Da hatte die EBU in diesem Jahr eigens erneut das Auszählungsverfahren geändert, um die Sache spannender zu gestalten. Und doch trat die langweiligste aller möglicher Optionen ein: wie bereits seit Monaten von allen Wettbüros eisern vorhergesagt, gewann heute Nacht der Niederländer Duncan Laurence den Eurovision Song Contest 2019. Der 24jährige Musiker vereinte die in diesem Jahr augenscheinlich wichtigsten Eigenschaften für eine erfolgreiche Grand-Prix-Teilnahme: er ist männlich, vollbärtig, gutaussehend und er jaulte weite Teile seiner gefühlvollen Klavierballade ‘Arcade’ in Falsettstimme. Sein Lied handelt dem reinen Text nach von einer unglücklichen Beziehung, die der Protagonist nicht beenden kann, weil er süchtig nach ihr ist; nach der Aussage des Interpreten jedoch betrauere er den Verlust einer geliebten Person. Ebenso zwiespältig wie die Lyrics gestaltete sich auch Duncans Sieg, der mich genauso ratlos und unbefriedigt zurücklässt wie zuletzt der von Ell & Nikki in Düsseldorf und der strenggenommen auch gar keiner war: sowohl beim Publikum als auch bei den Jurys lag in der Abstimmung jeweils ein anderer Act vorne, der aparte Holländer gewann einzig aufgrund der massiven Uneinigkeit der “professionellen” Voter mit den Zuschauer/innen und konnte sich als jeweils Dritt- bzw. Zweitplatzierter kumuliert einen ausgesprochen schäbigen Gesamtsieg erschleichen.
Duncan bei der Siegerreprise, die gleich viel besser wirkte als seine Wettbewerbsperformance, wo er verkrampft wie ein verbogener Kleiderhaken hinter dem Piano saß (NL).
Anstelle von weinerlicher Trauerarbeit votierten die beiden abstimmungsberechtigen Blöcke nämlich eigentlich für fröhliches Liedgut, nur leider jeweils für einen anderen Titel. Die klügere Wahl traf selbstredend mal wieder das Publikum, welches das norwegische Trio Keiino zu ihrem (und somit dem maßgeblichen) Sieger machte und damit der Linie der letzten Jahre folgte, Popmusik mit gesellschaftlichem Anspruch zu belohnen. ‘Spirit in the Sky’ verband einen erfrischend klassisch konstruierten, leicht mitsingbaren, tanzbaren und in hohem Maße Spaß machenden Grand-Prix-Schlager mit Elementen samischer Musik, namentlich dem glatzköpfigen Rapper Fred Buljo, der, wie er im Queer.de-Interview erzählte, ursprünglich angeheuert wurde, um Sprechgesangsparts beizusteuern. Doch “auf dem Weg zum Studio haben wir gemerkt, dass ich aus meiner Komfortzone raus und endlich joiken” wollte, so der bullige Buljo. Er rannte damit bei Tom Hugo, dem mit seinem Ehemann in Berlin lebenden Mastermind hinter dem eigens für den ESC kreierten Projekt, offene Türen ein, denn: “Wir sind erst dann wirklich gut, wenn wir in allen Lebensbereichen zu 100 Prozent wir selbst sein können.” Was auch für die dritte im Bunde, die Sängerin Alexandra Rotan gilt, einem selbsterklärten Pop-Fan, die nach eigener Aussage “niemals gerne Balladen gesungen” hat, weil es “so langweilig ist”, diese zu interpretieren. Ich liebe sie! Wie viel Spaß die Drei mit ihrem Uptemposong hatten, übertrug sich trotz der gegenüber dem norwegischen Vorentscheid stark reduzierten Bühnenshow deutlich: der Auftritt sprühte nur so vor fröhlicher Energie!
Der Homo, das Pop-Mädchen und der Joiker: die Norweger hatten jede Menge Spaß auf der Bühne. Und die Zuschauer/innen auch (NO).
Bekanntlich jedoch dulden die Jurys keinen Spaß. In einem ihrer berüchtigten Strafvotings setzten die, ich formuliere das jetzt mit der wirklich größten mir irgendwie noch möglichen Zurückhaltung, blöden Arschgeigen von der Bevormundungsfront die Publikumsfavoriten auf den fünfzehnten (!) Rang in ihrer Wertung und verhinderten damit effektiv den Siegeszug des auf clevere Weise althergebrachte und kulturell einzigartige Elemente verbindenden Songs. Diversität, my Ass! Stattdessen bevorzugten die Jurys zum gefühlt vierhundertsten Mal gefällige Stangenware aus Schweden. Wie originell! Wobei sich das keinesfalls gegen den ausgesprochen ansehnlichen (dieser vom Hundertmeterlauf durchtrainierte, stattliche Hintern: njamm!) John Lundvik und sein süffiges ‘Too late for Love’ richten soll, das vor allem von seinem starken Gospelchor mit den eigens aus den USA eingeflogenen vier “Mamas” lebte sowie von Johns lustigem Manierismus, das Mikrofon am Ende jeder Strophe so weit wie nur eben möglich vom Mund wegzustrecken. Ein wie immer perfekt glattpolierter Eurovisionsbeitrag aus dem Land der Elche also, mit dem neunten Platz im Publikumsvoting angemessen und gerecht entlohnt. Dass der auch in Tel Aviv erneut von einem schwedischen Team rund um Mello-Mastermind Christer Björkman produzierte Wettbewerb, ginge es nach den Jurys, jedoch Jahr für Jahr für Jahr für Jahr nur noch in Stockholm stattfände, stinkt langsam gewaltig.
Wurde laut Peter Urban nach seiner Adoption durch schwedische Eltern bei IKEA im Bällebad ausgesetzt: der kleine John Lundvik möchte aus dem Småland abgeholt werden (SE)!
Zumal das neue Verkündungsverfahren, in dem auch die Ergebnisse aus der Zuschauerabstimmung in umgekehrter Reihenfolge des Juryvotings verlesen wurden, fälschlicherweise den Eindruck erweckte, es habe ein Zweikampf zwischen (den am Ende sechstplatzierten) Schweden und den Niederlanden stattgefunden. Immerhin legte es die grotesken Wertungsunterschiede zwischen den Jurys, die ihre Punkte in weiten Teilen offensichtlich mal wieder auswürfelten, soweit sie nicht den üblichen Nachbarschaftsstimmen-Mustern folgten, für deren Korrektur das Manipulationsinstrument einstmals angeblich eingeführt wurde, und dem Publikum offen. Mit bitteren Folgen für einige Interpret/innen, die sich nach großzügigen Spenden durch die Juror/innen im Rennen um die Krone wähnen mussten, um dann vor den gnadenlosen Augen der Kameras mit einer kalten Realitätsdusche übergossen zu werden. Am krassesten geriet dies bei der bedauernswerten Tamara Todesvka aus Nordmazedonien, die mit ‘Proud’ eine herausragende, stark gesungene Female-Empowerment-Hymne ablieferte und im Juryvoting mit nur zwei Pünktchen Abstand ganz knapp hinter Lundvik landete, also bis zum Schluss als Thronanwärterin galt. Dass das Publikum nur ein Viertel so viel Liebe für sie übrig hatte, wirkte somit als eine brutal inszenierte, öffentliche Demütigung. So, wie es das noch immer regierende Patriarchat mit aufmüpfigen, stolzen Frauen halt gerne macht, ob nun unbeabsichtigt oder nicht. Bei allem Verständnis für das Bedürfnis der Show-Produzenten, Spannung bis zur letzten Sekunde zu erzeugen: dieses die Interpret/innen nachhaltig beschädigende Verfahren gehört umgehend gekippt!
