Madonna wird am Samstag im Finale des Eurovision Song Contest 2019 auftreten. Die seit Monaten als Gerücht gestreute, in den letzten Tagen mit einem entweder unnötigen oder gefakten Drama um nicht unterschriebene Verträge gehypte und gestern bestätigte Nachricht, dass die EBU der amerikanischen Großmutter des Pop, die hierfür sogar noch eine von einem israelischen Industriellen finanzierte Millionengage einstreicht, in der zuschauerstärksten TV-Show der Welt kostenlos die Möglichkeit zur Bewerbung ihres neuesten Albums einräumt, nahm am gestrigen Donnerstagabend gefühlt ein Viertel der Sendezeit, mindestens jedoch der Moderation ein und degradierte die achtzehn im Kampf um den Finaleinzug angetretenen Acts zur bloßen Staffage. Vertraut die EBU der Strahlkraft ihrer eigenen Vorzeigesendung mittlerweile so wenig, dass sie glaubt, dieses erbärmliche Spiel mitmachen zu müssen? Gut, der musikalische Anspruch des zweiten Semifinales, in dem sich zwar alle nicht fix fürs Finale gesetzten Buchmacher-Favoriten tummelten, das aber größtenteils durch glattpolierte, mainstreamige Langeweile glänzte, ließ einen ein Stück weit nachvollziehen, warum man sich seitens des Senders KAN so auf das Drumherum kaprizierte.
Die dürfen das: der Pausenact Shalva mit einem wunderbar herzerwärmenden Kitschstück.
So wie beispielsweise mit dem Auftritt der Shalva Band, eines Musikprojektes für und mit gehandicappten Menschen, die beim diesjährigen israelischen Vorentscheid lange Zeit führte, kurz vor Ende aber aus religiösen Gründen ausstieg, weil sie im Falle der Eurovisionsteilnahme am Freitag – also während des Sabbat – im Juryfinale hätte singen müssen. Statt ihrer zog der zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschiedene Kobi Marimi per Wildcard wieder ein – und gewann. Frappant stach in dieser Qualifikationsrunde ins Auge, wie viele Länder praktisch darum bettelten, bloß nicht weiter ins Finale gewählt zu werden, in dem sie bewusst magere Liedchen sandten und diese dazu noch auffällig ärmlich inszenierten. Das Musterbeispiel: der Litauer Jurij Veklenko, in früheren Jahren bereits als Tänzer und Chorsänger im Grand-Prix-Einsatz, der versuchte, seine innere Vicky Leandros zu channeln und die Bühne mit grazilen Handgesten völlig alleine zu bespielen, wofür ihm jedoch die Ausstrahlung fehlte. Zwar war der im schlichten schwarzen T‑Shirt, Jeans und Stiefeln auftretende, gut gebaute Jurij durchaus lecker anzuschauen, so dass ich mich ertappte, im Refrain anstelle der Zeile “Come on, come on, let your Feelings out” mehrfach “Come on, come on, get your Penis out” mitzusummen, er blickte dabei aber so welpenhaft devot in die Kamera und sang mit einer dermaßen wimmerigen Falsettstimme, dass sämtlicher Sexappeal umgehend erstarb.
This Boy is a Bottom: Jurij rennt nicht mit den Löwen, sondern von ihnen davon (LT).
Auch der sich aktuell in harter politischer wie finanzieller Bedrängnis durch die mitregierenden Rechtsfaschisten der FPÖ befindliche ORF tat von Anfang an alles, um trotz der großzügigen Jury-Liebe der letzten Jahre für die österreichischen Beiträge bloß nicht in die Verlegenheit zu kommen, den Wettbewerb 2020 erneut in Wien austragen zu müssen. So ignorierte man das Angebot des großartigen, kontroversen Politsatire-Acts Hyäne Fischer und wählte stattdessen die Elektro-Pop-Künstlerin Gabriela Horn alias Pænda intern aus. Doch auch bei ihr entschied sich der ORF nicht für eine von der Interpretin selbst vorgeschlagene, eingängigere Nummer, sondern für das laut dem Standard-Kritiker Karl Fluch “schlechteste Lied von Pændas neuem Album”. Die inhaltlich von der durch die massive tägliche Überforderung in unserer irre gewordenen Leistungs- und Selbstoptimierungsgesellschaft ausgelösten kollektiven und / oder individuellen Depression handelnde, musikalisch indes “eher ereignisarme, dafür von sich selbst über die Maßen ergriffene Ballade” trug die lilahaarige Sängerin dermaßen fiepsig jaulend vor, dass einem als Zuschauer/in selbst jeglicher Lebenswillen flöten ging. Auch Horn musste die Bühne alleine füllen, wurde jedoch von der Lichtregie zudem dermaßen ins Halbdunkel gehüllt, das man glauben konnte, einer Darbietung der Dame ohne Unterleib beizuwohnen. Deprimierend!
