Acht Acts fanden sich ein in den RTÉ-Studios in Dublin, wo der irische Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 1970 stattfand; wegen eines gewerkschaftlichen Streiks erst ziemlich spät, nur drei Wochen vor dem internationalen Wettbewerb. Erstmalig fanden sich keine ehemaligen irischen ESC-Teilnehmer im Line-up. Drei der Lieder befleißigten sich des Gälischen, sie landeten allesamt am unteren Tabellenende. Wobei für drei Songs überhaupt kein Ergebnis vorliegt. Und auch von den Beiträgen finden sich nur die beiden Topplatzierten noch im Netz. Den Silbermedaillenplatz erreichte dabei das im nostalgischen Close-Harmonies-Stil der Andrew Sisters produzierte ‘Things you hear about me’ des Damendreiers Maxi, Dick & Twink (Irene McCoubrey, Barbara Dixon und Adele King). Das kurzlebige Trio ging aus einem Dubliner Chor hervor und verdiente sich seine Brötchen zunächst im Background. Nach einer Teilnahme an der britischen Talentshow Opportunity knocks, die schon Mary Hopkin zum Star machte, veröffentlichten sie ihren Vorentscheidungsbeitrag als erste von nur zwei Singles. Eine ausgedehnte Tour durch die entlegensten Orte Kanadas im arktischen Winter 1970 führte jedoch zu heftigen Zickenkriegen und zum Auseinanderbrechen der Girlgroup. Alle drei machten solo weiter, Maxi enterte 1973 und 1981 die Eurovisionsbühne, da als Teil eines weiteren Trios namens Sheeba.
Etwas, wovon die meisten Schwuppen träumen: ein Maxi-Dick an einem Twink.
Die in London geborene Nordirin Rosemary Brown, von Mitschülerinnen mit dem Spitznamen “Dana” (irisch für spitzbübisch) versehen, weil sie als Mädchen unerhörterweise Karate praktizierte, hatte erstmalig 1969 im Alter von 17 Jahren am irischen Vorentscheid teilgenommen und dort den zweiten Platz belegt. Tom McGrath, der Produzent der Show, lud sie für 1970 erneut ein, weil er glaubte, dass eine für den Wettbewerb eingereichte Ballade namens ‘All Kinds of Everything’ gut zu ihr passe. Das erwies sich als goldener Griff: das zuckersüße Liedlein, in dem Dana vollkommen wahllos alle möglichen Dinge aufzählt, die sie an ihren Liebsten erinnern, gewann nicht nur dem heimischen Vorentscheid, sorgte bescherte der Grünen Insel auch ihren ersten von bis dato historischen sieben Siegen beim Eurovision Song Contest. Die Nummer wurde zum Welthit mit über 2 Millionen verkaufter Singles (# 4 in den deutschen Charts) und eröffnete der strenggläubigen und erzkonservativen Katholikin, die sich stets dezidiert gegen Abtreibungen, Scheidungen und die Homo-Ehe positionierte, den Weg zu einer langanhaltenden Musikkarriere. Ab den Achtzigern veröffentlichte sie schwerpunktmäßig christliche Musik in den USA, wo sie zeitweilig auch lebte und die dortige Staatsangehörigkeit annahm. Unter anderem komponierte sie zwei Songs für Papst Johannes Paul II. Ende der Neunziger wechselte sie in die Politik und kandierte zweimal bei den irischen Präsidentschaftswahlen sowohl (erfolgreich) für das Europaparlament.
https://youtu.be/vpKypJkzrkI
“Jedermanns Vorstellung einer unschuldigen irischen Jungfrau”: so kommentierte der spätere irische TV-Unterhaltungschef David Blake Knox Danas Anziehungskraft auf die europäischen Juror:innen.
Vorentscheid IE 1970
Sonntag, 1. März 1970, im RTÉ-Fernsehstudio in Dublin. Acht Teilnehmer:innen. Moderation: Brendan O’Reilly.# | Interpreten | Songtitel | Jury | Platz |
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01 | Anna McGoldrick | Dá sheoilfainn an Domhan | n.b. | n.b. |
02 | John McNally | An irish Love | 09 | 03 |
03 | Pat & Jean | Cé’n fáth ná graíonn tú mé | 00 | 08 |
04 | We 4 | D’imigh an ghrian | 05 | 04 |
05 | Maxi, Dick & Twink | Things you hear about me | 14 | 02 |
06 | Dana | All Kinds of everything | 23 | 01 |
07 | Tony Kenny | No Time like Summertime | n.b. | n.b. |
08 | Tony O’Leary | She meant everything | n.b. | n.b. |
Letzte Aktualisierung: 09.07.2021
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