ESC-Fina­le 1998: Schön­heit, Größe

Logo des Eurovision Song Contest 1998
Das his­to­ri­sche Jahr

Ein Jahr­gang für die Geschichts­bü­cher. Eine Zäsur. Der wich­tigs­te Sieg in der Euro­vi­si­ons­ge­schich­te. Der Super­la­ti­ve las­sen sich vie­le bemü­hen, doch kei­nes ver­mag die his­to­ri­sche Dimen­si­on des von der bri­ti­schen Kom­men­ta­to­ren­le­gen­de Ter­ry Wogan mode­rier­ten Con­tests rich­tig zu fas­sen. End­lich war das Tele­vo­ting für alle[ref]Mit Aus­nah­me zwei­er Län­der, die noch über kein aus­rei­chend sta­bi­les Mobil­funk­netz verfügten[/ref] Pflicht. End­lich konn­ten sich bei der Abstim­mung die bei den Zuschau­ern mehr­heits­fä­hi­gen Stü­cke durch­set­zen und nicht die­je­ni­gen, die einem kon­ser­va­tiv-ver­staub­ten Musik­ver­ständ­nis obsku­rer “Experten”-Teams ent­spra­chen. End­lich Schluss mit der Bevor­mun­dung, den kras­sen Fehl­ur­tei­len und dem Gescha­cher hin­ter den Kulis­sen. End­lich Demokratie!

In einer Dop­pel­rol­le: Ter­ry Wogan gab den Gast­ge­ber auf der Büh­ne – und kom­men­tier­te die Show gleich­zei­tig live.

Dazu noch brach­te die­se Neue­rung gleich im ers­ten Jahr den gerech­tes­ten, den noch vor dem Tri­umph der bär­ti­gen Dame von 2014 wich­tigs­ten Euro­vi­si­ons­sieg aller Zei­ten mit sich: zu Zei­ten der Jury hät­te Dana Inter­na­tio­nal (IL 2011) sicher nicht gewon­nen. Die schö­ne ‘Diva’, 1972 als Yaron Cohen in Tel Aviv gebo­ren, zwi­schen­zeit­lich ent­spre­chend ihres emp­fun­de­nen Geschlech­tes zur Frau umope­riert, konn­te sich in ihrer Hei­mat Isra­el gegen die erbit­ter­ten Wider­stän­de der Ultra­or­tho­do­xen durch­set­zen, die in der Reprä­sen­ta­ti­on ihres Lan­des durch eine Trans­se­xu­el­le eine “natio­na­le Schan­de” sahen. Auf den schma­len Schul­tern der cou­ra­gier­ten Sän­ge­rin, deren Kind­heits­traum mit der Grand-Prix-Teil­nah­me in Erfül­lung ging, las­te­te nun die schwe­re Ver­ant­wor­tung, es den Hass­pre­di­gern durch nichts weni­ger als einen Sieg zu beweisen.

Eine Frau mit vie­len Fri­su­ren: Dana Inter­na­tio­nal (IL) im Videoclip

Nicht nur als Inter­pre­tin ihres pep­pi­gen Dis­co­schla­gers vol­ler “Schwung und Ele­ganz” (so Lys Assia [CH 1956, 1957, 1958] im Fed­der­sen-Inter­view) stand sie auf der Büh­ne, son­dern gleich­sam als Ver­tre­te­rin aller ange­fein­de­ten Min­der­hei­ten Euro­pas wie Homo‑, Bi- und Trans­se­xu­el­len; als Vor­kämp­fe­rin für Tole­ranz, Respekt und Frei­heit. Jawohl, auch für mich sang Dana Inter­na­tio­nal! Nie­mals in der bis­he­ri­gen Con­test­ge­schich­te war ein Sieg so mit Bedeu­tung auf­ge­la­den, so sehr gesell­schaft­li­che Zei­chen set­zend wie in die­sem Jahr. Nie­mals sonst drück­te ich einer Sän­ge­rin so stark die Dau­men, nie­mals zit­ter­te ich so sehr bei der Punk­te­aus­zäh­lung mit. Und erst die letz­te Wer­tung ent­scheid über ihren Sieg – Gott / Jeho­va / Allah sei Dank gelang es, denn jedes ande­re Ergeb­nis hät­te ich als per­sön­li­che Krän­kung auf­ge­fasst und mich für immer vom Euro­vi­si­on Song Con­test abge­wandt. Doch der Zeit­geist stand auf der Sei­te von Dana Inter­na­tio­nal, die anschlie­ßend einen euro­pa­wei­ten Hit ein­fah­ren konnte.