Hat sie Beine oder keine? Die KAN-Lichtregie ließ diese Frage unbeantwortet (AT).
Bereits die erste Interpretin des zweiten Semis, die in weitestmöglichem Abstand zu dem den Reigen beschließenden aserbaidschanischen Konkurrenten platzierte Armenierin Srbuk, musste ohne jeglichen Begleitschutz auf das Bühnendreieck. Was in ihrem Fall noch am ehesten passte, da die mit Corn Rows verunstaltete Sängerin ihren die Beendigung einer gewalttätigen Beziehung thematisierenden Titel ‘Walking out’ dermaßen aggressiv vortrug, dass man den Eindruck bekam, sie habe sich jeglicher Chorsänger/innen oder Tänzer bereits im Vorfeld durch persönliche körperliche Angriffe entledigt. Den Begleitschutz wird sie nun möglicherweise bei der Rückkehr in die Heimat benötigen, denn die Schmach des Ausscheidens im Semifinale könnten ihre Landsleute ihr sehr übel nehmen. Zumal der erwähnte Konkurrent des Erzfeindes, der zu allem Überfluss extrem arrogant auftretende und bei der Bekanntgabe seines Finaleinzugs im Green Room auch noch höhnisch die ansehnlich trainierten Bizeps flexende Chingiz Mustafayev im Gegensatz zu Srbuk weiterkam. Der schöne Dschinghis stand übrigens ebenfalls alleine auf der Bühne, flankiert jedoch von zwei Roboterarmen, die per Laser eine diffizile Operation am offenen Herzen durchführten, während er mit gelangweilter Miene seinen egalen Song runterratterte.
Bange Minuten: kann der schöne Aseri die Herz-OP überleben? Beruhigung: Chingiz kann.
Zur vorsorglichen Rache hackten sich die Armenier während des aserbaidschanischen Auftritts in die Live-Übertragung ein und ließen Chingiz von einem computeranimierten Double pfählen, was den breitbeinig dastehenden Schwarzmeer-Macho aber auch nicht weiter beeindruckte. Doch zurück zu den Ausgeschiedenen, die sich fast alle in der ersten Hälfte des Starterfeldes sammelten. Zu ihnen gehörte auch die riesige und im Green-Room-Interview mit erstaunlich basslastiger Stimme sprechende Irin Sarah McTernan, der somit offiziellen Nachfolgerin von Linda Martin in der Grand-Prix-Ratespielkategorie “Dragqueen oder Bio-Frau?”. Sarah, die mit zwei Begleittänzerinnen an einem Fünfzigerjahre-Dinertresen Platz nahm, wo sich die drei Damen lediglich zwei bereitgestellte Eisbecher teilen sollten, die sie schließlich in Sorge um die vielen Kalorien lieber am Bühnenrand zum Konsum durch das Hallenpublikum stehen ließen, quetschte ihre üppigen Kurven in eine figurbetonende Kunstlederklamotte, die ihr offenhörbar ein wenig die Luft abdrückte. So klang sie ziemlich schnappatmig, was den Genuss ihres harmlos vor sich hinplätschernden Gute-Laune-Liedchens leicht minderte. Doch egal: eine ernsthafte Chance auf den Finaleinzug besaß das vordringlich zur Supermarktbeschallung geeignete ‘22’ ohnehin nie.
Bezog sich die Größenangabe ‘22’ nun auf ihren Ex oder gar auf Sarah selbst (IE)?
