Ein in jeder Hinsicht merkwürdiger Eurovisionsabend, den die ARD gestern auf die Beine stellte, und der es fertig brachte, einerseits Salz in die von der Corona-bedingten Absage des eigentlichen Eurovision Song Contest 2020 in Rotterdam verursachte Wunde zu streuen und gleichzeitig für linderndes Labsal zu sorgen. Ein wirklich großes Lob jedenfalls muss dem NDR ausgesprochen werden für die so eigensinnige wie richtige Entscheidung, aus der Simultanausstrahlung des vonseiten der EBU organisierten, zentralen Ersatzprogramms Europe shine a Light auszuscheren und stattdessen ein eigenes, deutsches ESC-Finale zu produzieren. Sowie das letzten Samstag auf dem Spartensender One vorausgegangene Halbfinale, bei welchem die Zuschauer:innen und die hundertköpfige NDR-Auswahljury aus allen 41 Wettbewerbsbeiträgen (minus dem deutschen) die zehn Titel für die gestrige Show bestimmten. Die fand nun ausgerechnet in den prunkvollen Hallen der skandalumwitterten Hamburger Elbphilharmonie statt, nach dem Flughafen BER und Stuttgart 21 das bekannteste deutsche Steuergeld-Millionengrab dieses Jahrhunderts und somit ein augenfälliges Sinnbild für die Krise, in welche wir uns durch das permanente Leben über unsere Verhältnisse hineinmanövriert haben und von denen die aktuelle Pandemie nur ein kleiner (und vermutlich noch der harmloseste) Teil ist.
https://youtu.be/bdnB15-En_0
Sag ja zu PIN & TAN: das dänische Bankbeamtenpärchen.
Seuchenverbotsbedingt traten die insgesamt vier Live-Acts, denen der NDR trotz nur teildurchlässiger Grenzen und kurzer Vorbereitungszeit habhaft werden konnte (auch hierfür: großer Respekt!), vor vollständig leeren Rängen auf, sieht man einmal von den beiden wie Waldorf & Statler auf den Logenplätzen residierenden (aber weniger sarkastischen) Kommentatoren Peter Urban und Michael Schulte ab. Sowie von der Gastgeberin Barbara Schöneberger, die sich in einem neuerlichen Spitzenmodell aus der schier unerschöpflichen Barbara-Dex-Kollektion wie stets unverwüstlich gut gelaunt durch den Abend dampfplauderte. Allerdings fielen ihre verbalen Spitzen mangels quietschbereitem queeren Saalpublikum mit einem jedenfalls von meinem inneren Ohr laut vernehmlichen “Klonk!” auf das Hartholzparkett des Hamburger Opernhauses und blieben dort auf dem Gesicht liegen. Und so sehr ich üblicherweise gegen den Gebrauch von Dosenapplaus im Fernsehen bin, wie es vor allem bei osteuropäischen Eurovisionsvorentscheidungen öfters zügellos zum Einsatz kommt: für die aufgetretenen Künstler:innen brach es mir das Herz, dass sie nach ihren drei Minuten anstelle aufbrandenden Jubels nur eisige Stille erwartete, deren Unerträglichkeitsfaktor sich durch Babsis hilfloses “Applaus!”-Gekreische von der Seitenlinie ins Unermessliche steigerte. So wie Comedy-Shows ohne prustendes Publikum meine Traurigkeit nur noch weiter verstärken, statt mich zu erheitern, so funktioniert auch der Eurovision Song Contest einfach nicht ohne die Fans.
Ich weiß nicht, was Daddy Fire vor diesem Auftritt einwarf. Es war jedoch die falsche Droge.