Mei­ne ewi­ge Hel­din: Dana Inter­na­tio­nal (IL)

An ihren Chart­plat­zie­run­gen ließ sich zudem ganz gut der aktu­el­le Stand des gesell­schaft­li­chen Fort­schrit­tes in den ver­schie­de­nen Län­dern able­sen: #59 FR, #47 DE, #37 AT, #15 CH, #12 NO, #11 NL und UK, #7 FI, #3 SE, #2 BE. Trotz gewis­ser voka­ler Schwä­chen, von der sepa­riert ste­hen­den Dicken in Danas vier­stim­mi­gem Begleit­chor bes­tens auf­ge­fan­gen, war ihre Prä­sen­ta­ti­on per­fekt. Einem klu­gen Rat fol­gend, hob sie sich den eigens für den Con­test von Jean-Paul Gaul­tier ange­fer­tig­ten extra­va­gan­ten Pfau­en­fe­der­fum­mel für die Sie­ger­re­pri­se auf und trat in einem ver­gleichs­wei­se schlich­ten, grau­en Kleid an. Dafür leg­te sie sich kei­ner­lei Zurück­hal­tung auf, was die Ges­tik betraf. Was den exo­ti­schen Reiz des hebräi­schen Tex­tes ver­stärk­te, den man aber vor allem im Refrain dank geschickt ein­ge­wo­be­ner, inter­na­tio­nal ver­ständ­li­cher Wor­te wie “Aphro­di­ta” und “Cleo­pa­tra” leicht mit­sin­gen konn­te. Als ihr größ­tes Pfund erwies sich jedoch ihre natür­li­che Anmut: hät­ten die Medi­en nicht vor­her aus­führ­lich über ihre Trans­se­xua­li­tät infor­miert, man hät­te nichts geahnt. Sie war von glaub­haf­ter weib­li­cher Schönheit.

Phil­lip Kirk­o­rov (RU 1995) cover­te spä­ter Danas Nummer

Aber auch das rest­li­che Teil­neh­mer­feld zeig­te sich in wei­ten Stre­cken hoch­klas­sig. Das begann mit dem bes­ten kroa­ti­schen Bei­trag aller Zei­ten: ein­ge­hüllt in ein mys­te­riö­ses schwar­zes Cape erschien die schö­ne Dani­je­la Mar­ti­no­vić (HR 1995) und stimm­te ihre Lie­bes­schmerz­bal­la­de ‘Neka mi ne sva­ne’ an. Auch ohne den zutiefst melan­cho­li­schen Text[ref]So sehr berühr­te mich die­ser Song damals, dass ich mir in der dar­auf­fol­gen­den Woche die CD-Sin­gle kauf­te und sie einer Kol­le­gin mit kroa­ti­schen Wur­zeln vor­spiel­te, mit der Bit­te, mir den Text zu über­set­zen (diggiloo.net kann­te ich noch nicht). Dem armen Mädel kamen dabei fast die Trä­nen, weil die Wor­te so schön sei­en. Als ich ihre Über­set­zung las, ging es mir genau so.[/ref] zu ver­ste­hen, ver­moch­te man den Kum­mer der Sän­ge­rin mit Hän­den zu grei­fen – und ertrank ger­ne in dem schmerz­haft schö­nen Gefühl der sich durch die wun­de See­le schlit­zen­den Rasier­klin­gen des Her­ze­leids. Nicht nur musi­ka­lisch und stimm­lich begeis­ter­te die Maga­zin-Lead­sän­ge­rin: pünkt­lich zum zwei­ten Refrain warf Dani­je­la die Kapu­ze ab und ver­wan­del­te sich in einen strah­len­den wei­ßen Schwan, was die Fans im Saal mit hys­te­ri­schem Joh­len quit­tier­ten. Auch, wenn Ire­en Sheer (LU 1974, 1985, DE 1978, DVE 2002) den Grand-Prix-Strip erfand: hier sicher­te sich Kroa­ti­en das ein­ge­tra­ge­ne Warenzeichen!