In die Kategorie “Starbucks-Soundtrack” fiel ebenfalls der lettische Beitrag ‘That Night’, mit dem das Duo Carousel versuchte, auf den Spuren der Common Linnets zu wandeln. Allerdings erwies sich ihr nettes Folkpopliedchen dann doch als eine Spur zu entspannt und vor allem deutlich zu repetitiv, um zu zünden. Und es fehlte die von flammender Haßliebe gesättigte Chemie zwischen den beiden Protagonisten, die den Auftritt von Ilse DeLange und Waylon damals so intensiv wirken ließ. Was auch daran lag, dass hier lediglich die (im Vergleich zur Supernova heuer deutlich weniger abgehärmt aussehende) Sängerin Sabine Žuga aufrecht stand und die Kamera sich die ganze Zeit auf sie fokussierte, während ihr gitarrespielender Kompagnon Maris Vasilievsky, der Mann mit der schönsten Haarpracht des aktuellen Jahrganges, auf einem Hocker saß und praktisch nicht präsent war. Doch wie schon bei der Irin gilt: selbst, wenn die Beiden sich während ihrer drei Minuten der Kleider entledigt oder abwechselnd ein Hamsterrad angetrieben hätten, die Aussichten für einen Finaleinzug wären dadurch um kein Jota gestiegen. Wer sanft einlullendes Geplonker zum Wettbewerb einreicht, der möchte diesen nicht gewinnen, und das Publikum spürt das.
Da half auch die Wahl Sunil-weißer Klamotten, in diesem Jahr die Farbe der Wahl, nicht: die Letten sind nicht zu retten.
Das Publikum merkt es auch, wenn man ihm steinalte Konzepte unterschieben will, so wie im Falle Moldawiens. Dessen Sender TRM hatte im Angesicht der herausragend guten Ergebnisse mit peppigen Spaß-Nummern in den letzten Jahren aus Angst vor einem möglichen Eurovisionssieg extra im heimischen Vorentscheid mit Hilfe der Jury einen immens zähen Song zum Sieg manipulieren lassen, der klingt, als sei er durch ein AI-Programm aus sämtlichen Grand-Prix-Balladen seit 1956 destilliert und dann nach homöopathischen Methoden bis zur Unkenntlichkeit verdünnt, Verzeihung: potenziert worden. Als Interpretin nahm man mit Anna Odobescu eine stimmlich leicht überforderte, aber ehrgeizige Sängerin, die bei den vorschriftsmäßigen hohen Tönen den Mund so weit aufriss, dass man glauben konnte, sie wolle nicht nur gleich das Mikrofon verschlingen, sondern auch die ihr zur Ablenkung an die Seite gestellte Sandmalerin Kseniya Simonova. Ja, richtig, eben jene ukrainische Kunsthandwerkerin, die bereits 2011 das kaum minder zähe ‘Angel’ von Mika Newton vor dem verdienten Untergang rettete. Vor acht Jahren allerdings funktionierte das alleine schon über den Neuigkeitswert dieser Unterhaltungskunst. 2019 indes ist es ein alter Hut, und damit genau so uninteressant wie Annas Lied.
Im Osten nix Neues: Anna bellte umsonst den sandenen Mond an (MD).
Frau Simonova tat sich übrigens in der Probenwoche noch mit zickigen Beschwerden gegenüber dem Produktionsteam unangenehm hervor: all ihre tausendfach vorgetragenen Änderungsvorschläge zur Kameraführung seien unberücksichtigt geblieben, barmte sie auf Facebook, diese komische Frau im Hochzeitskleid sei noch immer gelegentlich im Bild zu sehen… Ein deutlich zeitgemäßeres Konzept präsentierte Ester Peony, die für das Bruderland Rumänien antrat (und beim dortigen Vorentscheid ebenfalls durch die Jury an die Spitze manipuliert wurde). Ihr mit aufgesetztem Idiom vorgetragener Song ‘On a Sunday’ entsprach technisch allen modernen Anforderungen, verzichtete er doch vollständig auf eine erkennbare Melodie, einen Refrain oder einen sonstigen roten Faden und reihte dafür elektronische Drops und Breaks sowie tausend kurz angerissene, aber nicht zu Ende geführte Ideen aneinander. Wie man das halt heute in Zeiten des Musikstreamings und des allgemeinen Aufmerksamkeitsdefizits so macht. Ihre Bühnenshow als Schwarze Witwe auf dem roten Brokatsessel beeindruckte durch Präzision, Feuersbrunst und zwei finster dreinschauende, maskierte und muskulöse Tänzer. Obschon ich das Lied nach wie vor hasse, hätte ich mit ihrem Weiterkommen fest gerechnet. Doch zwei kleine, aber bedeutsame Details machten ihr einen Strich durch die Rechnung.