Heiße Anwärterin auf den Barbara-Dex-Award: die als Kegelrobbe kostümierte Tamara Todesvka (MK).
Doch der 2019er Jahrgang geht für etwas ganz anderes in die Annalen ein als für seinen blassen Verlegenheitssieger oder das würdelose Votingverfahren: im kollektiven Gedächtnis bleiben wird er nämlich als die TV-Veranstaltung, bei welcher die ehemalige Queen of Pop nach 36 Jahren unfreiwillig ihr Karriereende einläutete. Der Auftritt Madonnas als Pausenact im Finale des ESC füllte seit Monaten die Zeitungsspalten und Blogs, und der nach etlichem Hin und Her über die notwendigen Verträge und Sicherheitsvorkehrungen in letzter Sekunde zustande gekommene Gig wurde vom Sender KAN gehandhabt, als sei mit der Amerikanerin eine Heiligenerscheinung über Tel Aviv gekommen: unzählige Ankündigungen sowohl im zweiten Semifinale am Donnerstag als auch in der Sendung am Samstag sowie ein überflüssiges Green-Room-Interview inklusive einer an Fremdscham kaum zu überbietenden Karaōke-Animation der eigentlichen, zur Staffage degradierten Stars des Abends, den 26 Finalist/innen nämlich. Und dann das: bei der Live-Darbietung ihres mittlerweile dreißig Jahre alten Hits ‘Like a Prayer’ röhrte Madonna wie ein abgesoffener Dieselmotor. Beim nachfolgenden Stück von ihrem neuen Album klang dann dank massiven Autotune-Einsatzes alles wieder gut (oder vielmehr: nicht falsch), was es aber nur noch auffälliger machte. Peinigend, zusehen zu müssen, wie sich eins meiner größten Pop-Idole, die Frau, deren Platten ich seit ihrem ersten Album 1983 mit fast religiöser Hingabe regelmäßig kaufte, von der ich einst Bettwäsche besaß und die ich stets als feministische Vorkämpferin, progressive Tabu-Brecherin, LGBTIQ*-Alliierte und Künstlerin bewunderte, hier selbst ins Aus schoss. Seufz.
https://youtu.be/fIJPYUjd90A
Erschütternd: Madonna schlachtet ihren Hit ‘Like a Prayer’.
Bedauerlich auch deswegen, weil das Madonnagate das restliche, in seiner Gesamtheit zwar deutlich zu lange, aber mit Liebe und Herzblut zusammengestellte Rahmenprogramm des veranstaltenden Senders KAN überlagerte, aus dem es zwei Elemente besonders hervorzuheben gilt. Nämlich zum einen das rundheraus fantastische, über zehnminütige Opening, das den Einmarsch der 26 Teilnehmer/innen mit eingewobenen Kurzauftritten sämtlicher israelischer Grand-Prix-Legenden verknüpfte und an dem sich allenfalls kritisieren ließe, dass die gewählte Flugbegleiter/innen-Choreografie es zwingend verlangt hätte, ‘Flying the Flag’ wenigstens anzuspielen. Nicht minder famos die Sing-meinen-Song-Pauseneinlage, bei der vier internationale Eurovisionsikonen der jüngeren Vergangenheit die Titel der anderen kaperten und bei der sich insbesondere die aufsehenerregend kostümierte und mit extrem tiefer Stimme intonierende Conchita Wurst als exzellente Performerin von Måns Zelmerlöws ‘Heroes’ heraushob. Oh, und Sonderpunkte gehen an dieser Stelle natürlich an den Moderator Assi Azar, der nicht nur (wenn auch leider vergeblich) den “teuflisch talentierten” Schweden aufforderte, sein Hemd auszuziehen, sondern auch für unfreiwillige, fortgesetzte Heiterkeit sorgte, als er später am Abend während der Annahme der Jury-Voten die Punkte-Sprecher/innen aus aller Welt zu deren Konsternation hartnäckig mit der Abschiedsformel “Good Night” begrüßte.
Sing Hallelujah: Gala Atari mit den neuen Milk (rechts) & Honey (links).
Die germanischen Sisters, von den Buchmachern in den Wetten auf den letzten Platz gesetzt, schafften dank einzelner überraschend großzügiger Jury-Punktegaben im Gesamtranking einen kaum für möglich gehaltenen 24. Platz. Wobei es sich genau genommen um einen manipulierten Trostpreis vonseiten der EBU handelte: gleich acht unserer insgesamt 32 Zähler erhielten wir aus Weißrussland, deren Jury im Vorfeld des Finales aufgrund regelwidrig veröffentlichter Ergebnisse des Semi-Votings suspendiert wurde. Die deutschen Punkte entstammten laut EBU stattdessen einem “aggregierten Algorithmus”, mit anderen Worte: Jan Ola Sand zog sich diese Mitleidsspende vermutlich höchstpersönlich aus dem Hintern, ebenso übrigens wie den einzigen Zwölfer für das Gastgeberland Israel. Ehrlicher ging das Publikum mit dem Beitrag der beiden zusammengecasteten Scheinschwestern um und schenkte uns eine erneute Aufnahme in die Hall of Shame der Nulpointer. Verdientermaßen übrigens, denn das leierig-saftlose Spieldosen-Liedchen ‘Sister’ gehörte nun wirklich zum Lahmsten, was der Abend bot. Auch die mehr als schlichte Bühnenpräsentation, bei der Schneeweißchen und Rosenrot hauptsächlich auf der Satellitenbühne verharrten, wo man sie ob der vielen Totalen kaum ausmachen konnte, während auf der LED-Wand ihre überlebensgroßen Konterfeie prangten, sorgte allenfalls für gepflegte Schnarchanfälle.
Bettelten förmlich um Nil Points, und Europa erhörte sie: die deutschen Schwestern.