Eine Erkenntnis, welche die Fanclubs stärken sollte in künftigen Ticketpaket- oder Akkreditierungsverhandlungen mit der EBU bzw. den veranstaltenden Sendern. Nun lässt sich das aktuelle Fehlen des Live-Publikums natürlich nicht dem NDR anlasten, es ging halt schlicht nicht anders. Falsch fühlte es sich dennoch an. Um so erquicklicher, dass die vier Live-Acts sich hiervon nicht beeindrucken ließen und rundweg überzeugende Auftritte ablieferten. Mit Ausnahme ausgerechnet des Top-Favoriten Daði Freyr, der aus seiner Wahlheimat Berlin mit dezimierter Gagnamagnið-Begleitband-Stärke angereist war und uns den Domenico Modugno gab: so, wie sich der italienische Cantautore beim ESC 1966 mit einer experimentellen Faschingsversion seines im Original sterbensschönen Liebesliedes ‘Dio, come ti amo’ leider gerechte Nul Points erspielte, so verschenkte auch der isländische Zottelhaarhipster mit einem extrem verlangsamten Kiffer-Remix seiner eigentlich überragend genialen Elektronummer ‘Think about Things’ jegliche Chancen, die im Vorfeld des Söngvakeppnin eingeheimsten viralen Vorschusslorbeeren im DACH-Bereich in einen nachhaltigen kommerziellen Erfolg zu verwandeln. Vom Sieg beim deutschen Finale erst gar nicht zu sprechen.
So wie Vaidotas Valiukevičius und seinen Mannen macht man das: einfach originalgetreu vorsingen und ‑tanzen, dann klappt das auch mit dem ESC-Sieg!
Der ging stattdessen an den dritten live performten Wettbewerbsbeitrag, das litauische ‘On Fire’ des Trios The Roop. Der unfassbar hotte Vaidotas Valiukevičius sowie seine beiden Bandkollegen Robertas Baranauskas und Mantas Banišauskas präsentierten ihren lyrisch durchaus tiefsinnigen Knaller über die notwendige Resilienz gegen den Jugendwahn unserer Gesellschaft in der allseits bekannten und beliebten Originalversion. Und mitsamt der grandiosen Choreografie, die Vaidotas der interessierten Babsi (bei der allerdings nach eigener Aussage eher die Vagina entflammte statt der Geist) auf Nachfrage in einzelnen Schritten erläuterte und mit weiterem Sinn unterfütterte (“So öffne ich mich dem Neuen. Und so schüttle ich meine Selbstzweifel ab”). Kein Wunder, dass das sympathische Baltentrio bei den TV-Zuschauer:innen abräumte, während es bei der hundertköpfigen ARD-Jury, die bereits vorab auf Basis der offiziellen Videoclips gevotet hatte, hinter Island zum zweiten Rang reichte. Und damit insgesamt zum verdienten “Sieger der Herzen”. Das Televoting litt indes augenscheinlich unter geringer Beteiligung: gleich zweimal musste es seitens der ARD durch das Einschieben gefühlt mehrerer Dutzend Schnelldurchläufe verlängert werden, um überhaupt ein valides Ergebnis einfahren zu können. So, als habe man die Fans durch eine Extra-Ausgabe der Tagesschau und das Wort zum Sonntag nicht bereits lange genug gequält. [Nachtrag 18.05.2020: knapp 300.000 Anrufe und SMS kamen am Ende zusammen, wie der NDR vermeldete – etwa ein Drittel des sonst Üblichen.] Doch entscheidend ist, was hinten raus kommt, wie der große Philosoph Helmut Kohl einst bemerkte.
Trotz Lockerungen der Corona-Schutzbestimmungen konnte Ben Dolic offensichtlich noch keinen Friseurtermin ergattern und musste daher mit schlimmen Pottschnitt antreten.
