Eurovi­isukar­sin­ta 1971: Schlie­ße die Augen vorm Morgen

Nach der Betei­li­gung am skan­di­na­vi­schen Euro­vi­si­ons­boy­kott 1970 stieg der fin­ni­sche Sen­der YLE 1971 wie­der in den Wett­be­werb ein, änder­te aber die Her­an­ge­hens­wei­se. Dies­mal schrieb YLE anstel­le eines offe­nen Lie­der­wett­be­werbs neun nam­haf­te, aktu­ell erfolg­rei­che Komponist:innen direkt an und bat sie um jeweils einen Titel. Der beson­ders für sei­ne Ver­diens­te um den fin­ni­schen Tan­go bekann­te Toi­vo Kär­ki lehn­te ab, und so gin­gen acht Bei­trä­ge ins Ren­nen um die Gunst einer drei­ßig­köp­fi­gen Jury. Die bestand aus 24 von den regio­na­len Radio­sta­tio­nen aus­ge­wähl­ten Zuhörer:innen, von denen jeweils die Hälf­te unter und die ande­re Hälf­te über 25 Jah­re alt sein muss­te, sowie aus sechs “Pro­fes­sio­nel­len”. Die acht Lie­der der Eurovi­isukar­sin­ta erwie­sen sich jedoch durch die Bank als eher mäßig, der frü­he­re Euro­vi­si­ons­re­prä­sen­tant Las­se Mår­ten­son gab sogar zu, dass sein selbst vor­ge­tra­ge­nes ‘Wol­ken­lied’ “alt­mo­disch” sei. Auch der Lie­der­ma­cher Juk­ka Kuop­pa­mä­ki sang sein dra­ma­tisch instru­men­tier­tes, düs­te­res Wie­gen­lied ‘Uinu poi­ka­ni vain’, das sich mit der aktu­el­len Welt­la­ge beschäf­tig­te und zu dem er sich ins­be­son­de­re durch die Trou­bles in der dies­jäh­ri­gen Gast­ge­ber­na­ti­on Irland inspi­riert sah, höchstpersönlich.

Die Play­list mit den acht Vor­ent­schei­dungs­bei­trä­gen (nur Audio) in der Auftrittsreihenfolge.

Kuop­pa­mä­ki trenn­ten am Ende zwölf Punk­te vom Sieg, die ihm vor allem von den älte­ren Pro­fi-Juro­ren vor­ent­hal­ten wur­den. Wie er der Sei­te Viisukup­pi­la zufol­ge ver­mu­te­te, wohl aus Miss­fal­len an sei­nem “küh­nen Auf­tritts­kos­tüm”. Erfolg­rei­cher war er beim Schla­ger­fes­ti­val der Ost­see­län­der in Ros­tock, das er im sel­ben und im nächs­ten Jahr gewann. 1977 sie­del­te er nach Deutsch­land über und wur­de zum lang­jäh­rig prak­ti­zie­ren­den Pries­ter einer christ­lich-anthro­po­so­phi­schen Sek­te. Ein wei­te­rer Ver­such beim fin­ni­schen Vor­ent­scheid 2007 schei­ter­te. Ein (lin­ker) poli­ti­scher Anspruch lei­te­te auch den Jazz-Kom­po­nis­ten Eero Oja­nen, der sei­nen Titel über den ‘Win­ter­vo­gel’ in die Hän­de der Sän­ge­rin Arja Sai­jon­maa gab, die damit jedoch den letz­ten Platz beleg­te. Ein Ergeb­nis, das sie auch beim schwe­di­schen Melo­di­fes­ti­valen 2005 und 2019 erzie­len soll­te. Nur 1987 kam sie mit dem zwei­ten Rang hin­ter Lot­ta Eng­berg der Grand-Prix-Teil­nah­me ein­mal nahe. Sie hat­te aller­dings auch nur einen Abend Zeit, sich die Num­mer drauf zu schaf­fen, eben­so wie die Schwes­tern Anne­li und Anja Koi­vis­to (Koi­vis­to­lai­set), die den sieg­rei­chen Schla­ger­sän­ger und sechs­ma­li­gen Vor­ent­schei­dungs­teil­neh­mer Mark­ku Aro (bür­ger­lich: Mark­ku Puput­ti) auf sei­ner fröh­lich-phi­lo­so­phi­schen ‘Stra­ße in den neu­en Tag’ als Cho­ris­tin­nen beglei­te­ten. Sie muss­ten ihren Text auf der Auto­fahrt ins Sen­de­stu­dio ler­nen. Ein paar Tage mehr Zeit gab man ihnen anschlie­ßend immer­hin, um die­sen put­zi­gen Syn­chront­anz ein­zu­stu­die­ren, den sie in Dub­lin präsentierten.

Wo soll­te der Video­clip für den fin­ni­schen Bei­trag 1971 auch sonst gedreht wer­den als im Schnee?

Vor­ent­scheid FI 1971

Suo­men Eurovi­isukar­sin­ta. Sams­tag, 13. Febru­ar 1971, aus den YLE-Fern­seh­stu­di­os in Hel­sin­ki. Acht Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Eve­lii­na Poke­la +Rei­jo Salminen.
#Inter­pre­tenSong­ti­telJuryPlatz
01Liisa Tuut­tiUusi Viik­ko07904
02Mark­ku Aro + KoivistolaisetTie uute­en Päivään12301
03Pepe Will­bergYksi Mil­joo­na­an07305
04Juk­ka KuoppamäkiUinu poi­ka­ni Vain11202
05Cumu­lusRajan takaa09903
06Aar­no Rani­nen + Caro­la StandertskjöldEi kos­ka­an07006
07Las­se MårtensonPil­vil­au­lu07006
08Arja Sai­jon­maaTal­vil­in­tu06808

Zuletzt aktua­li­siert: 15.07.2021

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