Bezeichnend zudem das Image, das die Beiden (sicher unfreiwillig und unterbewusst) in der einleitenden Postkarte abgaben: während sich die israelischen Wasserballett-Nixen stellvertretend für alle finanziell oder politisch angeschlagenen europäischen Nationen im See abzappelten und gewissermaßen ums Überleben kämpften, saßen die Schwestern bräsig und selbstzufrieden im riesigen Rettungsboot, in welches sie aber natürlich niemanden hinein ließen. Ein passenderes (und unsympathischeres) Bild Deutschlands hätte man gar nicht zeichnen können. Mit den gerechten null Punkten erhielt der NDR die Quittung für seine fehlgeleitete Strategie: denn dass das Schweizer Fernsehen, dem die Songschreiber ‘Sister’ zunächst anboten, für den Titel “niemand geeigneten fand”, wie Peter Urban fabulierte, und ihn deswegen nach Hamburg weiterreichte, lag ja nicht am mangelnden Gesangstalent innerhalb der Eidgenossenschaft, sondern am besseren Gespür der Helveten für zeitgemäßen und erfolgversprechenden Pop. Wie sie mit der internen Nominierung des ehemaligen DSDS-Gewinners, gelernten Maurers und talentierten Tänzers, Sängers und Charmebolzens Luca Hänni demonstrierten, der im durchsichtigen Netzshirt überzeugend durch seinen blitzblanken ‘Despacito’-Aufguss führte.
Wer würde nicht gerne mit ihm “gettin’ rowdy rowdy”? Das Schweizer Formfleischschnitzel Luca Hänni präsentierte die wohl unschmutzigste Dirty-Dancing-Variante aller Zeiten.
Ein ähnlich eingängiges Angebot hätten wir mit Aly Ryans ‘Wear your Love’ ebenfalls vorweisen können, doch solange der NDR die Verantwortung für den heimischen Vorentscheid innehat, scheint ein solcher ohne bräsigen Albumfülltitel aus der Grabbelkiste internationaler Serienschreiberteams unvorstellbar. Und dank des notorisch schlechten Geschmacks der ARD-Zuschauer/innen schafft es dieser Quark dann halt auch regelmäßig weiter. Wie DWDL rapportiert, kündigte Thomas Schreiber bereits an, das Verfahren für 2020 zu “überdenken”. Wobei für eine strukturelle Neuausrichtung gar keine Notwendigkeit bestünde, wenn man nur zwei kleine Details des bisherigen Prozesses änderte: zum einen, in dem man künftig so wie beim Melodifestivalen das Televoting nach Altersgruppen gewichtet und damit den Einfluss des jüngeren, popmusikaffineren Publikums stärkt. Und zum anderen, in dem man den NDR von jeglicher (!) musikalischer Entscheidungsgewalt im Auswahlverfahren für den Vorentscheid fernhält, und zwar auch schon im Vorfeld, und die Sichtung aller (!) Einreichungen ausschließlich in die Hände des Fan-Panels legt, dessen Zusammensetzung natürlich ebenfalls nicht mehr nach geschmackspolizeilichen Vorgaben durch den Sender erfolgen dürfte, sondern rein nach demoskopischen Gesichtspunkten. Bitte, gerne geschehen.
Huch, weswegen singt denn Kerstin Ott für das Vereinigte Königreich?
Mit uns ganz hinten landeten mal wieder die weiteren Big-Five-Mitglieder Großbritannien und Spanien. An diesem kollektiven, lediglich von seltenen Ausreißern unterbrochenen Scheitern der Hauptzahlerländer wird sich natürlich nie etwas ändern, solange deren Finalprivileg bestehen bleibt und sie sich, anders als die durch die Qualifikationsrunde gehenden Nationen, keinerlei Mühe geben müssen. Klar, natürlich kann man einen abgelegten, schwachbrüstigen Gospel-Pop-Song des mit dem besseren der beiden ähnlich strukturierten, selbstverfassten Titel im gleichen Wettbewerb auftretenden Schweden einkaufen, so wie die BBC es für den so bemüht wie hilflos agierenden Michael Rice machte. Dann darf man sich aber auch nicht wundern, wenn das Publikum den Qualitätsunterschied erkennt und entsprechend abstimmt. Der Iberer Miki Nuñez hingegen, dessen Stampfer ‘La Venda’ im Televoting einen respektablen Mittelfeldplatz zu erringen vermochte, geriet wie so viele seiner Landsleute zum Opfer der hierfür kollektiv zu verprügelnden Spaßbremsen von der Jury, die ihm zornig die Rote Laterne zuwiesen, weil er es wagte, etwas Pepp und Farbe in die Show zu bringen. Dabei hatte das spanische Team Mikis Darbietung eigens von der peinlichen Polonäsehaftigkeit des Vorentscheidungsauftritts befreit und ihn dankenswerterweise in eine bis auf die letzte Sekunde durchgetaktete Choreografie gepresst.
Die Macher des Festivals Burning Man haben angerufen und wollen ihr Wahrzeichen, die gigantische Holzfigur zurück: der offensichtlich bis in die Haarspitzen zugekokste Miki beim Finalauftritt (ES).
Der Spanier stand beispielhaft für einen der beiden maßgeblichen Modetrends dieses Jahrgangs, der neben dem Tragen leuchtend weißer Klamotten im Vorzeigen der ansehnlich trainierten Oberarmmuskeln bestand. Zur Bizeps-Fraktion zählten neben den bereits erwähnten Herren aus Schweden und der Schweiz auch der von seiner eigenen, unbestreitbaren Schönheit maßlos gelangweilte Aserbaidschaner Chingiz Mustafayev mit seinem nett anzuhörenden, lyrisch allerdings vor toxischer Männlichkeit nur so triefenden Titel sowie sein russischer Kollege Sergey Lazarev, der Publikumssieger von 2016, der alles Menschenmögliche versuchte, diesmal auch die Jurys zu überzeugen. Das ging schief: seine einzig und alleine auf eine beeindruckende Vokalakrobatik mit ganz vielen, ganz langen, ganz lauten Tönen hin komponierte, düstere Powerballade ‘Scream’ hielt dem Vergleich mit seinem damaligen, im positiven Sinne trashigen Grand-Prix-Schlager ‘You are the only One’ nicht stand und sackte nicht nur beim Publikum auf einen vierten Rang ab, sondern auch bei den angeblichen Musik-Professionellen, die ihm sogar nur halb so viele Punkte spendierten, was durch die Wunder der Mathematik insgesamt zu einem Bronzeplatz reichte. Vielleicht atmete seine aufwändige Doppelgänger-Show doch ein kleinen Ticken zuviel der narzisstischen Selbstbespiegelung?
Macht alles für die Zielgruppe: erst streckt Sehrgay seinen knackigen Po aufreizend in die Kamera, dann verspricht er gar, zu schlucken (RU).