Da steht ein Pferd auf dem Flur: Ester, das Peony (RO).
Eines davon verantwortete das rumänische Team sogar selbst: an einer Stelle nämlich zuppelten die beiden Tanzhühnen an der Schulter und der Wirbelsäule der Sängerin herum, als wollten sie irgendwelche Haken und Ösen lösen. Doch die so geweckten Erwartungen auf ein Trickkleid blieben unerfüllt: bittere Enttäuschung! Den endgültigen Todesstoß versetzte Ester jedoch die Bildregie des israelischen Senders KAN, das just in dem Moment zu einer Totalen in den hintersten Winkel des Expo-Centers blendete, als dort ein Zuschauer von den Sitzrängen aufstand, so als wolle er im Protest den Saal verlassen. Wer sollte nach dieser Einblendung noch für Rumänien anrufen? Bleibt noch, als vielleicht überraschendster Nicht-Qualifikant, der kroatische Ephebe Roko Blažević, der mit dem von Jacques Houdek komponierten, schreiend campen Kitschriemen ‘The Dream’ einen von lediglich zwei Liedern dieses Semis präsentierte, die das Gütesiegel “nur beim Grand Prix!” verdienten. Rund um die DORA soll es ja gerüchtehalber zu einen Machtkampf zwischen Houdek und seinem Schützling um das Tragen der lächerlichen gigantischen Engelsflügel gekommen sein, und für die erste Minute von Rokos Auftritt sah es so aus, als habe er den Streit für sich entschieden.
Fly, Roko, fly: vor der Abgeschmacktheit älterer Schrankschwestern ist kein Entkommen (HR).
Doch Houdek wäre nicht Houdek, wenn er auf den Pomp der Inszenierung beim heimischen Vorentscheid nicht noch hätte einen drauf setzen können. Zum sichtbaren Verdruss seines Sängers ließ er nämlich zwei mit Goldflügeln verzierte Tänzer von der Decke herunterschweben, die nicht nur derartig tuntig über die Bretter tänzelten, dass die Bildschirme von innen beschlugen, sondern flugs ein weiteres, im Bühnennebel verstecktes Schwingenpaar aufhoben und dem wehrlosen Roko überstülpten. In seiner Gesamtheit wirkte der (von mir dafür natürlich hart abgefeierte) Auftritt wie aus dem feuchten Fiebertraum eines Rudolph Moshammer entsprungen: eine derartig massive Ansammlung schlechten klemmschwulen Geschmacks dürfte man heutzutage sonst allenfalls noch bei der Haushaltsauflösung von verstorbenen Homoletten aus der Adenauerzeit bewundern können. Den zweiten auf fast schon nostalgische Weise typischen Grand-Prix-Beitrag steuerte natürlich das norwegische Trio Keiino rund um den schwulen Frontmann Tom Hugo mit seinem gar nicht hoch genug zu lobenden ‘Voi Voi’-trifft-‘Monsters’-Schlager ‘Spirit in the Sky’ bei, der es dankenswerterweise ins Finale schaffte und daher am Sonntag besprochen werden soll.
Gettin’ rowdy rowdy: Luca Hänni mit dem saubersten Dirty Dancing aller Zeiten (CH).