So verfügen wir nun über ein ausgesprochen erfreuliches, wenn auch nur halbamtliches Wettbewerbsergebnis für den unglückseligen Eurovisionsjahrgang 2020. Mit einer Ausnahme: wie der deutsche Beitrag ‘Violent Thing’ von Ben Dolic abgeschnitten hätte, darüber lässt sich nur spekulieren. Nach seinem Live-Auftritt in der Elbphilharmonie kann man allerdings festhalten: für die laut Schönebergerin in den Wettbüros vorhergesagten Top Ten dürfte es wohl nicht gereicht haben. Denn auch, wenn die funkige Uptemponummer aus der Feder des bulgarisch-österreichischen Grand-Prix-Serienkomponisten Boris Milanov, dem Ralph Siegel des neuen Jahrtausends, beim Hören unmittelbar zündete und die in Hamburg erstmalig präsentierte Choreografie durchaus Anlass zur Hoffnung gab: die Text-Bild-Schere wirkte doch zu krass. Da stand ein verschüchtertes, offenbar 15jähriges Milchbübchen mit einem von Mutti selbst gefrästen Kochtopf-Pony, das nach 22 Uhr noch nicht mal in eine Bar oder einen Club rein käme (selbst, wenn eine:r offen hätte), und erzählte mit Falsettstimme etwas von hartem Sex. Sorry, da passte was nicht. Da der NDR gestern Abend die Gelegenheit nicht nutzte, den als Benjamin Dolić in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana geborenen Sänger als deutschen Teilnehmer für 2021 zu bestätigen, kann man wohl davon ausgehen, dass der Sender ihn nun fallen lässt wie eine heiße Kartoffel. Darin hat man in Hamburg ja Übung.
Hatten es leider nicht in die Sendung geschafft: Grüße der coronabedingt nicht live auftreten könnenden ESC-Finalist:innen.
Wie richtig und wichtig die im Angesicht der aktuellen Sparzwänge durchaus mutige Entscheidung des NDR war, einen eigenen deutschen ESC auf die Beine zu stellen, zeigte sich im Vergleich zu dem im Anschluss zeitversetzt ausgestrahlten EBU-Ersatzprogramm Europe shine a Light. Die zweistündige Sendung verzichtete nämlich auf das zentrale, sinngebende Element des Eurovision Song Contest, die Wertung, und zeigte gar die 41 aktuellen Beiträge nur als 30-Sekunden-Schnipsel. So musste sie zwangsläufig zur depressiv stimmenden Nostalgieshow verkommen, die insbesondere durch die gut gemeinten, in ihrer Unablässigkeit jedoch irgendwann tödlich nervenden Durchhalteparolen der nicht zum Zuge gekommenen diesjährigen ESC-Teilnehmer:innen das mentale Trostpflaster auf der Corona-Wunde ständig wieder abriss, statt Ablenkung vom traurigen Anlass zu bieten. Wäre dies gestern Abend die einzige Eurovisionssendung gewesen, ich hätte mich wohl unter Absingen von Peter Nalitchs ‘Lost and forgotten’ vom Balkon gestürzt. So aber lieferte die ARD vorab das lebensrettende Grand-Prix-Placebo (ernsthaft: vielen Dank!) und man konnte sich, dermaßen gemütsstabilisiert, auf die wenigen, aber durchaus vorhandenen schönen Momente der niederländischen Show konzentrieren.
So sehr ich Peter Urban schätze: wenn er, wie hier, nicht über die Live-Interviews pseudohilfreich übersetzend drüberquasselt, ist es viel viel angenehmer.