Ein gewisser Selbstverliebtheitsvorwurf stand nach seinem Sieg beim französischen Vorentscheid Destination Eurovision auch gegen den blutjungen Youtube-Star Bilal Hassani im Raum, zumal er sich in seinem musikalisch eher dünnen Liedchen ausschließlich mit seinen eigenen Befindlichkeiten als aufgrund seiner Homosexualität, seiner Androgynität und seinem marokkanischen Migrationshintergrund gesellschaftlich Ausgegrenzter beschäftigte und sich in trotzigem Stolz gar selbst zum ‘König’ krönte. Doch wie schon die ‘Diva’ Dana International tat er das ja nicht für sich allein, sondern für alle Andersartigen. Seine gegenüber der Destination stimmlich massiv verbesserte Darbietung griff dies äußert geschickt und glaubwürdig auf, in dem sich Bilal von zwei außergewöhnlich mutigen Tänzerinnen begleiten ließ: der stark übergewichtigen Lizzy Howell und der tauben Lin Ching Lan, die wie unser Held trotz aller Ablehnung und äußerlichen Anfeindungen fest an sich glauben und sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen. Eine berührende, ja inspirierende Präsentation der drei in der diesjährigen Pflichtfarbe weiß antretenden Vorbilder. Da trug der per Schriftgrafik im Bühnenhintergrund eingeblendete, sich an die Zielgruppe richtende Schlussappell “We are all Queens” beinahe schon ein bisschen zu dick auf.
Schönes Haar ist dir gegeben: Bilal mit seiner Festtagsperücke. Sieht toll aus (FR)!
Am besten unter den fixen Finalisten lief es mit Italien für das zweite Big-Five-Land, das zu seinem Status als Einwanderungsnation stand und mit dem ebenfalls (wenn auch nicht offen) schwulen Mahmood einen weiteren Vertreter mit arabischen Wurzeln schickte. Von diesen handelte sein lyrisch packender wie musikalisch pfiffiger Song ‘Soldi’, beziehungsweise von dem mehr als schwierigen Verhältnis zu seinem sich früh in der Kindheit verpisst habenden ägyptischen Vater. Entgegen der bekannten und bedauerlichen Tendenz des Mittelmeerlandes, das Staging zu versemmeln, lieferte das italienische Team diesmal auch optisch ab. Mahmoods Kindheitstrauma packte er in eine wütende Anklage, die der Bad Boy auf authentische Weise aggressiv rappend und finster einherblickend vortrug. Die eindrücklichste seiner Textzeilen, “È difficile stare al mondo / Quando perdi l’orgoglio” ließ er ins Englische übersetzt auf die LED-Wand projizieren, mit Bildern seinen gespaltenen Hauptes illustrierte er seine innere Zerrissenheit. Dazu begleiteten ihn drei schwarz gewandete, extrem maskulin anzuschauende Tänzer. Dieses geballte Paket an Testosteronüberschuss konterkarierte Mahmood geschickt mit doppelten Handklatschern, seit jeher ein Qualitätssiegel für fabelhafte Grand-Prix-Musik und ein deutliches Signal an die Zuschauer/innen: der beißt nicht, der will nur spielen. Und spätestens, als am Ende seines Auftritts alle Anspannung von ihm abfiel und er sich zu einem breiten Lächeln hinreißen ließ, lagen ihm europaweit die Herzen zu Füßen.
Wie aufmerksam: die RAI verpackte Mahmood bereits vorab als Weihnachtsgeschenk. Den dürfte man mir gerne unter den Baum legen (IT)!
Wie man es nicht macht, stellte stattdessen die für Griechenland antretende Katerina Duska unter Beweis, die sich hemmungslos dem Hang der Hellenen zum gigantischen Bühnengimmick hingab. In ihrem Fall handelte es sich um eine riesige, schaumkussförmige Drehwand, die meine Freunde, mit denen ich das erste Semi schaute, zum Spontanausruf “da steht eine riesige Titte auf der Bühne!” hinriss. Eine nicht mehr unzusehende Beobachtung, die noch zusätzliche Nahrung erhielt, als Katerinas Backings kurze Zeit später einen gigantischen Ball hinter ihr hervorzauberten: fraglos die Silikoneinlage, die sie nun im Zuschauerraum zu entsorgen gedachten. Die wie eine Bergziege mit Halsentzündung knödelnde Interpretin hüllte sich ihrerseits in ein puffiges Brokatungetüm, das noch nicht mal der abgefeimteste türkische Hochzeitskleiderladen sich getrauen würde, anzubieten. Dazu begleiteten sie ein paar gelb chiffonierte Krähen und zwei Fechterinnen. Warum? Das weiß der Himmel. Auf die Kraft der Mammae setzte auch die Albanerin Jonida Maliqi, wenngleich auf sehr viel subtilere Weise: die stolze Skipetarin, welche den goldenen Gesichtsschmuck des im ersten Semi ausgeschiedenen Portugiesen Conan Osíris im Haar auftrug, beugte sich zum Songfinale mehrfach mit dem Oberkörper vor, um ihren appetitlichen Ausschnitt in die Kamera zu halten. So wie seinerzeit die polnischen Buttermädge, nur viel dezenter.
Schlechter Trash: Katerine und die sprichwörtliche Küchenspüle (GR).
Doch es gab auch guten Trash: Geschmack bewiesen die Zuschauer/innen, in dem sie sowohl die australische Stangenschwingerin Kate Miller-Heidke als auch den sanmarinesischen Disco-Daddy Serhat, der am Samstag stimmlich deutlich weniger neben der Spur lag als noch in seinem Semifinale am Dienstag, in ihrer Top Ten platzierten. Die Down-Under-Diva nahm sich den hier geäußerten Rat zu Herzen, dass sich das musikalische Menschlichkeitsverbrechen Popera allenfalls dann tolerieren lässt, wenn man es so camp wie möglich präsentiert. Und das tat sie mit ihrer Witch-on-a-Stick-Performance, auch wenn diese in der Wiederholung unvermeidlicherweise einiges von ihrem Unterhaltungswert einbüßte. Dass die Zweitplatzierten des australischen Vorentscheids, die fantastischen Electric Fields, mit Eisprinzessinnenkrone auf dem Haupt die Punktesprecher gaben und dass das Kätchen in Tel Aviv einen Ehrenschlagstock von Hatari verliehen bekam, trug ihr zudem einen Coolnessbonus ein. Sie ist eine von uns! Das isländische Aktionskunstkollektiv sorgte schließlich in der letztmöglichen Sekunde für den schon seit ihrer Akklamation bei der Söngvakeppnin versprochenen Skandal, in dem es während der Punktevergabe im Green Room ein “Palästina”-Banner in die Kamera hielt, was die israelischen Zuschauer/innen in der Halle mit empörtem Buhen quittierten.
Nicht als Spaßact angetreten: Hatari hatten eine Botschaft. Schade, dass diese durch ihre Aktion unter die Räder kam (IS).