Wun­der­schö­ne Sän­ge­rin, wun­der­schö­nes Lied, wun­der­schö­ne Wor­te: Dani­je­la (HR)

Frank­reich schick­te die ers­te von drei star­ken schwar­zen Sän­ge­rin­nen des Abends und führ­te damit sei­ne Eth­no-Linie fort, auch wenn in dem Song ‘Où aller’, von Marie Line Maro­la­ny mit­kom­po­niert, getex­tet und mit Hin­ga­be vor­ge­tra­gen, ihre kari­bi­schen Wur­zeln in eher homöo­pa­thi­schen Dosen aus­zu­ma­chen waren. Dass das Qua­li­täts­pop­stück beim Publi­kum so spek­ta­ku­lär durch­fiel, dürf­te vor allem der 1998 noch avant­gar­dis­ti­schen, ras­pel­kur­zen Les­ben­fri­sur der Sän­ge­rin geschul­det sein, die bei flüch­ti­ger Betrach­tung wie eine Glat­ze und somit ein wenig bedroh­lich wirk­te. Sehr scha­de! Um die Schwei­ze­rin Gun­vor Gug­gis­berg gab es im Hei­mat­land einen Skan­dal. Wie auch Guil­do Horn hat­te sie sich im Vor­feld mit der ört­li­chen Bou­le­vard­pres­se ein­ge­las­sen. Kurz vor dem Con­test ließ das Revol­ver­blatt Blick sei­nen Schütz­ling jedoch fal­len und ver­öf­fent­lich­te schmie­ri­ge Berich­te über eine Tätig­keit der ehe­ma­li­gen Staats­an­ge­stell­ten im hori­zon­ta­len Gewer­be und – viel schlim­mer, weil für jeden Schwei­zer das gesell­schaft­li­che Todes­ur­teil – unge­ord­ne­te Finan­zen. Gun­vors Null-Punk­te-Ergeb­nis dürf­te jedoch nicht ihrem zu allem Über­fluss recht frei­zü­gi­gen Out­fit, son­dern ihrer kata­stro­pha­len Dar­bie­tung und dem unter­ir­di­schen Schla­ger ‘Lass ihn’ aus ihrer und der Feder Egon Ege­manns (CH 1990) zuzu­schrei­ben sein, in dem hirn­er­schüt­tern­de Zei­len wie “Schmeißt die Arbeit, sogar die Stel­le hin” vorkamen.

Wohin nur, wohin? Marie Line (FR)

Nach dem Tief- der nächs­te Höhe­punkt: es erschien der deut­sche Hei­land, der Meis­ter, der unbe­streit­ba­re Ret­ter des Grand Prix. Guil­do Horn leg­te, wie man es von ihm kennt, alles in sei­ne drei Minu­ten und ver­aus­gab­te sich völ­lig. Wie ein Der­wisch turn­te er über die Büh­ne, spur­te­te ins Publi­kum, herz­te die über­rascht-ent­zück­te bri­ti­sche Gran­de Dame der Euro­vi­si­on, Katie Boyle, und klet­ter­te zum Schluss auf ein bereit­ste­hen­des Büh­nen­ge­rüst. Der Saal koch­te vor Begeis­te­rung, Peter Urban über­schlug sich vor Auf­re­gung und Mil­lio­nen euro­päi­scher Fern­seh­zu­schau­er (Charts: #37 AT, #17 CH, #4 DE) rie­ben sich ver­wun­dert die Augen: was war denn nur auf ein­mal aus den humor­lo­sen Deut­schen gewor­den? Horn leis­te­te hier Unschätz­ba­res für unse­re Wahr­neh­mung im Aus­land. Und zuhau­se hol­te sein Auf­tritt den Grand Prix zurück aus der Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Ohne ihn gäbe es heu­te den Euro­vi­si­on Song Con­test nicht mehr. Wir alle sind dem Mann, des­sen Kar­rie­re nach Bir­ming­ham vor­über­ge­hend in ein schwar­zes Loch stürz­te, zu ewi­gem Dank verpflichtet!