Abbitte leisten muss ich an dieser Stelle bei meinen wenigen verbliebenen schweizerischen Leser/innen, hatte ich doch zwischenzeitlich jeglichen Glauben daran verloren, dass es die Eidgenossenschaft jemals wieder aus eigener Kraft ins Finale schaffen könnte. Doch wie man sieht: es geht, wenn man es wirklich will! Der ehemalige DSDS-Sieger Luca Hänni demonstrierte am Donnerstag mit seinem ausgesprochen überzeugend vorgetanzten ‘Despaschwiizo’-Abklatsch, dass allenfalls mittelmäßige musikalische Originalität und der ein oder andere etwas angestrengt klingende Ton nicht die geringste Rolle spielen, wenn man es schafft, glaubhaft so tun, als habe man gerade die Zeit seines Lebens auf der Bühne. Das machte richtig Spaß beim Zuschauen, und auch, wenn ich nach wie vor heimlich auf Reykjavik 2020 hoffe, so würde ich dennoch nicht grollen, ginge es nächstes Jahr nach Bern. Große Freude herrscht ebenso über die Qualifikation von Tamara Todevska mit ihrer kraftvollen, so dramatisch wie auf den Punkt präsentierten Female-Empowerment-Hymne ‘Proud’ (schaut her, Sisters, so geht das!). Da hat sich die seit Dekaden überfällige und erst Anfang diesen Jahres nach langem Bangen und vielen politischen Hürden glücklich erfolgte Umbenennung von FYROM in Nordmazedonien wohl gelohnt!
Beim FiK noch als anmutige Nofrete aufgemacht, sah Jonida beim ESC-Semi eher wie eine Roma-Matriarchin aus. Das Lied drückte dennoch alle meine Knöpfe (AL).
Mit Jonida Maliqi zog eine weitere meiner Wunschkandidat/innen ins Finale ein. Der Albanerin dürfte das Thema ihres stimmlich herausragend und kreischfrei dargebotenen klassischen Balkan-Tränenziehers ‘Ktheju Tokës’, nämlich der flehentliche Appell zur Rückkehr ins Heimatland, geholfen haben, die Anrufe der zahlreichen, über ganz Europa verteilten skipetarischen Exilant/innen einzusammeln. Da fiel selbst ihre ziemlich zigane Aufmachung mit Blume im Haar und wallendem Rock nicht weiter ins Gewicht. Eher überraschend hingegen die Qualifikation Maltas, deren pausbäckige und heillos überfordert wirkende Repräsentantin Michaela Pace praktisch den Gegenentwurf zur rumänischen Konkurrentin Ester Peony lieferte: beide ausgestattet mit einem zeitgemäßen, für ältere Semester wie den Rezensenten nur schwer verdaulichen, wüst zusammengestoppelten Pop-Amalgam, entschied sich das mediterrane Team für eine kribbelbunte Präsentation mit einem die Sinne überflutenden Grafik- und Farben-Overkill. Interessant zu wissen wäre schließlich noch, wer oder was in den dänischen Bot Leonora Jepsen fuhr, dass sie es schaffte, ihren hart verkrampften Gesichtsausdruck vom DMGP abzulegen und ein beinahe überzeugendes menschliches Lächeln zu simulieren. Machte das diabeteserzeugend zuckersüße Kinderlied ‘Love is forever’ zwar nicht um ein einziges Mü erträglicher, senkte aber zumindest den Gruselfaktor ein wenig. Und man ist ja heute schon für Kleinigkeiten dankbar.
Die komplette Show vom Donnerstag am Stück. Enjoy!
ESC 2019, 2. Semi
2. Semifinale des Eurovision Song Contest 2019. Donnerstag, der 16. Mai 2019, 21 Uhr, aus dem Expo Convention Center in Tel Aviv, Israel. 18 Teilnehmer:innen. Moderation: Bar Refaeli, Erez Tal, Assi Azar und Lucy Ayoub.# | Land | Interpreten | Songtitel | Televoting | Jury | Summe | Platz |
---|---|---|---|---|---|---|---|
01 | AM | Srbuk | Walking out | 023 | 026 | 049 | 16 |
02 | IE | Sarah McTernan | 22 | 003 | 013 | 016 | 18 |
03 | MD | Anna Odubescu | Stay | 027 | 058 | 085 | 12 |
04 | CH | Luca Hänni | She got me | 137 | 095 | 232 | 04 |
05 | LV | Carousel | That Night | 013 | 037 | 050 | 15 |
06 | RO | Ester Peony | On a Sunday | 024 | 047 | 071 | 13 |