Nämlich zum einen die Vollplayback-Performance der serbischen Eurovisionssiegerin Marija Šerifović, die in den vom Seuchen-Lockdown leergefegten Straßen Belgrads nochmals ihr ‘Gebet’ anstimmte und mir damit unweigerlich das Pipi in die Augen trieb. Was es um so bedauerlicher machte, dass dies so ziemlich das einzige Mal blieb, dass sich die niederländischen TV-Macher:innen im Rahmen der Sendung aus Westeuropa heraustrauten. Außerdem die gänsehauterzeugende Country-Neubearbeitung des deutschen Grand-Prix-Klassikers ‘Ein bisschen Frieden’ durch den gestern Abend omnipräsenten Michael Schulte und die grandiose Ilse de Lange, deren niedliche Zisch-S-Aussprache von “ein bisschen” der steinalten, zwischenzeitlich totgehörten Siegel-Kamelle neues Leben einhauchte und mir erstmals seit ungefähr zwei Jahrzehnten wieder vor Augen führte, was für einen wunderschönen Evergreen Onkel Ralph uns da doch schenkte. Und wie aktuell der von Bernd Meinunger verfasste Text bei aller Kitschigkeit doch leider wieder ist. A propos Kitsch: das der Sendung ihren Namen gebende, abschließende ‘Love shine a Light’-Medley (fast) aller für 2020 ausgewählten Künstler:innen führte aufgrund des massiven Vocodereinsatzes bei mir leider eher zu einer akustischen Allergie als zu einem authentischen Moment der Rührung.
Erinnert ein bisschen an die Alte Nationalbibliothek in Sarajewo, ist aber der Friedenspalast in Den Haag, in dem Ilse de Lange und Michael Schulte drehten.
Mit der Wiederholung des Eurovisionsfinales von 2010, das uns in die selige Zeit des deutschen Grand-Prix-Sommermärchens rund um “lovely Lena” zurückführte, servierte das Erste dann zu nächtlicher Stunde noch echtes Feelgood-Fernsehen und sorgte für einen wohligen Ausklang dieses denkwürdigen Abends. Wohlgetan! Oh, und falls Sie hier einen Kommentar zu dieser schäbigen kommerziellen Gegenveranstaltung erwarten, mit welcher der Ralph Siegel der Nuller Jahre, Stefan Raab, derweil auf seinem einstigen Haussender ProSieben seinem riesigen, aufgeblähten Ego mal wieder Zucker gab: da halte ich es ganz mit Babsi, die im Ersten meinte: “Das Original sind wir”. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Eurovision Song Contest, deutsches Finale 2020
Samstag, 16.05.2020, aus der Elbphilharmonie in Hamburg, Deutschland. 10 Teilnehmer:innen (teils per Musikvideo). Moderation: Barbara Schöneberger.# | Land | Interpret:in | Song | TV | Jury | Platz |
---|---|---|---|---|---|---|
01 | DK | Ben & Tan | Yes | 08 | 01 | 05 |
02 | AZ | Samira Efendi | Cleopatra | 01 | 04 | 10 |
03 | SE | The Mamas | Move | 04 | 05 | 06 |
04 | LT | The Roop | On Fire | 12 | 10 | 01 |
05 | CH | Gjon’s Tears | Répondez-moi | 03 | 06 | 07 |
06 | MT | Destiny Chukunyere | All of my Love | 02 | 08 | 04 |
07 | IS | Daði Freyr + Gagnamagnið | Think about Things | 07 | 12 | 02 |
08 | IT | Diodato | Fai Rumore | 06 | 02 | 08 |
09 | BG | Victoria Georgieva | Tears getting sober | 05 | 03 | 09 |
10 | RU | Little Big | Uno | 10 | 07 | 03 |
– | DE | Ben Dolic | Violent Thing | – | – | – |
Lieber Oliver,
erstmal vielen Dank dafür, dass du zurück bist, wir ESC-Fans hatten uns ja wirklich schon Sorgen gemacht.
Zitat: Oh, und falls Sie hier einen Kommentar zu dieser schäbigen kommerziellen Gegenveranstaltung erwarten, mit welcher der Ralph Siegel der Nuller Jahre, Stefan Raab, derweil auf seinem einstigen Haussender ProSieben seinem riesigen, aufgeblähten Ego mal wieder Zucker gab: da halte ich es ganz mit Babsi, die im Ersten meinte: “Das Original sind wir”. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.”
Die Kritik verstehe ich nicht: Stefan Raab war doch zeitlich sehr deutlich VOR dem NDR mit seiner Show am Start. Und hat in den letzten 20 Jahren sehr viel für den Wettbewerb getan. Diese Kritik verstehe ich einfach nicht.