Der seit Jahrzehnten ungelöste, für beide Seiten ans Existenzielle gehende Konflikt sorgte bekanntlich bereits im Vorfeld dieses Jahrgangs für Boykottforderungen, gerade auch auf der Elfeninsel. Dessen Sender RÚV sagte die Teilnahme am heurigen ESC dann auch erst zu, als feststand, dass der Wettbewerb nicht im als Hauptstadt umstrittenen Jerusalem stattfindet. Hatari machten öffentlich nie einen Hehl aus ihrer Kritik am Gastgeberland in Bezug auf dessen Umgang mit den Palästinensern, hielten sich vor Ort aber mit entsprechenden Äußerungen zurück. Bis gestern Nacht, als sie – wie übrigens auch Madonna, die zwei ihrer Tänzer mit je einer israelischen und einer palästinensischen Flagge bestickt hatte – den ansonsten von der EBU sorgsam totgeschwiegenen Konflikt doch noch für ein paar Sekunden sichtbar machten. Über mögliche Konsequenzen bis hin zu einer einjährigen Sperre der Isländer soll nun beim nächsten Treffen der Reference-Group entschieden werden. Der RÚV-Chef Magnús Geir Þórðarson hält eine Disqualifikation seines Senders aber für “unwahrscheinlich”. Blöd halt nur, dass aufgrund dieser Aktion niemand mehr über den musikalisch wie textlich aufrüttelnden Beitrag Hataris spricht, der mit dem brandgefährlichen Vormarsch der Rechtspopulisten in Europa ein essentielles Thema anspricht.
Mehr als vier Stunden dauerte die Show am Samstag, auch dank eines einstündigen (!) Votingfensters. So sehr ich den ESC liebe: Kürzungen sind dringend angezeigt!
ESC 2019, Finale
Finale des Eurovision Song Contest 2019. Samstag, der 18. Mai 2019, 21 Uhr, aus dem Expo Convention Center in Tel Aviv, Israel. 26 Teilnehmer:innen. Moderation: Bar Refaeli, Erez Tal, Assi Azar und Lucy Ayoub.# | Land | Interpreten | Songtitel | Televoting | Jury | Summe | Platz |
---|---|---|---|---|---|---|---|
01 | MT | Michaela Pace | Chameleon | 020 | 087 | 107 | 14 |
02 | AL | Jonida Maliqi | Ktheju Tokës | 047 | 043 | 090 | 17 |
03 | CZ | Lake Malawi | Friend of a Friend | 007 | 150 | 157 | 11 |
04 | DE | Sisters | Sister | 000 | 024 | 024 | 25 |
05 | RU | Sergey Lazarev | Scream | 244 | 126 | 370 | 03 |
06 | DK | Leonora Jepsen | Love is forever | 051 | 069 | 120 | 12 |
07 | SM | Serhat Hacıpaşalıoğlu | Say na na na | 065 | 012 | 077 | 19 |
08 | MK | Tamara Todevska | Proud | 058 | 247 | 305 | 07 |
09 | SE | John Lundvik | Too late for Love | 093 | 241 | 334 | 05 |
10 | SI | Zala Kralj + Gašper Šantl | Sebi | 059 | 046 | 105 | 15 |
11 | CY | Tamta Goduadze | Replay | 032 | 077 | 109 | 13 |
12 | NL | Duncan Laurence | Arcade | 261 | 237 | 498 | 01 |
13 | GR | Katerina Duska | Better Love | 024 | 050 | 074 | 21 |
14 | IL | Kobi Marimi | Home | 035 | 000 | 035 | 23 |
15 | NO | Keiino | Spirit in the Sky | 291 | 040 | 331 | 06 |
16 | UK | Michael Rice | Bigger than us | 003 | 008 | 011 | 26 |
17 | IS | Hatari | Hatrið mun sigra | 186 | 046 | 232 | 10 |
18 | EE | Victor Crone | Storm | 048 | 028 | 076 | 20 |
19 | BY | Zena | Like it | 013 | 018 | 031 | 24 |
20 | AZ | Chingiz Mustafayev | Truth | 100 | 202 | 302 | 08 |
21 | FR | Bilal Hassani | Roi | 038 | 067 | 105 | 16 |
22 | IT | Mahmood | Soldi | 253 | 219 | 472 | 02 |
23 | RS | Nevena Božović | Kruna | 054 | 035 | 089 | 18 |
24 | CH | Luca Hänni | She got me | 212 | 152 | 364 | 04 |
25 | AU | Kate Miller-Heidke | Zero Gravity | 131 | 153 | 284 | 09 |
26 | ES | Miki Núñez | La Venda | 053 | 001 | 054 | 22 |
Mei, mei, mei … so viel Verbitterung und Übertreibung, wegen Madonna, bei ESC??? Mein Guter … willst Du uns ernsthaft erzählen, Dir sei in den letzten 36 Jahren nicht bewusst gewesen, dass die Frau gar nicht singen kann ;)? Ganz was Neues, gell ;)?!
Zugegeben, der Auftritt wurde etwas gehypt, aber meeeiine Güüüüüte – deshalb wurde kein Mensch degradiert, der ESC entwürdigt, noch Madonnas Karriereende eingeleutet. Weshalb? Der Rest der Welt wusste nämlich bereits, dass sie nicht singen kann ;). Als sie damals in Sanremo, als Pausenact, auftrat, war das den italienischen Medien bestenfalls eine Nebenzeile, in der Berichterstattung, wert. Hier, wurde sie schon sehr gehypt … aber, was soll’s?
Im Grunde genommen sind alle Green Room Interviews mehr als überflüssig. Was erzählen sie denn da Weltbewegendes? “Ich bin sehr nervös … ja, es ist noch Alles offen … Grüße an meine Kinder, meine Fans und natürlich meinen Schwippschwager!”.
Duncan war auch nicht mein Favorit … aber er ist mir lieber, als ein erneuter schwedischer Sieg. Die schwedische Nummer war so einfallslos, anbiedernd … grässlich.
Chingis war der geilste Mann, der jemals auf einer ESC Bühne stand. Ein absoluter Traummann ;). Allein der Previewclip war schon heiß, dann dass topless Video … und seine Moves auf dem ESC Stage ;). Einfach endgeil ;).
Deutschland war scheusslich. Habe mich für die blonde fremdgeschämt.
Nordmazedonien hat mich überrascht. Habe nicht mit der hohen Platzierung gerechnet. Mir hatte Serbien besser gefallen, von den beiden ex-YU Ländern … auch, wenn das ebenfalls eher lauwarm war. Das Teilnehmerfeld war stark, wie schon lange nicht mehr. Ein guter ESC.
Kann mir bitte jemand die Jury-Vorliebe für Nordmazedonien erklären? Mich hinterließ ihr Ergebnis doch sehr sprachlos.
Also ich finde es ganz erfrischend, dass mal wieder ein “normaler” Beitrag gewonnen hat, kein bedeutungsschwangerer. Nichts gegen gesellschaftliche / politische Themen, aber muss eine Unterhaltungssendung, die der ESC ohne Frage schließlich ist, davon regelrecht vollgeladen sein?
Der Begriff mit dem Formatradio in Bezug auf “Arcade” stimmt ja durchaus, es ist der deutlich kommerziellste Titel. Schlimm finde ich das ganz und gar nicht. Es sei Duncan Laurence gegönnt, sollte der Song ein Hit werden. Auch das wäre mal wieder ein netter Effekt, den es in den letzten Jahren nicht (mehr) gab, was dem Wettbewerb nicht schlecht täte. Denn ein Nischenprogramm soll der ESC schließlich auch nicht sein.