Die Zeit vol­ler Zärt­lich­keit: dan­ke, Meis­ter (DE)

Feg­te eines Tages ein Tsu­na­mi über Mal­ta hin­weg, die Ein­woh­ner könn­ten ent­spannt reagie­ren: ein­fach Chia­ra Sira­cu­sa (MT 2005, 2009) zu Was­ser gelas­sen und es sich auf der groß­zü­gig bemes­se­nen Ret­tungs­in­sel bequem gemacht – kein Mal­te­ser müss­te unter­ge­hen! Die char­man­te Boje sang eine lang­wei­li­ge Ode an den Big Mäc (‘The One that I love’) und die Zuschau­er über­schüt­te­ten sie dafür mit Punk­ten. Ver­mut­lich aus Angst, die Sän­ge­rin könn­te sonst die obsti­na­ten Län­der über­fal­len und alle Lebens­mit­tel­vor­rä­te auf­es­sen. Es folg­te die zwei­te schwar­ze Sän­ge­rin des Abends mit dem zwei­ten star­ken Pop­song: Imaani Saleem begeis­ter­te mit lus­ti­gen Ras­ta­zöpf­chen und einer Mischung aus Lounge, star­ken Vocals und kna­cki­gen House­beats. So sehr auf der Höhe der Zeit (Charts: #15 UK, #14 NL, #12 BE) wie letzt­ma­lig an die­sem Abend soll­te sich das eins­ti­ge Mut­ter­land des Pop bei der euro­päi­schen Leis­tungs­schau der Unter­hal­tungs­mu­sik nie wie­der zei­gen. ‘Whe­re are you?’ kam auf den zwei­ten Platz, ein für Groß­bri­tan­ni­en gera­de­zu nost­al­gi­sches Ergeb­nis, das es anschlie­ßend auch nie mehr errei­chen sollte.

Ein hoch­klas­si­ger, kon­tem­po­rä­rer bri­ti­scher Bei­trag – whe­re are they now?

Die Hol­län­de­rin Edsilia Rom­bley (2007 im Semi­fi­na­le schmäh­lich aus­ge­schie­den) kom­plet­tier­te das Trio der star­ken schwar­zen Frau­en. Sie ver­setz­te mit ihrem nichts weni­ger als gött­lich inter­pre­tier­ten, groo­vi­gen Soul­stück ‘Hemel en Aar­de’ in Ver­zü­ckung. Und stell­te ein­mal mehr unter Beweis, dass die Nie­der­lan­de eine füh­ren­de Pop­na­ti­on sein kön­nen, wenn sie nicht im eige­nen Kir­mes­schla­ger­saft schmo­ren, son­dern ihren rei­chen, mul­ti­kul­tu­rel­len Talen­te­schatz anzap­fen! Micha­el Haji­yan­ni aus Zypern ver­moch­te zwar optisch zu punk­ten, ver­geig­te die Vokal­ar­beit an sei­ner anspruchs­vol­len Hei­mato­de ‘Gene­sis’ aber über wei­te Stre­cken. Sei­ne grie­chi­sche Kol­le­gin Thalas­sa sah mit nach­läs­si­ger Blon­die­rung und im her­un­ter­hän­gen­den Trä­ger­leib­chen aus, als gin­ge sie schon zu lan­ge anschaf­fen. Ihre Musik­gur­ke ‘Mia kri­fi evest­hi­sa’ besorg­te dem Land sei­ne schlech­tes­te Plat­zie­rung. Und das zu Recht.

Ein audio­vi­su­el­ler Gesamt­ge­nuss: die fan­tas­tisch groo­ven­de Edsilia! (NL)

Nicht Fleisch noch Fisch der schwe­di­sche Bei­trag, die maue Prin­zes­sin-Dia­na-Gedächt­nis­num­mer ‘Kär­le­ken är’ von Jill John­son. ‘Kär­le­ken’: wie kann man so etwas Heh­res wie die Lie­be mit einem Wort bele­gen, das für einen Mit­tel­eu­ro­pä­er wie etwas klin­gen muss, das Zie­gen in der Abge­schie­den­heit ihres Stalls tun? Anders die Fin­nen: aus exakt sechs Wor­ten Text (“Wei­te, offe­ne Land­schaft, Schön­heit, Grö­ße, Isa”), der in einer gera­de­zu mys­ti­schen Stim­mung bade­te, bestand deren Hei­mat­hym­ne ‘Aava’. Dazu boten sie den ers­ten Tromm­ler der Con­test­ge­schich­te, der sei­ne Beats auf einem Ton­krug erzeug­te! Lei­der jedoch erin­ner­te Mari­ka Krook, die Lead­sän­ge­rin von Edea, frisür­lich an eine schlan­gen­köp­fi­ge Medu­sa. So dass alle Angst­ha­sen, die nach Marie Lines Auf­tritt noch immer hin­ter dem Ses­sel zit­ter­ten, nun end­gül­tig den Fern­se­her aus­mach­ten und mit Alp­träu­men ins Bett gingen.