War tatsächlich ein ganz schöner, wenn auch seltsamer, Abend gestern.
Was mir allerdings suspekt ist, ist die Ankündigung am Ende von “Europe: Shine a Light”, dass der ESC 2021 definitiv in Rotterdam stattfindet. Dabei hieß es doch noch vor ner Woche, dass in den Niederlanden keine Großveranstaltungen mehr geduldet werden, bis der Impfstoff da ist, was durchaus noch dauern kann.
Kann mir das nur so vorstellen, dass die im nächsten Jahr ne Geisterveranstaltung wie dieses Jahr in Dänemark bei der Vorentscheidung machen werden. Ich kann es mir übrigens nicht vorstellen, dass es im April 2021 mit Covid 19 noch so schlimm seien wird, dass die Ahoy-Arena oder ähnliche Mehrzweckhallen und ‑arenen als Notaufnahme fungieren müssen. Aber ich bin da kein Experte.
Ein Versprechen sollte man ja eigentlich nicht brechen. Aber die Zukunft wird uns sicher eines Besseren belehren 😉
Alles goldrichtig und wunderschön beschrieben, ein würdiger und versöhnlicher Abschluss für diesen wahrlich bizarren Jahrgang. Und damit ganz im Spirit der gestrigen Postkartensprüche an den Verfasser gerichtet: „Please never stop the good work! The community needs you and loves you.“
Ja, im Love-Shine-A-Light-Medley der 40 (von 41) hab ich tatsächlich Hooverphonic aus Belgien vermisst!
Danke für “PIN & TAN”, es lag mir die ganze Zeit auf der Zunge!
Ich muss auch sagen, dass mir gerade die ARD-Sendung zugesagt hat. Man kann von Babsi halten, was man will. Ich weiß ihre Fähigkeit, jegliches Chaos an sich zu binden, gerade in Zeiten wie diesen (oder wie damals beim Kümmertgate) besonders zu schätzen. Sie beherrscht ihre Sache.
Und bei Daddy Fire vermute ich, dass drei Dinge zu dieser gemäßigteren Performance geführt haben:
1.) Es war in der Kürze der Zeit vielleicht zu viel Arbeit, sie für drei Personen neu zu konzipieren.
2.) Er hat eh schon fast alles andere gewonnen und extrem viel erreicht, zuletzt die Adelung durch das Hot-Chip-Remix seines Songs.
3.) Dass The Roop nach der Rückkehr aus Hamburg eine 14-tägige Quarantäne auf sich nehmen mussten, wird vielleicht auch Eindruck hinterlassen haben.
So haben auch The Roop die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient haben.
Ich fand Shine a light ganz OK…klar, irgendwann hats gereicht mit “stay strong, stay home,…” aber so an sich war es OK und recht kurzweilig.
Den Auftritt von Ben Dolic fand ich sehr…schwach. Er sah aus wie ein Reh im Scheinwerferlicht und die Choreo fand ich jetzt auch nicht so wahnsinnig aufregend…mal schauen, ob er nächstes Jahr auftretten darf. Gönnen würd ichs ihm, hoffe aber, dass er noch einiges an Bühnenerfahrung sammeln darf bevor er zum ESC fährt.
Der Ankündigung, dass der ESC 2021 auf jeden Fall stattfinden wird, hat mich auch stutzig gemacht. Ich denke, dass sie paralell wohl schon an einem Alternativ-Konzept arbeiten, für den Fall, dass Großveranstaltungen noch nicht erlaubt sein werden.
Wunderbar Oliver ‚so wie ich es von dir gewohnt bin. Dein geübtes Auge und dein kongenialer Schreibstil sind etwas besonderes!
Da ich schon in der Vergangenheit mitbekommen habe, das wir uns auch bei der “Hintergrundbuben” spricht Tänzer,Sänger oder Sonstiger nicht in die Quere kommen, erwarte ich deine Kommentare mittlerweile schon etwas ungeduldig.