07 | DK | Leonora Jepsen | Love is forever | 041 | 053 | 094 | 10 |
08 | SE | John Lundvik | Too late for Love | 088 | 150 | 238 | 03 |
09 | AT | Pænda | Limits | 000 | 021 | 021 | 17 |
10 | HR | Roko Blažević | The Dream | 038 | 026 | 064 | 14 |
11 | MT | Michaela Pace | Chameleon | 050 | 107 | 157 | 08 |
12 | LT | Jurij Veklenko | Run with the Lions | 077 | 016 | 093 | 11 |
13 | RU | Sergey Lazarev | Scream | 124 | 093 | 217 | 06 |
14 | AL | Jonida Maliqi | Ktheju Tokës | 058 | 038 | 096 | 09 |
15 | NO | Keiino | Spirit in the Sky | 170 | 040 | 210 | 07 |
16 | NL | Duncan Laurence | Arcade | 140 | 140 | 280 | 01 |
17 | MK | Tamara Todesvka | Proud | 084 | 155 | 239 | 02 |
18 | AZ | Chengiz Mustafayev | Truth | 121 | 103 | 224 | 05 |
Albaniens Beitrag war also dem Hausherrn zufolge “stimmlich herausragend und kreischfrei dargeboten”. Da muss Olli wohl einen anderen Auftritt gesehen haben als ich. Jonida hat viel gekrischen und dabei leider kaum einen Ton richtig getroffen und sogar in ihrem Schnelldurchlaufschnipsel recht schief gesungen, so dass ich mich schon damit abzufinden begann, dass stattdessen woll die kroatische Engelsshow ins Finale kommt. Was uns ja zum Glück erspart geblieben ist.
Generell bin ich mit den Qualifikanten des zweiten Semis vollauf zufrieden. Die Länder, die diesmal abstimmen durften, haben eindeutig einen besseren Musikgeschmack als die Leute vom ersten Halbfinale.
Ja, auch ich empfinde das albanische Liedchen als zäh, gähnend langweilig und, ohne Wiedererkennbarkeit. Die Interpretin detonierte, rhythmisch war das unsauber und die Töne um Halbtöne verfehlt.
Dänemark? Scary die Züge der Interpretin. Infantil Inszenierung und Arrangement. Pfui.
Die beiden deutschen “Zwergenköniginnen” beim Interview am Tresen umringt von lauter Gulliver – o jemine! Germany – Letzte mit Ansage. Schlechter Song, ungeeignete und unglaubwürdige Interpreten. Null Pukte wären gerecht.
Insgesamt hat mir das zweite Semi deutlich besser gefallen als das erste, allein vom gesanglichen Niveau her. Bin total zufrieden mit den Finalisten, meine Favoriten Luca und Duncan haben toll abgeliefert.
Nun aber zu den Ausscheidern.
- Armenien: Der Song gibt mir immer noch gar nichts, und dieser komische Bildeffekt hat daran auch nichts geändert. Die frühe Startposition war auch nicht gerade förderlich.
- Irland: Das vorhersehbarste Aus in diesem Semi. Der Song plätschert nach 20 Sekunden einfach nur noch vor sich hin, gesanglich war es auch ziemlich mau, dazu kam dass Sarah wirkte wie die typische Teilnehmerin eines Trashformats auf RTL 2, also nicht wirklich sympathisch. Der ungeliebte Startplatz gab ihr dann den Rest.
- Moldau: Was habe ich mich gefreut dass diese billige Effekthascherei gescheitert ist!! Der Song ist einfach mindestens 10 Jahre zu spät und von Annas Stimme bekam ich Gänsehaut, aber im negativen Sinne. Ach ja, weiß zufällig jemand in welcher Sprache die Frau sang?? Ofiziell soll es ja Englisch gewesen sein, nur habe ich wirklich kein einziges Wort verstanden.
- Lettland: Die Stimme gefällt mir immer noch wahnsinnig gut, nur hatten die beiden das Pech direkt nach Luca starten zu müssen, nach dem Feuerwerk wirkte der Beitrag leider wie eine eiskalte Dusche. War wohl einfach zu unauffällig.
- Rumänien: Belanglos, mich hat da gar nichts erreicht. Mehr kann ich dazu nicht mehr sagen, da der Song mir ständig aus dem Gedächtnis entweicht.
- Österreich: Aua!! Das tat wirklich in den Ohren weh!! Die ganze Inszenierung hat das Lied finde ich noch dröger gemacht und die drei Minuten einen wie drei Stunden vorkommen lassen. Streitet sich glaube ich mit Irland um den letzten Platz.