Die Jury-Vorliebe für Nordmazedonien lässt sich ganz einfach mit der Female Empowerment-Botschaft des Liedes erklären. Vollkommen klar, dass das ein Juryliebling sein würde. Ebenso klar, dass der trashtastische norwegische Beitrag bei den Jurys durchfallen und beim Publikum abräumen würde. Es ist ja sogar San Marino auf dem 10. Platz(!) im Televoting gelandet.
Zum deutschen Beitrag: Ich habe gestern nach dem ESC das offizielle Musikvideo entdeckt, dass genialerweise 4 Tage vor dem ESC-Finale veröffentlicht wurde, und da wurde gezeigt, wie man den Beitrag perfekt hätte inszenieren können. Es ist mir vollkommen unverständlich, wie man stattdessen dieses Nichts auf die Bühne bringen konnte. Immerhin war es sehr süß, wie sie sich hinterher gefreut haben. Die beiden haben sich offenbar sehr gut verstanden und viel Spaß miteinander gehabt. Schön für sie, dass sie eine gute Zeit zusammen hatten, bevor sie dann wieder in der Verenkung verschwinden werden.
Das Ergebnis eine Kopie des letzten Jahres,
die zwei Jurysieger sind im Televote abgeschmiert,
und die beiden Nachplatzierten NL und IT nach vorne gewandert.
Bei der Televote-Punktevergabe von Norwegen musste ich echt lachen, der gute alte Eurotrash ist nicht totzukriegen! 😀
Freu mich schon auf die Nachbetrachtung hier!
„… Carlotta und Laura […] haben 1a gesungen. Sie haben eine sehr sympathische, sehr lebendige, sehr glaubwürdige Performance auf der Bühne abgeliefert.“
„Wir haben ja dasselbe gemacht wie im Jahr zuvor. Unser Auswahlverfahren, mit dem wir Michael Schulte und sein Lied gefunden haben und im vergangenen Jahr den vierten Platz in Lissabon erreicht haben, das haben wir 1:1 fortgesetzt und das hat dieses Jahr nicht funktioniert.“
Sagt NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber nach dem Debakel und nach der Schmach von Tel Aviv.
Genau das Gegenteil aber ist der Fall. Die beiden Sisters wirken äußerst unsympathisch und im Zusammenspiel und ‑klang alles andere als harmonisch oder schon gar nicht „sehr lebend“, sondern eher gekünstelt. Das Lied ist schlichtweg eine Frechheit. Zum anderen kam dieses sterbensöde Nichts von Lied über die Wild-Card-Schiene ins Auswahlverfahren, man sich den langweiligen Sums von den Schweizern andrehen lassen. Im deutschen Vorentscheid wurde alles getan, die beiden Sistern (hat eine von denen was mit einem vom NDR?) zu pushen. So allein über den Startplatz und die Juryzusammensetzung.
Die Präsentation mit den Playbackgesichtern auf der LED-Wand wirkte komplett uninspiriert. Warum muss man das Pfannkuchengesicht der einen, die zudem noch geschminkt war, als wär’s der erste Versuch eine Teenagers, sich einen Lidstrich zu ziehen, in Close-ups sehen und dann noch mal riesengroß und gephotoshopped als Backdrop? Gut geht anders.
Sorry, Germany … zero Points vom Publikum ist der gerechte Lohn für eine Schmierenposse und kompletten Unvermögen.
Ich werde zudem auch nicht müde zu betonen, dass Peter Urban eine unerträgliche Labertasche ist und dass er doch bitte endlich, endlich seinen Ruhestand genießen möge! Texte fehlerfrei abzulesen, dazu sollte ein Kommentator imstande sein. Was wir bereits in den Semis gehört haben, muss er nicht 1:1 wiederholen. Gähn! Seine vollkommen unmaßgebliche Meinung solle er für sich behalten. Die kümmerlichen Punkte der Jurys als großen Erfolg und schönes Ergebnis zu feiern – ja geht’s noch. Ich hoffe, dieser Schönredner hat das letzte Mal den ESC kommentiert.
“Blasser Schummelsieger”??? Sag mal, Oliver, gehts eigentlich noch????
@Tamara: du hast Recht, “Schummelsieger” ist eine unangemessene Wortwahl. Er hat ja nach dem aktuellen Verfahren fair gewonnen. Sorry dafür, da hat sich in mir der Only-Teardrops-Effekt seinen Weg gebahnt: ich finde die niederländische Ballade ja ganz nett, aber keinesfalls des Sieges würdig. Wie schon bei Emmelie bringt es mich halt gegen sie auf, dass Duncan seit Monaten gehypt wurde und dann auch durchmarschierte. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Befindlichkeit. Ich habe es jetzt auf “Verlegenheitssieger” geändert, das trifft es in meinen Augen eher, denn er hat ja tatsächlich nur gewonnen, weil Publikum und Jury sich nicht einig wurden.
Aber da kann doch er nichts für. Er hat super abgeliefert, als es drauf ankam, alles andere haben Jurys und Televoter zu verantworten. Ein absolut toller und würdiger Sieger!
Im übrigen fand ich den ersten Televotingplatz für meinen absoluten Lieblingsbeitrag in diesem Jahr (nota bene!) durchaus schmeichelhaft, das war schon reichlich schief gesungen, hat aber am meisten Spaß gemacht vom gesamten Abend (Tauschkonzert mal ausgenommen). Daher sind meine 20 SMSe allesamt Richtung Nederland gewandert, und gerade bin ich einfach nur superhappy mit dem Ergebnis.
War eine tolle Show, vielleicht etwas zu viel Pausenprogramm, und auf La Ciccone hätte ich gern verzichtet.
Die Sisters waren nicht so schlecht wie befürchtet, aber grottiges Staging. Man muss halt auffallen. Aber da brodelt es ja gerade schon.
Momentan bin ich noch etwas reizüberflutet, muss erstmal wieder runterkommen und das ganzen dann in den nächsten Tagen mit etwas Abstand betrachten. Im Moment genieße ich erstmal das Gefühl, dass der Beitrag, den ich am zweitmeisten mag und für den ich mein Geld rausgehauen hab, auch tatsächlich gewonnen hat. 🙂
Ich bin sooo froh wie schon lange nicht mehr beim ES!!. Das erste Mal seit 2010 hat mein Favorit gewonnen, auch die tollen Plätze für Italien und die Schweiz freuen mich.
