Wie bereits erwähnt, entstand dieses Ranking bewusst schon vor etlichen Wochen, als die Vorentscheidungssaison gerade erst vorüber war, um so viel wie möglich von der Frische des ersten Eindrucks einzufangen. Mittlerweile hätte er ein bisschen Federn gelassen, mein
Platz 4: Frankreich – Bilal Hassani: Roy (König)
Denn dass der blutjunge, genderfluide und queere Franzose nicht zu den allerstärksten Sängern der Grande Nation zählt und seine spielerische Selbstbehauptungshymne kompositorisch nicht unbedingt das am stärksten glitzernde Juwel des aktuellen Jahrgangs darstellt, darüber herrschte wohl bereits nach seiner durch das von seinen Youtube- und Insta-Follower/innen gekaperte Televoting beim französischen Vorentscheid Destination Eurovision herbeigeführten Akklamation ziemliche Einigkeit, auch hier beim Hausherren. Doch zu präsent zeigte sich da noch der Einfluss seiner Hintergrundgeschichte: bekanntgeworden durch die Castingshow The Voice Kids, wo er bravourös den Siegersong ‘Rise like a Phoenix’ seines Idols Conchita Wurst coverte, seit seinem Coming-Out im Jahre 2017, aber erst recht nach seinem Sieg im Vorentscheid schlimmerweise verfolgt von Hass und Todesdrohungen (nicht nur) in den sozialen Netzwerken, weckte er in mir umgehend sämtliche Solidaritäts- und Beschützerinstinkte, die mich seinen Beitrag gewissermaßen automatisch gut finden lassen mussten. Und Sympathien wecken er und sein Lied bei mir nach wie vor, auch wenn ich ihn nach heutigem, etwas objektiveren Stand vielleicht mit Tamara Todevska den Platz im Ranking tauschen lassen würde.
Erhebt sich über seine Unterdrücker: mein Herz schlägt nach wie vor für Bilal und seine Message.
Chancen im Finale: Doch ich habe dieses Listing ja aus einem Grund so gewählt. Denn der durchschnittliche Zuschauer, der sich nicht wie unsereins durch hundert Vorentscheide gequält und alle Lieder bereits tausend Mal gehört hat, wird am Finalsamstag das allererste Mal mit dem perückentragenden Hänfling konfrontiert werden sowie mit seiner Story, die zweifellos in den Anmoderationen der nationalen Kommentar/innen Verwendung findet. Und so denke ich, dass der selbstbewusst-verletzliche Bilal durchaus das ein oder andere Herz wird rühren können und es für ein Ergebnis oberhalb des für Frankreich üblichen Schlussfeldes reichen könnte.
Beste Textzeile: das frankophon-anglophile Mashup “Je suis free” in der ersten Strophe. J’adore that.
In welche Kategorie fällt ‘Roi’ für dich?
- Ganz nett. (33%, 24 Votes)
- Verzichtbar. (32%, 23 Votes)
- Königlich! (21%, 15 Votes)
- Unerträglich. (14%, 10 Votes)
Total Voters: 72
Ich finde es einfach unerträglich, sowohl den Song als auch die “Show”. Der englische Text ist meiner Meinung ganz unnötig. Ich befürchte, das fällt durch, wenn schon das viel bessere “Merci” gescheitert ist.
Ich war erst verwirrt über das gute Ranking, realisierte dann aber, dass Du das Lied anscheinend für eine Hymne an den ja zu seiner Zeit nicht ungeil aussehenden verhinderten Rocker Roy Black hältst;-).
“…sowie mit seiner Story, die zweifellos in den Anmoderationen der nationalen Kommentar/innen Verwendung findet.”
Da würde ich mich (leider!) nicht drauf verlassen. Siehe 2017, über die Message von “Occidentali’s Karma” (das zugegebenermaßen nicht gut gealtert ist) und den Sinn des Gorillas hat Peter Urban seinerzeit kein Wort verloren.
Es wäre echt schade, wenn es so käme. Ich wünsche ihm allein schon deshalb einen Platz auf der linken Seite des Tableaus (mehr zu hoffen wäre unrealistisch), damit er so den ganzen Hatern gepflegt den Stinkefinger zeigen kann.
Und jetzt freu ich mich auf Deine Top 3 – wenn ich mich nicht verguckt habe, sind zwei dort zu erwartende Beiträge drin sowie einmal krasser Scheiß 🙂
Oh weh, jetzt kommt wieder der Hater… Ich ducke mich schon mal im Voraus…
Alles, was du über das Lied und Bilal als Sänger sagst, stimmt. Und wo die Norweger die eine Seite dessen verkörpern, was mich dazu bringt mich immer wieder rechtfertigen zu müssen, weil ich den ESC schaue, verkörpert Bilal die andere. Wie schon bei DSDS, wo der Tod des Vaters ein gutes Mittel war, die Mottoshows zu erreichen.
Es scheint bei diesem Liederwettbewerb vielen eben nicht um Lieder, sondern um Menschen zu gehen. Und von mir aus können wir ja auch einen Eurovision Personality Contest einführen; ich würde ihn nicht gucken, aber das Bedürfnis, Menschen nach ihrer Geschichte zu beurteilen, scheint ja in uns allen ausgeprägt zu sein. Vielleicht würde der ESC sich dann mal wieder der Musik zuwenden.
Aber abgesehen von dem allen ist Roi auch kein völliger Griff ins Klo. Musikalisch gibt es da durchaus Sachen, die deutlich schlechter sind, und abgemischt klingt seine Stimme ja auch ok.
Ich hoffe niemanden verärgert zu haben, aber dieses Verknüpfen von Song und Künstler, um Durschschnittsware zum Sieganwärter zu pushen, nervt mich seit einigen Jahren kolossal. Ich bitte um Verzeihung.
Am Schluss bleibt halt seine Story und die Botschaft des Songs übrig. Musikalisch und gesanglich – na ja. Für mich zu wenig für einen Wettbewerb. Gutes Beispiel für “Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht”.
Muss mich da leider vielen Kommentaren anschließen. Die Botschaft an sich ist sehr nett, nur was bringt mir dass wenn der Song halt nur so “meh” ist??
Kann mit seiner Stimme leider so gar nichts anfangen und dieser ständige Wechsel zwischen Französisch und Englisch stört auch.
Ich glaube dass es für Frankreich eher wieder auf die rechte Tabellenhälfte geht.
Ich prognostiziere Bilal mal einen guten Platz, ähnlich wie Mercy letztes Jahr, eher etwas besser. Und so einen Platz kann man auch vom Song her gut vertreten.
Das Manko an Sangeskunst kann er locker mit seiner Ausstrahlung auf der Bühne kompensieren.
Story und Brimborium im Vorfeld spielen eh kaum eine Rolle, wenn du deinen Song in den 3 Minuten am 18. Mai nicht verkaufen kannst, nutzt das und der 15 Sec. Einspieler vor dem Song auch nix.
Und ich bin mir relativ sicher, dass er seinen Song sehr gut verkaufen wird.
Bilal ist bestimmt ein sehr lieber Mensch und seine Message durchaus wichtig und aktueller denn je. Aber mir geht es ausschliesslich um den Song und den Gesang. Und beides überzeugt mich leider gar nicht. Ich bin auch etwas skeptisch, ob er die Botschaft dem Zuschauer in drei Minuten auf der Bühne vermitteln kann.