Wei­te Musik­land­schaft vol­ler offe­ner Voka­le: Edea (FI)

Lars Fre­d­rik­sen bewies, was man vom skan­di­na­vi­schen Som­mer zu hal­ten hat­te: ‘All­tid Som­mer’ trug er im dicken Nor­we­ger­pul­li vor. Vla­do Janew­s­ki aus dem erst­ma­lig ver­tre­te­nen Maze­do­ni­en beschloss das Menü mit einer lei­der nur inhalt­lich, nicht aber musi­ka­lisch eng mit der kroa­ti­schen Welt­un­ter­gangs­hym­ne ver­wand­ten Lie­bes­schmerz­bal­la­de und for­der­te eben­falls, die Däm­me­rung möge nie­mals mehr anbre­chen. Er ver­gaß jedoch den Kos­tüm­wech­sel und konn­te so im Gegen­satz zu Dani­je­la nicht punk­ten. Als wür­di­ge ‘Diva’ erwies sich Dana Inter­na­tio­nal schließ­lich bei der Sie­ger­eh­rung: wie es sich für eine sol­che gehört, ließ sie den sicht­lich rat­los auf der Büh­ne her­um­ste­hen­den Ter­ry Wogan (und Mil­lio­nen euro­päi­scher Fern­seh­zu­schau­er) lan­ge Minu­ten war­ten, bis sie sich in ihr Gaul­tier-Feder­ge­wölk geschraubt hat­te und bereit war, die Tro­phäe ent­ge­gen zu nehmen.

Wie vie­le Papa­gei­en muss­ten dafür ster­ben? Danas Reprise

Und dann lud sie fah­nen­schwen­kend die gan­ze Welt für nächs­tes Jahr nach Jeru­sa­lem ein. Ob sie das zuvor mit der IBA abge­stimmt hat­te, weiß man nicht – in die­sem Augen­blick bestand aber nicht der gerings­te Zwei­fel, dass Super-Dana den Event zur Not auch völ­lig allei­ne in ihrem Vor­gar­ten orga­ni­siert hät­te, wenn es denn nötig gewe­sen wäre. “Die Ortho­do­xen wer­den so eine schlim­me Nacht haben heu­te”, sag­te sie in einem Inter­view – ich hin­ge­gen erleb­te einen der glück­lichs­ten Momen­te mei­nes Lebens, wie er sich erst 2014 beim Sieg von Con­chi­ta Wurst wie­der­ho­len soll­te. An die­sem Abend war ich mit der Welt im Rei­nen, die Zukunft gol­den: das Gute hat­te gesiegt. Dan­ke, Euro­pa und dan­ke, Dana!

Euro­vi­si­on Song Con­test 1998

Euro­vi­si­on Song Con­test. Sams­tag, 9. Mai 1998, aus der Natio­nal Indoor Are­na in Bir­ming­ham, Groß­bri­tan­ni­en. 25 Teil­neh­mer­län­der. Mode­ra­ti­on: Ter­ry Wogan und Ulri­ka Johnsson.
#LandInter­pretTitelPunk­tePlatz
01HRDani­je­la MartinovićNeka mi ne svane13105
02GRThalas­saMia kri­fi Evesthisia01220
03FRMarie Line MarolanyOù aller00324
04ESMik­el Herzog¿Qué voy a hacer sin ti?02116
05CHGun­vor GuggisbergLass ihn00025
06SKKata­rí­na HasprováMod­lit­ba00821
07PLSix­teenTo takie proste01917
08ILDana Inter­na­tio­nalDiva17201
09DEGuil­do HornGuil­do hat Euch lieb08607
10MTChia­ra SiracusaThe One that I love16503
11HUChar­lie HorváthA hol­nap már nem lesz szomorú00423
12SIVili Res­nikNaj Bogo­vi slišijo01718
13IEDawn Mar­tinIs always over now?06409
14PTAlma LusaSe eu te pudes­se abraçar03613
15ROMăli­na OlinescuEu cred00622
16UKImaani SaleemWhe­re are you?16602
17CYMicha­el HajiyanniYene­sis03711
18NLEdsilia Rom­bleyHemel en Aarde15004
19SEJill John­sonKär­le­ken är05310
20BEMéla­nie CohlDis oui12206
21FIEdeaAava02215
22NOLars Fredik­senAll­tid Sommer07908
23EEKoit Too­meMere Lap­sed03612
24TRTüz­menUnut­amaz­sın02514
25MKVla­do JanevskiNe zori, Zoro01619