Das Debakel für Deutschland war leider eines mit Ansage!! Ohne die sehr merkwürdig zustandegekommenen Jurypunkte aus Weißrussland wären wir noch einen Platz weiter runtergerutscht. Bei der Verkündung der Nullnummer aud dem Publikumsvoting musste ich ehrlich gesagt laut lachen, keine Ahnung, es überkam mich einfach. Aber wofür sollte man da als Zuschauer auch anrufen?? Die beiden “Schwestern” waren einfach nur unsympathisch, der Song ein fader Albumtrack mit abgelutschter Botschaft, und diese komischen Projektionen mit den riesigen Gesichtern waren auch eher verstörend als beeindruckend. Dass nur wenige Startplätze weiter Nordmazedonien mit thematisch ähnlichen, aber deutlich besseren Nummer antrat war auch nicht förderlich. Die ewig gleichen Statements danach kann ich auch nicht mehr hören, finde dass sowohl Schreiber als auch Peter Urban endlich in den Ruhestand geschickt gehören!! Ach ja, übergibt die Verantwortung für den ESC bitte an eine andere Anstalt wie den WDR.
Nun wieder zu den anderen Teilnehmern. Auch wenn mich Oliver jetzt lynchen möchte, aber ich persönlich bin froh dass Norwegen nicht gewonnen hat!! Sorry, aber das Teil klingt wie eine Nummer die selbst Rednex zu trashig und peinlich gewesen wäre.
Den großen Hype um Schweden habe ich auch nicht verstehen können. War zwar alles sauber produziert und vorgetragen, aber mich hat es wie so oft bei den schwedischen Beiträgen einfach nicht erreicht. Dennoch tat mir John bei der Wertung ziemlich leid, diese Art der Verkündung gehört dringend eingemottet.
Sergey scheint dagegen geboren für den dritten Platz zu sein. Ich war ja schon 2016 kein großer Fan, und dieser fade Musicalschinken mit der egozentrischen Inszenierung tat nichts dazu um mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Zu Islands Song habe ich mich schon genug geäußert, die Aktion mit der Flagge war dagegen ziemlich daneben!!
Die meisten anderen Songs haben in etwa ähnlich abgeschnitten wie von mir vermutet, auch der erneut letzte Platz vom UK geht finde ich völlig in Ordnung.
Das Rahmenprogramm war mir dagegen deutlich zu lang, besonders der Auftritt der ehemaligen Queen of Pop hätte man ganz gerne ausfallen lassen können.
Insgesamt fand ich den diesjährigen ESC entgegen meiner Vermutung am Anfang der Saison dann doch ganz ordentlich, die Israelis waren tolle Gastgeber mit tollen Ideen wie den Postcards. Bin schon gespannt wie die Niederländer es nächstes Jahr machen und vor allem wo der ESC stattfinden wird. Amsterdam?? Rotterdam?? Den Haag?? Oder ganz woanders?? Wir können auf jeden Fall gespannt sein.
“Das Ergebnis eine Kopie des letzten Jahres,
die zwei Jurysieger sind im Televote abgeschmiert,
und die beiden Nachplatzierten NL und IT nach vorne gewandert.”
Nicht nur das, es fand sich ja sogar eine ähnlich gestrickte, angegospelte Nummer in beiden Jahren an der Spitze der Jury-Wertung. Die internationalen Herren und Damen zeigen sich damit echt ziemlich berechenbar. Im Gegensatz zu dem doch überraschenden Televoting-Sieger.
Tja. Herzlich willkommen in meinem 2017, Herr Rau. (Was zugegeben nicht ganz korrekt ist – meine Reaktion auf Sobrals Sieg war nicht leichte Verwirrung, sondern absolute, totale Ratlosigkeit, verbunden mit “ich gönne es dem Land, aber musste es dieses Lied sein?”)
Ich kann mit einem niederländischen Sieg jedenfalls wunderbar leben – besser jedenfalls als mit einem schwedischen. (Wobei das nach den Punktzahlen eh nicht drin war.) Bei einem derart massiven Split zwischen den Wertungen gewinnt halt auch mal Kompromissmaterial. Hatte eigentlich irgendjemand Norwegen oder Nordmazedonien auf dem Zettel? Ich jedenfalls nicht, aber die Liveperformance der Ersteren am Samstag erklärt ihren Publikumssieg doch recht zwanglos.
Lustigerweise scheint es so, dass das weißrussische Juryergebnis von der EBU tatsächlich auf den Kopf gestellt wurde – jemand auf Twitter hat errechnet, dass das Ersatzresultat (die weißrussische Jury wurde vom Finale ausgeschlossen, weil der Vorsitzende vorher über die Ergebnisse des Semis geplaudert hat) aus einem Schnitt der anderen Länder des gleichen Setztopfs bei der Auslosung bestand, der aber von hinten nach vorne aufgerollt wurde. Nicht nur, dass Weißrussland mit dem “richtigen” Ergebnis vor Deutschland gelandet wäre (weil wir keine Punkte aus BY gekriegt hätten), Nordmazedonien hätte auch die Juryvote gewonnen, weil in der “richtigen” Liste Schweden Neunter war und Nordmazedonien Zweiter (hinter Malta, was ich jetzt mal unkommentiert lasse…). Oh, und Israel hätte mit 0 Jurypunkten da gestanden.
War was? Wir haben gestern noch einmal die Songs des ESC nachgehört und gesehen. Das Beste waren noch die Einlagen von Conchita und “Friends”. Für mich war es ein ESC der Belanglosig- und Mutlosigkeiten. Und wenn einer mal sich traute, dann wurde er entsprechend abgestraft (Portugal, Ungarn) oder (wie immer) nicht angemessen gewürdigt (Italien!!!).
Denn Letztere hätten es wirklich verdient. Tatsächlich ein außergewöhnlicher Song mit gutem Inhalt, einer vielseitigen Musiklinie, die tatsächlich einmal Neues bot und einem charismatischem Sänger. Das Siegerlied kann gut auf NDR 2 in Dauerschleife gespielt werden als gehobenes Mittelmaß (“Melodien, die sich die Hörer wünschen”), mehr aber auch nicht. Außer Island wird mir nicht viel mehr im Gedächnis bleiben (obwohl ich bei Vergleich mit “Lordi” Letzteres immer noch witziger und mitreißender finde). Der Rest ist überwiegend nur noch Mittelmaß, tausend Mal schon gehört, bei Norwegen, dem “Publikumsliebling” reichte es nur ein Jahr um den “Monster”-Titel Finnlands schamlos abzukupfern. Hat anscheinend keiner gemerkt.
Dass sich der “Herzensbrecher” Herr Serhad in diesem Umfeld bewegte, wäre zu verkraften und als lustiges (?) “ironisches” (???) Liedchen abzuhaken gewesen. Wenn es doch nur ein paar positive Ausreißer gegeben hätte !
Ach ja, Peter Urban. Ich habe ihn vor ein paar Monaten in einer Veranstaltung gesehen, in der er über sein musikalisches Leben berichtete. Ein interessanter, ein “verdienter” Mann. Sicherlich immer noch Jemand, der abends im Radio seine Lieblingssongs vorstellt und Neues aus der Musikszene berichtet. Aber als deutscher Kommentator sollte er sich wirklich zurückziehen. Er ist wirklich ein Schönredner, der wieder besseren Wissens eine Meinung absondert, die mit den tatsächlichen Verhältnissen so gar nichts mehr zutun hat. Ich glaube; ich hoffe, er weiß das noch selber. Hier braucht es jetzt eine(n) frische(n), freche(n) und wache(n) Kommentator(en), der Ahnung und Meinung hat.