War ich am Samstag noch leicht “wund” von der Schaltung zu Diodato und seinem berechtigt traurig-niedlichen Welpengesicht war das Pipi bei Marija dann auch bei mir fühlbar. Zeitlos! Apropos Hund. Des ESC Kandidaten*innen liebste Vierbeiner waren ja fast in jeder Lebenslage zu bestaunen. Sogar sehr schön gerahmt neben Zyperns Sandro. Wir haben gerätselt, ob da nicht nach der Schaltung wieder was anderes haariges reinkommt.…
In diesem Sinne hoffe ich auf deine Überbrückungshilfe bis zum ESC 2021.
Du darfst gerne nostalgisch werden.
Mir fiel es wirklich nicht leicht (programmübergreifend) an diesem Abend wirklich positive Gefühle zu entwickeln. Ob das ESC-Finale im ERSTEN, der „Free European Song Contest“ oder „Europe “shine a light“….Zu gewollt, zu holzig und zu verklemmt wurde von allen Beteiligten versucht, die momentane Situation von der Schulnote 6 auf eine gute 4‑Minus anzuheben. Dies gelang! Aber es bleibt halt eine 4 Minus…
Welche Momente blieben bei mir haften und ließen mich, wenigstens für einige Minuten, diese mit der heißen Nadel gestrickten Possenspiele vergessen?
1.) Lena in Oslo. So muss der ESC sein. Emotional, euphorisch und auch ´mal mit einem deutschen Erfolgserlebnis. Erinnerungen können so wertvoll sein…
2.) Molitva in Belgrad. Klar…es war eine Playbackversion, aber die Inszenierung war derart gelungen und emotional, dass Marija (auch ohne die Beauty Queens) den Zeitgeistnagel in unsere Köpfe schlug.
3.) Vulcano Man. Eine Randerscheinung auf Pro7 doch mittlerweile ein Youtube-Hit und fiktiver ESC-Gewinner. Der Teaser zur Netflix-ESC-Persiflage trieb mir (und treibt mir noch immer), Tränen in die Augen. So wertig, so gut recherchiert und so positiv. Hat mich umgehauen! Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht die einzige gute Szene in diesem Film sein wird.
@Susanne: Ja, Raab hat sich insbesondere 1998 als Autor von ‘Guildo hat Euch lieb’ und 2010 als Entdecker von Lena große Verdienste um den ESC erworben, gar keine Frage. Dafür schätze ich ihn auch. Leider hat sich bei ihm dadurch aber auch so eine “Grand Prix, c’est moi”-Haltung entwickelt, wie sie sich unter anderem im BuViSoCo niederschlug, oder in der Schnapsidee mit der Titelverteidigung 2011. Und auch im Free ESC, an dem mich schon der Titel stört, der ja unterstellt, der echte ESC sei unfrei. Auch, dass er die Sendung gegen das deutsche Finale programmiert hat, um der ARD die jungen Zuschauer:innen wegzunehmen, zeigt mir, dass es hier in erster Linie um einem medialen Schwanzvergleich zwischen ihm und Thomas Schreiber ging und nicht um den ESC als solchen. Und das, was die Zeit heute über den Free ESC schreibt, bestätigt mich darin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, mir das nicht anzuschauen. Aber das ist natürlich immer Geschmackssache.
Ich fand die Show mit der Schöneberger total daneben. Abgesehen davon, dass ich die Alte ohnehin gottesunsympathisch finde, ging mir ihre gewohnt hysterische Art auf den Zeiger. War das überhaupt eine Show? Leere, eine Plastiktrophäe, 80 Schnelldurchläufe … also, wenn dass besser gewesen sein soll, als die offizielle Show, dann sorry.
Das die Wertung, in der offiziellen Show, aus versicherungstechnischen Gründen, nicht stattfinden kann, war ja bereits zuvor bekannt.