9 Comments

  • Naja. Bei allem Respekt vor Min­der­hei­ten, aber muss­te es aus­ge­rech­net die­ses Indi­vi­du­um sein? Dana Inter­na­tio­nal ist ein ech­tes Uni­ver­sal­ta­lent: sie kann nicht sin­gen, nicht tan­zen, und (wie man 1999 sah) Trep­pen stei­gen kann sie auch nicht. Nein dan­ke; in kei­nem ande­ren Jahr hät­te sie Chan­cen gehabt. Dana Inter­na­tio­nal pro­fi­tier­te davon, dass 98 den Geist von 96 wie­der­be­leb­te: der wohl lang­wei­ligs­te Con­test in der Geschich­te. Ich und mei­ne Freun­de haben für die­sen Wett­be­werb die drei Schlüs­sel­ka­te­go­rien ein­ge­führt: Trägt der Inter­pret Schwarz? Frisst er das Mikro? Ist das Lied lang­wei­lig? 1998 gab es so vie­le Drei­er (drei­mal ja), dass Dana her­aus­stach wie ein weher Dau­men (das gilt genau­so für Guil­do, der der wohl ein­zi­ge Per­for­mer des Abends war, der kein ein­zi­ges Ja erhielt). Grau­sa­mer Abend. Beson­ders als Kon­trast zu 1997 und 1999 wirk­lich erschre­ckend. Bahn­bre­chend? Ja, natür­lich. Inter­es­sant? Kein Stück.

  • re: Naja…

    Bei allem Respekt vor Min­der­hei­ten, aber muss­te es aus­ge­rech­net die­ses Indi­vi­du­um sein?

    Kein Wort gegen mei­ne Hei­li­ge! 😉 Das kannst Du als Hete­ro nicht ver­ste­hen, aber für mein Emp­fin­den war der Euro­vi­si­ons­sieg Danas tat­säch­lich ein Fanal für die gesell­schaft­li­che Aner­ken­nung von Lebens­wei­sen, die von der Hete­ro­nor­ma­ti­vi­tät abwei­chen. Ein Durch­bruch für die Gleich­be­rech­ti­gung, weit über die Gren­zen Deutsch­lands hin­aus. Da spiel­te es gar kei­ne Rol­le, dass sie nicht sin­gen kann. 😀

  • Ho-hum Hm. Da stellt sich mir aller­dings wie­der­um die Fra­ge, inwie­weit ein Sieg bei die­ser Ver­an­stal­tung mit ‘gesell­schaft­li­cher Aner­ken­nung’ ein­her­geht. Aber zuge­ge­ben, das mag in Län­dern, in denen man den ESC erns­ter nimmt, eher der Fall sein. Naja. Mal schau­en – viel­leicht kommt die dicke Frau aus Mal­ta die­ses Jahr zum Zuge – oder 2012, wenn wir da mal nume­risch vor­ge­hen (1998 Drit­te, 2005 Zwei­te. Wie geht die Rei­he weiter? 😉 )

  • Sie (Dana) war von glaub­haf­ter weib­li­cher Schön­heit.’ Als männ­li­che ESC-Hete unter­schrei­be ich die­se Aus­sa­ge von Oli­ver vor­be­halt­los. Und es war mei­ner Mei­nung nach ins­ge­samt ein her­vor­ra­gen­der Con­test. In den Jah­ren zuvor fand ich immer alles Schrott bis auf einen Bei­trag und dan­kens­wer­ter­wei­se gewann die­ser dann in aller Regel auch. Aber 1998 war viel Gutes dabei. Und ich tei­le auch Oliver’s Mei­nung über Dani­je­la und Guil­do. Mei­ne Frau und ich hat­ten damals das Glück, live in Bir­ming­ham dabei­sein zu dür­fen, nach­dem wir bei der J.B.Kerner-Show einen Trip dort­hin gewon­nen hat­ten. (Wenigs­tens dafür war die­ser Schmier­lap­pen JBK gut.) Ein unver­gess­li­ches Erlebnis.