Im Grunde genommen bin ich Zufrieden mit dem Jahrgang 2019.
Ich hätte zwar den ein oder anderen Beitrag gerne am Samstag noch einmal gesehen aber fügte mich dem Schicksal.
Das Voting empfanden wir als extrem spannend, da ich zum Beispiel von lockeren 200 Punkten für den Schweden vom Publikum ausgegangen bin. Bei selbigen Voting für die Tschechen habe ich mich zwar leicht gewundert (“locker 150!) um dann mit offenen Mund auch bei Nord Mazedonien da zu sitzen. Wenn die Jury schon sooooo Sie bepunktet kriegt “Die” doch locker vom Publikum …. und mehr!
Ich hatte auch ein wenig Panik nach der ersten Voting Pause da ich mich überhaupt nicht mit NORD Mazedonien beschäftigt hatte. Ich kenn da niemanden und mich dort nicht aus!
Da ich dieses Art des Voting-System schon etwas “sadistisch” empfand (Ohhh,die Gesichter!) verstehe ich nicht @Oliver, das du das im nächsten Jahr nicht mehr haben willst? 😉
Warum das Finale zeitlich kürzen, kann von mir aus auch 6h dauern, ist doch nur einmal im Jahr. Und dabei bedeutend kurzweiliger als San Remo.
Man sollte viel öfter das Intervall Programm von ehemaligen Teilnehmern bestreiten lassen, Madonna war überflüssig. Noch überflüssiger war jedoch Vera Serdutchka. Erst mit dafür sorgen, dass die Ukraine nicht mitmacht und dann selbst auftreten. Der Beigeschmack ist mir zu bitter.
Zum Glück hat Schweden nicht gewonnen, das wäre genauso langweilig wie Bayern München.
@Mogulla: Ich fürchte ja, die (tatsächlich vollkommen unerträgliche) Schönrednerei hinsichtlich des deutschen Beitrags ist eher dem dünnhäutigen Umgang des NDR mit dem Thema geschuldet als tatsächlich auf Peter Urbans Mist gewachsen. Man sieht das ja auch, wenn man öffentliche Äußerungen von Thomas Schreiber mitverfolgt, der die von ihm verantworteten Titel stets massiv gegen jede Form von Kritik verteidigt und immer erst mit eins, zwei Jahren Abstand zugibt, dass das wirklich Mist war, was wir geschickt haben. Da herrscht in Hamburg wohl so eine Art Wagenburgmentalität und jeder deutsche Kommentator, der während der Sendung den deutschen Beitrag nicht besinnungslos bejubelt, wäre wohl sofort seinen Job los und käme auf die schwarze Liste.
Immerhin ist ja die Art und Intensität der Jubelarien ein äußerst verlässlicher Anzeiger für den Misserfolg: je ausführlicher Peter Urban während der Show davon berichtet, wie sympathisch sich die deutschen Interpret/innen vor Ort gezeigt hätten und wie beliebt sie im Kollegenkreis seien, um so sicherer kann man mit einem Platz unter den letzten Vier rechnen. 😉
Dann dürften Peter Urban und Thomas Mohr demnächst nichts mehr mit dem ESC zu tun haben, denn Beide haben in Interviews den Finger fett in die Wunde gelegt.
Auch ich bin etwas ratlos zurückgeblieben. Ich finde, die Jurys haben durchaus ihre Berechtigung, aber die äußerst krasse Überschätzung von Schweden kann ich schwer nachvollziehen. Tamara muss man zugute halten, dass sie wirklich sehr gut gesungen hat. Ich finde die Melodie ein wenig banal, aber das Arrangement gibt dem Song die nötige Stärke wieder.
Norwegen habe ich zwar stärker wahrgenommen, aber auch ich hätte es nicht unbedingt auf meinen ersten Platz gesetzt. Das sieht ein Zuschauer, der den Song zum ersten Mal hört, natürlich anders.
Über Deutschland ist schon genug geschrieben worden… außerdem hat sich Peter Urban dieses Jahr auffallend oft versprochen. Ein Beispiel wäre die Verwechslung von Australien und Österreich.
Sehr gefreut habe ich mich über die Rückkehr von Ilanit, Gali Atari und Izhar Cohen. Der Pausenfüller mit Gali war ja beispiellos und darüber habe ich mich sehr gefreut.
Übrigens fand ich nicht nur das norwegische Lied gruselig, folgende Interpreten waren es ebenso: Leonora, Kobi und Mahmood. Mir ist es recht, wenn mir die drei nachts nicht über den Weg laufen.
Ich finde es nur angemessen wenn der deutsche Kommentator den deutschen Beitrag positiv bewertet, und sei es eine Art Zweckoptimismus. So viel Unterstützung und Loyalität erwarte ich von allen die zur jeweiligen Delegation gehören, zumindest bis nach dem Ende der Veranstaltung, allein um den jeweiligen Künstlern den Rücken zu stärken.
@Vondenburg: ja, aber erst nach dem ESC, nicht in der Sendung. Das Urban-Interview habe ich nicht gesehen, Thomas Mohr hat ja in der Tat sehr kluge Sachen gesagt. Aber eben erst hinterher, beim Katerfrühstück. Da, wo es die breite Masse nicht mehr mitbekommt. Der Kommentar von Sven zeigt ja auch, dass einen gewissen Teil der Zuschauerschaft gibt, die Kritik am eigenen Beitrag vor oder während des ESC für Verrat hält, und genau deswegen muss sich Peter Urban in seinen Kommentaren während der Show halt in derartig schmerzbringender Schönrednerei üben, weil man die Schuld am schlechten deutschen Abschneiden nicht bei Frau Merkel oder den undankbaren europäischen Nachbarn suchen würde, sondern bei ihm. Und das müsste jeder andere deutsche Kommentator auch.
@aufrechtgehn:
Das Interview mit Peter Urban war sogar vorher:
https://escxtra.com/2019/05/17/peter-urban-u-k-still-suffers-from-wogan-comments-interview/
Im Prinzip hat Sven schon Recht, wenn er sagt, dass das eigentliche Team zusammen hinter der Sache stehen müssen, schon alleine um die eigentlichen Künstler zu schützen. Die Frage ist doch die darauffolgende Analyse. (Btw. der Schreiber hat sich dieses Mal da extrem zurück gehalten und nur das Verhalten und die Qualität der beiden Sängerinnen gelobt. Könnte also durchaus sein, dass er da schon bei sich dieses Mal die Probleme sieht. Da müssen wir mal die nächsten Tage und Wochen schauen was passiert)
Peter Edelweiss, Sie sprechen mir aus der Seele!
Kann ich 1:1 unterschreiben!!