­lich aus­ge­stor­be­ne Tra­di­ti­on der deut­schen Cover­ver­si­on hält der Öster­rei­cher Mario R. Lack­ner, Co-Autor des in Kür­ze erschei­nen­den Con­chi­ta-Wurst-Hin­ter­grund­bu­ches, hoch: er trägt in, wie er selbst zugibt, mie­ser Audio­qua­li­tät die selbst ver­fass­te Über­ar­bei­tung von ‘Calm after the Storm’ vor, dem von näm­li­cher Con­chi­ta auf den zwei­ten Platz ver­wie­se­nen nie­der­län­di­schen Euro­vi­si­ons­bei­trag von 2014 der Com­mon Lin­nets. Passt zwar nicht über­all ganz in das Vers­maß, lyrisch aber durch­aus hübsch! Um zum Abschluss dann auch mal etwas zu zei­gen, das Chan­cen haben könn­te, in das Shades-of-beige-Ras­ter der Brain­pool-Aus­wahl­ju­ry zu fal­len: das Sil­ly-Cover ‘Dei­ne Stär­ken’, das die Köl­ner Zwil­lings­brü­der Domi­nik und Erik Heikaus als Visi­ten­kar­te prä­sen­tie­ren, ver­mag mich zwar wenig zu begeis­tern. Dafür aber ent­schä­digt die Optik: vom Baby­bär­chen-Fak­tor her eine Acht auf der zwölf­tei­li­gen Roman-Lob-Ska­la, ist mein Hirn bei ihrem Anblick ohne­hin mit ande­ren Din­gen beschäf­tigt, als auf die Musik zu achten…

Erik hat auch einen (selbst­ver­fass­ten?) Solo­ti­tel am Start, aber im Dop­pel­pack kom­men die Jungs besser

9 Comments

  • O je. Res­te­ram­pe, Lum­pen­samm­ler. Ich bin NICHT gespannt, was und wer da noch kommt. Hat jemand einen Tipp, wer die “pro­fes­sio­nel­len” Teil­neh­mer sind, die Sony und Co. ins deut­sche Ren­nen schi­cken? Wer lässt sich nach dem Deba­kel von Unhei­lig noch verramschen?

  • @Peter: Mrs Green­bird sind haben sich defi­ni­tiv bewor­ben (die Aus­wahl­pro­zes­se lau­fen wohl gera­de noch bzw. sind gera­de abge­schlos­sen wor­den), mög­li­che Teil­neh­mer sind wohl auch Oonagh, Mia und Tom Gaebel.

  • @Fred: Dan­ke. Aber glück­lich macht mich dei­ne Ant­wort lei­der kein biss­chen. Mia – ok, Schon wie­der Swing (Tom Gae­bel) kann aber nicht der Ernst des NDR sein! Mrs Green­bird??? Biii­te, biiiii­te nicht! Die sind eine Zeit lang auf ihrer Cas­ting-Wel­le gesurft, ich hal­te das Duo für kom­plett überbewertet.

  • Mrs. Green­bird und über­be­wer­tet? Sicher­lich nicht, bes­tes Bei­spiel The com­mon linnets.

    Oonagh wäre super. Mia fän­de ich cool.
    Ich tip­pe noch auf Bahar KIzil oder Man­dy Capris­to. Zudem auf Cas­san­dra Steen.

  • @Pasi Einspruch:The Com­mon Lin­nets sind nicht 2.te gewor­den, weil sie The Com­mon Lin­nets sind. Die­ser Erfolg hat vor­nehm­lich ande­re Väter…und die trifft man bei uns nicht an, wie die­ses Jahr wie­der mal deut­lich wurde.

  • Erik & Domi­nik Heikaus kön­nen nur lei­der nicht singen 😀
    Sind bei RTL Rising Star mit 44 % aus dem Ren­nen geflo­gen und das ganz zurecht!

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