Die offizielle Show, war vollkommen angemessen. Es wäre absolut daneben gewesen, bei 350 000 Toten auf fröhlich zu machen. Mit den 30 Sekunden-Schnippsel kann ich leben. Ich hätte nicht alle 41 Videos erneut sehen wollen (die wurden schon zig Male gezeigt), wenn sie sowieso nicht live performt werden können. Sicher gibt es Punkte, die hätten besser ausgearbeitet werden können, aber mei … ich bin dieses Jahr nicht mehr wählerisch.
Marija Šerifović, als Kampflesbe, auf den Straßen des verlassenen Belgrads, war sagenhaft. Sie hat mit ihrem Video den Zeitgeist getroffen, wie bereits viele vor mir festgestellt haben. Den saudummen (sorry für die Wortwahl) Kommentar zum “Vollplayback” hätte man sich sparen können. Es ist selbstverständlich und logisch, dass in einen Musikvideo Vollplayback verwendet wird.
Die NDR Show war OK, mit den Gästen und den Live-Auftritten zwischen den Videos kam wenigstens etwas Leben in die Bude.
Zu Ben Dolic:
Wenn dieser Auftritt der Ausschlag für Bens erneute Nominierung 2021 geben sollte, habe ich wenig Hoffnung für Ihn. Gut, dass man nicht für D anrufen konnte!
Die offizielle Show war strunzöd, wir haben nach 2/3 den Fernseher abgedreht.
Molitva war ganz klar eines der wenigen Highlights, aber insgesamt war es mehr wie eine Corona-Benefizgala aufgebaut. Musste das wirklich sein? Wir werden doch eh schon 24/7 mit dem Thema auf allen Kanälen zugedröhnt…
Die Raab-Show, so daneben sie war, hat vielleicht etwas Gutes:
Es könnte die Verantwortlichen bei der EBU/ARD mal etwas aufschrecken und innovativer werden lassen. Nach über 10 Jahren Stillstand beim Sendeformat wäre es Zeit, auch mal wieder was Neues zu wagen!
So happy das der 16.5.2020 rum ist – say goodbye to yesterday!
Das Beste am (verhinderten) ESC-Abend war das “deutsche Finale” in der ARD. Den Umständen entsprechend war das eine recht passable Show und tatsächlich eine Würdigung zumindest für 11 der 41 Beiträge des 2020er-Jahrgangs. Das kann man von der nachfolgenden Sendung Europe Shine A Light überhaupt nicht behaupten.
Was für ein Kontrast: Frühere ESC-Beiträge wurden vollkommen ausgespielt, teilweise schön in Szene gesetzt, Netta durfte einen neuen Song vortragen.….für die aktuellen Beiträge hatte man jeweils nur ein paar Sekunden übrig. So bringt man sie einem breiteren Publikum jedenfalls nicht nahe. Die EBU hätte nicht deutlicher zeigen können, dass sie super schnell mit dem Jahrgang 2020 abgeschlossen hat.
Ben Dolics Auftritt empfand auch ich eher semioptimal. Allerdings wäre er so in Rotterdam nicht vorgetragen worden. In Hamburg gab es lediglich eine Videowand hinten, in Rotterdam zusätzlich eine seitlich. Vermutlich wäre es so nicht zu der Szene gekommen, dass Ben dem Publikum den Rücken zudreht, sondern die seitliche Leinwand wäre “bespielt” worden. Beim ESC-Auftritt wären ein, wahrscheinlich zwei Backgroundsänger vonnöten gewesen, was weniger Tänzer zur Folge gehabt hätte. Diese aber wären wohl enger bei Ben gewesen, was kompakter ausgesehen hätte (von Abstands-Bestimmungen aufgrund von Covid-19 konnte man im Februar noch nichts ahnen).