- Kroatien: Es war schon irgendwie unterhaltsam, aber der Song ist natürlich Kitsch pur und nur in sehr homöopathischen Dosen zu ertragen. Ich hoffe bloß das Houdek nicht nochmal selber auftaucht.
- Litauen: Warum gab es im Hintergrund kein Löwenbild wenn der Song schon so heißt?? Da wäre wenigstens etwas in Erinnerung geblieben, so war es einfach nur öde.
Kurz ein geographischer Hinweis: Der heimatliebende Azeri badet im Kaspischen Meer, Schwarzmeer-Machos sind dann eher in Georgien, Russland, … zu finden.
Es ist immer erfrischend, deine Beschreibungen und Ansichten zu lesen. Herzlichen Dank dafür!
Ich bin schweizer und lese und kommentiere deine artikel immer noch sehr gerne. Auch wenn du mit uns nie zimperlich umgegangen bist. Von daher, danke für deine lobenden worte über luca. Das geht runter wie honig.
Und heute abend:HOPP LUCA, GOBFOR GOLD
Oliver, warum so brastig? War doch nett. Klar, das Rahmenprogramm am Samstag wird große Klasse werden, und warum auch nicht?
Das Ergebnis geht im großen und ganzen in Ordnung, nur das Weiterkommen der Albanerin kann ich nicht verstehen. Das war drei Minuten unerträgliches Gekreische direkt neben der Melodie, kein Wunder, dass sie Startplatz 2 bekommen hat. Mit Malta bin ich insofern einverstanden, als sie am Donnerstag ganz gut abgeliefert hat. Wird aber im Finale dagegen keine Rolle spielen.
Die Favoriten haben sich bis auf zwei Ausnahmen wohl aus dem Rennen verabschiedet. Duncan – wer soll ihn stoppen? Da sehe ich nur zwei, die das können. Die eine ist Kate Miller-Heidke, der andere ist Luca Hänni, der am Donnerstag eindeutig den besten Auftritt abgeliefert hat. Jetzt hat er bei den Bookies auch endlich John Lundvik überholt, der sehr solide war, aber eben nicht so gut wie Luca. Sergey hat sich wohl leider aus dem Rennen geschossen, und Chingiz – nääää.
Egal was kommt, ich wünsche uns allen heute abend eine höggschdpläsierliche Veranstaltung (und bitte, bitte, bitte NICHT Reykjavik 2020! Sonst muss ICH mich aus dem Geschäft zurückziehen!).
Irgendwie wollte in diesem Semi keine rechte Spannung aufkommen, die 5 Favoriten waren eh klar und wer es sonst noch wird war auch nicht so wichtig.
Und beim Finale droht das gleiche Spiel, oder gabs schon mal so einen klaren Wettfavoriten, der es dann doch nicht gepackt hat?
Drücke heute Abend trotzdem Mahmood und Hatari die Daumen!
Und Luca hat seine Sache doch fein gemacht, muss man gerne zugeben, darf sich mit Zena den diesjährigen Eleni Foureira – Award für die beste Dance-Performance teilen!
Erste Sahne wieder @Oliver, deine Einschätzung ist ganz die Meine. Mittlerweile
kann ich mir den Luca sogar bis zum Schluss anschauen . Er ist wirklich gut , trotz seines etwas aufgesetzten Lächelns, Warum soll nicht aus Heidis Ziegenpeter ein Latin Lover geworden sein ?Alles ist heutzutage möglich.
Die stimmliche Qualität der Albanerin kann ich auch nur unterstreichen. Ich weiß nicht wie es im Fernsehen rüberkommt. Die Frau sang gestern ca. 5 Meter vor uns (und auch am Mittwoch sowie im Club ) traf dort immer jeden Ton .Für die Leute die um uns herum standen (5 Nationen ) war ihr Finaleinzug klar. Das kann doch am Donnerstag nicht anders gewesen sein? Mir gefällt zwar immer noch nicht ihre « Albanische Parfüm Verkäuferinnen Optik « aber dafür kann ja ihre Stimme und das Lied nix. Wenn ihr wüsstet, wie Euch San Marino « nachher « quälen « wird .? . Ich glaube nicht das er bis dato seine Stimme gefunden hat !