  • Dana Ding Dong Dann wird es Dich sicher­lich beson­ders freu­en, daß Dana auch heu­er wie­der dabei sein will – sie ist im israe­li­schen VE. Also auch ich fand (viel­leicht aus etwas ande­ren Grün­den) den Auf­tritt und Sieg von Dana gran­di­os. DAS ist ESC !! 🙂

  • In dem Bericht sind lei­der fast alle YT-Vide­os “gelöscht” – das ist scha­de für den Blogger.

  • Dan­ke, ich hab heu­te neue ein­ge­stellt und hof­fe, dass die nicht auch wie­der gelöscht werden.

  • Ich wer­de wohl nie den Grund dafür erfah­ren, war­um Mal­ta fast gewon­nen hät­te. Ja, danach hat das Ver­ei­nig­te König­reich wirk­lich nur noch wenig genieß­ba­res zum ESC geschickt, aber es war trotz­dem eine gut gemach­te Show.
    Ich lie­be die Locker­heit und “Cool­ness” von Ter­ry und Ulri­ka bei der Mode­ra­ti­on, wel­che heut­zu­ta­ge selbst bei Petra und Måns nur noch ein­ge­schränkt vor­han­den ist.

  • Das Jahr mei­nes Wie­der­ein­stiegs nach sie­ben­jäh­ri­ger Pau­se und mög­li­cher­wei­se der bes­te Con­test der Geschich­te. Auf jeden Fall ein abso­lu­tes Aus­nah­me­jahr, des­halb ver­gebt mir bit­te, dass ich hier mit Super­la­ti­ven um mich wer­fe. Büh­ne: Abso­lu­te Augen­wei­de, für mich eine der schöns­ten Büh­nen der Geschich­te. Die Mode­ra­ti­on gehört eben­falls zu den bes­ten ever, Ter­ry und Ulri­ka waren super auf­ein­an­der ein­ge­spielt, es erschien alles so leicht und selbst­ver­ständ­lich bei ihnen. Und dann die Bei­trä­ge! Die MUSS ich hier ein­zeln wür­di­gen, weil die­ses Jahr der­ma­ßen vie­le Per­len her­vor­ge­bracht hat. Here we go (in Klam­mern mei­ne Punk­te, wenn es wel­che gab):