Dass man für den deutschen Beitrag nicht stimmen konnte, ist für den “deutschen ESC” zwar richtig, aber es wurde ja trotzdem gefragt, wie viel Punkte die deutschen Fernsehzuschauer Ben denn geben würden. 44% stimmten für 12 Punkte, für immerhin 8 bis 12 votierten rund 2/3. Ganz so übel ist der Auftritt also nicht gesehen worden.
Dieser Artikel spricht mir (wieder mal) aus der Seele. Vielen Dank. Ich fand die Sendung aus der Elbphilharmonie auch, den Umständen entsprechend, gut gemacht.
“Europe shine a light” hat mich noch mit den Bildern von den leeren Plätzen und Straßen noch zusätzlich deprimiert. Den aktuellen Künstlern wurde, meiner Meinung nach, viel zu wenig Zeit eingeräumt. Stattdessen wurde uns, gefühlt zum hundertfünfzigsten Mal Johnny Logan präsentiert. Den hätte ich persönlich echt nicht gebraucht.
Auch von mir großes Lob und vielen Dank an den NDR, ihr habt der EBU gezeigt, wie es gehen kann.
P. S. Natürlich könnte man über die Größe der Location diskutieren, hätte vielleicht auch ein kleineres Studio gelangt. Dann wäre das fehlende Publikum nicht ganz so krass aufgefallen.
Dieser Artikel spricht mir so gar nicht aus der Seele. Ich bin wirklich kein Freund der PrivatSender, habe aber trotzdem dem dortigen “ESC” zugeschaut. Und- ich fühlTeil mich dort bestens unterhalten, trotz der abgeschmackten Witzchen in den Landervorstellungen , den Liedern, die nicht besonders innovativ daherkamen und den Werbeagentur. Aber die Sendung hatte Eurovisions-Flair, war teilweise charmant und witzig , war frech und natürlich nicht wirklich ernst zu nehmen ( Simmenabgabe durch Familienmitglieder einzelner Sänger ), wollte das auch gar nicht. Trotzdem habe ich beimich Voting ” mitgefiebert”. Wie bräsig selbstgerecht und ungelenk kam da der “ESC” im Ersten daher, der in meinen Augen die allgemeinen Depression nur noch steigerte. Die Einsamkeit einer bemüht lockeren und geschnürten Babsi auf leerer Bühne. Da doch lieber der greller Bonbon Namens Conchita , die sich mit ihrem Gegenüber kabbelt. Und als Höhepunkt ein genialer Helge Schneider der mit seiner ernsthaften, melancholischen schrägen Balade DEN Song zu Corona wunderbar interpretiert hat. Die Musik und der Text gehen mir nichts mehr aus dem Ohr.
Danke Helge ! Mit “Forever at home” gibt es einen neuen Ohrwum und ist um Längen besser als sämtliche deutsche Beiträge seit 2013 (Schulte ausgenommen) und das sollte dem NDR zu denken geben. Insgesamt gab es beim FESC einige Teilnehmer, die gut in eine VE gepaßt hätten (Oonagh, Gil Ofarim).
“Violent thing” war live leider gar nix. Es hat sich bestärigt, daß es eben nur ein langweiliger Retortensong ist und Ben geht leider nur als Bieber-Verschnitt durch (ich mag schon das Original nicht sonderlich). Ich hatte ganz starke Levina-Vibes und “wir” können froh sein, daß “uns” ein mögliches Debakel erspart geblieben ist. Mein Tipp: Platz 25 in Rotterdam.
Ach ja: Bitte nächstes Jahr nicht mehr mit Schöneberger und Urban. Diesmal konnte man beide wenigstens umgehen.
Für The Roop freut es mich natürlich. Sie waren immerhin neben dem Schweizer meine Favoriten für Rotterdam. Frisch und innovativ – das konnte man ansonsten weder vom NDR noch von der EBU-Gedächtnisshow behaupten. Ich hoffe, man nutzt die Zwangspause, um den ESC in vielen Dingen zu reformieren.