    Kroa­ti­en: ein abso­lu­ter Klas­si­ker. Genia­ler Song, tol­le Sän­ge­rin und ein Auf­tritt für die Ewig­keit. Mehr muss man dazu nicht sagen. (4 points)
    Grie­chen­land: jaaa, schlech­tes­te Plat­zie­rung ever, aber tat­säch­lich gefällt mir der Song. Ich hör mir den durch­aus ger­ne an.
    Frank­reich: einer der weni­gen Songs in die­sem Jahr, mit denen ich nicht warm wer­de. Sor­ry, Marie-Line.
    Spa­ni­en: Ach Mik­el. Fünf Jah­re spä­ter hät­test Du abge­räumt, Har­ry Pot­ter war ja damals bekannt­lich ganz groß. Der Song ist nied­lich, der Sän­ger auch, die Stim­me nicht ganz so.
    Schweiz: Nun ja, die bit­te­re Geschich­te dahin­ter ist ja dank Tim Moo­re inzwi­schen bekannt. 0 Punk­te hat­te sie nicht ver­dient, vor allem des­halb nicht, weil die meis­ten den grau­en­haf­ten Text gar nicht ver­stan­den haben.
    Slo­wa­kei: Ich mag die­se Frau ein­fach nicht und ihre Bemer­kun­gen über Dana auch nicht. Das Lied – meh. Acht Punk­te sind genug.
    Polen: Das ist einer der Songs, die eigent­lich nichts­sa­gend sind, denen ich aber seit dem ers­ten Hören ver­fal­len bin. Liegt am Instru­men­tal­teil. (2 points)
    Isra­el: DANAAAAAAA! Was für ein Song! Was für ein Sieg! Was für eine Frau! (7 points)
    Deutsch­land: Guil­do hat uns lieb. Und wir ihn erst! Der geils­te Auf­tritt der ESC-Geschich­te! (8 points)
    Mal­ta: “Angel” war geni­al, “What if we” ganz okay, aber den einen, den sie liebt, den lie­be ich jetzt nicht so. Trotz­dem ist die Stim­me natür­lich eine Offenbarung.
    Ungarn: Wie­der so ein Song, den kei­ner mag, nur ich. Ich find die Num­mer ziem­lich cool.
    Slo­we­ni­en: Für den hier gilt das noch viel mehr. Lei­der hat Vili es live ver­sem­melt, aber das dürf­te der am kras­ses­ten unter­be­wer­te­te Song des Jahr­gangs sein. Ich lie­be alles dar­an. (6 points)
    Irland: Die Iren haben irgend­wie immer ein Pro­blem mit dem Lip­pen­stift, dabei ist Dawn so eine hüb­sche Frau. Der Song ist nichts beson­de­res, aber sie haben es gut auf die Büh­ne gebracht.
    Por­tu­gal: Das ist ein Song, der mir sofort gute Lau­ne macht und den ich mir nicht anhö­ren kann, ohne mich danach direkt bes­ser zu füh­len. (1 point)
    Rumä­ni­en: Sehr unauf­fäl­li­ge, sehr klas­si­sche Bal­la­de. Mali­na der per­so­ni­fi­zier­te Lieb­reiz. Lei­der ist sie schon von uns gegangen 🙁
    UK: Völ­lig zu Recht von allen mit Punk­ten über­schüt­tet wor­den. Und es hat 24 lan­ge Jah­re gedau­ert, bis die Bri­ten wie­der ver­gleich­ba­re Qua­li­tät geschickt haben. Ab sofort dann nur noch so, okay? (3 points)
    Zypern: Ja, er ist hübsch, ja, er kann sin­gen, nein, sein Song erreicht mich über­haupt nicht. Liegt ver­mut­lich am auf­dring­li­chen Chor.
    Nie­der­lan­de: Mei­ne abso­lu­te Num­mer 1 die­ses Jahr­gangs, die sich direkt in mei­nen Olymp kata­pul­tiert hat. Genia­ler Song, und Frau Rom­bley ist ja sowie­so zum Nie­der­knien. (12 points)
    Schwe­den: Zu mei­ner völ­li­gen Über­ra­schung mei­ne Jahr­gangs-Num­mer 2. Ich kann weder mit der ver­bli­che­nen Lady Di noch übli­cher­wei­se mit schwe­di­schen Bei­trä­gen son­der­lich viel anfan­gen, aber die­ser Song macht was mit mir. Wie immer, wenn Schwe­den aus sei­nem übli­chen Mus­ter fällt, wird es abge­straft. Lei­der. (10 points)
    Bel­gi­en: Süßes Mädel, schwäch­li­ches Lied­chen. Aber wenn man gut singt, nett aus­sieht und sonst kei­ne Feh­ler macht, kann man auch damit was reißen.
    Finn­land: Wie­der mal völ­lig unter Wert geschla­gen. “Schön­heit, Grö­ße”, was der Haus­herr ja auch als Über­schrift benutzt hat, fasst den Abend in sei­ner Ansi­chich­keit ziem­lich gut zusammen.
    Nor­we­gen: Joo. Nice. Schön, dass er dabei war.
    Est­land: Ich lie­be alles dar­an! Beson­ders das Bruce-Horn­s­by­es­ke Pia­no­so­lo in der Mit­te, aber auch alles ande­re. Das ist so unglaub­lich viel bes­ser als die Rei­se nach Vero­na 19 Jah­re spä­ter. Und hät­te natür­lich deut­lich wei­ter nach vorn gehört. (5 points)
    Tür­kei: Uff. Sper­rig, komi­sches Kos­tüm, und dann 12 Punk­te aus Deutsch­land? Bei dem Über­an­ge­bot an tol­len Num­mern, die es sonst noch gab an dem Abend? Wir muss­ten Tele­vo­ting wohl erst noch lernen.
    For­mer Yugo­slav Repu­blic of Mace­do­nia Future­ly Known as North Mace­do­nia: Schö­ne Stim­me, lei­der konn­te der Song mit dem größ­ten Teil der ande­ren Songs nicht mithalten. 

    Fazit: Wenn die Con­tests im UK immer so toll sind, dann hab ich aller­bes­te Hoff­nun­gen für 2023!

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